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29. Latein im ersten Lernjahr


Greetsiel

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Jetzt habe ich auch endlich Latein und mit der Abgabe der letzten Einsendeaufgabe, Nr. 47, das erste Studienjahr, und zugleich die Einführungsphase (die Mittelstufe) meines Abiturlehrgangs bei ILS, abgeschlossen. Ziemlich genau 13 Kalendermonate, nachdem ich Ende Mai 2018 damit begann.

 

Latein kam erst "spät", in diesem vierten Quartal, als mein siebtes Fach, hinzu. Das erste Latein-Lernjahr war also recht kurz. Vier Studienhefte bearbeitete ich in diesem Studienvierteljahr. Das ILS-Studienmaterial habe ich unten als Bild angefügt. Sieht harmlos aus, oder? Es handelt sich dabei um die erste Hälfte des Grundlagenkurses Latein, der mich noch in den kommenden zwei Studienvierteljahren beschäftigen wird und die "Lektürephase" bis zum Abitur vorbereitet. Drei Studienhefte inklusive jeweils einer Einsendeaufgabe haben die Sprachlehre zum Gegenstand. Das vierte Heft ist ein Begleitheft, auf dessen Inhalt die anderen Studienhefte immer wieder Bezug nehmen und solche Aspekte der deutschen Grammatik beinhaltet und kurz erklärt, die für das Erlernen der lateinischen Sprache als wichtig erachtet werden (Die verschiedenen Wortarten und ihre möglichen Funktionen in einem deutschen Satz). Dieser Rückbezug auf die deutsche Grammatik findet in Latein in einem viel stärkerem Maße statt, als in Englisch oder Französisch.  

 

Dieses erste Latein-Quartal hat meine Lateinkentnisse, ich hatte keine, auf folgenden Stand gehoben (oder wollte es zumindest):

 

- Der Aufbau eines lateinischen Satzes, seine Satzglieder und deren Erscheinungsformen.

- Fälle: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ und Ablativ. Auch Vokativ und Lokativ, aber mit geringerer Bedeutung.
- Zeiten: Präsens, Perfekt (historischer und konstatierender Gebrauch), Imperfekt (durativer und iterativer Aspekt).
- Indikativ/Imperativ (letzteres mit geringerer Bedeutung).
- Aktiv/Passiv.
- Deklination von Substantiven und Adjektiven: a, o, konsonantisch, e, u, i und gemischte.
- Konjugation von Verben: a, e, (kurzvokalische) i und konsonantisch.
- Kongruenz von Substantiv und Adjektiv in Kasus, Numerus und Genus (KNG-Kongruenz).
- Konnektoren und ihre Bedeutung im lateinischen Satz.
- Prädikatsnomen: Substantiv/Adjektiv + Kopula.
- Akkusativobjekt, Dativobjekt.
- Adverbiale Bestimmung.
- Attribute (adjektivisch, Genitivattribut, Apposition).
- Verschiedene Funktionen des Genitivs: genitivus possessivus, -obiectivus, -subiectivus, -partitivus, -qualitatis.
- Verschiedene Funktionen des Dativs: dativus possessivus, -commodi, -finalis.
- Verschiedene Funktionen des Abaltivs: ablativus separativus, -instrumentalis, -modi, -sociativus, -loci, -temporis.
- Infinitiv als Objekt und verschiedene Erscheinungsformen des AcI.
- Präpositionen.
- Personalpronomen.
- Nebensätze: Relativsätze (Relativpronomen) und Adverbiale Nebensätze (Subjunktionen)
- Konstruktionsmethode lateinischer Nebensätze.
- Prädikativum.
- Der relative Satzanschluss.
- Das (Partizip) Perfekt Passiv (PPP)
- Das Prädikat und der Infinitiv im Perfekt Passiv.
- Das Reflexivpronomen der 3. Person.
- Doppelter Nominativ, doppelter Dativ, doppelter Akkusativ.
- Das Demonstrativpronomen.
- Das Pronominaladjektiv.
- Die Verben esse, ferre und posse.
- Knapp 800 Vokabeln.

 

Das ist schon eine ganze Menge Stoff; ziemlich verdichtet und in einem einzigen (!) Studienvierteljahr präsentiert. Zu viel. Davon, dass ich den Stoff bewältigt hätte, kann keine Rede sein. Die Hälfte des Grundlagenstoffes habe ich damit jetzt zwar durch, aber es werden noch etliche Runden zu drehen sein, bis die Stoffverinnerlichung Abiturniveau und die Stoffpräsenz abiturfähig ist. Aber diese Zeit ist ja, zumindest nominell, noch in ausreichendem Umfange vorhanden. Wenn ich auch nach zwei weiteren Studienquartalen die Grundlagen alle "zum ersten Mal" gelernt haben werde, werde ich mich bestimmt bis zur Abiturprüfung mit diesen Grundlagen immer wieder befassen (müssen). Auswendiglernen, die Notwendigkeit dafür so sichtbar wie in keinem anderen meiner Fächer, gehört auch nicht zu meinen Hobbys.

