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Fazit oder in 52 Beiträgen bis zum Ziel


Colle84

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Ich habe den letzten Beitrag, also mein Fazit, immer wieder vor mir hergeschoben. Ich finde es schwierig, 4 Jahre in einem Blogeintrag zusammenzufassen. Achtung, es wird lang.

Wie vieles im Leben, hatte auch das Studium seine guten, aber auch seine Schattenseiten. Ich versuche es einfach anhand verschiedener Schlagworte aufzudröseln.

Motivation

Am Anfang steht immer die Frage nach dem „WARUM“. Warum möchte man sich jahrelangem Stress und Verzicht aussetzen. Warum möchte man ein Studium beginnen. Warum möchte man genau diese Studienrichtung einschlagen. Denn nur wenn die Motivation klar ist und vor allem stark genug ist, übersteht man die zum Teil stressigen Zeiten.

Sicher gibt es Menschen, die studieren, weil es schlichtweg Spaß macht. Aber zumindest im ersten Studium liegt ein klares Ziel dahinter. Denn auch ich überlege jetzt ein zweites dran zu hängen, weil ich quasi „Blut geleckt“ habe.

Ich bin nach 3 Jahren Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenschwester und 12 Jahren Berufstätigkeit mit zahlreichen Weiterbildungen für mich zu dem Schluss gekommen, dass das nicht alles gewesen sein kann. Ich wollte mich weiterentwickeln. Hinzu kam eine gewisse Pflegemüdigkeit. Ein Pflegealltag der aufgrund Resignation vieler Kräfte, wenig Offenheit gegenüber neuen Ideen, hochgehängten Hierarchien und Kostendruck (um nur einige Problem zu benennen) einfach jede Motivation im Keim erstickt. Für mich war klar, dass ich außerhalb der Pflege meinen weiteren Weg finden wollte. Ich hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, Pflegepädagogik zu wählen. Aber nachdem ich nicht mehr guten Gewissens die Ausbildung zu Pflegefachkraft empfehlen kann, kam dies nicht mehr in Frage. Die Pandemie zeigt offen (und meiner Meinung nach noch nicht offen genug), dass mit den Pflegefachkräften in unserem Land nicht gut umgegangen wird. Die Erwartungen an diesen Berufsstand sind hoch, die Wertschätzung und Entlohnung aber ein Witz. Ich könnte hier ewig weiterschreiben, aber es geht ja um ein Fazit meines Studiums. Aber ich glaube, es macht meine Motivation deutlich.

Klar war mir, dass ich auf jeden Fall im sozialen Bereich bleiben wollte. Aus diesem Grund erschien Soziale Arbeit für mich ideal. Vor allem die breit gefächerten Möglichkeiten nach dem Studium waren und sind heute noch reizvoll für mich. Bereits vor Antritt des Studiums war mir klar, welche Möglichkeiten es für mich nach dem Studium gibt. Ich denke einen Plan zu haben, ist ganz gut. Auch wenn dieser sich ändern kann.

Wahl der Hochschule

Zu Beginn eines jeden Studiums steht die Recherche über Hochschulen. Am Ende habe ich mich für die DIPLOMA entschieden.

Faktoren, die meine Entscheidung beeinflusst haben:

-          Finanzen

Wenn der Arbeitgeber sich finanziell nicht beteiligt (wie auch bei mir), muss man einfach abwägen, welche Kosten man stemmen kann. Und dies muss man sich langfristig überlegen. Was ich im ersten Monat finanziell leisten konnte, musste ich auch noch im letzten Monat können. Die DIPLOMA bietet dabei verschiedene Finanzierungsmodelle an. Alles auf einmal (aktuell 10771 € inclusive 775 € Prüfungsgebühr), in Raten (207 € monatlich) über die Studienzeit oder gestreckt (etwas über 100 € monatlich) über die doppelte Studienzeit. Wobei ich gerade nicht sicher bin, ob die letzte Möglichkeit aktuell noch angeboten wird.

Damals wie heute kein günstiges Angebot. Aber es gibt private Hochschulen, die dies noch toppen. Es gibt jedoch auch Angebote von öffentlichen Hochschulen, die günstiger sind. Warum ich beispielsweise damals nicht über BASA online gestolpert bin, kann ich heute wirklich nicht mehr nachvollziehen.

