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Studienheft als Belegmaterial für das Wissenschaftliche Arbeiten?


schwedi

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Wie haltet Ihr das mit den Belegen aus Studienmaterialien? In allen Büchern und Skripten zum Thema Wissenschaftlichen Arbeiten, die ich gelesen habe, wird auf die Notwendigkeit der öffentlichen Zugänglichkeit der Quellen hingewiesen. Das ist ja bei Studienheften ja nicht der Fall. Außerdem sollte man keine Sekundärliteratur verwenden bzw. wenn, dann nur seehr sparsam. Studienhefte sind ja aber praktisch nur Zusammenfassungen von Primärliteratur.

Ich kann schwer einschätzen, wie schwer der Verstoß gegen diese Regeln bei Verwendung dieser Quelle wiegt. Wisst Ihr dazu mehr?

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Hallo schwedi,

bei mir ist es so das ich eine Liste habe was für Quellen ich in welchem Semester benutzen darf. Derzeit bin ich im 2ten Semester und darf noch auf meine Studienbriefe zurückgreifen. Aber ich glaube der Grund liegt bei mir darin, dass ich vom 1.ten Semester an gefühlt über die Hälfte meiner Leistungen über Hausarbeiten, Einsendeaufgaben, Präsentationen oder Fallstudien erbringe. Hast du schionmal an deiner FH nachgefragt?

LG trullalila

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Ich halte das aus dem von dir genannten Grund auch für problematisch und würde es mit der Hochschule klären.

Wird denn in deinen Studienbriefen mit Quellenangaben gearbeitet, die du ggf. heranziehen könntest?

Etwas Anderes ist es zum Beispiel im Psychologie-Studium an der PFH. Dort bestehen die Studienbriefe ausschließlich aus leicht angepassten Büchern aus dem Hogrefe-Verlag, die auch jeweils zu Beginn der Hefte genannt werden. Auch da würde ich für Quellenangaben immer auf die veröffentlichten Original-Bücher verweisen, nur wäre das in dem Fall halt etwas einfacher.

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Wie haltet Ihr das mit den Belegen aus Studienmaterialien?

Ich selber benutze Studienbriefe ausschließlich um Quellen zu finden, aber nicht als Quellenangabe. Hauptsächlich deshalb, weil wir schon im 1.Semester darauf hingewiesen wurden, dass eine wissenschaftliche Arbeit vorzugsweise Primärquellen enthalten sollte.

Bei uns ist es so, dass vereinzelte Angaben von Studienbriefen nicht problematisch sind. Allerdings ist mir ein Fall bekannt, bei dem jemand die gesamte Literaturangabe nur mit Studienbriefen bestritten hat. Ob und welche Konsequenzen das hatte weiß ich aber nicht.

Ich vermute mal, dass jede Hochschule das anders handhabt und schließe mich dem Rat der anderen an bei der Hochschule nachzufragen.

LG Higgins

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Außerdem sollte man keine Sekundärliteratur verwenden bzw. wenn, dann nur seehr sparsam. Studienhefte sind ja aber praktisch nur Zusammenfassungen von Primärliteratur.

Also die Sache kam ja schon öfter, und ich fürchte, ich rede hier gegen eine Wand, aber ich versuche es nochmal. Derartige Pauschalisierungen hört man hier oft, und ich frage mich, woher das kommt, denn es ist grundfalsch. Wirklich grundfalsch.

Fangen wir mit den Begriffen an: Was ist überhaupt Primär- und Sekundärliteratur? Es hängt vom Fach ab, aber Primärliteratur ist Literatur, die vor der wissenschaftlichen Auseinandersetzung da war, Sekundärliteratur die wissenschaftliche Literatur, die sich mit der Primärliteratur beschäftigt (auch wenn sie das so deutlich nicht sagt), Tertiärliteratur wären reine Zusammenfassungen von Sekundärliteratur wie Nachschlagewerke oder Lehrbücher, die selbst nicht den Anspruch erheben, das Wissen zu erweitern.

