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Perspektiven nach dem Studium


Silberpfeil

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Während meines nun fast 3,5 Jahre andauernden Studiums konnte ich verschiedene Jobs ausprobieren und habe, beispielsweise über Stellenanzeigen oder durch den Austausch mit anderen Studierenden, einige berufliche Möglichkeiten entdeckt, die man mit dem Studium hat.

Ich weiß leider keine offiziellen Zahlen der HFH, aber zumindest über den Austausch mit anderen habe ich mitbekommen, dass die Anzahl der Studierenden in diesem Studiengang ziemlich gewachsen ist. Daher möchte ich in diesem Beitrag auflisten, welche Perspektiven der Studiengang so bietet. Das hat natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit und darf gern in den Kommentaren ergänzt werden.

 

Da wäre als erstes natürlich die Lehrtätigkeit an einer Berufsfachschule für Pflege. Diese haben im dualen System einen Sonderstatus, da sie häufig nicht an staatliche Berufsschulen angegliedert sind, sondern traditionell an Krankenhäuser. Schon hier ist die Vielfalt groß: von kleinen Krankenhäusern (freie, private oder konfessionell gebunden) bis zu den großen Universitätskliniken. Ich selbst habe beides kennengelernt: meine Ausbildung habe ich an einer kirchlichen Krankenpflegeschule absolviert, und nun arbeite ich an einer großen Universitätsklinik.

Außerdem gibt es auch Schulen in freier Trägerschaft, an die viele Pflegeheime ihre Auszubildenden schicken.

Und in einigen Bundesländern ist auch die Pflegeausbildung an staatlichen Schulen untergebracht. Die Vielfalt ist echt groß und es ist unmöglich, hier allgemeingültige Aussagen über die Zulassung zu machen.

Ich kann für Niedersachsen sagen, dass ich mit dem Bachelor in den Seiteneinstieg in den Schuldienst gehen könnte, mich dann aber weiter qualifizieren müsste.

Auch die Unterschiede in den Tätigkeitsbereichen sind groß: im regulären Schuldienst hat man eine Stundenzahl pro Woche, die man unterrichten muss, aber kaum bis gar keine Zeit für Praxisbegleitungen. Dafür muss man in der Zusatzqualifikation noch ein Zweitfach studieren.

An allen anderen Schulen gibt es zwar keine feste Stundenzahl Unterricht pro Woche, dafür kommen aber vielfältige Aufgaben dazu: Klassenleitung mit organisatorischen Aufgaben, Stundenplanung, QM, Praxisbegleitungen... 

Zu beachten sind hier auf jeden Fall die Gehaltsunterschiede: An Kliniken und Berufsschulen ist man im öffentlichen Dienst, während man an freien Schulen an Haustarifverträge gebunden ist.

 

Weitere Lehrtätigkeiten sind natürlich auch als freiberufliche*r Dozent*in möglich und kann von einzelnen Fortbildungsverantstaltungen bis hin zur Übernahme ganzer Themenbereiche an Berufsfachschulen alles umfassen.

 

Was mir selbst gar nicht so bekannt war und was viele vermutlich nicht kennen, ist eine Tätigkeit in der innerbetrieblichen Fortbildung. 

Hier hatte ich bei meinem jetzigen Arbeitgeber für ein halbes Jahr eine Tätigkeit als Fortbildungsreferentin. 

Große Kliniken oder auch freie Unternehmen haben manchmal eigene Angestellte, die die Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter organisieren. Das heißt, sie erkunden den Bedarf an Fort- und Weiterbildung, beispielsweise bei der Erweiterung um eine neue Abteilung, Fachrichtung oder Arbeitsfeld. Dann organisieren Fortbildungsreferenten dafür notwendige Veranstaltungen: sie können sie entweder selbst gestalten oder dafür Dozenten beauftragen - je nachdem, was sie für ein Jahresbudget zur Verfügung haben, und übernehmen die ganze Kursorganisation. Davor und danach regeln sie die Teilnehmerverwaltung: Zusagen, Absagen, Wartelisten, Teilnahmebescheinigungen, gesetzliche Grundlagen über regelmäßige Wiederholungen... Und auch eine Evaluation nach der Veranstaltung gehört dazu.

Die Tätigkeit umfasst also den kompletten Kreislauf des Bildungscontrollings und ist im Prinzip ein Hybrid aus Management und Pädagogik. Ob der Bachelor ausreicht oder der Master gewünscht ist, hängt hier vom Arbeitgeber ab. 

