Kämpfen demotiviert
Im Juni begann ich das neue Modul Computergrafik. Im Rahmen des Masters wird dabei auf Grafikkarten, deren Geschichte und Mathematik, und alle möglichen Modelle - von der Rasterisierung über Shading bis hin zu Animations-Algorithmen - eingegangen.
Im zweiten Heft wurde als freiwillige Einsendeaufgabe (A-Aufgabe) eine Programmieraufgabe gestellt. Da konnte ich natürlich nicht widerstehen und habe sofort losgelegt. Mit keinerlei Erfahrung in diesem Gebiet habe ich mich dran gemacht und mein Ehrgeiz hat dafür gesorgt, dass der Code am Ende sehr gut leserlich, kommentiert und strukturiert war. Also reichte ich ihn Mitte Juni ein - wie gesagt, das ist eine freiwillige Aufgabe zur Selbstüberprüfung ohne Einfluss auf die Studiennote.
Drei Wochen später fragte ich freundlich bei der Studienleitung nach, ob das normal sei, und wie lange ich noch warten müsse. Ein paar Tage später antwortete man mir, das sei nicht normal, und man werde den Tutor kontaktieren.
Zwei weitere Wochen später hakte ich erneut nach - bis heute bekam ich keine Antwort.
Wer rechnen kann, bemerkt sicherlich, es ist mittlerweile mehr als ein Monat vergangen.
Da dann erstmal der Familienurlaub folgte, ging meine gepfefferte Beschwerde erst Mitte August, an einem Wochenende, an die Qualitätsabteilung. Anfang der Folgewoche schaute ich in den Eingang - ich bin schnelle Antworten mittlerweile ja nicht mehr gewöhnt - waren dort zwei neue Nachrichten. Eine von der Qualitätsleitung und eine von einem mir nicht bekannten Tutor.
Die Qualitätsleitung schrieb mir, dass das absolut nicht in Ordnung sei und man habe die Aufgabe an einen anderen Tutor, mit der Bitte, sie vorrangig zu bearbeiten, übergeben. Auf die Nachfrage, warum erst meine Beschwerde und nicht meine Nachfrage zu einem Ergebnis führte, blieb die Antwort aber aus.
Der Tutor hat die eingereichte Lösung noch am selben Tag bewertet - eine 1,3. Er war zufrieden und hängt mir seine Musterlösung an. Abzug gab es, weil die Programmiersprache nicht die korrekte Wahl war. Er erwartet, dass Lösungen in der Sprache eingereicht würden, die auch von den Beispielen im Heft genutzt werde. Ok, akzeptiert.
Der Nachtrag, dass Python ja sehr viel leichter wäre, als C, passt mir allerdings gar nicht. Es geht um computergrafische Algorithmen mittels OpenGL - da sind programmatische Details doch unwichtig, oder? In Programmierkursen, wie z.B. C oder Design Patterns, akzeptiere ich das gern, aber in Modulen, die lediglich Algorithmen abbilden sollen?
Naja, wie immer gilt, der Tutor ist König, ich werde für das nächste Heft also alles nach C umschreiben.
Als ich mir allerdings die Lösung des Tutors anschaute, schlackerte ich mit den Ohren. Qualitativ ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Details sollte ich mir vermutlich sparen, da das hier öffentlich ist. Nur soviel: Meine Lösung war auf perfekte Lesbarkeit und gutes Verstehen ausgelegt (Kommentare, sich ableitende Klassen, die verschiedene Schichten der Aufgaben abbilden. Sogar eine Readme, die alle Quellen und Details aufzählt und erläutert) - bei der "Musterlösung" (oder wie es nenne: "Musterdatei") ging es anscheinend nur um das möglichst schnelle Heruntertippen der Codezeilen. Aber am Ende gilt auch hier: Ich bekomme die Note, nicht der Tutor.
Nichtsdestotrotz mag ich den Tutor, da die Rückmeldung und die anschließende Kommunikation sehr fruchtbar waren. Ich werde mich für die nächste Einsendeaufgabe wieder genauso ins Zeug legen, aber die Lösung wird diesmal in C eingereicht. Ich ziele auf die 1,0... Evtl. hilft das ja auch beim Näherkennenlernen des Tutors. Da er viele Fächer mit Medien betreut, könnte er noch sehr interessant in meinem Studium werden.
Hier noch eine Milchmädchenrechnung, die meinen Frust etwas erklärt: (Da es die erste Einsendeaufgabe des Moduls war, ist natürlich die Bewertung der Lösung wichtig für die weiteren Einsendeaufgaben!)
- Das Modul hat vier Hefte.
- Die Zeit vom Einreichen bis zur Beschwerde waren 7 Wochen.
- Der Masterstudiengang kostet derzeit knapp 600 Euro Grundgebühr.
= Summa summarum würde mich dieses Modul bei linearer Fortsetzung der Wartezeit reichliche 3.800 Euro kosten.
Bin ich zu empfindlich, was das angeht? Wartezeiten und nicht-wirksame Nachfragen werden doch finanziell auf meinem Rücken ausgetragen ... ?!
Am Ende noch was Positives für alle Studenten dieser Fächer: Der alte Tutor wurde auf Basis dieser Problematik (mit ihm einvernehmlich) von all seinen verbleibenden Aufgaben an der WBH entbunden.
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