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Das Praktikum in Zeiten von Corona


Vica

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Corona-Panik kennen wir aus den Medien genug. Angst vor Sars-CoV 2 bzw. sein Covid-19 habe ich übrigens überhaupt gar nicht. Denn was wir (als Erwachsene) an Seuchen aus den Kindergärten innerhalb der letzten 5 Jahre mitgenommen haben, war nicht zu überbieten: Aufgelöste Wangenknochen durch Dauer-Sinusitis, Hand-Mund-Fuß, Scharlach, Herzmuskelentzündung, Enzephalitis, Grippe, Lungenentzündung und eine unbekannte Bakterieninfektion mit höchstem je gemessenen CRP in einem Krankenhaus, weswegen wir gleich 1 Woche auf einer Isolierstation mit Schleuse nebst anderen mit Masern, Meningitis und Tollwut-Verdacht landeten. Aber überhaupt diese ganze Dauer-Verschnupfung. Da sind wir einiges durch.  

Nun haben wir also dieses Corona-Virus :60_sweat:.
In Angst und Schrecken sind die Bewohner dieser gemütlichen Studi-Stadt in NRW schnell verfallen. Während es eigentlich von so gut wie jedem (Straßenbefragung örtlicher Radiosender) heißt: "Ach daaaas, alles übertriebene Panik" und "Mitbürger lassen sich vom Corona-Virus keine Angst einjagen" zeichnete sich bald ab, wie entspannt die Stadtbewohner wirklich sind: Vor leerem Klopapier-Regalen und Nudel-Regalen stand man hier schneller, als man  "Aber die teuren Bio Nudeln sind noch da"  aussprechen konnte.

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Und auch das spielt sich gerade in meiner nächsten Nachbarschaft ab 😮


- 2 Kindergärten: Dicht
- Gymnasium: Dicht
- Krankenhaus 1: Kantine geschlossen für Besucher. Außerdem: Nur 1 Besucher am Tag pro Patient. (Überhaupt haben die echt Pech: Desinfektionsmittel gestohlen usw.)
- Krankenhaus 2: Station geschlossen, weil ein Patient leider doch keine normale Grippe hatte, was erst nach Tagen festgestellt wurde. 
- Krankenhaus 3: Nur Kernmitarbeiter 
- Wachen vorm Container mit an Covid-19 erkrankten Patienten 
- Wachen vorm Krankenhaus
- Mensa: Dicht 
- Flohmarkt: Dicht 
- Abiturprüfungen: In der Diskussion, abgesagt zu werden 
- Arztpraxen: Auffällig viele geschlossen wegen Fortbildung. Vertretung: Praxis zu, da krank. 
- Krankenschein für 1 Woche wegen whatever? Kein Problem, schicken wir zu, ein Anruft oder Mail genügt. 
- Empfehlung: Stadt-Kinder am besten nicht die Großeltern auf dem Land besuchen. 
- Ein Cappuccino zum Mitnehmen vom Bäcker oder ,,Sternendollar" auf unseren langen Spaziergängen am Nachmittag in meinem Ökoeltern-Mehrfachbecher? Nope, die dürfen zur Zeit nicht angefasst werden -> Coronagefahr. (Einer muss ja der Spielverderber sein, aber pssst, die könnten auch auf den Euromünzen sitzen)
- Nur ein einziges Thema, egal wo: Beim Bäcker, an der Kasse im Supermarkt, Frisör, im Bus, allen Gesprächsfetzen von Passanten, die man im Vorbeigehen aufschnappt...

Nun ja, das könnte einem wumpe sein, aber: 
Ich habe nun auch erfahren, dass psychologische Praxen hier momentan auf Online-Beratungen umstellen und dies bei einem Kassensitz offenbar auch gefördert wird (Anschaffung der Webcam usw.). 

Letzteres gab mir schon zu denken. Dass Großveranstaltungen wie der Jahrmarkt mit 0,5 Mio. Besuchern abgesagt werden, kann ich nachvollziehen, da man ja sieht, welche Auswirkungen der Karneval in Heinsberg hatte. 
Aber wenn selbst Psychologengespräche mit einzelnen Klienten abgesagt werden, und zudem die Krankenhäuser sich immer mehr abriegeln, stelle ich mir schon die Frage, was das für mein klinisches Praktikum am 1.4. bedeutet. Ich könnte mir vorstellen, dass die ihre Patienten da keinem Risiko aussetzen wollen, wie es durch Leute von außen nun mal passiert. :65_mask:

Aber auch aus anderen Gründen als eventuelle Maßnahmen der Klinik könnte sich das Praktikum schlimmstenfalls verschieben: Fehlende Kinderbetreuung durch geschlossenen Kindergarten. Ein Verdachtsfall oder Kontakt zu Risikopatienten genügt und der Laden ist dicht. Das wäre es dann mit dem Praktikum. 

