Chatten auf Chinesisch!
Diese Woche geht es um Mehrsprachigkeit, um Immigranten und darum, wie Identitäten durch Sprachgebrauch definiert werden.
In einer Studie ging es um den Gebrauch von Sprache beim Instant Messaging. In einer ethnographischen Untersuchung wurde herausgearbeitet, wie jugendliche Chinesische Immigrantinnen in den USA Sprache im Chat benutzen und wie sie ihre Identität dadurch entwickeln und definieren.
Es ging um Chinesische Sprachen, Dialekte, Schriftsysteme, was es bedeutet, wenn wer was wie schreibt etc. So wird zum Beispiel Shanghaiisch normalerweise nicht geschrieben. Jugendliche aus Shanghai beginnen aber zunehmend, ihre Sprache auch schriftlich zu benutzen, weil sie sich als Shanghaier definieren und nicht als Chinesen. Ähnlich wird Mandarin oft benutzt, um sich von anderen Chinesen abzugrenzen. Englisch von Chinesischen Immigranten in den USA oft als Schriftsprache benutzt anstelle des geschriebenen Standard Chinesisch etc. Zudem nutzen jugendliche Chinesische Immigranten oft eine Art "Hip Hop Englisch", um ihrer Zugehörigkeit zur US-Kultur darzustellen, vor allem im Austausch mit anderen Amerikanern. Was ich auch nicht wusste, dass es asiatische Emoticons gibt, die waagrecht sind, also z.B. (^_~) =Zwinkern, also ;-) . Für viele vermutlich nichts Neues...
Für mich war dieser Bereich interessant aus verschiedenen Gründen: Einerseits war die Situation Chinesischer Immigranten in den USA für mich Neuland, ich wusste nichts darüber. Die Themen der Identitätsbildung Jugendlicher zwischen verschiedenen Kulturen ist aber generell interessant und es erinnerte mich an meine Heimat, wo viele Kinder mit Deutsch/Schweizerdeutsch/Rätoromanisch/Italienisch aufwachsen und ihre Identität in einer Kultur, wo sehr grosse Unterschiede täglich sichtbar sind, ausbilden müssen. Und nicht zuletzt interessierte mich die Herangehensweise der ethnographischen Forschung in diesem Kontext: Zwar wurden in der faktischen Auswertung der Daten auch qualitative Methoden herangezogen, jedoch würde ich das Forschungsgebiet als ganzes als Qualitatives bezeichnen.
Bei den qualitativen Projekten ist meist der theoretische Teil anspruchsvoll: Es wird herausgearbeitet, was man genau beobachten will und aufgrund welcher Theorien man Schlüsse ziehen möchte. Oft beruft sich ein Projekt auf ganz verschiedene Thesen, die im Kontext verstanden werden wollen.
Dafür ist dann die Interpretation des Datenmaterials oft leicht und ansprechen zu lesen und die Schlüsse, sofern man die theoretische Grundlage verstanden hat, leicht nachzuvollziehen.
Bei quantitativer Forschung hingegen ist die theoretische Basis häufig weniger Komplex. Oft geht es vor allem darum, mit empirischen Methoden etwas zu belegen oder eben nicht. Dafür ist dann die Datenerfassung und Interpretation meist recht anstrengend. Anspruchsvoll ist - zumindest in der Pädagogik - häufig auch die Eingrenzung des Kontext, in welchem die Daten Geltung haben sollen.
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