Bio Labor geschafft
Es ist geschafft: das Labor habe ich erfolgreich absolviert und kann nun im Januar die Klausur mitschreiben! Natürlich gab es auch allerlei biologiebezogene Sachen zu erleben, die ich so vielleicht nie wieder in der Form sehen werde. Das Bio Praktikum fand in Ellwangen statt, wie übrigens alle naturwissenschaftlichen Module. Insgesamt waren wir nur 12 Teilnehmer, davor 3 PMT, 9 LMT - diese kleine Gruppengröße ist auch von der SRH gewollt. Da ich bereits durch meine Erstausbildung weiß wie es ist, wenn man im Physik- oder im Chemie Grundpraktikum an der Uni mit 40 Mann in der Gruppe steht, würde ich immer kleine Gruppen bevorzugen. Als Azubis an der Uni genießt man natürlich einen Sonderbetreuungsstatus zwischen den Studenten, dennoch konnte ich schon damals für mich ausmachen, dass "nur die Stärksten der Studenten" wohl durchkommen. Daher finde ich es gut, wenn man überschaubare Teilnehmer um sich weiß und der Dozent im besten Fall auf Defizite eingehen kann! Am besagten Wochenende in Ellwangen gab es insgesamt 4 Gruppen à 3 Leute. Im Vorteil waren die Biologielaboranten, CTAs, oder Leute, die bereits in der Mikrobiologie arbeiten.
Tag 1
Praktische und theoretische Ausführungen zum Autoklavieren, Gießen von Nährmedien aus Agarose (Vollmedien), Erstellen von verschiedenen Abklatschproben (z.B. Stuhllehne, Geldschein, von einem gewachsenen Stamm Micrococcus Luteus). Umgang mit Impfösen, Abflammen, Desinfizieren, "Verdünnen" eines Bakterienstammes; Vorbereiten der PCR: Gelplatten für Gelelektrophorese gießen; aus 6 Fleischproben (Pferd, Rind, Schwein, Huhn; in Proben wie Burger, Lasagne Fleisch, Gummibärchen, Chicken McNuggets) suchte sich jede Gruppe 2 heraus; Proben wurden homogenisiert und alle Restbestandteile wurden nach und nach von der DNA abgetrennt (mehrere Reinigungsschritte in immer kleiner werdenden Gefäßen, am Ende hielt man das kleinste (<15 µl) Eppendorfer Gefäß mit der eigentlichen DNA in den Händen). - Umgang mit Vortextmischer ("texen" = schütteln), Zentrifuge, semiautomatische Pipetten, verschiedenen Pufferlösungen. Das half schon mal um eventuelle Berührungsängste mit den Laborsachen abzubauen. Die Studenten, die ich bisher erlebte, sind teilweise sehr unterschiedlich in ihrem bisherigen Werdegang sowie im Alter, der Arbeitgeber - daher ist es klasse, wenn jeder "von vorne mitgenommen wird".
Da die Fleischproben zeitintensiv in einem Schüttelinkubator aufgeschlossen werden mussten (in mehreren Heizschritten), konnte man zwischendurch Präparate am Lichtmikroskop (LM) mikroskopieren. Jeder Teilnehmer hatte ein tragbares LM mit maximaler Vergrößerung von 600 am Platz. Es wurden Zellwände der Wasserpest (Elodea camadensis) beobachtet und dokumentiert, sowie von Zellen der eigenen Mundschleimhaut. (also Vergleich Pflanzen und Tierzelle)
Später wurde die DNA Isolierung für die PCR abgeschlossen. Der Mastermix mit den Primern wurde hinzugefügt. Ein Primer ist essentiell für die PCR, denn dieser ist die mRNA der nachzuweisenden DNA. Der Kopierschlüssel zum Schloss quasi; der "Schlüssel", der danach alles abdruckt, was er liest, weil er es lesen kann. Ohne diese "Decodierungshardware", gäbe es keine Vervielfältigung - weder bei der PCR, noch in unseren Körpern. Wenn zB. Rindfleisch in der Probe enthalten ist und die "Rind mRNA" am Rind-Chromatid andocken kann, wird dieser Strang vervielfältig. Am Ende bekommt man eine millionenfache Kopie aus nur wenigen Ausgangschromatiden. Das ist eben die chain reaction, die Kettenreaktion durch ein Enzym, den "Schlüssel", die Polymerase. Am Ende des Tages untersuchten wir die Reinheit unserer isolierten DNA mit einem Photometer. (Absorptionsbande der eukaroytischen Nukleinsäuren ist ein charakteristischer Peak; außerdem kann man hier bereits den tatsächlichen Gehalt der DNA in Nanogramm/µl erhalten)
Tag 2
Ansetzen der Gelelektrophorese: zuerst muss man die am Vortag isolierte DNA mit einem Farbstoff versehen. Danach pipettiert man dies in die kleinen Geltaschen ein. Damit das einfacher geht, setzt man Glycerin hinzu, dann sackt die Flüssigkeit in die Tasche. Man legt eine Gleichspannung von 100 Volt (ja!) an den Versuchsaufbau und nun wandert die negativ geladene DNA zur Anode, dem Pluspol. Der Vorgang dauert ca. 45 min. Man muss aufpassen, dass der "Durchlauf" nicht zu lang dauert, weil die DNA sonst "drüberläuft". Als Kalibrierung lässt man einen Basenpaarstandard 'mitlaufen'. Dann weiß man später, ob bei 50 oder 100 oder 200 Basenpaaren die Probe färbte, oder ob das "ghosting" nur ein Artefakt ist.