Ist das nun so schlimm, wenn sich das Praktikum halt mal verschiebt??? Ja und Nein. Praktikumsprogramme gibt es nur zu sehr starren Zeiten. Dass ich den Platz noch bekommen habe, hat damit zu tun, dass ein Platz überraschend abgesagt wurde. Die Klinik ist - wie alle anderen auch - zu bis Oktober. Aber selbst wenn ein Optionsplatz geschaffen würde und es frühstmöglich im Juli stattfindet, wäre das zeitlich zu eng um bis im September fertig zu werden. Das heißt: Ein Semester anschieben. Dann bin ich nicht nur raus aus der Regelstudienzeit (womit auch die Anschluss-Ausbildung verschieben würde) sondern finanziell würde das echt weniger knusprig bei diesen Gebühren :D

Allerdings wäre ja noch nicht aller Tage Abend, wenn man nicht erscheinen darf. Wenn die Psychologen in ihren Praxen auf Webcam umstellen, warum sollte man das nicht auch als Praktikant dürfen? Und auch Fragebögen auswerten kann ich zur Not zu Hause. Gruppengespräche stelle ich mir per Webcam schwieriger vor...aber möglich ist das auf jeden Fall. Manche Praktika weden eh im Homeoffice angeboten. Ob das vielleicht eine Übergangslösung wäre? :) 

Ich habe übrigens noch nichts gehört, was Anlass zur Sorge geben könnte. Habe aber mal überlegt, ob ich vorsichtig anfrage, ob die derzeit Restriktionen planen und wie die Situation so ist. Habe es aber dann sein lassen, weil ich mich frage, ob man damit einen hypochondrischen Eindruck macht. Also: Wie immer das Beste hoffen. 

Natürlich darf man es auch nicht unterschätzen: Es gibt Vorerkrankte und Alte, für die auch dieses Virus eine Gefahr darstellt. Die Langzeitfolgen des Virus und die Immunität ist quasi unerforscht. Die rasante, quasi ungebremste Ausbreitung ist schon bemerkenswert. 


Angst habe ich vor dem Virus wie gesagt gar keine - wohl aber vor der Panik der Menschen und erratisch-hilflosen Entscheidungen von eh schon überlasteten Behörden. Will sagen: Quarantänen. Ausgangssperren. Abgeriegelte Städte. 2 Wochen keinen Fuß vor die Tür setzen im Aktionsradius Küche-Bad-Bad-Küche-Couch-Bett. 
Das sind Dinge, die mich wirklich krank machen würden und viele andere wohl auch. 

Euch eine gute Woche und bleibt gesund :) 

 

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Feature Foto: Gerd Altmann | pixabay.com
In-Text Foto: Privat 
 

7 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Mindestens diese Woche liege ich flach mit Bronchitis mit beginnender Lungenentzündung. Außer der Ärztin, die mich nach meiner telefonischen Vorauskunft erfrischend Corona -vorurteilsfrei-ruhig behandelt hat, kann man sich denken, dass der Verursacher für den Rest meines sozialen Umfeldes praktisch feststeht 😷 😉. So ein Bakterium wäre ja auch einfach zu langweilig 😂.

Bearbeitet von schwedi
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vor 13 Minuten, schwedi schrieb:

Mindestens diese Woche liege ich flach mit Bronchitis mit beginnender Lungenentzündung. Außer der Ärztin, die mich nach meiner telefonischen Vorauskunft erfrischend Corona -vorurteilsfrei-ruhig behandelt hat, kann man sich denken, dass der Verursacher für den Rest meines sozialen Umfeldes praktisch feststeht 😷 😉. So ein Bakterium wäre ja auch einfach zu langweilig 😂.


Wünsche dir gute Besserung :( Das geht jetzt sicher vielen so, die schniefen und husten, dass sie wie Zombies gemieden werden. 
Wobei man nie nie sagen soll. Außerhalb der Risiko-Landstriche bist du? :) 

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Ich komme aus einer Panik—Region (beim Arzt : wollen Sie wirklich den Dr. sehen oder nicht lieber ne. Krankschreibung für die Woche?) und bin zurzeit in einer Region, wo die Panik gerade ausbricht (Exkursion teilweise abgesagt und Rest nur unter erweiterter Datenabgabe zwecks Erreichbarkeit). Meine Klausur am Freitag findet hoffentlich statt.

 

Irgendwie muss aber (Gebühren, Regelstudienzeiten, etc.) schon auf die besondere Situation reagiert werden, alles andere wäre ziemlich unfair. Insbesondere bei Gebühren wegen Verlängerung wäre das doch ein Leichtes. 

 

Und bis wann soll die Panik eigentlich anhalten? Nächstes Jahr wird das Virus wohl einfach zur Krankheitssaison dazu gehören... 

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Ja, langsam nimmt das wirklich irre Formen an. Auch hier in Bremen (bisher relativ schwach betroffen) wird durchgegriffen: Konzerte und andere Großveranstaltungen sind alle bis Ende März abgesagt (was ich übrigens richtig finde, ich bin immer noch gegen Hysterie, aber sehr für Vernunft.). Schulen und Kitas haben bisher noch auf, mal sehen ob das so bleibt. 

Ich hoffe sehr für dich, dass das ganze nicht zu negative Auswirkungen auf dein Praktikum hat. Vielleicht findet sich ja tatsächlich irgendeinen Weg, es trotzdem anzutreten. Es ist eine sehr schwierige Situation, ich bin sehr gespannt, wie sich die Lage innerhalb der nächsten zwei Wochen entwickeln wird.
 

vor einer Stunde, schwedi schrieb:

Mindestens diese Woche liege ich flach mit Bronchitis mit beginnender Lungenentzündung.

Oh je, gute Besserung. Das kann man ja nun mal so gar nicht gebrauchen. 😷

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Gott sei Dank bin ich in keinem Risikogebiet gewesen und bin es jetzt auch nicht :-).

 

Viel Glück für Dein Praktikum!

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Zitat

Habe aber mal überlegt, ob ich vorsichtig anfrage, ob die derzeit Restriktionen planen und wie die Situation so ist.

 

Vielleicht besser keine "schlafenden Hunde wecken"?

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Ist schon doof, wie ein Virus (okay, eine Pandemie) einen einen Strich durch die Planung machen kann. 😞

 

Eine Freundin mit Schmerzen fürchtet, dass ihre doppelseitige Hüft-OP im April noch abgesagt wird von der Klinik.

 

Alles doof.......

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