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Gelesen: MOOCs Massive Open Online Courses - Offene Bildung oder Geschäftsmodell?


Markus Jung

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Dieses von Prof. Rolf Schulmeister herausgegebene Buch (Amazon)* versucht sich dem Phänomen der MOOCs (Massive Open Online Courses) durch eine Sammlung von Texten verschiedener Autoren zu nähern. Diese wurden nach einer längeren Einleitung in die beiden Abschnitte Erfahrungsberichte sowie Analysen/Reflexionen einsortiert.

 

Es gibt einige Themen und Fragen, die immer und immer wieder aufgetaucht sind:

1. Wie kann die Finanzierung der Erstellung und Pflege der auf den ersten Blick kostenlos erscheinenden MOOCs sichergestellt werden?

2. In welcher Form können MOOCs zu (akademischen) Abschlüssen führen oder auf solche angerechnet werden?

3. Welche Betreuungsformen sind bei Kursen mit tausenden von Teilnehmern nötig und möglich?

4. Die aktuell eingesetzten Materialien (meist Videos in Verbindung mit Quizzes) sind von sehr unterschiedlicher Qualität.

5. In Zusammenhang mit MOOCs ist oft von einer (überfälligen oder gefährlichen?) Industrialisierung der Bildung die Rede.

 

In der Einleitung geht Rolf Schulmeister unter der Überschrift "Der Beginn und das Ende von OPEN" auf die Chronologie der MOOC-Entwicklung ein.

 

Im ersten Abschnitt Erfahrungsberichte werden einzelne MOOCs vorgestellt, zum Teil aber auch allgemeine Überlegungen, ebenfalls basierend auf verschiedenen Erfahrungen geschildert, zum Beispiel zur Rolle des Lehrenden in MOOCs oder zu den Besonderheiten von cMOOCs im Vergleich zu xMOOCs.

- Christoph Meinel:
openHPI - Das MOOC-Angebot des Hasso-Plattner-Instituts

- Jörn Loviscach und Sebastian Wernicke:
Udacity-MOOCs "Differential Equations in Action" 
und "Introduction to Theoretical Computer Science"

- Jürgen Handke und Peter Franke:
xMOOCs im Virtual Linguistics Campus

- Sascha Spoun, Holm Keller und Jutta Grünberg‐Bochard:
Global Learning in Teams: "Think Tank Ideal City"

- Eric Rabkin:
Zurücknehmen: Die Reserviertheit des Lehrenden im virtuellen Raum

- Simone Haug & Joachim Wedekind:
cMOOC – ein alternatives Lehr‐/Lernszenarium?

 

Der zweite Abschnitt Analysen — Reflexionen enthält die beiden Beiträge "MOOCs – Versuch einer Annäherung" und "Es liegt was in der Luft Educational Broadcasting" von Burkhard Lehmann sowie den Text "MOOCs und Blended Learning: Breiterer Zugang oder Industrialisierung der Bildung?" von Jörn Loviscach.

 

MOOCs und Fernstudium

 

Mich wundert es ja immer wieder, wie selten im Zusammenhang mit MOOCs auf das Fernstudium bzw. die Fernlehr-Methode eingegangen wird - denn dort wird vieles, was nun im Zusammenhang mit MOOCs durchdacht wird (zum Beispiel die Betreuung einer großen Zahl von Studierenden, Verbindung der Lehre über die Distanz mit Prüfungen unter Aufsicht, somit die Möglichkeit akademische Abschlüsse zu erreichen etc.) bereits seit Jahrzehnten erfolgreich umgesetzt.

Meiner Meinung nach kann ein Teil der MOOC-Konzepte wie zum Beispiel der verstärkte, allerdings eher ergänzende, Einsatz von Videos, die Möglichkeiten direkten Feedbacks durch Online-Aufgaben oder die intensivere Zusammenarbeit der Studierenden wie sie in cMOOCs passiert in die Fernlehre integriert werden - und das findet ja aktuell auch bereits in großem Maße statt. Dadurch entsteht dann ein modernes Lehrkonzept, ohne das Rad komplett neu zu erfinden.

 

Aber vielleicht klingt MOOC einfach moderner als Fernstudium und daher lässt sich damit mehr Aufmerksamkeit erzeugen? 

Wobei ich immer noch glaube, dass der Begriff MOOC wieder verschwinden wird - regelmäßig werfe ich diesen Begriff außerhalb meines beruflichen Umfelds in den Raum und bisher konnte noch keiner etwas damit anfangen - während von einem Fernstudium doch fast jeder eine gewisse Vorstellung hat.

 

Zu dem Thema abschließend zwei Zitate aus dem Beitrag "MOOCs – Versuch einer Annäherung" des hier besprochenen Buchs, welcher von Dr. Burkhard Lehmann verfasst wurde, der seit vielen Jahren im Bereich Fernstudium (unter anderem Fernstudienzentrum der TU Kaiserslautern, FernUni Hagen und aktuell Zentrum für Fernstudien und Universitäre Weiterbildung (ZFUW) der Uni Koblenz-Landau sowie AG-Fernstudium) aktiv ist.

Zitat

Auch wenn zwischen Fernlehre und xMOOCs eine gewisse Analogie besteht und beide Lehr- und Unterrichtsorganisationsformen die Wissenskommunikation auf technische Verbreitungsmedien umstellen, gibt es einen grundlegenden Unterschied. Fernlehre ist nicht nur ein organisiertes und mediengestütztes Lehren und Lernen, sie ist vor allem durch eine studentische Betreuung als substanzieller Bestandteil des Lehr- und Unterrichtsformats markiert

(Seite 231)

 

Zitat

Auffällig ist, dass die xMOOCs an Merkmale offener Fernhochschulen anschließen, allerdings deren Konzepte und Erfahrungen ignorieren und damit hinter bereits erreichten Standards zurückbleiben, die für ein Lehren und Lernen über die Distanz gelten.

(Seite 232)

 

* Hinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Wird über diese kostenloses Infomaterial angefordert, ein Studienangebot gebucht oder ein Kauf durchgeführt, erhält Fernstudium-Infos.de eine Vergütung, ohne dass es für euch teurer wird.

2 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Hinweis: Dieser Beitrag gehört zu denen, die ich aus meinem persönlichen Blog hierhin verschoben habe. Mehr dazu hier. Ursprünglich hatte ich ihn am 24.02.2014 veröffentlicht.

 

Jetzt, mehr als fünf Jahre später gibt es den Begriff MOOCs und entsprechende Angebote zwar immer noch, aber der Hype darum hat doch deutlich nachgelassen und viele Elemente wie der verstärkte Einsatz von Videos sind wie erwartet in die Fernlehre mit eingeflossen.

 

Mehr zu MOOCs gibt es hier:

 

 

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