Alles neu macht der Mai!
Meine ersten zwei Wochen im (staatlichen) Schuldienst sind gefühlt im Schnelldurchlauf an mir vorbei gezogen. So viele neue Eindrücke... und zack - Ferien. 😁
Man sollte ja eigentlich meinen, dass eine Schule wie die andere ist, noch dazu, wenn es um Berufsbildung geht. Tatsächlich gibt es da riesige Unterschiede.
Wenn die Pflegeschule an ein Krankenhaus angegliedert ist oder einen kirchlichen oder freien Träger hat, ist man auch an deren Arbeitszeitmodell gebunden. Für mich hat das bei meinen früheren Arbeitgebern bedeutet, dass ich dort einen Büroplatz hatte und zur Kernarbeitszeit dort anwesend sein musste. Corona hat das natürlich etwas verändert, aber ich glaube kaum, dass es dort bei Homeoffice Regelungen bleiben wird, denn diese sind befristet. Dazu kommt auch, dass man dann eigentlich ständig seine Materialien (Lehrbücher, Unterrichtsmaterial) hin und her schleppen muss - oder in meinem Fall mit dem Auto durch die Gegend fährt, wenn man zwei Büros hat. Mein Auto sah teilweise aus wie ein Bücherregal.
Ähnlich ist es auch mit digitalem Unterrichtsmaterial. Man muss immer alles auf einem USB Stick speichern, da auf den Arbeitsrechnern der Zugriff auf Cloudspeicher geblockt ist. 🙄
An einer staatlichen Schule ist das völlig anders organisiert. Man hat je nach Bundesland und Schulform eine bestimmte Anzahl Unterrichtsstunden zu leisten. In meinem Fall, weil ich Pflege unterrichte und Auszubildende in deren Ausbildungsstätten besuche, werden da Praxisbesuche abgerechnet.
Einen Büroplatz hat man dort nicht, es gibt maximal ein Lehrer:innenzimmer 🙃 Das bedeutet, dass ich meine komplette Unterrichtsplanung und alle administrativen Aufgaben von zuhause aus erledige. Ob ich das Sonntag abends oder Mittwoch morgens erledige, bleibt komplett mir überlassen. Auch die Organisation und die Vor- und Nachbereitung meiner Praxisbesuche fallen darunter.
Und das bedeutet für mich eine maximale Freiheit, die ich schon nach zwei Wochen nicht mehr missen möchte. Unterricht gestalten ist ein kreativer Vorgang, den ich nicht auf Knopfdruck starten kann, nur weil ich gerade Arbeitszeit habe und an meinem Arbeitsplatz bin. Ich fange zum Beispiel morgens gern früh an und gehe vormittags zum Sport. Dafür arbeite ich dann am Nachmittag weiter. 12 Jahre Intensivstation stecken immer noch in mir drin, und ich kann mich ganz gut selbst organisieren. 😉 Und ich merke jetzt erst, wie sehr mir die Einflussnahme und die Kontrolle von außen gegen den Strich gingen und auch meine Kreativität blockiert haben.
Mein Büro zuhause habe ich mir aufgerüstet, auch wenn ich aus finanziellen Gründen erst mal nicht viel neu anschaffen konnte. Aber ein neuer Monitor und extra Tastatur plus 2 Terabyte Cloudspeicher waren schon drin. 🤩 Damit kann ich an der neuen Schule von meinem iPad aus auf all mein Unterrichtsmaterial zugreifen und es auch so bearbeiten, wenn ich doch mal eine Freistunde habe.
Ein anderer sehr großer Unterschied ist allerdings das Thema Einarbeitung. An Krankenhäusern und freien Schulen läuft die zwar mitunter auch mehr schlecht als recht und man arbeitet sich hauptsächlich selbst ein. Das staatliche Schulsystem sieht bei Seiteneinsteigern allerdings gar keine Einarbeitung vor. Das bedeutet, dass man vom Tag 1 an mit seinen vollen Unterrichtsstunden startet (je nach weiteren Tätigkeiten wie Praxisbesuchen sind das 20 - 24 Stunden pro Woche). Mir war das aber bewusst, und da ich ja seit 2018 unterrichte, habe ich schon eine Menge Themen in petto. Beispielsweise unterrichte zur Zeit in zwei verschiedenen Klassen Arzneimittellehre, und das habe ich bereits an einer anderen Schule in epischer Breite unterrichtet. Zum Glück habe ich auch sehr nette neue Kollegen, die immer für Hilfe zur Verfügung stehen. Für jemanden, der ganz neu in dem Berufsfeld ist, stelle ich mir das aber so einen Start sehr schwer vor.
Früher konnte ich mir nie vorstellen, dass Lehrende außerhalb der Schule viel zu tun haben. Da schlägt das Karma gerade voll zurück. 😁😉 Ich werde noch so einige Ferientage damit verbringen, meinen Unterricht zu planen. Aber gerade diese maximale Freiheit - die ich vorher so nicht kannte - macht mir das auch extrem leicht.
Mein Studium musste in den letzten Tagen erst mal warten. Weil ich mir das aber schon dachte, habe ich vorgearbeitet und bin jetzt nicht in Zeitnot. Ich bin gespannt, wie meine Klausur im Juni ablaufen wird. Die HFH bietet noch Ersatzleistungen für Klausuren an. Für einigen wenige Module auch Präsenzklausuren, wenn man vollständig geimpft ist und/oder einen negativen Test vorweist. Ich weiß aber noch nicht, ob das für meine Klausur gilt, aber ich werde berichten.
Euch allen einen schönen Vater- und Feiertag!
Viele Grüße
Silberpfeil
Bearbeitet von Silberpfeil
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