-          Flexibilität bei Vorlesungen

Dies war aufgrund meiner Schichtdienste ein wesentliches Auswahlkriterium. Mir war es wichtig, möglichst viele Vorlesungstermine mitnehmen zu können. Geworben wurde mit bis zu zwei Samstagen im Monat. Bei zwei freien Wochenenden im Monat realisierbar. Freilich sieht die Realität etwas anders aus. Je nach Planung gab es auch Monate mit drei Samstagen und im Gegenzug Monate mit einem oder keinem Samstag. Hier war viel Organisationstalent meinerseits, Entgegenkommen seitens meiner damaligen Chefin und Verständnis meiner Kollegen notwendig. Häufig kam ich samstags morgen von der Nachtschicht, habe zwei Stunden geschlafen und dann den Tag am PC verbracht. Herausfordernd und anstrengend, aber machbar.

Ein enormer Vorteil waren die virtuellen Vorlesungen. Das sparte Zeit und Geld, kostete aber Nerven, wenn die Technik mal nicht wollte. Vor allem die Internetgeschwindigkeit bei mir auf dem Land war immer ein Ärgernis. Bei einem weiteren Studium würde ich mich aber wahrscheinlich für die Präsenzvariante entscheiden. Zum einen, weil ich nicht mehr auf freie Wochenenden angewiesen bin und zum anderen, weil die Vernetzung an dieser Stelle einfacher ist.

-          Studienzentren

Für Prüfungen musste ich freilich noch das Haus verlassen. Hier muss ich leider sagen, dass Mitteldeutschland (für meine Begriffe Thüringen) noch immer unterversorgt ist. Das nächste Studienzentrum von mir aus ist Leipzig… immer noch über zwei Stunden Fahrt…. das ist immer noch verbesserungswürdig.  Wobei sich auch hier langsam etwas bewegt. Aber für ein Präsenzstudium in der Nähe noch immer nicht genug. Je nach Prüfungszeitraum bin ich morgens gefahren oder habe in die Nacht vorher in Leipzig verbracht.

-          Inhalte

Diese spielten bei der Wahl natürlich auch eine Rolle, vor allem die Wahlfächer.  Sowohl Soziale Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als auch Gesundheit und psychosoziale Beratung konnten mein Interesse wecken.

Wobei auch andere Hochschulen interessante Inhalte anbieten.

Zeitaufwand

Der Zeitaufwand schwankt. Es gibt Zeiten, da besucht man Vorlesungen, arbeitet Studienhefte durch und erstellt Zusammenfassungen für Prüfungen. An diesem Punkt ist der Zeitaufwand stark davon abhängig, wie gut man mit den Inhalten zurechtkommt. Medizin ging mir beispielsweise aufgrund des Vorwissens gut und schnell von der Hand, Soziologie war für mich an manchen Stellen abstrakt, so dass ich viel Zusatzquellen benötigt habe. (Mein Rat ist immer wieder youtube, wenn man etwas nicht versteht.)

Prüfungszeiten waren da schon von einem anderen Kaliber. Vor allem Zeiten, in denen sich mehrere Prüfungsleistungen häuften, brachten einen schnell an Leistungsgrenzen. Denn nebenbei lief der Job ja auch weiter. Bei Kommilitonen, die Prüfungsleitungen geschoben haben, wurde dies an manchen Ecken noch extremer.

Auf jeden Fall ist Stressresistenz für jeden Fernstudenten unabdingbar.

Austausch

Sicher vernetzt man sich auch im virtuellen Studium. Jedoch nicht in dem Maße wie in einer Präsenzveranstaltung.  Wir haben relativ schnell eine WhatsApp Gruppe gebildet. Dort ging es jedoch viel um organisatorische Dinge bzw. das gemeinsame Leiden. Jedoch wenig um fachlichen Austausch. Dieser erfolgte zum Teil in den Vorlesungen. Aber so eine „Pausenunterhaltung“ fällt halt weg. Ich habe mich ab und an mit ein bis zwei Kommilitonen privat getroffen. Diese Erfahrung wäre auch ein Punkt, der mich bei einem weiteren Studium zu einer Präsenzvariante tendieren zu lassen.

Der große Plan war, uns zur Abschlussfeier mal zu treffen. Tja… Corona hat dies vereitelt. Mal schauen, ob wir das nachholen können.

Fazit zur DIPLOMA

 Prinzipiell habe ich gerne bei der DIPLOMA studiert. Doch mal aufgeschlüsselt in verschiedene Teilthemen:

-          Ansprechbarkeit:

Egal für welches Thema und auf welchem Weg. Mir wurde immer freundlich weitergeholfen. Rückmeldungen von anderen, dass es unfreundliche und patzige Antworten gab, konnte ich nicht nachvollziehen. Ich vermute, dass es häufig getreu dem Motto „wie es in den Wald hineinschallt…“ lief.

