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Was bis Mitte 10/2020 geschehen ist


MartinGS

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Hallo Community!

 

Wie in meinem letzten Blogeintrag angekündigt, werde ich heute über meine Erfahrungen berichten, die ich zum Start in das PhD-Progranm gemacht habe. 

 

Bevor ich jedoch zum eigentlichen Verlauf komme, möchte ich nochmals auf die Proposal-Erstellung eingehen. Mein Mentor aus dem Erststudium sagte passend dazu immer: "Zeig mir deinen Projektplan und ich sage dir, wie das Projekt endet".

Eine ähnliche Philosophie verfolgt auch das Team der UniGlos bei der Erstellung des Proposals: Während man für die Zulassung zum DBA-Programm deutlich weniger Aufwand investieren muss, ist für das PhD-Programm eine deutlich elaboriertere Ausarbeitung notwendig gewesen. So wird hier bereits vorausgesetzt, dass man bezüglich forschungstheoretischer Ansätze nicht nur den berühmten Schuss ins Blaue setzt, sondern eine schon relativ deutliche Strategie für das Vorgehen bei dem Projekt darlegt - ganz nach dem obigen Motto.

 

Glücklicherweise konnte ich hier von den Erfahrungen aus meinem Erststudium profitieren, sodass ich keine großen Probleme hatte (damals setzten wir uns u.a. auch intensiv mit Forschungsmethoden und Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens auseinander). Für den/ die eine*n oder andere*n könnte das abschreckend wirken, insbesondere wenn man ein eher anwendungsorientiertes Studium absolviert hat. Allerdings kann ich auch hier sagen: Nur keine Panik, ein Proposal ist keine Rocket Science! Die Lecturers und Advisors unterstützen einen schon vor der Zulassung mit wertvollen Tipps, worauf man bei der Verfassung zu achten hat. Abgesehen davon werden auch genügend Hinweise auf einschlägige Grundlagenliteratur gegeben, die man zur Rate ziehen kann. Beides natürlich unter der Prämisse, dass man sie anschreibt und um Unterstützung bittet (was meiner Erfahrung nach problemlos klappt).

 

Die Gliederung einer solchen Themenskizze könnte dann bspw. am Ende so aussehen (natürlich ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit, dies dient nur als Anhalt):

 

  • Einführung/ Problemumfeld: Was ist der thematische Scope bzw. das Forschungsumfeld? Und was in diesem Umfeld stellt eine konkrete Forschungslücke bzw. eine Klasse von noch nicht ausreichend untersuchten Problemen in der Wissenschaft (und Praxis) dar?
  • Gesamtziel: Was ist - in einem oder zwei kurzen Sätzen - die übergreifende Zielsetzung, die man mit dem eigenen Forschungsprojekt avisiert?
  • Teilziele: Welche Zwischenschritte sind geplant, um dieses übergreifend formulierte Ziel zu erreichen?
  • Sachstand aus Forschung und Praxis: Was ist der derzeitige Status Quo in der Literatur in dem Themenumfeld? Welche Erkenntnisse gibt es aus wissenschaftlichen Publikationen und welche Lücken weisen diese möglicherweise auf?
  • Forschungsmethodik: Welche grundsätzliche Philosophie verfolgt das Projekt und welches Forschungsdesign bzw. welche Vorgehensweise soll genutzt werden, um die oben genannten Ziele zu adressieren?
  • Zeitplanung: In welchen Monats- und Jahresscheiben mit welchen Projektphasen ist die Durchführung des Forschungsprojekts geplant (bspw. als Gantt-Chart)?

 

Sobald man einen ersten Draft des Dokuments abgefasst und abgeschickt hat, geht dann das Feedback-Pingpong los: Je nach Qualität und Reife der Inhalte erhält man Rückmeldung von den Supervisorn zur Einarbeitung, anschließend geht das ganze von vorne los. Sobald das Proposal einen ausreichenden Reifegrad erreicht hat, geht es für den PhD an den Course Lead der jeweiligen School, in der man thematisch am nächsten ist - in meinem Fall war das noch die School of Business and Technology (Mittlerweile wurde sie in Business School und School of Computing& Engineering aufgeteilt).

