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Der Druck der 1,0!


Kristin_Z

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Hallo liebe Mitlernenden,

 

heute ein etwas bedrückendes Thema, bei dem ich auch nicht ganz genau weiß ich ich das beschreiben kann. 

 

Schon in der Schule gab es einen Personenkreis, der immer die 1,0 angestrebt hat. Daran ist auch nichts auszusetzen. Aber zum Teil ging es dann soweit, dass genau diese Gruppe auf andere gezeigt hat, dafür das sie nicht die 1,0 erreicht haben. Oder das man das Gefühl bekommt, dass wenn man keine 1,0 erhalten hat super schlecht ist. 

 

In Berichten zur Fernschule/Fernstudium lese ich immer wieder das selbe:

 

"Ich habe eine 1,7 erhalten. Das ist ok."

"Mit der 1,3 bin ich gar nicht zufrieden."

"Also eigentlich kann man schon locker ein 1,0 Durchschnitt erreichen"

"Meine Antworten haben für eine 2,0 gereicht."

"Ist doch alles easy peasy!"

 

Ich verstehe, dass man manchmal mit seiner eigenen Leistung nicht zufrieden ist. Aber die meisten dieser Aussagen sind so formuliert, dass man sich einfach super schlecht fühlt, wenn man in diesem Modul eine gute bis befriedigende Note bekommen hat. 

 

Ich würde mir wünschen, dass man etwas mehr reflektiert warum man diese Note bekommen hat. 

 

Beispiel:

"Ich habe eine 1,7 erhalten. Das ist ok."

 

Ich habe bei dieser Einsendeaufgabe eine 1,7 erhalten. Dies entspricht nicht meiner Zielvorstellung. Die Kommentare des Dozenten konnte ich folgen/nicht folgen[...]. Beim nächsten Mal muss ich darauf achten, dass [...]

 

ODER

 

"Also eigentlich kann man schon locker ein 1,0 Durchschnitt erreichen"

 

Für mich war es sehr einfach eine 1,0 zu erreichen, da ich mich ausgiebig mit den Themen befasst habe. 

 

Für mich war es sehr einfach eine 1,0 zu erreichen, da mir das lernen sehr leicht fällt. Jedoch weiß ich, dass dies nicht bei jedem so ist.

 

Du kannst auch eine 1,0 erreichen, wenn du dich intensiv mit den Themen auseinandersetzt, an deinen Schwächen arbeitest und diese zu deiner Stärke machst. 

 

UND

 

Solche Aussagen einfach komplett sein lassen : "Ist doch alles easy peasy!"

 

NEIN ist es verdammt nochmal nicht. Jeder Lernende hat seine eigene Situation, für den einen ist es einfach und für den anderen nicht. Fragt doch einfach die Personen wie sie das ganze empfindet und gebt dann Zuspruch oder konstruktive Kritik. 

Mich kotzt es so an, dass auch gerade viele die eben nicht in der gleichen Situation sind solche Aussagen treffen. Das ist einfach extrem respektlos und macht einem nur ein schlechtes Gewissen. 

 

Wie seht ihr das? Habt ihr auch schon mal so eine Situation erlebt? Wie geht ihr damit um? 
 

Ich für meinen Teil werde in Zukunft mehr darauf achten, wie ich Informationen und gerade Leistungen an andere weitergebe. Mehr Empathie zeigen und den Druck nicht weiter erhöhen, für mich nicht und auch für andere. Unterstützen statt Unterdrücken. 

 

Und es tut mir sehr leid, wenn ich je einem so ein Gefühl gegeben habe. 

31 Kommentare


Empfohlene Kommentare



Das ist ja voll mein Thema. Ich vergleiche mich immer mit anderen und lasse mich voll runter ziehen von Leuten, die eine bessere Note haben. Das ist echt schade und ich weiß auch, woran es liegt, aber trotzdem schaffe ich es (noch) nicht, mich davon zu lösen. 

Dieser ganze Notendruck und mein eigener (schlechter) Umgang damit hatte ja unter anderem auch dafür gesorgt, dass ich mit dem Psychologiestudium aufgehört habe. Allerdings hat das auch dafür gesorgt, dass ich traurig über den Abbruch war/bin und gerne weiter studiert hätte, was ich auch tun werde (kleiner Spoiler am Rande ;-) ). Ich muss nur noch lernen, anderen Leuten nicht mehr so eine Macht über mich zu geben.

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Ich bekomme das Thema im Mentoring oftmals mit, wenn Mentees mich konkret darauf ansprechen oder enttäuscht sind, wenn sie scheinbar nicht gut genug sind, da die anderen.....und genau da stoppe ich meine Mentees. Als Mentorin erfahre ich oft von der gesamten Bandbreite der Noten. Ich habe schon einige Zeit auch damit verbacht nach scheinbaren oder tatsächlichen Niederlagen meine Mentees wieder aufzubauen. 

 

Oft erzähle ich dann auch von meinen eigenen. Einen Einblick davon gibt es ja auch mal in den Blogs. Immer tue ich das nicht, einfach, weil es meine persönliche Realität nicht abbildet. Mir persönlich fällt das Erarbeiten der Studiumsaspekte (meist) leicht. Aus meiner eigenen Biografie, weiß ich aber, dass es anderen nicht so geht und deswegen kann ich den Kommentar von @Alanna sehr gut nachvollziehen.