 

In der Anwendung des Stoffs geht es um Übersetzungsarbeit lateinischer Sätze (Texte) und dabei wird analytisch vorgegangen. Um ihn zu übersetzen, wird der einzelne Satz in seine Bestandteile, grammatikalische Einheiten, die miteinander verbunden sind, zerlegt. Beispielsweise: "Arminius amicus populi Romani, ..." - Subjekt mit Apposition mit Genitivattribut mit adjektivischem Attribut. Die Zerlegung wird erreicht, in dem der Satz konstruiert wird (Konstruktionsmethode), d.h. der Satz entsteht "aus dem nichts" durch Hinzufügen einzelner Bestandteile, beginnend bei Subjekt und Prädikat des Hauptsatzes. Eine Vorgehensweise, Puzzeln, aber systematisch, die mir sehr gut gefällt. Wer auch sonst gerne analysiert, bekommt mit Lateintexten und den erlernten Analyseverfahren einen spannenden Analysezugang, der sich von anderen (z.B. mathematischen) unterscheidet.

 

Das Studienmaterial bewerte ich mit 7 von 10 Punkten. Die formale Qualität (Bindung, Druck, Schriftbild, etc.) ist mangelfrei. Jedes Studienheft besteht aus fünf Lektionen, in denen die Grammatik häppchenweise präsentiert wird. Die Formenlehre (Deklination und Konjugation) ist auf die einzelnen Lektionen verstreut und wechselt sich mit anderen Grammatikthemen ab. Jede Lektion beginnt mit der Vokabelliste und einer abstrakten Erklärung der neuen Grammatik. Anschließend wird ein lateinischer Text mit den behandelten Grammatikphänomenen übersetzt, d.h. die Sätze werden mit der erwähnten Konstruktionsmethode analysiert, wenn auch nicht immer so ausführlich. Das ist dann Schade, weil trotz nachvollziehbarer Übersetzung die Grammatikstruktur nicht vollständig deutlich wird. So kann der eigene Versuch "des Aueinandernehmens" des Satzes nicht auf Richtigkeit geprüft werden. Am Ende einer Lektion gibt es Übungsaufgaben, inklusive deren Lösung im hinteren Teil des Studienheftes. Die Übungen sind zwar ausdifferenziert, aber zu wenige Aspekte der Sprache werden geübt. In anderen Fächern ist das besser gemacht.

 

Diese Struktur der Lektionen wird konsequent durchgehalten, was das Lernen erleichtert, weil der Schüler sich an diesen Aufbau gewöhnen kann. Der Lernstoff des einen(!) Studienquartals ist sehr verdichtet, zeitlich und inhaltlich, so dass sich ein Gefühl der "Überrumpelung" und des "Erschlagenwerdens" unvermeidlich bei dem Versuch einstellt, zu schnell durch den Stoff zu kommen. Das klappt nicht. Das fatale ist, dass sich ein anderer negativer Eindruck einstellt, nämlich der des "nicht Fertigwerdens", wenn man langsam vorgeht, und dieses Gefühl kann ebenfalls unbefriedigend sein. Am besten ist es hier einen Mittelweg zu finden, Lücken und Unverständnis in Kauf zu nehmen, in der Absicht und Hoffnung, in den späteren Phasen des Lehrgangs einige Lücken zu schließen und mehr Verständnis zu gewinnen. Ich wendete für die drei Hefte viel Zeit auf und bin trotzdem noch weit entfernt davon, den Stoff zu beherrschen. Aber es ist immerhin schon ein erheblicher Teil des Grammatikstoffs, den Lateinschüler in der Schule lernen und dafür mehrere (2 ?) Jahre Zeit eingeräumt bekommen.

 

Die Stoffwiederholung in der restlichen Lehrgangszeit ist hier also sehr wichtig und ich gehe davon aus, dass nach Ende des Grundlagenkurses, im weiterführenden Studienmaterial, einzelne Grammatikthemen wiederholt werden, also der in den anderen Fremdsprachen übliche Wiederholungsprozess auch in Latein angewendet wird. Überhaupt wie in jedem Fach, ist Eigeninitiative gefragt, um sich auch jenseits des von ILS angeboten Materials mit dem Stoff zu befassen, ihn zu vertiefen, zu strukturieren, einzuüben, etc. Ich überwinde meine Unzufriedenheit mit meinem eigenen Fortschritt jedenfalls mit der Aussicht, den vielen Stoff bis zu der mündlichen Abiturprüfung noch genauer unter die Lupe nehmen zu können.