 

Das "Go" des Course Leads war schließlich der Startschuss zum Einschreiben. Gegenüber Hochschulen in Deutschland lief das erfrischend modern - anstatt überall beglaubigte Kopien in n-facher Ausfertigung hinzuschicken, konnte ich alles auf einem Portal im PDF-Format hochladen. Etwa zwei Wochen später bekam ich dann die Zusage zum Programm via Email. Kurz darauf erhielt ich auch die Zugänge zum Studienportal, Uni-Mail und den anderen IT-Ressourcen. Trotz zwei Masterabschlüssen in der Vergangenheit war es ein echtes Highlight für mich, die neue Mailadresse nutzen zu können 😄

 

Ende September war es schließlich soweit, das erste Modul stand an. Aufgrund der andauernden COVID-19 Pandemie und der zuletzt wieder steigenden Fallzahlen (die im UK nochmal deutlich schlimmer sind, als bei uns), fand das entsprechende Seminar als Webkonferenz in MS Teams statt. Hierbei hatte ich die komfortable Situation, dass wir gerade mal mit eineinhalb Leuten drin saßen - eineinhalb deswegen, weil der zwei Kommoliton parallel zu dem Modul beruflich gebunden war und deswegen nicht durchgängig in der Konferenz dabei sein konnte. Das stellte jedoch kein Problem für die Lecturer dar, die ihr Thema routiniert und viel Motivation durchgezogen haben und den Kommoliton immer wieder ins Boot geholt haben.

 

Thema des Moduls waren dabei:

 

  • Methodological Fundamentals - An Introduction to Research Philosophy: Hier ging es um forschungstheoretische Grundlagen sowie um Grundsätze von verschiedenen, methodischen Ansätzen (Realist vs. Interventionist vs. Constructivist, Qualitative vs. Quantitative vs. Mixed& Multi Methods, Cross-sectional vs. Longitudinal Research)
  • Research Methods and Analysis: Gegenstand dieses Blocks waren die verschiedenen Forschungs- und Analysemethoden und -instrumente, um primäre Forschungsdaten zu erhalten und auszuwerten (Beispiele: Surveys, Fallstudien, Interviews, Focus Groups, Observations etc.).

 

Aufgrund der sehr kleinen Lerngruppe sind wird deutlich schneller mit den Inhalten des Moduls durchgekommen, sodass wir zwei statt drei Tage (Donnerstag-Samstag war geplant, Freitag waren wir durch) benötigten. Zum Abschluss erhielt ich auch die Deadline für das erste einzureichende Paper, das bis kurz vor Weihnachten vorliegen muss.

 

Was hat sich in den dreieinhalb Wochen seitdem getan? Leider musste ich die Arbeit an dem Paper bisher zurück stellen, nachdem es aktuell zwei weitere Baustellen gibt. So hat einerseits in diesem Monat eine sechsmonate Weiterbildung begonnen, andererseits fand diese Woche eine zweitägige Schulung statt. Beschweren, dass mir bis zum Jahresende langweilig wird, kann ich mich jedenfalls nicht 😉

 

Damit ist der Blog auf dem letzten Stand der Dinge (Augenringe! Höhö. Ok, pardon.). In der nächsten Woche steht der Induction Day - also das Einführungsevent - für die Teilnehmer*innen des PhD-Programms an der UniGlos an, der auch wieder virtuell abgehalten wird. Auch wenn es zuletzt nicht mit dem Essay für das Modul vorangegangen ist, freue ich mich auf die Veranstaltung und werde von ihr - und natürlich auch von den neuesten Entwicklungen bei mir - im nächsten Eintrag berichten.

 

Cheers!

Martin

Bearbeitet von MartinGS

3 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Sehr interessant zu erfahren, wie das im Detail abläuft 👍.

