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Die Sache mit der Zertifizierung


AlJöSchlei

997 Aufrufe

Der Studiengang MA Coaching und Supervision ist von der EASC zertifiziert. Wie bereits erwähnt, war mir (und anderen ging es ähnlich) diese Gesellschaft bis dato unbekannt. In der Sozialen Arbeit gilt gemeinhin die DGSv als „der Goldstandart“. Aber ich bin ja ein neugieriger Mensch und begann deshalb ein wenig zu nachzufragen…

Ich bin noch nicht gänzlich fertig mit den Recherchen, aber ein Zwischenstand ist ja auch mal ganz interessant. Alle Angaben hier sind also Stand meines aktuellen Wissens und daher gänzlich ohne Gewähr…

Laut Webseite der IUBH ist das Studium durch die EASC zertifiziert und – mit Zusatzkursen und 15 Lehrcoachings – sei es möglich, die Zertifizierung als Coach zu erlangen. Dies bestätigte mir die EASC per Mail. Im Anschluss – teilte man mir mit – sei es möglich, bei einigen der EASV Mitgliedsinstitute, die Weiterqualifikation zum EASC zertifizierten Supervisor zu absolvieren. Insgesamt käme dieser „Aufbau“ auf weitere 350 Stunden Unterricht und Training, was dann aber in Präsenz zu leisten sei.

So weit so gut – aber… Wer oder was ist eigentlich diese EASC? Die EASC bezeichnet sich selbst als die Europäische Vereinigung für Coaches und Supervisoren (Zu der Selbstbezeichnung als „Internationale Hochschule“ würde diese Ausrichtung ja passen). Sie haben – wie so viele Verbände – Kriterien und Ethikrichtlinien erarbeitet, denen sich die Ausbildungsinstitute verpflichten müssen. Die EASC ist Mitglied des „Round Table Coaching“ an dem auch – und jetzt wird es interessant – auch die DGSv teilnimmt. Laut Webseite der EASC kooperieren Sie auch mit der DGSv.

Also ging die nächste Mail an die DGSv mit der Frage, inwieweit es gegenseitige Anerkennungen gibt. Es folgte eine kurze und knappe Antwort. Nein, es gebe keine gegenseitige Anerkennung. Ob es eine Möglichkeit der Weiterqualifikation mit einem EASV Zertifikat gebe, dürfe man nicht mitteilen, ich müsse mich selbst bei den Ausbildungsinstituten informieren (Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass ich die solche Verbände in der Sozialen Arbeit schon immer ein wenig „hochnäsig“ fand?).

Na gut, wenn der DGSv sagt ich müsse selber gucken, dann tue ich das halt. Und siehe da: In der Satzung des DGSv steht doch tatsächlich, dass eine EASC Zertifizierung mit bestimmten zusätzlichen Kriterien eine Mitgliedschaft in der DGSv ermöglicht. Ach.  Und tatsächlich finden sich dann auch einzelne Institute, die eine Mehrstufige Supervisionsausbildung DGSv anbieten, bei denen eine EASC Zertifizierung quasi als Stufe 1 anerkannt werden kann.

Offenbar ist die EASC also zumindest nicht unseriös. Allerdings bestätigt sich ein Eindruck: Der Markt ist sehr schwer überschaubar und was mir bei der Recherche wieder für ein (Sorry) „Bullshit“ über den Weg gelaufen ist (übrigens vollkommen unabhängig davon, welche Gesellschaft zertifiziert hat), hat mir schon wieder die Nackenhaare zu Berge stehen lassen. Oder anders ausgedrückt: Zertifizierung schützt vor Hellinger nicht (automatisch) – weder die eine, noch die andere…

Nachtrag kurz nachdem ich diesen Text fertig hatte: Die EASC hat sich noch mal gemeldet auf meine Nachfrage in Bezug auf die gegenseitige Anerkennung. Sie teilten mir sinngemäß mit, dass ihre Zertifizierung denen anderer Verbände natürlich in nichts nachstehe, es aber keine gegenseitigen automatischen Anerkennungen gebe. Allerdings prüfe die DGSv etwas „genauer“ wenn sich Absolventen mit EASC Zertifikat um eine Mitgliedschaft dort bewerben. Das korrespondiert jetzt wieder mit der Satzung der DGSv, die bestimmte Kriterien prüft (übrigens auch bei anderen Verbänden.)

 

 

3 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Ich hatte eigentlich dieses Jahr vor, eine Weiterbildung zu belegen (in Präsenz, fällt wg Corona natürlich flach). Beim Infotag kam die Frage auf, welcher Verband die Weiterbildung zertifiziert hätte. Einer der Kursleiter (Psychotherapeut) meinte ganz trocken: "Kein Verband. Wir legen keinen Wert auf das Zertifikat von Vereinen." Das hat mich schon zum Nachdenken gebracht inwiefern eine solche Verbandszertifizierung überhaupt sinnvoll ist. (Die Weiterbildung ist generell für den sozialen Bereich und nicht ausschließlich für PTs gedacht.) 

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Am 7.3.2021 um 00:11 hat TomSon geschrieben:

Einer der Kursleiter (Psychotherapeut) meinte ganz trocken: "Kein Verband. Wir legen keinen Wert auf das Zertifikat von Vereinen."

 Tatsächlich habe ich das auch schon wiederholt gehört, insbesondere von Universitäten. So hatte beispielsweise die Uni Augsburg mal eine Weiterbildung in systemischer Beratung, für die ich mich interessiert habe, da bekam ich auf Nachfrage eine ähnliche Rückmeldung.

 

Das ist tatsächlich eine der Fragen, die mich derzeit umtreibt und an der ich momentan dran bin: Die ganzen "Standards" sind ja alle schön und gut, aber wie valide ist ihre Wirkung auf Qualität. Ich hatte in meiner Beruflaufbahn verschiedene Supervisorinnen und Supervisoren - einige davon waren gut, andere weniger. Trotz Zertifizierung.

 

(Vielleicht hat da jemand einen Literaturtipp? Wobei die Frage der "Wirkungsmessung" ja in allen sozialen Feldern so ein Thema ist)

Bearbeitet von AlJöSchlei
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vor 9 Minuten hat AlJöSchlei geschrieben:

aber wie valide ist ihre Wirkung auf Qualität

Das ist letztlich auch, was bei meiner Weiterbildung gegen eine Verbandszertifizierung stand: Der Kursleiter argumentierte, dass die aufgestellten Standards ja sehr unterschiedlich sind, je nach Verband. Wer hat nun Recht, wer nicht? Und wenn keiner Recht hat oder jeder "ein bisschen", was bedeutet das letztendlich für diese Standards?

 

Was Literatur angeht bin ich erst gerade jetzt darauf gekommen, mal zu schauen, ob es hierzu was bei Google Scholar gibt. Bin zumindest ein bisschen fündig geworden:

https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-20844-8_9

https://www.vr-elibrary.de/doi/abs/10.13109/kont.2017.48.3.262?journalCode=kont

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