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Rückblick 2.Semester: Rien ne va plus - Nichts geht mehr...


Higgins

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Nach dem zufriedenstellenden Abschluss des 1.Semesters habe ich mir im Anschluss erstmal eine schöne, erholsame Pause gegönnt, um mich von dem ganzen Stress und Druck zu erholen. Ein halbes Jahr hatte ich alles gegeben und jetzt waren meine Reserven restlos aufgebraucht. Ich fühlte mich wie ein Michelin-Männchen, dem man die Luft entzogen hatte.

Doch was als Kurzurlaub geplant war und nur eine kleine Belohnung darstellen sollte uferte rasant aus. Aus einer Woche wurden zwei, aus zwei bald vier und aus vier irgendwann sechs :ohmy:. Der Prüfungstermin in BWT rückte bedrohlich näher und ich war noch immer dabei, alles auf „Morgen“ zu verschieben. Das erste Motivationsloch einer langen Studentenkarriere traf mich völlig unvorbereitet und ich wusste lange nicht, wie ich da wieder rauskommen soll. Die Wochen gingen ins Land und ich tat überhaupt nichts.

„Betriebswirtschaftliche Grundlagen“ ist nun auch kein Fach das in seiner Eigenschaft besonders einladend oder animierend wäre. Ebenso öde und trocken wie MIO regte es nicht gerade zur Begeisterung an und bei mangelndem Talent meinerseits auch zu wenig Hingabe. Alles was ich dbzgl. tat war wenig engagiert, halbherzig und lustlos. Ich schaffte es zwar alle SB zusammenzufassen, aber das Lernen an sich kann man wahrlich nicht als solches bezeichnen: Vor dem Fernseher, beim Musik hören, neben der Hausarbeit – oberflächlich, unkonzentriert und abgelenkt. Es nervte mich selber an, weil ich mich schon mit Pauken und Trompeten durchfallen sah, aber ändern konnte ich es irgendwie trotzdem nicht. Aber ich hatte Glück und eine Kombination aus vorteilhaften Fragen und einem (vermutlich) kulanten Dozenten bescherten mir eine Note, mit der ich mich notgedrungen zufriedengeben konnte. Danach gelobte ich Besserung und nahm mir vor, bei den nächsten Prüfungen nicht mehr so undiszipliniert zu sein.

Während ich nun von dieser Krise gebeutelt wurde hing gleichzeitig die erste Hausarbeit meines Lebens wie ein Damoklesschwert über mir :blink:. Allein der Titel „Wissenschaftliche Arbeit“ flößte mir furchtsamen Respekt ein und erhob sie zu einer schier unüberwindlichen Hürde, die sie dann letztendlich gar nicht war. Das Gute bei der HFH ist nämlich, dass der Schwierigkeitsgrad moderat beginnt und dann mit jeder Hausarbeit ein Stück weiter ansteigt, aber eben nur so viel, dass man es gut tragen kann. So wird man Schritt für Schritt über die Semester an die Anforderungen einer B.A .herangeführt und muss sich keine Sorgen machen, dass man plötzlich aus dem Nichts heraus ohne Vorkenntnisse eine wissenschaftliche Arbeit erstellen soll. Nur wusste ich das vorher natürlich nicht und hinterher ist man immer schlauer…:rolleyes:

Der erste Schritt zur Erstellung der Hausarbeit begann damit, dass man sich aus einem Pool von 6-8 pflegebezogenen Artikeln einen passenden aussuchen sollte, vorzugsweise aus dem eigenen Arbeitsumfeld. Unsere Dozenten sagen immer dass sich ein Thema dann eignet, wenn man sich damit ein bisschen auskennt, wenn man selbst einen Praxisbezug dazu hat und natürlich Interesse daran dieses Thema zu untersuchen. Aus dem Artikel wird dann eine Fragestellung extrahiert, die sich (hoffentlich) schon beim Lesen ergibt und so konkret sein sollte, dass man sich nicht verzettelt. Denn das Problem vieler Hausarbeiten besteht wohl darin, dass die Fragestellung nicht eng genug eingegrenzt wird und man aufgrund dessen bei der Bearbeitung nicht angemessen in die Tiefe gehen kann.

Tja, ich las mir also den Artikel durch und wartete auf eine Erleuchtung - die nicht kam :lol:. So im Rückblick finde ich es ganz amüsant welche Verrenkungen ich dann unternommen habe um eine Fragestellung zu finden. Angefangen bei ausgiebigen Internetrecherchen über verschiedene Techniken aus den WAN-SB bis hin zu Telefonkonferenzen mit meiner besten Freundin, weil die auf dem Gebiet mehr Erfahrung vorweisen konnte. Zum Schluss nahm ich dann das Naheliegende: Ein Problem aus meinem unmittelbaren alltäglichen Umfeld, mit dem ich schon öfter konfrontiert worden war und dessen Lösung ganz aufschlussreich zu werden versprach.