-          Qualität der Vorlesungen:

Die steht und fällt mit dem Dozenten. Wir hatten qualitativ gute Dozenten und auch welche, die weniger gut waren. Viele Dozenten gaben am Ende die Möglichkeit, Lob und Kritik direkt zurückzugeben. Nur einmal ist mir dabei untergekommen, dass eine Dozentin dies dann ausdiskutieren und mir meine Meinung ausreden wollte.

Am Ende eines Semesters hatte man die Möglichkeit für jedes Fach eine Evaluation auszufüllen. Ich für meinen Teil habe dies regelmäßig genutzt.

Am beeindruckendsten war für mich die Dozentin in Medizin. Ich dachte mir am Anfang, dass diese Vorlesung durch eine medizinische Fachkraft gestaltet werden sollte. Es war jedoch eine Dame mit einem Master in Sozialer Arbeit (Fachrichtung klinische Sozialarbeit). Sie hat mir medizinisch nichts Neues erzählt. Aber das war auch kein Anspruch. Für jemanden, der keine medizinische Ausbildung hat, war dieser Ausflug in die Medizin durchaus verständlich und spannend. Was mich bei dieser Dozentin abgeholt hat, war ihre Struktur, ihre Organisation, ihre Praxisnähe und das eigene Gespür für Grenzen. Wenn sie etwas nicht wusste, hat sie dies offen gesagt und wusste es zum nächsten Termin. Eine solche Arbeitsweise imponiert mir sehr.

Auch begeistert hat mich ein anderer Dozent. Ihn hatten wir glücklicherweise in verschiedenen Fächern (Theorien, Sozialpolitik, Projektmanagement). Er hat es geschafft uns für schwierige Themen zu begeistern. Er hat uns mit schwierigen Texten herausgefordert, uns zum Diskutieren eingeladen und das immer mit einer ordentlichen Portion Humor verbunden.

Aber es gab auch weniger gute Beispiele. Dozenten, die lediglich das Studienheft vorgelesen haben oder immer nur mit einer didaktischen Methode gearbeitet haben. So hat eine Dozentin uns permanent in Gruppenarbeiten abgeschoben. Und so fühlte es sich an… abgeschoben.

Aber ich denke, so ist es in jeder Hochschule. Es gibt solche und solche Dozenten.

-          Prüfungsleistungen:

Wir wurden konfrontiert mit Klausuren, Hausarbeiten, einem Portfolio, einer Gruppenarbeit, einem Praxisprojekt, Praxisberichten, der Thesis und dem Kolloquium.

Bei den Klausuren haben die jeweiligen Dozenten die Prüfung zusammengestellt. Der Besuch der Vorlesungen ist also dringend anzuraten. Es gab Dozenten, die in den Klausuren Schwerpunkte gesetzt haben, aber auch Dozenten, die sagten, alles sei relevant. Ich erinnere mich bspw. mit Grauen an die Vorbereitungen für die Geschichtsklausur. Wobei Geschichte nur ein Teilbereich von dreien war.  Ich glaube, ich hatte allein für Geschichte an die 200 Karteikarten. Dazu kamen noch Theorien und Methodisches Handeln. Ich weiß heute noch nicht, wie ich da mit einer eins rausgegangen bin. Klausuren dauern 120 Minuten und finden im jeweiligen Studienzentrum statt. Man musste sich spätestens 14 Tage vorher angemeldet haben. Negativ ist die zum Teil enorme Korrekturzeit zu erwähnen. Durchschnitt waren um die 10 Wochen. Finde ich persönlich zu lang. Sollte man wiederholen müssen, sind die Vorlesungen des Folgesemesters schon weit fortgeschritten und man hat einiges bei einem im ungünstigsten Fall neuen und unbekannten Dozenten versäumt.