 

Für das Lernen der Vokabeln verwende ich meinen Langenscheidt Vokabeltrainer, den ich ja auch für Englisch nutze. Die Wortschatzdatenbank baue ich selber auf, in dem ich die Vokabellisten aus den PDF-Dokumenten der Studienhefte in eine Textdatei kopiere, die ich mittels der Importfunktion der Software in den Vokabeltrainer hochlade. Als weiteres Zusatzmaterial verwende ich ein Lateinlehrbuch mit einem Grammatik- und einem Übungsheft (inkl. Lösungen) "... für den später beginnenden Lateinunterricht". Dieses Lehrbuch ist die Vorlage der ILS-Studienhefte. Ich nutze auch kostenlose Angebote im Internet, z.B. Webseiten mit Konjugations- und Deklinationshilfen. Es gibt auch Seiten, die einzelne Grammatikinhalte erklären und einüben. Ich werde mir in der Qualifikationsphase ("Oberstufe") wohl auch noch eine weitere "Latein-Reihe" (Arbeitsbuch mit Übungen + Begleitgrammatik) kaufen, die als schulische Begleitung für Latein als 2. Fremdsprache konzipiert ist. Ich habe da auch schon was im Auge und werde ggf. in einer späteren Lehrgangsphase weiter berichten.

 

Die Einsendeaufgaben, bisher zwei, wurden innerhalb weniger Tage korrigiert (die Dritte ist abgegeben und wartet darauf korrigiert zu werden). Nur ein Fernlehrer bewertete alle meine Einsendeaufgaben. Latein ist damit das einzige meiner Fächer mit nur einem betreuenden Fernlehrer. Interessanterweise hat er meine erste Einsendeaufgabe in der Papiervariante korrigiert: Ein ausgedrucktes Exemplar meiner elektronisch abgegebenen Lösung wurde ihm auf dem Postweg zugeschickt und von ihm per Briefpost, an mich zurückgesendet. Die anderen beiden Einsendeaufgaben hat er dann in der Online-Variante bearbeitet. Er hat also anscheinend seine Korrekturweise umgestellt.

 

Nun folgt die Qualifikationsphase in Richtung Abitur, die Oberstufe, und da erwarten mich 7 Studienhefte und 1 Arbeitsbuch mit insgesamt 8 Einsendeaufgaben. Zunächst wird der Grundlagenkurs in drei Studienheften fortgesetzt und abgeschlossen. Anschließend geht es, hoffentlich neben der Wiederholung von Grundlagen, so weit ich bisher weiß, vor allem um das Übersetzen von Originaltexten und um Hintergrundwissen zu römischer Geschichte und Kultur, das dann auch Prüfungsstoff ist. Latein macht mir Spaß und ist, auch wenn es mich sehr herausfordert, eine interessante Angelegenheit.

 

Latein kurz und bündig: Mein schwerstes Fach!

 

Schönen (Feier-) Tag
Greetsiel
19.06.2019

 

Fach-Mittelstufe-Latein.jpg

Bearbeitet von Greetsiel

3 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Die Hefte sehen wirklich übersichtlich aus - aber aus deiner Schilderung wird dann deutlich, dass diese es doch mächtig in sich haben. Ich kann da nicht mitreden, da ich in der Schule Französisch statt Latein gewählt hatte - was eher ein Fehler war 😉.

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Ich hatte in der Schule auch Französisch aber kein Latein. Ich war (und bin) kein Sprachen-Fan, so dass die Sprachen nicht zu meinen Liebingsfächern gehörten. Ob mir Latein besser gefallen hätte muss ich dahingestellt lassen. Latein ist etwas für Tüftler. Ob ich diese Art des Tüftelns aber als Schüler lieber gemacht hätte als Französisch, weiß ich nicht. Heute mag ich es jedenfalls, ohne mich aber als "Grammatikliebhaber" bezeichnen zu wollen. Dazu fehlt noch einiges.

 

Schönes Wochenende

Greetsiel

Bearbeitet von Greetsiel
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Französisch als Sprache hat mir damals gefallen und gefällt mir auch heute noch, nur habe ich mich mit dem Erlernen ganz anders als in Englisch (was bei mir Leistungskurs war) sehr schwer getan und denke daher, dass es möglicherweise mit Latein einfacher gewesen wäre - das weiß ich aber natürlich auch nicht.

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