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Covid-Intensiv-Erfahrungsbericht: Prolog


Silberpfeil

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Eigentlich arbeite ich seit einem Jahr als Fachpraxislehrerin für Pflege und nur noch ein Wochenende pro Monat im Krankenhaus.

Nach fast 10 Jahren Intensivstation habe ich mich Ende 2017 auf eine IMC (das ist eine Überwachungsstation, angesiedelt zwischen Intensiv- und Normalstation) versetzen lassen, da das mit meinem Fernstudium besser vereinbar war.

 

Eigentlich sollte ich heute,1.04.2020, als Klassenlehrerin mit einem neuen Kurs in die generalistische Pflegeausbildung starten. Dafür haben wir an unserer Pflegeschule in den letzten Monaten ein schulinternes Curriculum entwickelt und die praktische Ausbildung organisiert. Beides umfasst viel mehr als die vorherigen Pflegeausbildungen, da die "Pflege von Menschen aller Altersstufen" sowohl in der Theorie als auch in den praktischen Einsätzen berücksichtigt werden muss.

 

Und dann krempelte Corona unser aller Leben komplett um. Die Schule wurde bis auf weiteres geschlossen und wir Lehrkräfte sollten im Homeoffice arbeiten, Überstunden und Resturlaubstage abbauen.

Das fiel mir sowieso schon schwer, denn besonders durch meine Zeit auf Intensivstation bin ich es gewöhnt, mittendrin zu sein. Zu meinen Überlegungen kamen dann noch diverse Pressemitteilungen und Erzählungen von ehemaligen Kollegen, dass Pflegekräfte, die bis dato nichts zu tun hatten mit Intensivpflege, auf Beatmungsgeräte eingewiesen und "geschult" wurden, um Covid-Patienten zu pflegen.

Kollegen, die sich auskennen, sträuben sich an dieser Stelle die Haare. Natürlich will man vorbeugen, aber Intensivpatienten oder solche mit Lungenversagen haben hochkomplexe Krankheitsbilder, die man nicht einfach mit einer Einweisung in ein Gerät beobachten und pflegen kann.

So kam ich zu meiner Entscheidung, an meiner Schule für vorerst einen Monat unbezahlten Urlaub zu nehmen.

 

Und statt meinen neuen Ausbildungskurs zu starten, wird heute mein erster Tag auf  in Vollzeit auf meiner alten Intensivstation sein. Ich habe diese Tätigkeit so lange ausgeübt, dass ich trotz der Pause eine Hilfe sein kann.

 

Abgesehen davon glaube ich, hoffe ich, dass diese Krise das Berufsbild Pflege verändern wird. Ob im positiven oder im negativen wird sich zeigen.

Es wird für meine Tätigkeit als Fachpraxislehrerin unglaublich wichtig sein, diese Entwicklung mitzuverfolgen. 

Vielleicht wird es ein Thema für meine Bachelorarbeit.

 

Über all diese Themen schreibe ich in meinem Erfahrungsbericht  und freue mich wie immer sehr über Kommentare und Likes. 🙂☀️

 

Viele Grüße

Silberpfeil

 

Edit: Ich bin nicht sicher, ob „Intensivtagebuch“ ein geschützter Begriff ist. Daher habe ich den Titel geändert und entschuldige mich ausdrücklich.

Bearbeitet von Silberpfeil

6 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Für mich, die hier mit den Kindern mehr oder weniger ans Haus gefesselt ist, fühlt sich das alles immer noch so unwirklich an, obwohl ich natürlich die Entwicklung aufmerksam verfolge und mir der Ernst der Lage absolut bewusst ist. Ich bewundere, was ihr alle in der Pflege leistet - jeden Tag, und natürlich besonders jetzt. 
Ich hoffe sehr, dass da am Ende für Euch mehr Anerkennung wartet, als nur ein bisschen Applaus und anerkennende Worte. 
Gab gerade einen wunderbaren Comic der von mir sehr geliebten Erzaehlmirnix zum Thema - finde ich treffend und ernüchternd zugleich. 
 

erzählmirnix.png

Bearbeitet von Anyanka
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