Hausarbeiten gab es einige. Im Laufe des Semesters gab es Veranstaltungen bei zum Teil verschiedenen Dozenten im jeweiligen Fach. Man durfte sich für einen Dozenten entscheiden und hat mit diesem per Mail ein passendes Thema abgesprochen. Es gab Dozenten, die schnell reagiert haben, aber auch Dozenten, die wiederholt angeschrieben werden mussten. Acht Wochen hatte man ab Genehmigung durch die Hochschule Zeit. Ich glaube, die verschiedenen Phasen des Schreibprozesses kennt hier jeder. Ein Exposé wollte tatsächlich nur ein Dozent von mir haben. Bei den anderen reichte vorab eine Gliederung. Am Ende habe ich die Endgliederung nochmal zur Überprüfung an den Dozenten gesendet. Mehr Kommunikation gab es zumindest in meinem Fall nicht. Ausnahme war die Arbeit in Psychosoziale Beratung. Hier hatte die Dozentin viele Empfehlungen und am Ende nochmal einen Wunsch für eine Änderung. Die Note hat die viele Arbeit gedankt. Bei dieser Prüfungsleistung nervte mich, dass man außer der Note keine Rückmeldung erhält. Gerade im Hinblick auf die Thesis und weitere Arbeiten wäre eine Rückmeldung ganz nett. Ich habe einmal bei einem Dozenten nachgefragt. Die Antwort war, er korrigiere so viele Arbeiten, dass er dazu nichts mehr sagen könne. Bei Hausarbeiten kann ich auch nur raten, sich immer ein Thema zu suchen, dass einen wirklich interessiert. Das macht den Schreibprozess wesentlich angenehmer. Durch Hausarbeiten und Praktikum hat sich für mich ein Arbeitsfeld erschlossen, was ich so nie auf dem Zettel hatte.

-          Vorlesungsorganisation:

Wir hatten das Glück, dass unsere Vorlesungen nur selten verschoben wurden. Das machte die Planung etwas einfacher. Ich weiß aber von anderen Kursen, dass dies auch anders sein kann. Nervig war, dass Vorlesungen im Semester auch durchaus mal mehrere Monate auseinander gelegen haben. Auch wenn man für bestimmte Prüfungsleistungen gerne den Dozenten im Vorfeld einfach schon mal kennen würde, war es halt blöd, wenn die Vorlesung spät im Semester war. Aber das ist tatsächlich jammern auf hohem Niveau.

Im Rahmen der Wahlfächer wurden mehrere Kurse zusammengewürfelt. Das hat mal wieder neuen Input gebracht.

-          Technik:

Die hat mich begeistert. In den virtuellen Räumen gibt es unzählige Möglichkeiten. Und wenn die Dozenten die Technik sicher bedienen konnten, die Verbindungsgeschwindigkeiten gepasst haben, war es wirklich super.

Anerkennung des Fernstudiums bei Arbeitgebern

Zwei Jobangebote noch während des Studiums sprechen für sich. Ich habe bereits ein knappes dreiviertel Jahr vor meinem Kolloquium den Arbeitgeber wechseln können.

Alle Arbeitgeber (Vorstellungsgespräche Praktika, Vorstellungsgespräche Jobs) stellten nie die Qualität des Fernstudiums in Frage.  Vielmehr waren Personaler eher positiv gestimmt. Der Ehrgeiz neben einem (in meinem Fall) Fulltimejob ein Studium abschließen zu wollen und zu können, wurde immer wieder hervorgehoben.

Hinzu kommt meine mittlerweile 15 Jahre Berufserfahrung als Krankenschwester. Eine Kombination, die vor allem mein jetziger Chef sehr zu schätzen weiß.

Im Beurteilungsgespräch zur Probezeit wurde ich gefragt, wie es mir geht und wie ich mit der Arbeitsbelastung zurechtkomme. Meine ehrliche Antwort war, dass ich es ohne meine Berufserfahrung und frisch vom Studium ohne etwas vorweg nicht geschafft hätte.

So anstrengend dieser Weg war, ich würde ihn wieder so gehen. 

Was bringt die Zukunft?

Gerne noch ein Aufbaustudium. Aber das hängt tatsächlich etwas an meiner beruflichen Entwicklung. Aber ich liebäugel mit einem Master in Beratung, Coaching, Mediation. Mal schauen, kommt Zeit, kommt Studium. 

 

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          

Bearbeitet von Colle84

2 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Ich fand Deinen Blog immer sehr interessant, schon aufgrund unserer beruflichen Ähnlichkeiten. Tatsächlich habe ich auch mit einem Studium der sozialen Arbeit geliebäugelt, aber ich wollte damals eine berufliche Perspektive abseits von „Menschen-helfen“ und „Probleme-lösen“. (Als würde man das als Lehrkraft nicht tun... 😀) Das war eine Folge der von Dir beschriebenen Pflegemüdigkeit.

Ich bin sehr gespannt, welchen Master Du auswählen wirst! 

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Vielen Dank für Deinen ausführlichen und differenzierten Rückblick. Auf den werde ich gerne Interessenten an diesem Studiengang verweisen.

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