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Angstgegner angepackt | Testtheorie-Klausur


Vica

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Gestern war es so weit: Notendurchschnitte und Durchfallquoten ignorierend habe mich meinem lang gefürchteten Angstgegner "Testtheorie" gestellt :biggrin: Warum eigentlich Angstgegner?? Sicherlich kann man doch alles lernen, wenn man nur genug Aufwand betreibt?
Grundsätzlich stimmt das. Testtheorie ist aber ein stark anwendungsbezogenes Fach in der Psychologie. Es bezieht sich - natürlich - auf den Einsatz diverser Tests und wie diese aufgebaut sind. Wozu muss man sich nicht nur die Tests und deren Normierung, Validität, Vor- und Nachteile, geeignete Personenkohorte mit Altersgrenze und am besten Anzahl der Items und Untertests, Skalierung usw. merken muss. Sondern es gehört auch dazu, sie zum Teil in einen gewissen statistischen Kontext zu setzen. 

Auch alle andren Prinzipien der Diagnostik mit Testtheorie - Verhaltensbeobachtung, Interviewleitfäden, Skalenkonstruktion und und und - beziehen sich auf Dinge, die man im Alltag nicht wirklich vor sich hat. Daher bringe ich immer wieder folgenden Vergleich: Testtheorie ist wie das Auswendiglernen einer Bedienungsanleitung für ein komplexes technisches Gerät, welches man gar nicht besitzt und noch nie gesehen hat.

Reine Auswendiglernerei ist sehr stumpf einerseits, aber auch höchst unproduktiv, weil es schwierig ist, sich die Inhalte in sofern zu vertiefen, als dass man nicht darüber nachdenken kann (stimme ich zu oder nicht, find ich das gut oder schlecht -> so behalte ich zumindest besser komplexe Sachverhalte).

Flüssig lesen lässt sich das ganze auch nicht, da es sich von Verstehenden an Verstehenden richtet. Erklärungen à la "Nullkorrelationen mit Intelligenzmaßen können als Validitätsbeleg für ein neues Fähigkeitskonstrukt interpretiert werden, sowie nachträglich mit anfänglichen psychometrischen Problemen erklärt werden, daher rentiert sich der Einsatz komplexer Systeme ohne semantische Einkleidung" führen eher dazu, dass man als Studi eine Bruchlandung im Niemandsland zwischen "Bahnhof" und "Abfahrt" hinlegt. 


Eigentlich hat man manchmal das Gefühl, da fehlt einem noch ein ganzes Studium dazwischen. Somit ist Testtheorie ein Fach, bei dem man lerntechnisch einfach nie da ankommt, wo man gerne will - finde ich zumindest. Super interessant ist das ganze für Studis, die wie gesagt schon in der Klinik und speziell in der Diagnostik arbeiten und dadurch Berührungspunkte mit diesen Tests etc. haben. Es ist auch nicht so, dass das uninteressant wäre.

Aber das Studium muss weitergehen, und so muss man sich irgendwann eingestehen, dass man da rein muss.

Wie lief die Klausur?
Ich hatte nun einige Gebiete, die ich mir sehr gut merken konnte und andere, die ich mir kein STück merken konnte. Ich hätte also großes Glück haben können, dass (fast) nur meine starken Gebiete drankommen, aber auch MEGA Pech, wenn es nur die Schwachstellen gewesen wären.
Die Klausur war irgendwo dazwischen.
- Es hätte schlimmer kommen können! 
- Ich hatte keinen Blackout diesmal, hatte auch ein paar Vorkehrungen getroffen (dazu bald ein eigener Eintrag)

- Sorgen mache ich mir nicht über den Inhalt, den ich preisgeben konnte, sondern darum, dass ich eine echt sauige Schrift hatte, viel durchgestrichen habe usw. Hoffentlich kann man das noch lesen :( 
- Sorgen mache ich mir auch darum, ob ich die Dinge so erklären konnte, wie ich sie MEINE.
- Ich konnte alle gefragten Verfahren usw. nennen - aber sehr schlecht erklären (-> eine Folge der Auswendiglernerei) 
- Gut war, dass ich am Ende nochmal alles durchgelesen habe. Ich war kurz davor abzugeben, als mir auffiel, dass ich DREI Aufgaben vergessen habe!!!

- Obwohl ich denke, dass ich keine Glanzleistung geliefert habe, war ich selten so zufrieden nach einer Klausur. :) 

Also denkt dran: Kontrollieren kann sich lohnen, auch wenn man ganz sicher ist, fertig zu sein! 

Euch eine schöne Woche! LG

 

Feature Foto:
Photo by eberhard grossgasteiger from Pexels

4 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Zitat

"Nullkorrelationen mit Intelligenzmaßen können als Validitätsbeleg für ein neues Fähigkeitskonstrukt interpretiert werden, sowie nachträglich mit anfänglichen psychometrischen Problemen erklärt werden, daher rentiert sich der Einsatz komplexer Systeme ohne semantische Einkleidung"

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Sagen wir mal so: ich beneide dich kein Stück.

 Schön, dass du es zumindest hinter dich bringen konntest, und dein Fazit fällt ja jetzt nicht so schlecht aus. Das mit den drei übersehenden Aufgaben hätte auch ich sein können, ich hab ein Händchen für sowas…

Daumen sind gedrückt! 

(Musste direkt an diesen komischen Rohrschach-Test denken, meine Gastmutter in den USA war Psychologin und hat mir den mal gezeigt, ich gehe allerdings mal davon aus dass der inzwischen hochgradig obsolet ist – ich fand ihn auf jeden Fall sehr merkwürdig. 😂  und mit Sicherheit ging es in deiner Klausur um deutlich komplexere Themen.)

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Bei solchen Erklärungen frag ich mich, ob der Autor seinen Lehrauftrag mit vorgehaltener Pistole erhalten hatte.

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Oje, das klingt ja nicht so janz dolle. Aber immerhin hast Du Dich dem Angstgegner gestellt. Weiter so :)

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