 

In den Blogs geht es aber ja überhaupt nicht darum sich mit Noten zu profilieren. Im Gegenteil, es werden Erfolge und Niederlagen geteilt. Es geht darum das eigene persönliche Studium anderen greifbar zu machen. Oder vielleicht auch mal Mut zu machen à la "Ich hab's geschafft und das obwohl...."

 

Ich persönlich merke im Master, dass es mir schon wichtig ist, mein persönliches Bestes zu geben. Das ist eben meine Art. Muss mich aber auch manchmal bremsen z.B. gerade aktuell, wenn ich die Arbeit eines anderen bewerten muss. Im internationalen Kontext (national wohl ähnlich), merke ich, wie unterschiedlich das Niveau sein kann. Das macht meine Kommilitonen nicht zu schlechteren Studierenden, sie haben es nur nicht anders gelernt oder weniger Übung und doch bin ich mir sicher, dass sie ihr persönliches Bestes geben und das muss man wertschätzen.

Was ich an Schweden mag ist, dass es keine Noten im klassischen Sinn gibt. Meine Uni nutzt das alte klassische schwedische System mit VG(distinction), G (pass), U (fail). Viele Prüfungen werden sogar nur mit G oder U bewertet.

 

Grundsätzlich muss man beim Thema Leistungsdruck aber immer zunächst auf sich schauen. Man muss nicht alles aufheben, was einem vor die Füße (oder auf den Bildschirm) geworfen wird.

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Das Schlimmste was mir mal eine Kollegin in punkto Leistungswillen sagte war: " Du hängst die Messlatte für uns zu hoch! Jedes Mal, wenn Du Urlaubsvertretung machst und wir aus dem Urlaub zurückkommen, müssen wir die Messlatte wieder runterfahren!" Ich war damals so sprachlos, vor allem, weil kein Widerspruch von Kollegen dagegen kam. Nichts. Wollte  ich einen Vortrag halten zum Thema "Demenz und Kriegstraumata" wurde einem vorgehalten man könne ja in die Gefahr kommen, "... sich profilieren zu wollen!" Nein, es ging darum Aufklärungsarbeit zu leisten und für Prägungen zu sensibilisieren, das ist von Profilierung soweit entfernt, wie der Nord- vom Südpol.  Irgendwann denkt man sich dann:  "Ja dann halt nicht! Und dann halt nix mehr!" Solche Aussagen in punkto Leistungswillen bleiben jedoch nicht einfach in den Kleidern hängen. Ist jetzt nicht unbedingt auf's Studium, sondern auf Umgang mit Leistungswillen bezogen. Man hält sich zurück, weil man keine Lust mehr hat, dass es einen runterzieht! Im jetzigen Studium gibt es solche und solche. Die meisten sind sehr nett, schreiben super Noten und (!) sind sehr hilfsbereit noch dazu. Klar gibt es manches Mal, wenn so manche Note "präsentiert" wird gefühlt ein "G'schmäckle" dabei, von wegen: "Ätsch, schaut her, ich habe eine 1!" aber da frage ich mich dann eher: warum denke ich so und warum macht es etwas mit mir?! Mittlerweile sage ich mir: Den Menschen der so zu sein scheint (!) kann man nicht ändern, aber die eigene Einstellung! So nehme ich die präsentierten Bestnoten zu eigenem Ansporn und sehe mich nicht mehr mit der eigenen gedachten (!) Schwäche konfrontiert etwas nicht genauso gut zu erreichen, oder nicht so gut wie die Anderen zu sein! Denn: Jeder lernt für sich selber und jeder kämpft ein Stück (!) weit für sich selber. Und zu diesen  "Präsentierern": einfach innerlich einen großen Schritt drüber weg machen. Die haben ihre eigenen Kämpfe zu kämpfen ... Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft, Motivation und vor allem Erfolg im Studium! Wir wuppen das!!!! 

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Ich war neugierig auf den Post, weil ich mit Hängen und Würgen ein 3.x-Abi gemacht und ein Studium abgebrochen habe. Im zweiten und dritten Studium interessierten mich viele Module sehr, weshalb ich viel Arbeit reinsteckte. Im Ergebnis zeigte sich das jeweils darin, dass ich die Studien als Jahrgangsbester abgeschlossen habe.

Trotzdem sind und waren mir die Bewertungen nicht das wichtigste. An der letzten (englischen) Universität wurde auf einer Skala von 0-100 beurteilt nach dem Schema "80 ist für Genies, 90 für die Engel und 100 für Gott". Sprich, die Bestnote lag in den meisten Modulen bei 70 bis 80%. In anderen Studiengängen ist eine 3 eine gute Leistung - so war es bei mir übrigens auch in der Grundschule, wo es eine 2 oder 1 nur bei wirklich herausragenden Arbeiten gab.

Zudem habe ich selber zum Beispiel im Bereich Financial Management eher im 3-er Bereich abgeschnitten, aber sehr viel dazugelernt. Da ich jemand bin, der mit Zahlen hadert, empfand ich das als durchaus befriedigendes Erlebnis.

Ich denke, wenn die Abschlussnoten das Entscheidungskriterium für eine spätere Tätigkeit sind, dann ist der Job nichts für mich. Für andere kann es dagegen passen. 

Es stellt sich die Frage, gibt es zwischen diesen beiden Polen und zwischen Studierenden eine Vergleichbarkeit – und wenn: was sagt sie aus?

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