Die Maus gebar einen Berg
Wie angekündigt wurden die Kursmaterialien für das erste Semester von der TU Kaiserslautern am 26. Oktober 2020 freigeschaltet.
Ein Blick zurück nach vorn
Bevor ich darauf eingehe, möchte ich Euch kurz schildern, wie ich bisher studiert habe.
Im Präsenzstudium gab es Vorlesungen, teilweise Tutorien, Workshops, Repetitorien, Arbeitsgruppen und Arbeitsmaterialien. In der Regel wurde ein Studienhandbuch präsentiert, ausgehändigt oder online zur Verfügung gestellt. Man konnte sich mit einem Prof oder Dozenten austauschen, wie die Aufgaben zu bearbeiten sind, Rückfragen stellen, mit Kommilitonen austauschen.
Sehr wichtig war dabei für mich die Präsentation der Aufgaben durch die Lehrenden – meistens in einem Präsenzseminar, ab und zu auch mit einer Live-Vorlesung per Videostream oder als Video-Download.
Da ich (zu meinem Erstaunen) die Aufgaben (fast) immer rechtzeitig und gut bearbeiten und einreichen konnte, habe ich mich jetzt an ein Fernstudium gewagt.
Ich dachte, anspruchsvoller als ein fremdsprachiges Studium in einer mir fremden Materie wird es wohl nicht werden.
Zudem, heißt es auf der Webseite der TU Kaiserslautern , empfehlen 95 Prozent der Studierenden das DISC (Distance Learning Center) weiter.
Okay, das wird hart...
Gleich am Abend habe ich mir also die Studienbriefe auf Tablet heruntergeladen und tapfer angefangen zu lesen. Die Module im Studiengang "Organisation und Kommunikation" sind mit dreistelligen Kennziffern versehen, sie heißen also "100", "200", "300" und so weiter.
Zuerst habe ich den Studienbrief "OK0120_Systemisches Denken und Handeln" vorgeknöpft, und mich schon gewundert, warum man bei 120 und nicht bei 110 anfängt zu zählen. Dazu gleich mehr.
Alle Studienbriefe sind gleich aufgebaut. Dazu heißt es im Studienhandbuch:
ZitatNach dem Inhaltsverzeichnis werden in einem Glossar die verwendeten Fachtermini sowie Fremdwörter erläutert, die für das Verständnis des Studientextes grundlegende Bedeutung haben. Im Anschluss an eine Kurzinformation zur Autorin/ zum Autor folgt ein Literaturverzeichnis. Danach werden die Kompetenzziele des jeweiligen Studienbriefes vorgestellt. Daran schließt sich der eigentliche Lehrtext an. Dieser wiederum ist mit Merksätzen und Übungsaufgaben versehen. Durch entsprechende Lösungen bzw. Lösungshinweise im Anhang können Sie Ihre Bearbeitung der Übungsaufgaben eigenständig kontrollieren.
Durch das Glossar habe ich mich (mit etwas Vorwissen aus einem Soziologie-Studium im vergangenen Jahrtausend) durchkämpfen müssen und längst nicht alles verstanden. Aber der eigentlich Text ist recht schlüssig und flüssig zu lesen. Der Autor weist dankenswerterweise darauf hin, dass das Verständnis für die Begriffe im Glossar sich erst später ergibt.
Ungewohnt für mich ist, dass ich mir wohl Notizen zum Studienbrief machen muss. Bisher gab's meinerseits nur relativ unordentliche Aufschriebe aus den Vorlesungen. Gefühlt ist ein Studienbrief deutlich umfangreicher als der Inhalt einer Vorlesung, eines Videos oder eines Skripts. 168 Seiten Text im Studienbrief sind eine ganze Menge, zumal nicht (wie sonst bei wissenschaftlicher Literatur) viele Grafiken, keine wirklich umfangreichen Literaturverzeichnisse oder ähnliches enthalten sind, die man überfliegen oder nur bei Bedarf lesen kann.
Ich werde also meine Arbeitsweise anpassen müssen.
Schockschwerenot
Heute habe ich dann die Online-Lernplattform mit dem Desktop-Rechner aufgerufen und mich tiefer eingearbeitet. Zum einen habe ich dabei festgestellt, dass "OK120" als erstes Material tatsächlich kein Fehler in der Nummerierung war: neben den Studienbriefen gibt es zu jedem der vier Module im ersten Semester auch noch wissenschaftliche Publikationen, sprich: Bücher. Und das erste Buch im ersten Modul heißt eben 110 - es war also kein Fehler, dass der Studienbrief 120 heißt.
Wenn man alle Materialien bearbeitet, dann sind es acht Studienbriefe und sechs Bücher. Oder: Verdammt viel Material.
Dazu kommen dann im ersten Semester:
- vier Einsendearbeiten, bei denen jeweils sechs Aufgaben zu bearbeiten sind – Beispiel:
ZitatKommunikation unter dem Gesichtsfeld der neurolinguistischen Programmierung wird mit Bezug zu den zehn Fertigkeiten ihrer zielgeleiteten Ausrichtung gestaltbar. Was umfassen diese Fertigkeiten? Welchen Beitrag können diese innerhalb organisationaler bzw. betrieblicher Praxis leisten?
- Ein Essay, mit dem ich mich noch nicht näher befasst habe
- Eine Präsenzveranstaltung. Ich habe noch nicht ganz verstanden, ob diese mit einer Prüfung verbunden ist oder nicht.
Vor mir türmt sich jetzt erst einmal ein ganz schöner Berg auf. An dieser Stelle ein großer Dank an Ute Villing, von der ich das Wort "Anfangsverunsicherung" gelernt habe. Seitdem weiß ich, dass man sich als kleine Maus von so etwas in der Regel nicht schocken lassen muss, weil es ganz normal ist. Man beginnt einfach zu arbeiten, und irgendwann kommt man drüber.
Eigentlich heißt es ja, "Der Berg gebar eine Maus" – ich habe es mal umgedreht, weil ich mich wie ein sehr kleines Nagetier fühle, dass sich durch ein eisenhartes Gebirgsmassiv knabbern muss. Allerdings hat uns der oben abgebildete Berg(-see) in Vorarlberg so fasziniert, dass wir ihn gleich zwei Mal hochgewandert sind.
Und sonst?
Inzwischen gibt es im Forum mehrere Anläufe, Lerngruppen zu gründen. Leider nicht in meiner Gegend. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
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