In der Zwischenzeit wurden wieder Zellen unter dem LM mikroskopiert, genauer: nach dem Eintreten einer Plasmolyse an Zwiebel Zellen. Dazu stellt man mehrere unterschiedlich molare Zuckerlösungen her, tröpfelt diese auf eine Tüpfelplatte mit der Zwiebelhaut und lässt dies einwirken. Nach gewisser Einwirkzeit erkennt man, dass sich die Osmose vollzogen hat: je mehr Zucker eine Lösung enthält um so mehr löst sie Zellwandmembran der Pflanzenzellen. Diese Membran drückt wie ein zusammenfallender Sack in die Mitte auf Vakuolen und Chloroplasten. Das Gerüst, die Pflanzenzellwand, bleibt stabil. Weitere Beobachtungen an Fertigpräparaten wurden gemacht: Dünndarm Katze, Meiose an Wurzelzellen. (hier besonders schön einzelne Teilungsstadien real zu sehen, wie Metaphase, Anaphase, Telophase)
Weiter ging es mit der Auswertung der "durchgelaufenen" DNA im UV Schrank, Anregung der Banden unter UV Licht = Sichtbarmachung der DNA. Hier konnte man nun sagen, ob der Big Mac wirklich Rind enthielt (ja, und nichts anderes), oder im Gummibärchen Schweineschwarten oder anderes verwendet wurden. (keine Auffälligkeit in unserer Stichprobe)
Der letzte Themenblock waren Versuche zur Enzymaktivität: pH-Abhängigkeit (wo wirkt Katalase optimal: im sauren, neutralen oder basischen Bereich), Temperatureinfluss auf Enyzme, wie (Schwer)metalle auf Enzyme wirken (Cu und Ag) und letztendlich wurde noch ein Versuch zur Substratspezifität von Urease durchgeführt. (Harnstoff Lsg. mit Farbstoff versetzen und Thioharnstoff mit Farbstoff versetzten, Unterschiede beobachten)
Am Ende des Tages wurden die Abklatschproben ausgewertet: Beschreiben der gebildeten Bakterienkolonien, Farbe, Größe. Am Schluss gab es ein Testat mit 10 Fragen, die man gut beantworten konnte, wenn man die 2 Tage aufgepasst hat. Nicht geschafft haben wir es, Einzeller unter dem Mikroskop anzusehen. Geplant war ein Heuaufguss.
Es waren wieder spannende Tage. Freitag Abend kam sogar noch etwas Studentengefühl auf. Trotz spätem Schluss im Labor >21 Uhr, sind wir noch Essen gegangen. Während der Rote Ochse leider völlig belegt war, fanden wir noch im Le Palme eine kleine Lokalität, die uns aufnahm. Wir waren eine lustige Gruppe mit fast gleichen Anteilen Österreichern, Schweizern und Deutschen. Nicht oft höre ich Berliner Schnauze, Bayrischen Dialekt und Schweizer Deutsch gemischt mit Vorarlbergisch. Habe außerdem gelernt, dass eine schweizer "5" =sehr gut der "1" bei uns Deutschen und den Österreichern entspricht. Die Völkerverständigung verlief jedenfalls prächtig bei einem Ellwanger Rotochsen Bier. Da es Samstag 8 Uhr wieder los geht, musste man natürlich eine gewisse Disziplin aufbringen um rechtzeitig zu Bett zu kommen.
Diesen Freitag steht bereits das nächste Labor an. Ich werde wieder berichten.
Bis dahin!
10 Kommentare
Empfohlene Kommentare
Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren
Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können
Benutzerkonto erstellen
Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!
Neues Benutzerkonto erstellenAnmelden
Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.
Jetzt anmelden