Bis dahin war die Zeit zum Abgabetermin allerdings schon recht knapp bemessen, so dass ich langsam unter Zeitdruck kam. Ich hatte allein mit der Fragestellung etwa zwei Wochen vertrödelt. In Ermangelung schnell verfügbarer Literaturquellen (ich habe es versäumt mich in der Bibliothek anzumelden, im Übrigen bis heute *hüstel*) kaufte ich mich bei Amazon ein und besorgte mir so das geforderte Mindestmaß an fünf Quellenangaben. Nebenbei versuchte ich mich an einer Gliederung, die im Verlauf mehrfach umformuliert oder über den Haufen geworfen wurde. Das Schreiben selbst ging mir eigentlich relativ flüssig von der Hand, weil ich den Inhalt der meisten Absätze schon grob im Kopf hatte und anhand von Stichworten in eine strukturierte Form bringen konnte. Was mich aber zur Verzweiflung trieb war die Einordnung der Literaturquellen in den Text. Meine Güte, war das ein Akt…Statt logisch vorzugehen und die Quellengaben vorher in die Gliederung einzufügen und meinen Text drum herum aufzubauen schrieb ich erst den Text und suchte dann in der Literatur die passenden Argumente für meine Aussagen. Irgendwann stellte ich dann fest, dass meine Literaturquellen nicht ausreichen um die Argumente im Text zu stützen. Demzufolge musste ich nochmal auf die Suche gehen und mir entsprechende Quellen besorgen, was wieder Zeit und auch Geld kostete. Aber man lernt ja bekanntlich aus seinen Fehlern…

Ich muss zugeben, dass ich bis heute mit der Zitation auf Kriegsfuß stehe und ausgesprochen dankbar bin, wenn dieser Teil der HA erledigt ist. Bis es so weit ist habe ich allerdings ein paar graue Haare mehr auf mein Haupt gesammelt. Im Großen und Ganzen war diese Zeit ziemlich chaotisch und durchsetzt von diversen Missgeschicken, die ich mit einer entsprechenden Organisation der HA durchaus hätte vermeiden können. Ich bin bei der Geschichte absolut planlos vorgegangen und hätte es die Anleitung der HFH nicht gegeben, wäre ich wohl mit wehenden Fahnen untergegangen.

Hilfestellungen der HFH bei Hausarbeiten

WAN-SB und Präsenzen: Zu Beginn des Studiums erhält man 8 Studienbriefe die sich ausführlich mit dem Thema beschäftigen. Darin wird alles abgehandelt was für eine HA wichtig ist: Finden einer Fragestellung, Gliederung, Literaturrecherche, Textverständnis, Zitationen und deren Anforderungen usw. Ergänzt werden die Briefe durch entsprechende Präsenzen, wo praktische Übungen und Gruppenarbeiten diese Themen vertiefen und anwenden helfen.

Hauarbeit-Anleitung: Gibt es zu jeder einzelnen HA. Dort wird detailliert aufgeführt was die HFH für Anforderungen stellt bzgl. Inhaltsverzeichnis, Gliederung, Aufbau und Inhalt des Textes. Ergänzend findet man am Ende dieser Anleitung oft ein praktisches Beispiel.

Literaturrecherche: Zum einen gibt es so etwas wie einen Bibliotheks-Tag, bei dem man mit dem WAN-Dozenten in die städtische Bibliothek geht und sich anmelden kann. Daneben hat die HFH im Web-Campus das Rechercheprogramm Carelit für wissenschaftliche Artikel (die Suche selber ist kostenlos, der Erwerb der Artikel kostet etwa 8 Euro) und eine Liste mit Vorschlägen, wo man noch entsprechende Literatur finden kann.

PC-Workshop: Findet 2x im Jahr statt und ist ausgesprochen hilfreich. Man geht mit seinem Laptop zum Unterricht und kann unter Anleitung eines entsprechend geschulten Dozenten alle PC-Einstellungen vornehmen die für eine HA wichtig sind: Zeilenabstand, Schriftart, Seitenzahl, Ränder, Inhaltsverzeichnis usw.

Zu den anderen Fächern dieses Semesters gibt es nicht viel zu sagen. PIP (Pflege im Prozess) dürfte für Leute aus dem Gesundheitsbereich kein Problem darstellen, weil man das meiste schon mal irgendwo gehört hat.

MEP (Management der eigenen Person) ist wieder eine Komplexe Übung, die allerdings ausgesprochen viel Mitarbeit erfordert. Man wird in Gruppen eingeteilt und muss dann mit seinen Kollegen zusammen ein fiktives Projekt planen. Dazu bekommt man eine Art Fragenkatalog als Anleitung, der die Projektarbeit durchstrukturiert und in Teilschritte aufsplittet. Diese werden dann immer wieder reflektiert und durchgesprochen. Zum Schluss muss jede Gruppe ihr Projekt im Plenum vorstellen, wobei wirklich jeder einen Redeanteil hat. Für diese Arbeit wird ein ganzer Tag angesetzt (9-16 Uhr) und wir sind gerade so fertig geworden. Ich persönlich habe diese KÜ als sehr anstrengend empfunden, weil sie sehr kompakt ist und sehr viel Arbeit in sehr wenig Zeit hineinpresst.

Fazit:

Das 1.Semester hatte ich hochmotiviert begonnen und mich extrem reingehängt. Das ganze 2.Semester über bewegte ich mich dann eher an der untersten Peripherie von dem was man Engagement nennt. Jetzt war ich gespannt, was das 3. Semester für Überraschungen bereithielt. Gute Vorsätze hatte ich für diese Zeit jedenfalls genug…:thumbup:

LG Higgins

5 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Das sind sehr tiefe und interessante Einblicke, die du hier vermittelst. Scheinbar ist es der HFH sehr wichtig, gutes wissenschaftliches Arbeiten zu vermitteln, so intensiv wie die Studierenden dabei unterstützt werden. Schon alleine, dass es acht Studienhefte nur dazu gibt, finde ich heftig. Vielen Dank für deine Berichte!

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