Zukunftspläne 2.0 - mit nicht ganz unerwartetem Gegenwind...
Bevor man sich für ein Fernstudium entscheidet sollte man sich gut überlegen ob man auch bereit ist die Konsequenzen dieser Entscheidung zu tragen. Ich selber habe darüber kaum nachgedacht, weil ich das Abenteuer Fernstudium viel zu aufregend fand um irgendwelche Kollateralschäden zu berücksichtigen. Ich war überzeugt, dass alles mit ein bisschen guten Willen machbar ist und das Studium mehr nebenbei als „Randfigur“ mitlaufen würde. Die Information im Vorfeld, dass man wöchentlich etwa 15 Stunden aufwenden muss erschien mir gut neben allen anderen Verpflichtungen realisierbar. Also alles kein Problem.
Umso überraschter war ich dann, wie sehr so ein Fernstudium das Familienleben bestimmen und es auch einschränken kann. Urlaubs-und Freizeitplanung, Hobbys, irgendwelche Termine, Arbeitstage, Treffen mit Freunden und Bekannten, -alles hängt davon ab ob ich eine Klausur schreiben muss und mich in der Prüfungsvorbereitung befinde, wann und wie oft ich Präsenztage habe und wie aufwendig sich eine Hausarbeit gestaltet. Dazu kommen noch Stress und schlechte Laune, Stimmungsschwankungen und Verzweiflungsdramen wenn etwas nicht so läuft wie es sollte. Nicht dass ich dann zur Furie mutiere, aber man merkt mir die Anspannung und den Druck einfach an. Und ein Partner muss so etwas auch erstmal aushalten und kanalisieren können.
Mein Mann unterstützt mich zwar wo er kann, hat aber trotzdem öfter mal vor sich hin gebrummelt oder auch Ärger bekundet wenn er der Meinung war, dass meine Zeit vom Studium völlig aufgefressen wird und für ihn und unser Kind nur noch die „Reste“ übrig bleiben. Mehr als einmal hat er betont, wie froh er ist wenn das Studium endlich vorbei ist, damit wir zum Alltag zurückkehren und endlich wieder mehr unternehmen können, mehr Familie sein können. Für ihn bin ich oft mehr ab-als anwesend, unkonzentriert und abgelenkt, weil das Studium so im Zentrum steht dass für andere Sachen kaum Platz bleibt. Nicht dass ich das bewusst so geplant hätte, vielmehr ergab es sich so weil es mir wichtig war gute Noten zu schreiben und ich diesen Abschluss unbedingt in der Tasche haben wollte. Im Laufe der Zeit musste ich dann feststellen, dass diese Entscheidung oft zu Lasten meiner Familie geht und auf die Dauer nicht unbedingt einem harmonischen Familienleben zuträglich ist.
Wegen dieser Entwicklungen war ich deshalb auch nicht wirklich überrascht, als mein Mann über die heutige Ankündigung evtl. nach dem Bachelor noch einen Master draufzusetzen nicht gerade mit überschäumender Begeisterung reagiert hat. Seine Vorstellungen über die Zeit nach dem Studium mit vielen gemeinsamen Freizeitaktivitäten und Familienzeit sind nicht wirklich mit einem Master kompatibel. Und ich habe den Eindruck, dass die Kluft zwischen meinen beruflichen Träumen einerseits und familiären Verpflichtungen andererseits immer größer wird. Ich bin eben kein Single mehr, der nur für sich selbst verantwortlich frei über seine Zeit verfügen und ohne Rücksicht auf andere Bedürfnisse seine Bildungsträume ausleben kann. Andererseits bin ich aber auch nicht mehr jung genug um mir mit einem Master unendlich viel Zeit lassen zu können. Es ist und bleibt wohl unvermeidlich: Irgendwo und irgendwann werde ich in naher Zukunft Abstriche machen müssen.
Mit nachdenklichen Grüßen
Higgins
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