Von Anfängen, grauen Haaren und Frührenten-Fantasien
Nachdem so ein Studien- Entschluss erstmal gefasst ist, gibt es auch kein zurück. Zumindest nicht für mich. Ich bin kein Typ für halbe Sachen, also bin ich daran gegangen meine Unterlagen zusammen zu sammeln. Das ist bei APOLLON gar nicht so viel - für Menschen, die wie ich kein Abitur haben, sind es lediglich ein Lebenslauf, ein Foto und Arbeitsnachweise, denn man muss eine Berufstätigkeit von mindestens 2 Jahren nachweisen. In meinem Fall, mit bummelig 25 Jahren Berufserfahrung also kein Problem, nur die Kopien beglaubigen lassen and go!
Ich hatte nicht ganz die Rechnung mit dem Servicecenter der Stadt Hamburg gemacht. Normalerweise muss man online einen Termin ausmachen, wenn man z.B. einen neuen Personalausweis beantragen will oder so. Auf diesen Termin wartet man dann ungefähr 6 bis 8 Wochen - ohne Termin hat man es üblicherweise mit recht unfreundlichen Mitarbeitern zu tun, und normalerweise geht dann ohne stundenlanges Warten erstmal gar nichts. Bei uns auf dem Dorf, wo ich ursprünglich herkomme, ist das deutlich einfacher und auch bequemer. Wie auch immer. Für Zeugniskopien kann man online aber gar keinen Termin ausmachen und so bin ich - todesmutig- ohne zum Servicecenter gewandert und geriet prompt an eine zähneknirschende Frau mittleren Alters, die ihren Stempel festhielt, als wäre es ein Teil der Bundeslade. Ich bin ja ein freundliches Geschöpf und so bat ich nett um die Beglaubigungen - dass ich die Kopien schon gemacht hatte fand sie auch nicht lustig (ich dachte ich helfe!) - nein - die gute Frau musste so alles durchlesen... mehr als 7 Kopien hätte sie sich nicht angeschaut. Nun denn.
Das sind die Momente, wo ich meinen Job mit der Situation in der ich gerade Stecke vergleiche und mir auch versuche die Schattenseiten des anderen vorzustellen und irgendwie versuche Verständnis aufzubringen. Mir fällt es, zugegeben, manchmal etwas schwer, denn ich arbeite in einem Bereich wo wir es mit sehr kranken Menschen zu tun haben, die tatsächlich häufig in existentielle Krisen geraten und die entweder selbst, oder auch die Angehörigen manchmal alles andere als einfach im Umgang sind. Und wir müssen freundlich bleiben. Und wir schaffen das. In solchen Momenten, wie an dem Schalter da, frage ich mich was der armen Frau passiert sein muss, dass sie nicht einen Moment die Zähne auseinander bekommt um zu lächeln. Da ich sie nicht gefragt habe, kann ich das leider nicht beantworten.
Wie auch immer, ich habe letztlich doch meine Kopien bekommen, sie weiß jetzt, was mein letzter Arbeitgeber über mich so denkt und ich habe alles zu APOLLON geschickt. Das war Mitte Dezember. Die Wartezeit habe ich mit Mathe verbracht. Ich hatte mir zwei Mathe Bücher besorgt 5.-10. Klasse, damit ich zumindest anfange mich mal wieder mit den Grundlagen zu befassen. Und habe festgestellt, dass mir das tatsächlich Spaß bringt. Das ist so wie Kreuzworträtsel. Super Nummer! Ich würde gerne in die Zeit Maschine steigen und meine Mathe Note etwas aufpolieren, denn jetzt habe ich Bruchrechnung endlich kapiert. Ich hoffe dass es mir mit den Dingen, die mich im Studium erwarten, ähnlich geht. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Einen Kaufrausch habe ich kurz nach Weihnachten auch noch ausgelebt. Ich bin ein sehr strukturierter Mensch (auch wenn mir das jetzt erst so richtig klar wird) und musste mir vor dem Studium den entsprechenden Raum dafür schaffen. Einen Ort, an dem ich gut arbeiten kann, hatte ich schon, Allerdings fehlte mir noch Stauraum, um die Studienmaterialien so ablegen zu können, dass ich auf Anhieb alles wieder finde und nicht lange rum kramen muss. So hat Ikea ordentlich Geld an mir verdient und ich war 2 Tage mit Möbel zusammen bauen und aufräumen beschäftigt, bis ich das Gefühl hatte, dass es losgehen kann.
