Covid-Intensiv-Erfahrungsbericht: Kapitel 3
Der schmale Grat zwischen Hygiene und Panikmache
Beim Einkaufen kommt ja mittlerweile Endzeitstimmung auf. Menschen tragen Handschuhe und Masken, und vor den Supermärkten sehe ich neuerdings Personal, das die Einkaufswagen desinfiziert. Das sieht so aus: einsprühen, abwischen, fertig.
Das ist ja grundsätzlich keine schlechte Idee, nur frage ich mich, ob den Leuten je erzählt wurde, wann eigentlich genau der Vorgang der Desinfektion (also der Keimreduktion) passiert.
Die Reduktion der Keime passiert nicht während des Sprühens, und auch nicht während des Abwischens, sondern während des Einwirkens, bzw. während des Trocknens des Desinfektionsmittels. Dem aufmerksamen Beobachter (oder Leser) ist schon aufgefallen, dass Einwirken in meiner Aufzählung gar nicht vorkam. 😉
Im Covid Bereich gibt es immer wieder Situationen, in denen man Regeln zur Hygiene neu überdenken und anwenden muss. Im Nachtdienst über Ostern musste beispielsweise ein Patient notfallfallmäßig in den OP, und ich musste eine kurze Schrecksekunde darüber nachdenken, durch welche Tür wir jetzt mit seinem Bett fahren dürfen, denn durch die Schleuse nach draußen dürfte er ja nicht, weil man dort seine kontaminierte Kleidung auszieht. 💁♀️
Einwirkzeit von Desinfektionsmitteln kann man sehr gut über den Sekundenzeiger einer Wanduhr kontrollieren, denn irgendwoher muss man ja wissen, dass 30 Sekunden um sind.
Lustigerweise habe ich letztes Jahr im Herbst noch Infektionskrankheiten unterrichtet. Eingestiegen bin ich mit dem Unterschied zwischen Bakterien, Viren und Pilzen. Dann ging es weiter mit den Übertragungswegen, und ich weiß noch genau, dass ich gesagt habe, dass vermutlich bei nichts anderem so viele Mythen und Legenden existieren. 🙄 Menschen haben zum Teil skurrile Vorstellungen davon, wie sich Krankheiten übertragen.
Außerdem hatte ich hatte einen kurzen Film, in dem die Darsteller geniest und gehustet haben, und kaum ein Schüler war nicht angeekelt.😁😷
Dann ging es noch um den Ablauf von Infektionskrankheiten und natürlich die spezielle Pflege dazu sowie um die Hygienemaßnahmen.
Und auch unter Fachleuten ist der Grat zwischen sinnvollen Hygienemaßnahmen und Panikmache oft schmal. Da muss man nur auf die Benutzung von Einmalhandschuhen schauen (ob im Krankenhaus oder im Supermarkt): über die Haut wird Corona sowieso nicht übertragen. Händewaschen reicht völlig aus.
So schlecht habe ich mich bis jetzt scheinbar nicht geschlagen. Wir Mitarbeiter aus den Covid Bereichen dürfen uns ohne Symptome abstreichen lassen, und mein Abstrich war negativ. 🙂
Die schlimmsten Blessuren, die ich bis jetzt davon getragen habe, sind einige Druckstellen im Gesicht durch die FFP3 Masken. Und meine Hände sind durch das häufige Waschen und Desinfizieren unglaublich trocken, trotz umfangreicher Cremes und Salben. Könnte deutlich schlimmer kommen... 😁
Ansonsten bin ich sehr gespannt, was heute für Nachrichten kommen bezüglich der Lockerungen. Wenn die Schulen geschlossen bleiben, werde ich wohl auch im Mai noch auf Intensiv bleiben.
Einerseits vermisse ich die Schüler und den Unterricht, andererseits fühle ich mich auf Intensiv pudelwohl. Im Juni schreibe ich allerdings eine Klausur, so dass ich meine Tätigkeit auf Intensiv in Teilzeit weiterführen würde.
Ich bin sehr gespannt!
Bleibt alle gesund! Bis bald!
Silberpfeil
Bearbeitet von Silberpfeil
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