 

Wie viele sind denn insgesamt im Programm? - Im Webinar waren es ja sehr wenige Teilnehmer.

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Ein Tip:

Sieh dein Dissertationsprojekt nicht als Projekt, sondern halte dich an die wissenschaftlichen Methoden, breche die Problemfelder in Forschungsfragen runter, leite Forschungsziele und ggf. Teilforschungsziele ab und evaluiere nach jedem erreichten Teil- oder Forschungsziel ob das alles noch passt. Ich hatte es als Projekt gesehen und immer kleinteilig geplant, nur um den Plan immer wieder umzuschmeissen und die Zeit auf Planung zu verschwenden. Aber ganz ohne Plan geht es nicht.

 

Und eine Frage:

Wie kommt ihr auf die Forschungslücke? Ich hab mein Thema gefühlt 3x umgeschmissen, bis ich eine tatsächliche Forschungslücke gefunden hatte.

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Danke für das erneut gute Feedback!

@Markus Jung: Die genaue Anzahl der Teilnehmenden im Programm kann ich dir aktuell nicht sagen, da wir aufgrund der derzeitigen Situation keine Präsenzveranstaltungen durchführen können. Es gibt eine jährliche Doktoratskonferenz, die abwechselnd in Deutschland und England durchgeführt wird und auf der man eben die anderen Angehörigen im PhD (wie auch DBA) kennen lernt. Sobald die nächste Konferenz durchgeführt wird, kann ich dir neuen Input zu deiner Frage geben 😉

 

@SebastianL: Danke für diese Frage, das ist ein sehr guter Punkt! Wie oben bereits ausgeführt, muss man eine (zumindest ganz grobe) Forschungslücke bzw. einen nachvollziehbaren Untersuchungsbedarf mit dem PhD Proposal mitbringen. Mein Thema ergab sich bspw. durch die Berufserfahrung in genau dem Bereich. In der Zeit entwickelt man ein - nennen wir es mal 'Bauchgefühl' - dass es ein noch nicht gelöstes Problem bzw. eine ganze Problemklasse gibt. Die Kunst in der Folgezeit ist es dabei (wie bei dir vermutlich auch), diesen Erfahrungswert mit nachvollziehbaren Erkenntnissen zu unterfüttern und die Forschungslücke klar einzugrenzen. Je nachdem, wo man unterwegs ist, kann das Umfeld natürlich mehr oder weniger volatil sein - in meinem Fall habe ich aufgrund des engen Bezugs zu einem laufenden Projekt einen ziemlich exklusiven Themenzugang.

Ich gehe fest davon aus, auch ich in den nächsten Monaten und Jahren thematisch irgendwo nochmal umkehren oder einen anderen Weg als geplant einschlagen muss - aber wer sich mit Projektarbeit auskennt, der weiß, dass dies völlig normal ist. Immerhin ist nichts so beständig wie die Lageänderung selbst.

Insofern gebe dir darin Recht, dass man so ein mittelfristig angelegtes Vorhaben nicht mit allen Bits&Bytes ausplanen kann. Hier haben strukturierte Promotionsprogramme jedoch einen klaren Vorteil gegenüber dem 'klassischen' Weg: Man erhält einen organisatorischen und planerischen Ordnungsrahmen, sodass man sich seine Meilensteine von Anfang an besser definieren kann.

Das schützt natürlich nicht davor, dass sich im Verlauf der Zeit kleine und große Veränderungen ergeben. Jedoch kann man dadurch besser i.S.v. 'kontrollierter' mit ihnen umgehen - und 'Major Incidents' als solche kann man jedoch per Definition nie einplanen, man muss aus ihnen einfach das Beste machen.

Fun Fact dazu: Mein ganzes, jetzt laufendes Promotionsvorhaben basiert auf so einer unvorhersehbaren Entwicklung - vor 5 Jahren nach dem Erststudium hätte ich niemals gedacht, in der medizinischen bzw. gesundheitswissenschaftlich angewandten Informatik zu landen.

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