A Day in the Life
Ja, eigentlich war der letzte Dienstag, der 18. Juli 2017 nur ein Tag in meinem Leben. Aber es war ein Tag den ich nie mehr vergessen werde. Es war der Tag meiner "Graduation Ceremony". Bereits am Montag kamen wir in Liverpool an und schon auf der Fahrt in die Stadt (wir sind bis Manchester geflogen und am Flughafen Manchester in einen Bus nach Liverpool gestiegen) hat man überall Studenten in ihren Talaren gesehen. In Liverpool gibt es neben der University of Liverpool noch die John Moores University und die Hope University. Die University of Liverpool ist davon die älteste, die angesehenste und die größte Universität. Die John Moores University hat mit Brian May, dem ehemaligen Gitarristen der Rockgruppe Queen, wohl den bekanntesten Kanzler. Die Hope University hat einen starken christlichen Hintergrund, ist erst seit 2005 als Universität anerkannt. Was sie einzigartig macht ist die Tatsache, dass sie die einzige ökumenische Universität Europas ist und mit einer Beschäftigungsrate von 97,3% ihrer Absolventen innerhalb des ersten Jahres nach Abschluß ist sie die erfolgreichste Uni des englischen Nordwesten.
Alle drei Universitäten haben ihre Graduation Ceremonys in der Woche vom 17.07. - 21.07. gefeiert. Somit war in der Stadt auch für mich sofort ein Gefühl für meinen großen Tag da. Die Stadt ist überhaupt sehr auf ihre Studenten fixiert. An sehr vielen Pubs, Restaurants etc. gab es Sonderangebote für frisch graduierte Studenten. Beispielsweise ein kostenloses Essen, oder der Sekt zum Frühstück. Ebenso war die Innenstadt überall mit Fahnen und Plakaten geziert, auf denen den "Graduations" gratuliert wurde. Das habe ich so noch in keiner deutschen Stadt gesehen. Nachdem wir am ersten Tag mal zum Unigelände sind (das der University of Liverpool ist riesig) und ich meinen Talar geholt habe (der Mitarbeiter der Ausgabe war sehr witzig, hat mich erstmal "klein gemacht" warum ich ihm schon einen Tag vor meiner Feier belästige um dann laut loszulachen, mir zu gratulieren und mir den gesamten Talar auszuhändigen). Außerdem haben wir natürlich Sightseeing gemacht, aber das gehört hier nicht zum Blog. Was ich allerdings sagen möchte, ich war schon in einigen britischen Städten. Liverpool ist von der Atmosphäre her die schönste Stadt gewesen bisher und dies unabhängig von meiner Feier. Wer also mal ne schöne Stadt besichtigen möchte, Liverpool hat mich nicht das letzte Mal gesehen.
Somit war ich nach dem ersten Tag schon im Bilde wo ich am nächsten Tag überall hin muss und habe auch schon einiges von der Stadt gesehen gehabt. Außerdem bekam ich von meinen Eltern ein Longsleeve und ein Polo der Universität als Erinnerung geschenkt. Ich habe mir selbst noch für die Urkunde eine Urkundenrolle der Uni gekauft.
Am nächsten Tag dann bin ich alleine zur Uni. Habe dort die Eintrittskarten für meine Angehörigen geholt und erfahren wo diejenigen hin mussten die keine Eintrittskarten hatten. Die Feier fand in der "Liverpool Philharmonic" (http://www.liverpoolphil.com/) statt. In einem Nebenraum mit Monitoren auf denen die Feier übertragen wurde, konnte der restliche Teil der Gruppe sich kostenlos aufhalten. Von Montag bis Freitag fanden an jedem Tag drei Zeremonien der University of Liverpool statt. Ich war am Dienstag in der dritten und somit letzten dran. Die fand um 4:30 pm örtliche Zeit statt. Außerdem habe ich vom Stand der Alumni eine Anstecknadel mit dem Wappen der Uni für den Anzug und einen Kugelschreiber "Class of 2017" geschenkt bekommen. Witzig fand ich einen Stand bei dem man sich selbst als 3 D-Figur ausdrucken lassen konnte. Dies natürlich im Talar und auf dem Sockel steht dann welche Uni, der Name, Abschlußgrad und welches Jahr. Die günstigste Version mit 150 Pfund nicht gerade geschenkt und sind wir ehrlich, wer schaut sich das in zwei Jahren noch an. Also kam das für mich nicht in Frage.