Mir hat der Bereich echt Spaß gemacht und ich habe dort viel gelernt. Schlussendlich hat mir aber der Kontakt und der enge Bezug zu den Schülern gefehlt, so dass ich dann ganz an die Pflegeschule gewechselt bin. Es gibt aber sicher Leute, bei denen die Interessen genau andersherum liegen.

 

Eine weitere Möglichkeit ist eine Tätigkeit als freigestellte*r Praxisanleiter*in. Per Gesetz müssen Auszubildende in der Pflege eine bestimmte Anzahl an sogenannten Praxisanleiterstunden nachweisen. Dieses soll ihre praktische Ausbildung sicherstellen und dafür sorgen, dass sie nicht nur unqualifizierte Aufgaben erledigen müssen.

Im Kampf um Auszubildende und neue Mitarbeiter "leisten" sich viele Pflegeeinrichtungen (sowohl Pflegeheime als auch Krankenhäuser) mittlerweile freigestellte Praxisanleiter, die die praktische Ausbildung der Azubis und die Einarbeitung neuer Mitarbeiter übernehmen. Freigestellt heißt, dass die Praxisanleitung ihre Hauptaufgabe ist und sie dafür freigestellt sind von der üblichen Arbeit in der Pflege.

Die Arbeitszeit und weitere Tätigkeiten sind Verhandlungssache und so vielfältig wie die Arbeitgeber: manche arbeiten in Regelarbeitszeit (werktags von 8 Uhr bis 16 Uhr), andere sind außerhalb der Praxisanleitung im Springerpool und decken dann noch vakante Dienste auf Station ab.

Diese Tätigkeit ist also sowohl pädagogisch, als auch sehr nah am Berufsalltag (im Gegensatz zur Tätigkeit an einer Schule). Man muss aber genau schauen, was man selbst möchte in Bezug auf Aufgaben, Verdienstmöglichkeiten und Arbeitszeiten, und sich das dann aushandeln.

Zur Zeit ist der Bachelor als Qualifikation für diese Tätigkeit ausreichend.

 

Noch eine berufliche Möglichkeit ist eine Tätigkeit als Beauftragter im Qualitätsmanagement. Viele Pflegeheime, aber auch Krankenhäuser haben in dem Bereich Stellen ausgeschrieben, und auch hier sind die Aufgaben so vielfältig wie die Arbeitgeber. Die Sicherung von Pflegequalität, die Optimierung von Arbeitsprozessen und die Schulung von Mitarbeitern  sind hier als große Aufgabenbereiche zu nennen, und dazu passen natürlich sehr gut Menschen mit Pflegeerfahrung und pädagogischem Studium. Wobei auch das wieder ein Hybrid ist aus Management und Pädagogik und damit vielleicht eine Option für Leute, denen beides gut liegt.

 

 

Am Anfang des Studiums hätte ich nie gedacht, dass pädagogische Arbeit so vielfältig sein kann. Vermutlich kann man auch gut quer einsteigen in viele andere Bereiche, beispielsweise in die Kompetenzanalyse von Menschen  mit Behinderungen oder in die IT (Entwicklung von Pflegedokumentation oder Lernsoftware).

Im Studium hat man viele Möglichkeiten, über den Tellerrand zu schauen, wenn man aktiv die Augen offen hält und sich neue Wege sucht.

 

Ich selbst bin froh, Einblicke in verschiedene Tätigkeiten bekommen zu haben, weil es einfach den Horizont erweitert. Die Arbeit an der Schule macht mir bis jetzt am meisten Spaß, aber so ein Berufsleben ist ja lang. 🙂

 

Viele Grüße

Silberpfeil

 

 

 

5 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Tolle Sammlung an Möglichkeiten, die du da zusammengetragen hast! 
 

Wie du ja schon erwähnt hast, gibt es sicher auch weitere Möglichkeiten, die je nach persönlichen Interessen (mit mehr oder weniger zusätzlichem Aufwand) verfolgt werden können. 

Die IUBH nennt z.B. noch den fachspezifischen Redakteur als mögliche Perspektive mit dem Bachelorabschluss.

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vor 28 Minuten hat Lukas geschrieben:

 

Die IUBH nennt z.B. noch den fachspezifischen Redakteur als mögliche Perspektive mit dem Bachelorabschluss.


Das ist ja spannend! Was genau macht ein fachspezifischer Redakteur?

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