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Die schriftlichen Prüfungen und "War es das wert?"


Aimi McKay

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Bevor ich von den schriftlichen Prüfungen erzähle, möchte ich ganz gerne vorher noch auf Markus‘ Kommentar eingehen, weil er noch ein paar ganz interessante Fragen aufgeworfen hat. :smile:

Zu meiner Vorbereitung lässt sich sagen, dass ich mich ausgiebig mit den Kernlehrplänen (KLP) beschäftigen musste, die man auch im Internet auf den Bildungsservern des Bundeslandes findet. Aus denen musste ich mir nämlich alle Kompetenzen zusammenwurschteln, die in die Studienberichte gehörten. Das war zwar super aufwendig und lästig, andererseits aber auch sehr hilfreich, weil man einen guten Überblick bekommt, welche Themen alle gefordert sind. Zusätzlich gibt es auf den Bildungsservern eigentlich immer auch Merkblätter, in denen die Schwerpunkte des Faches in dem jeweiligen Jahr vermerkt sind. Die Unterschiede zwischen Hamburg und NRW lagen dann natürlich in diesen Schwerpunkten. Im ersten Moment hat mich das schon ziemlich abgeschreckt, aber so schlimm ist es eigentlich nicht. Die Schwerpunkte basieren auch nur auf den Grundlagen, die man (eigentlich) überall lernt und dementsprechend hat man von allem schon gehört und muss sich das Thema nur nochmal vertiefend zur Brust nehmen. Theoretisch (wenn man fleißig war bis dato) hat man, zumindest in NRW, zwischen den Beratungsgesprächen und den eigentlichen Prüfungen ja auch noch fast ein halbes Jahr Zeit. Dementsprechend reicht das meines Erachtens schon, um sich noch an die anderen Schwerpunkte zu gewöhnen. Zum Lernen habe ich dann verschiedenste Quellen genutzt: YouTube Videos; Lehrbücher von Freunden meiner Schwester, die gerade ihr Abitur machen; Internetseiten, usw. :smile:

 

„War es das aus deiner Sicht rückblickend wert, im Vergleich dazu nach Hamburg zu fahren?“

Ein zögerliches Ja. :001_unsure: Ich bin mir nicht sicher, ob ich es jemand anderem empfehlen würde, weil mit dieser Entscheidung schon viel Stress verbunden war. Man ist deutlich „allein gelassener“ als man sich als Fernschüler ohnehin schon fühlt. Vieles wird einem in Hamburg abgenommen (Ich nenne als Beispiel gerne nochmal meine verhassten Studienberichte – von denen kriege ich in 10 Jahren noch Albträume) und in der Regel hat man auch Ansprechpartner. Das ist zumindest hier in NRW schon anders. Zwar haben wir auch Kontaktdaten bekommen, allerdings nur von der Schulleitung und auch mit dem indirekten Hinweis, dass man alle Fragen doch bitte in den Beratungsgesprächen schon klären soll, da eine spätere Kontaktaufnahme eher weniger gerne gesehen ist. Ich hätte bei nachträglichen Fragen kaum eine Chance gehabt einen Lehrer von dem entsprechenden Fach zu erreichen. Vielleicht ist es auch nur mein persönliches Empfinden, aber für meinen Geschmack gab es auch zu wenig Informationen über die Prüfungsabläufe. Allein schon, dass uns morgen erst die genauen Termine für die mündlichen Prüfungen genannt werden, die in 2 ½ Wochen schon anfangen sollen (halt irgendwann ab dem 19.06.) finde ich persönlich etwas knapp bemessen. Ich habe selbst zum Glück eine sehr engagierte Vorgesetzte, die mir für den kompletten Zeitraum eine Freistellung ermöglicht hat, aber dieses Glück hat ja bei weitem nicht jeder. Man wird oft „ins kalte Wasser geworfen“, mehr noch als man es als Fernschüler ohnehin schon wird. :001_unsure:

Ich will natürlich niemandem davon abraten oder jemandem Angst machen, auf keinen Fall. Worauf ich im Endeffekt hinaus will, ist die Tatsache, dass man dafür die Nerven braucht. Wenn man von sich selbst schon sagt „Ich bin eigentlich nicht so der selbstständige Typ“, dann kann das eine echte Zerreißprobe sein. Das meine ich nicht negativ! Ich selbst bin eher ein unsicherer Typ und gehe gar nicht gerne in Situationen, die ich vorab nicht einschätzen kann. Für mich war die ganze Sache wirklich purer Stress und ich bin meinem Opa furchtbar dankbar, dass er mich zu jeder einzelnen Prüfung gefahren hat, sodass ich nicht nochmal mit dem Zug dahin musste und Händchen gehalten hat. Ansonsten hätte ich mich vermutlich jeden Morgen vor den Prüfungen übergeben. :blink:

Trotzdem lässt sich unterm Strich sagen, dass es sich für mich persönlich gelohnt hat. Dadurch, dass es in NRW keine Prüfungsgebühren gibt und ich mir Anreise und Übernachtung sparen konnte, habe ich grob überschlagen 1.500€ gespart. Ich musste mich nicht alleine in einer fremden Stadt aufhalten und konnte nach den Prüfungen immer nach Hause zurück in meine gewohnte Umgebung. Außerdem gibt es in NRW keine Vorprüfungen, weshalb ich nicht noch mehr Freistellungen oder Urlaub benötigt habe. :thumbup:

 

So, das war jetzt schon ganz schön viel Text, aber ich berichte jetzt trotzdem noch von den schriftlichen Prüfungen, ein eigener Eintrag lohnt sich dafür nicht. :P

 

Deutsch Leistungskurs

Deutsch war meine erste Prüfung und ich muss zugeben, dass ich mich ziemlich lange von dem Satz „Für Deutsch kann man nicht lernen“ habe mitreißen lassen. :blushing: Das ist vermutlich auch darauf geschuldet, dass ich früher in der Schule nie für Deutsch gelernt habe und trotzdem immer 1 und 2 geschrieben habe. Ich habe dann die letzten 2 Wochen vor der Prüfung aber doch noch intensiver dafür gelernt, Zusammenfassungen und Interpretationen der Lektüren gepaukt und (ganz wichtig!) mir nochmal den Aufbau von allen möglichen Textarten wie Analyse, Erörterung, etc. angesehen.

Im LK hatten wir drei Klausuren zur Auswahl und nachdem ich mir die ersten beiden angesehen habe, bin ich echt ins Schwitzen geraten. Die erste war ein Sachtext zum Thema Spracherwerb, ein Thema das mir überhaupt nicht liegt und welches ich deshalb auch nur sehr grob gelernt habe. Die zweite Klausur waren zwei Gedichte aus der Epoche des Expressionismus (Schwerpunkt in NRW). Gedichtsanalyse ist insgesamt auch nicht gerade meine Stärke und der Expressionismus war für mich eine eher langweilige Epoche, daher lag alle meine Hoffnung auf dem dritten Klausurvorschlag. Dieser war die Kurzgeschichte „Die ganze Nacht“ von Peter Stamm, welche analysiert und interpretiert wurde mit besonderem Augenmerk auf die Darstellung der Personen und im Nachhinein sollte der männliche Protagonist mit dem Protagonisten aus „Das Haus in der Dorotheenstraße“ verglichen werden. Insgesamt war ich zufrieden mit meiner Leistung, ich habe die fast 5h nahezu durchgeschrieben und, meiner Meinung nach, eine ganz gute Interpretation fabriziert. (Ein kleiner Tipp am Rande: übt schon vorher VIEL zu schreiben. Ich schreibe eigentlich sehr viel von Hand und hatte am Ende der Klausur trotzdem das Gefühl, dass sich die Sehne in meiner Hand entzünden wird)

Als ich aus der Prüfung rausgekommen bin, teilte mir eine Mitschülerin dann prompt mit, dass ihre Interpretation völlig anders ist als meine und hat damit meine Zuversicht zerschlagen. :mad: Also: Falls ihr ab morgen nichts mehr von mir hört/lest, dann schäme ich mich zu sehr meine schlechte Note zu veröffentlichen. Im Übrigen habe ich es mir stur verkniffen irgendwelche Interpretationen im Internet zu lesen, um mich nicht vollkommen bekloppt zu machen. :lol:

 