Da ich nach dem Empfang der Karten noch etwas Zeit hatte, habe ich mir den Innenhof der alten Hauptuni (das original Redbrick Gebäude) angeschaut und war auch in einem Institut. Durch meinen Studentenausweis hatte ich überall hin Zutritt. Es war ein tolles Gefühl und ich muss schon sagen, dort hätte ich zumindest gerne mal vielleicht zwei Wochen zum Studieren verbringen dürfen. Die Management School ist leider genau auf der anderen Seite des Campus und somit hatte ich keine Zeit mir die noch anzuschauen, denn ich musste ins Hotel und mich fertig machen. War laut Wetter-App das Wetter auf ca. 16 Grad und bewölgt vorhergesagt, war es an dem Tag 24 Grad und fast keine Wolke am Himmel. Ich habe im Anzug und Talar total geschwitzt. Wir waren aber frühzeitig dran und sind dann erstmal zum Fototermin. Da war etwas los..... Die hatten ca. 12 Fotoecken. Man konnte im Vorgespräch auswählen (Wartezeit in der Schlange ca. 20 Minuten) ob man vor dem grauen Hintergrund oder der Bücherwand (Fototapete) das Foto möchte. Ich habe mich beim Foto von mir alleine für die Bücherwand entschieden. Das Foto mit der Familie vor dem grauen Hintergrund.
Dann sind wir zur Feier. Da war extra die Straße der Hope Street, in der die Philharmonie ist, gesperrt. Als wir rein durften fand ich erstmal meinen Platz nicht. Ich durfte in der Reihe Z Platz nehmen. In der Halle vor der Bühne war aber an keiner Reihe der Buchstabe Z angebracht. Also gefragt und siehe da, bei meiner Feier waren die Bachelor auf den Plätzen vor der Bühne untergebracht und wir Masterabsolventen oben auf der Bühne, hinter den Offiziellen, dem Rednerpult und der Orgel. Da war es wieder ziemlich warm. Als man auf den Platz ging hat sich jeder begrüßt und jeder gegenseitig vorgestellt. Ich habe mich mit einer Niederländerin, einem Kommilitonen aus Katar, einem Österreicher, einem Pakistani und einer Jordanierin unterhalten. Die saßen direkt neben mir, oder vor mir oder zwei Plätze weiter und es war sofort überall Small Talk. Um mich herum waren alles Online-Studenten. Lustig war z.B. das die Jordanierin und der aus Katar mitten im Gespräch festegestellt haben, dass sie schon seit 2 Jahren miteinander über Whats App schreiben. Auch wenn um mich herum nur Online-Studenten waren muss man sagen, dass Präsenzstudenten und Fernstudenten an der Feier waren (allein die Bachelor waren alles Präsenzstudenten). Dann ging es bald auch schon los, die Orgel spielte und die Offiziellen kamen herein. Was an meiner Feier besonders war, normal werden die Feiern von einem der Zwei Vice-Chancellor abgehalten. Meine Feier und somit auch später die Glückwünsche und der Händedruck auf der Bühne wurde von Colm Tóibín durchgeführt. Der ist seit Anfang 2017 der neue Kanzler der University of Liverpool. Er ist Ire, Schrifsteller und durch seine Bücher auf der Insel sehr bekannt. Er hat in seiner Rede auch die Internationalität der Uni hervorgehoben und erwähnt, wie stolz die gesamte Uni auf ihr Fernstudentenprogramm ist. Er hat betont das beide Wege absolut gleichwertig in ihrem Abschluß sind. Nach seiner Rede ging es los. Erst waren wir Master dran. Es waren alles Master der Fakultät für "Humanities and Social Sciences" (siehe auch meine Urkunde weiter unten). Dies aus verschiedenen Schwerpunkten. In Sachen Onlinestudium waren es sehr viele "International Management". Dies waren einige die letzten Absolventen dieses Studiengangs. Denn der wurde ja neu konzipiert zum "MSc in Management". Den habe ich gemacht und wir waren nicht sehr viele, denn wir waren die ersten Absolventen die diesen Studiengang beendet haben. Praktisch die die im ersten Start waren und die es ohne Pause, so schnell als möglich, durchgezogen haben. Auf dem Weg von oben nach unten wurde man zweimal mit dem Vornamen angesprochen, auf der Kontrollliste abgehakt, und dann nach dem Aufrufen des Namens ging man zur MItte der Bühne, bekam vom Kanzler die Hand geschüttelt und wurde von ihm beglückwünscht, dann ging man weiter über die Bühne, bekam am anderen Ende seine Ernennungsurkunde und hat wieder Platz genommen. Meine sieht so aus:
MIt Wasserzeichen im Hintergrund, Hologramm etc., um sie Fälschungssicher zu machen. Ich habe mal so im Umfeld drauf geschaut, außer mir habe ich auf ca. 12-15 Urkunden nur 2 x das "with merit" entdeckt. Gemäß dem Programmheft in dem alle Absolventen drauf sind gibt es "with distinction" (was noch besser wäre) in den Masterprogrammen so gut wie gar nicht und bei den Bachelor war es je Fachgebiet von "sehr viele" bis "fast keiner" absolut verteilt. Bei uns hatte beim Master nur eine "with distinction" und die ist vom Namen her aus einem englisch sprechenden Land. Von daher kann ich glaube ich mit meinem "with merit" wirklich stolz sein.
Dieser Teil der Feierlichkeiten dauerte insgesamt sehr lange, bis alle Absolventen die Hand geschüttelt bekommen haben. Außerdem wurde noch eine "Ehrendoktorwürde" erteilt und noch zwei andere Menschen wurden für ihre Dienste an der Wissenschaft hervorgehoben. Nach 90 Minuten war diese tolle Feier vorbei. Vor allem meine Eltern waren geflasht wie das ablief. So etwas hatten sie nicht erwartet.
Drausen wurden dann die Hüte geworfen, ich habe auch meine Kinder mal werfen lassen. Der restliche Tag waren für Bilder machen und Feiern fest verplant und wurde ausgiebig genutzt. Besonders rührend fand ich die Ansprache meines Vaters im Pub der mir, auch im Namen meiner Mutter, gesagt hat wie stolz sie sind und das auch mein verstorbener Opa sehr stolz auf mich ist. Das hat mir sehr viel bedeutet.
Das Zeugnis kommt kommende Woche. Dann ist die University of Liverpool für mich endgültig Geschichte. Nein, eigentlich nicht, denn ich bin Alumni, ich werde dieses Studium nie vergessen, gemäß Universität bin ich Liverpudlian, weil ich dort studiert habe und ich werde mein Leben lang von dieser Erfahrung und dieser persönlichen Weiterentwicklung profitieren. Auf dem Rückflug saß ich neben einer Deutschen, die seit 20 Jahren in Manchester lebt und arbeitet. Wir hatten ein tolles Gespräch und haben auch Kontaktdaten ausgetauscht. Sie ist Architektin und sagte, das ich mit dem Abschluss auch in UK immer sehr gute Chancen haben werde, denn die University of Liverpool genießt sehr hohes Ansehen, ich habe mich für eine der besten Unis des Landes entschieden. Ja, ich bin stolz darauf es geschafft zu haben. Es kommt mir wie gestern vor als ich das Motivationsschreiben abgeschickt habe und hoffte überhaupt genommen zu werden. Jetzt bin ich Master of Science, jetzt bin ich ein Liverpudlian und das kann mir Niemand mehr nehmen.
In diesem Blog wird es noch einen Beitrag geben, in dem ich ein Fazit ziehe, dann wird dieser Blog (leider) für immer geschlossen. Dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Euch allein eine gute Zeit. Ich habe bestimmt schon wieder die Hälfte nicht geschrieben und ärgere mich später. Wenn ihr Fragen habt dann stellt sie unten, gerne beantworte ich auch dann Fragen was mir an der Städtetour besonders gefallen hat. Denn das wollte ich hier jetzt nicht so schreiben, da es nicht zum Studium gehört. Aber wenn Interesse ist, ich antworte.
Euer
Don Vito Corleone
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