Einige Beispiele hierzu:

Literaturwissenschaft: Primärliteratur sind die Werke von Thomas Mann, seine Briefe, Entwürfe und Notizen, auch zeitgenössische Primärliteratur andere, soweit sie damit in Zusammenhang stehen. Sekundärliteratur sind literaturwissenschaftliche Werke über Thomas Mann.

Informatik: Primärliteratur sind die RFCs etc., in denen Netzwerkprotokolle spezifiziert sind, Sekundärliteratur die technische-wissenschaftliche Auseindersetzung mit diesen.

Biologie: Als Primärliteratur wird die erste Beschreibung einer Spezies verstanden, Sekundärliteratur sind wissenschaftliche Werke der Botanik.

Geschichte: Primärliteratur sind Quellen, also Akten, Protokolle, Briefe usw. aus der Zeit, Sekundärliteratur sind Werke der Geschichtswissenschaft.

Jura: Primärquellen sind Gesetzestexte und Urteile, Sekundärliteratur sind juristische Werke.

Wie man sieht, ist der Begriff in Wissenschaften, die sich mit einem Gebiet auseinandersetzen, das selbst schon schriftlich ist (Jura als klassisches Beispiel) einfacher als in solchen, in denen das Betätigugnsfeld als "Sache" anfassbar vorliegt (Biologie hat eben "die Natur" materiell vor der Haustür, Jura hat "das Recht" nicht fassbar, es wird erst im Akt der Verschriftlichung als Gesetz oder andere Rechtsquelle überhaupt greifbar). Trotzdem sind Primärquellen solche Dinge, die nicht mit dem Ziel der Auseinandersetzung mit einer anderen bereits wissenschaftlich gefilterten Meinung entstehen, sondern "unmittelbar".

Da gibt es natürlich einige Feinheiten, so sind die wissenschaftlichen Werke zu Thomas Mann aus den 50er Jahren Sekundärliteratur zu Thomas Mann und Primärlitertur zur Geschichte der Literaturwissenschaft der 50er Jahre. Und der Brockhaus ist Tertiärliteratur, aber Primärliteratur zur Enzyklopädiegeschichte. Ein Werk hat also nicht per se eine Kategorie, sondern ist primär-sekundär-tertiärliteratur für eine bestimmte Forschungsrichtung.

So. Und was folgt daraus jetzt für die wissenschaftliche Arbeit, z. B. in einer Hausarbeit? Man muss Sekundärliteratur zitieren, weil man sich mit dem Stand der Forschung auseinandersetzten muss, um diesen irgendwie zu verarbeiten. Wie will man den Stand der Forschung verarbeiten oder etwas darüber hinausgehendes produzieren, wenn man den Stand nicht kennt? Das heißt nicht, dass man die Primärquellen vernachlässigen darf. Wer zu Thomas Mann arbeiten will, muss sein Werk kennen und die Literatur über ihn.

In welche Kategorien fallen nun die Studienbriefe? Es könnte Sekundärliteratur sein, wie andere wissenschaftlich-akademische Werke auch. Oder man könnte argumentieren, dass sie Tertiärliteratur sind, wie Lehrbücher. Das hängt wohl vom character des einzelnen Studienbriefes ab. Generell würde ich aber eher in Richtung Tertiärliteratur gehen. Daraus folgt dann auch dass die Verwendung als Belegmaterial fraglich ist, denn Tertiärliteratur gilt als nicht zitierfähig.

Vielleicht bringt das den einen oder anderen zum Nachdenken. Es ist etwas erstaunlich, dass manche (Fern-)hochschulen offenbar parolen ausgeben a la "wir zitieren keine Sekundärliteratur", "der Brockhaus ist nicht zitierfähig" - so etwas kann man nicht sagen. Der Brockhaus ist nicht zitierfähig in z. B. einer Disseratation zur Kernphysik, weil der dafür Tertiärliteratur ist. Als Primärliteratur zur Enzyklopädiegeschichte (das kann ein ernstzunehmendes Forschungsfeld sein) ist er sehr wohl zitierfähig.

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