Mathe Grundkurs

Ich könnte jetzt erzählen, dass mich die Mathe Klausur vollkommen überrascht hat und ich mit etwas viel Besserem gerechnet habe… Das wäre aber dreist gelogen. Ich bin kein Genie in Mathe, ich bin sogar so ziemlich das genaue Gegenteil. Während ich mich ansonsten als einen recht intelligenten Menschen bezeichnen würde, sinkt mein IQ in Gegenwart einer Matheklausur auf den eines Toastbrotes. Ich habe leider ziemlich spät die Lernhefte von StudyHelp entdeckt (Falls jemand den Youtuber „Mathe by Daniel Jung“ kennt, von dem sind die Hefte. Wirklich sehr zu empfehlen!) und konnte damit eher Schadensbegrenzung betreiben als mich „gut vorbereiten“. Insgesamt hatte ich den Tag vor der Klausur dann zumindest das Gefühl, dass ich das bestehen kann.

Am nächsten Morgen dann das Erwachen: Der Teil ohne Hilfsmittel war noch ganz in Ordnung. Dieser ist eine Mischung aus Analysis, Linearer Algebra, Analytischer Geometrie und Stochastik gewesen. Es lief zwar nicht perfekt, aber ich hatte den Eindruck mindestens die Hälfte ganz gut bearbeitet zu haben. Weiter ging es dann mit zwei Aufgabenteilen mit Hilfsmitteln. Wäre ich nicht so im Stress gewesen, hätte ich vermutlich geheult. Der eine Teil war Analysis, das ging noch so leidlich. Der zweite Teil war dann Stochastik, ausgerechnet das Inhaltsfeld, dass ich am wenigsten gelernt habe. Ich konnte mich an die Grundformel erinnern und das wars. Damit habe ich dann versucht aus jeder Aufgabe irgendwie etwas abzuleiten und habe mein Bestes gegeben immer zumindest einen Ansatz hinzuschreiben, in der Hoffnung, dass mich die Teilpunkte retten werden. :crying:

Aus der Matheprüfung bin ich dann völlig niedergeschlagen raus und habe nur noch gehofft, dass es irgendwie ganz knapp für die 4 reicht, damit ich nicht in eine mündliche Nachprüfung muss. Das Thema bereitet mir für morgen auch die meisten Bauchschmerzen.

 

Englisch Grundkurs

Englisch war die einzige Prüfung, aus der ich wirklich mit einem guten Gefühl rausgegangen bin. :thumbup: Ich weiß leider nicht mehr so richtig, was die anderen Auswahlklausuren waren (ich glaube eine von beiden war eine Rede), ich habe mich jedenfalls für den Romanausschnitt entschieden. Dieser sollte natürlich wieder analysiert und interpretiert werden. Es ging um einen indischen Jungen aus ärmlichen Verhältnissen, der sich in der Oxford University beworben hat und entgegen aller Erwartungen angenommen wurde.  Im zweiten Aufgabenteil konnte man dann wählen zwischen einer Erörterung zu der Frage, ob sein Gedanke, dass er nie wieder arm sein wird, gerechtfertigt ist, und zwischen einen Brief, den man aus seiner Sicht an seinen Cousin schreiben sollte, in dem man sich überlegt, ob er an Oxford passt oder nicht. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich die Erörterung nehmen würde, habe dann aber beim Aufstellen einer Pro-Contra-Liste festgestellt, dass sich das in einem Brief besser machen würde und mich dann doch noch dazu umentschieden. In der dritten Aufgabe sollte man einer indischen Freundin auf Englisch von einem deutschen Interview zum Thema Integration von Migranten an deutschen Universitäten berichten, also eine typische Mediation-Aufgabe.

Ich bin ziemlich schlecht im selbst einschätzen, aber ich würde sagen, dass Englisch meine beste Prüfung war, zumindest vom Gefühl her. Daher empfinde ich aktuell auch noch eine gewisse Genugtuung, da es die Englischlehrerin war, mit der ich mich in die Wolle bekommen habe über das Thema, ob das Abitur für Autodidakten überhaupt machbar ist. Hoffentlich werde ich morgen nicht enttäuscht! :blink:

 

