Ich breche das Studium ab... breche es nicht ab...breche es ab...
Seit rund zwei Monaten bin ich nun in meinem neuen Job und kann inzwischen sagen, dass ich mit diesem Wechsel eine der besten Entscheidungen meines Lebens getroffen habe. Die Arbeit macht großen Spaß, die Arbeitskollegen sind sehr nett und die Rahmenbedingungen für meine Bedürfnisse fast perfekt. Ich fühle mich ausgesprochen wohl dort, es macht wieder Freude sich zu engagieren und die Zusammenarbeit mit den meisten Leuten klappt besser als ich je gedacht hätte. Tja, alles bestens könnte man meinen…
Doch leider ist mit dem lange herbeigesehnten Jobwechsel, der ja Hauptantrieb fürs Studium war, jede Motivation flöten gegangen. Die Hausarbeit Anfang des Jahres ist die letzte wirkliche Leistung gewesen, die ich fürs Studium erbracht habe. Danach hatte ich eine private Baustelle um die ich mich kümmern musste und habe damals beschlossen, ein paar Monate Pause einzulegen. Auch weil ich mich ausgebrannt gefühlt habe und nach drei Jahren Fernstudium einfach ein bisschen Abstand vom Stress wollte. Nun ist just in dieser Pause, die nur bis Ende August dauern sollte, der Jobwechsel hineingefallen. Da ich mich nur schwer auf zwei Sachen gleichzeitig konzentrieren kann, habe ich dem neuen Job erstmal Priorität eingeräumt und mir zwei Monate Einarbeitungszeit gegeben, bevor ich mich wieder mit dem Studium befasse. Tja, die zwei Monate sind inzwischen rum, es ist November und ich habe weder Kraft, noch Motivation, noch Zeit, mich wieder aufs Studium einzulassen.
Ein Grund dafür ist sicherlich auch, dass mir die Umstellung mehr als schwer fällt. Erst hatte ich fast ein Jahr Berufsverbot in der Schwangerschaft. Danach zwei Jahre Elternzeit, mit jeder Menge Freizeit fürs Studium. Dann habe ich mit 30% Teilzeit wieder angefangen, was etwa einer Woche im Monat entspricht. Kein Problem, da ein Fernstudium unterzubringen. Insgesamt hatte ich also fast fünf Jahre jede Menge freie Zeit zur Verfügung. Und nun bin ich seit September ad hoc auf 80% Teilzeit gewechselt, d.h. vier Tage Arbeit pro Woche in einem körperlich anstrengenden Job. Klar, ich habe trotzdem drei freie Tage in der Woche und manch einer packt es auch mit einem Vollzeitjob alles unter einen Hut zu bringen. Allerdings gehöre ich nicht dazu und das macht mir ziemlich zu schaffen, weil ich den Anspruch an mich habe, dass ich das doch auch irgendwie hinkriegen müsste. Doch die Realität sieht so aus, dass ich fast jeden Tag total geschafft von der Arbeit komme und froh bin, wenn ich noch etwas im Haushalt mache. Die drei freien Tage erhole ich mich und arbeite das ab, was liegengeblieben ist. Dann noch ein bisschen Beziehungspflege hier und ein bisschen Familytime dort und schon ist das verlängerte Wochenende wieder rum. An ein Studium ist da gar nicht zu denken.
Ich müsste mich, das Studium und alles andere also eigentlich wieder neu organisieren. Aber ich habe keine Lust. Von einem Studienabbruch hält mich nur ab, dass ich schon mehr als zwei Drittel geschafft habe. Es sind nur noch 5 Klausuren, zwei Hausarbeiten und die Bachelorarbeit, also im Prinzip alles überschaubar. Aber ich lebe ehrlich gesagt deutlich besser und entspannter ohne Studium, ohne den Druck und den Stress. Gleichzeitig wäre es pure Verschwendung jetzt alles hinzuwerfen. Ich habe so viel Zeit, Geld und Nerven in die ganze Geschichte investiert, dass es dumm wäre jetzt aufzugeben. Was also tun mit diesem Zwiespalt?
Nach reiflicher Überlegung lasse ich es dieses Jahr einfach gut sein, mache Silvester einen Schnitt und fange im Januar wieder an. Ich muss ja nicht im Turbogang die letzten Klausuren/HA bewältigen, so wie in den ersten vier Semestern, sondern kann mir alle Zeit der Welt lassen. Offiziell bin ich im 7. Semester und müsste eigentlich an meiner BA sitzen, inoffiziell bin ich irgendwo im 5. Semester steckengeblieben. Ab Januar beginnt die dreisemestrige gebührenfreie Zeit an der HFH und ich denke, es müsste machbar sein das Studium in anderthalb Jahren zu beenden. Nur werde ich dabei einfach kleinere Schritte machen und etwas langsamer laufen als zu Beginn des Studiums. Das ist zumindest der Plan .
LG Higgins
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