Ende Dezember kam dann das erste Paket mit einem Stapel Studienheften. Grober Überblick, alles der Reihe nach sortiert und mich auf dem Online Campus umgeschaut. Die ersten Begleithefte gelesen, die den Einstieg erleichtern. Das finde ich wirklich gut gemacht. Die APOLLON erklärt in den ersten beiden Heften einerseits den Online Campus und andererseits das Studium an sich.
Das erste Semester geplant und mich zu Tode erschrocken - ich hatte nicht damit gerechnet, dass man doch recht vorausschauend planen muss, denn die Seminare waren sehr schnell ausgebucht. Das erste Einführungsseminar, welches eben innerhalb der ersten Wochen stattfinden soll, kann ich so erst Mitte Februar besuchen. Das hat mich auch dazu gebracht mich gleich für das nächste Seminar und für die erste Klausur anzumelden - damit ich die Plätze sicher habe und am Ende nicht in Schwierigkeiten gerate.
Das erste Heft beschäftigte sich ausschließlich mit Lernmethoden und dem wissenschaftlichen Arbeiten, was sich, oberflächlich gesehen, nicht schwer anging. Das Heft las sich gut, verständlich und nachvollziehbar. Am Ende des Heftes befand sich die erste Einsendeaufgabe, die zur Übung gedacht ist und deren Note nicht mit in die Studienbewertung eingeht, insofern bin ich ganz locker damit umgegangen, habe sie aber, in Hinblick auf die kommenden, wichtigen Fallaufgaben, durchaus ernst genommen. Und dann bekam ich die grauen Haare.
Mir fällt es wirklich nicht schwer Texte zu schreiben. Das konnte ich irgendwie schon immer und ich kann es auch durchaus sachlich und neutral. Ohne schnick schnack. Erst vor kurzem habe ich eine Hausarbeit für eine Fortbildung geschrieben und hatte keine Probleme damit. Und jetzt muss ich plötzlich alles belegen. Quellen suchen und finden... wer bitte hat sich denn das ausgedacht?! Ich kann verstehen wieso und weshalb, aber derjenige hatte irre viel Zeit, oder?
Da saß ich an dieser popeligen Einsendearbeit Stunden um Stunden, die ich, unter normalen Umständen, einfach so runter geschrieben hätte. Au weia. Wenn das so weiter geht brauche ich keine 4 Jahre, sondern 6. Ich gehe davon aus, dass sich auch Literaturrecherche übt mit der Zeit.
Die zweite Einsendeaufgabe fiel mir schon deutlich leichter. Mein Compofter hat alles gefunden, was er finden sollte, aber ein wichtiges "to-do" wird die Bibliotheks- Anmeldung sein.
Schwierigkeiten bereitet mir im Moment das richtige Maß zwischen arbeiten, studieren und ausruhen. Ich liege, meines Erachtens, gut in der Zeit. Ich habe für zwei Wochen viel geschafft, immerhin habe ich zwei Einsendeaufgaben bearbeitet, die erste Fallaufgabe fast fertig und bereits mit dem nächsten Thema angefangen. Ich kann also zufrieden sein. Bin ich auch. Fast.
Das einzige was ich gerade nicht so gut hinbekomme ist es mir auch Freizeit zu genehmigen. Mein kleiner innerer Zinnsoldat treibt mich unermüdlich an. Soweit, dass mir wie Pluto die Zunge aus dem Hals hängt und ich anfange von Frührente zu fantasieren. So soll es ja nun auch nicht sein. Also wird eine Lernaufgabe für die nächste Zeit: mir auch Freizeit einzuplanen. Dass man bei einem Vollzeitjob im 3-Schichtsystem und einem Studium ohne Auszeit nicht lange überleben wird, sagt einem der normale Menschen- Verstand. Nun, mein Zinnsoldat will so etwas nicht hören. Aber da muss er künftig durch!
Wie macht ihr das? Plant ihr freie Zeit?
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