Geschichte Leistungskurs

Die letzte Klausur und auch die, auf die ich am wenigsten Lust hatte. <_< Ich weiß nicht, ob ich das schonmal in einem früheren Blogeintrag thematisiert habe, falls ja tut’s mir leid für die Wiederholung, aber ich bin zu faul jetzt nachzulesen. Geschichte ist in NRW ein Pflichtfach und in den Bedingungen für die Fächerwahl war das so ungünstig formuliert, dass es so klang, als sei dieses Fach schriftlich Pflicht (darauf ist soweit ich weiß auch jeder Autodidakt reingefallen). Ich stand also vor dem Problem: LK oder GK? Ich bin insgesamt zwar sicher in Englisch, habe mich allerdings so viele Jahre schon nur noch beim Zocken umgangssprachlich auf Englisch unterhalten, sodass ich mir da den Leistungskurs nicht wirklich zugetraut habe und mündlich wollte ich das Fach auch nicht nehmen, da ich anfange in Fremdsprachen zu stottern, wenn ich nervös bin. Mathe als LK oder mündlich ist vermutlich selbsterklärend, warum ich das nicht genommen habe? Also blieb mir nicht viel anderes übrig und ich habe Geschichte als LK genommen, wofür ich dann alles nachholen musste.

Insgesamt bin ich Geschichte ja auch nicht abgeneigt, es gibt schon viel interessantes in der Weltgeschichte. Leider habe ich mich etwas zu sehr auf den Gedanken verlassen, dass die Weimarer Republik dieses Jahr 100-jähriges hat und das deshalb GANZ BESTIMMT ein Thema sein wird und ja… Leider nicht so. Während der Prüfung fiel mir dann siedend heiß ein, dass der Mauerfall sich dieses Jahr ja auch jährt… Blöd gelaufen. Das war nicht wirklich mein Thema. :blushing:

Ich habe mich dann für einen Ausschnitt aus einem Buch entschieden, in dem der Autor die Frage nach dem deutschen Nationalismus behandelt hat. Konkret ging es darum, ob der Nationalsozialismus schon im früheren deutschen Nationalismus begründet lag oder ein „Einbruch“ in der deutschen Geschichte darstellt. Analysieren, Interpretieren, Stellung nehmen, das übliche. Ich kann euch sagen, dass eine hohe Gefahr für Schreibfehler entsteht, wenn man zum gefühlt hundertsten Mal „Nationalsozialismus“ und „deutscher Nationalismus“ in einem Satz schreibt. :D

Ich bin eher unzufrieden aus der Klausur rausgegangen. Nicht, dass ich nicht sau viel geschrieben habe, ich weiß nur leider nicht, ob ich die richtigen Stichworte genannt habe. Mir fehlten leider viele konkrete Zahlen aus der Zeit vor 1900, weil ich eher mit einem Thema danach gerechnet habe. Mit einem Vergleich zwischen diesen beiden Zeitspannen habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich bin morgen jedenfalls nicht allzu verwundert, wenn dabei keine so gute Note herumgekommen ist.

 

 

So, es ist schon ordentlich spät, aber zumindest habe ich mir jetzt einiges an Nervosität von der Seele getippt. Wir lesen uns dann wahrscheinlich morgen Abend, oder auch gar nicht, falls mir die Ergebnisse zu peinlich sind. :D

2 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Hey,

 

nur, weil die Interpretation der Mitschülerin anders ist als Deine, heißt es ja nicht, dass Deine "falsch" oder gar "schlecht" wäre :)

Die Erörterung und ich = rotes Tuch. Das lag mir damals noch nie und werd ich wohl auch nie beherrschen.

 

Mit Geschichte würde ich mich ebenfalls etwas schwer tun. Aber als Berliner komm' ich z.B. nicht um Dein gesagtes Thema drum herum ;)

 

Das wird schon gut gelaufen sein. Wünsche Dir auf jeden Fall viel Glück :) 

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Vielen Dank für deine Einschätzung und deinen ausführlichen Bericht.

 

Zitat

 grob überschlagen 1.500€ gespart.

 

Wow, das ist ja schon eine Menge Geld. Das hätte ich nicht gedacht, dass du da so viel sparen konntest. Das gleicht dann ja schon ein bisschen was aus - zusammen mit den anderen Vorteilen, die sich für dich ergeben haben.

 

Jetzt drücke ich dir fleißig die Daumen, dass du mit den Noten zufrieden bist, auch wenn es ja teilweise nach deinem Gefühl nicht so toll gelaufen ist.

Bearbeitet von Markus Jung
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