Kündigungswelle
In unserem Hause ereignen sich gerade gruselige Dinge: Eine Kündigungswelle geht um. 6 (!) meiner psychologischen Kollegen (von 10...) hat es eiskalt erwischt. Schon in 2 Wochen soll für sie Schluss sein. Da sie ihren Urlaub noch nehmen müssen, werde ich viele gar nicht mehr sehen. An einem Tag noch hatten wir gemeinsam an einem Projekt gearbeitet und uns überlegt, ob wir einen Fahrservice gründen könnten. Am nächsten hatten sie die Kündigung auf dem Tisch liegen.
Das kam plötzlich und irgendwie auch wieder nicht. Tatsächlich macht das Haus - wie viele andere auch - seit einiger Zeit rote Zahlen. Das kam mit der Coronazeit, wo die Leute sich lieber 2x überlegen, ob sie sich ins Krankenhaus begeben oder nicht, erst recht bei psychischen Erkrankungen. Allerdings stiegen die Zahlen wieder, parallel zu den sinkenden Coronazahlen . Sparmaßnahmen hatte es genug gegeben: Von abgesagten Fortbildungen, Gruppen bishin zu Renovierungsstau klang das alles noch ganz entspannt und entbehrlich.
Kurzarbeit hat man lange verneint. Nun direkt die Kündigungswelle, ohne Ankündigung und Hinweis.
Und das ist nur die Psychologenseite. Ich will gar nicht wissen, was das auf Ärzte-, Pfleger und Sozialarbeiterseite heißt. Ich kann allerdings sagen: Alle diese 6 haben phänomenale Arbeit geleistet und waren eine große Inspiration, hatte Überstunden und haben auch privat keine Kosten gescheut. Dass gute Arbeit demnach ein Schutzfaktor ist, kann man hier klar ausschließen. Erschreckend daran ist diese kühle Willkürlichkeit, mit der die Sache beschlossen wurde, ohne vorzuwarnen, dass es Entlassungen geben wird. Kein Ton darüber von der Leiterin in der Konferenz, und 1 Tag später passiert das ganze!
Manche Stationen werden jetzt keinen Psychologen mehr haben. Wie das gehen soll, kann ich mich mir weniger gut vorstellen.
Bedeutet kurz gesagt: Wir sind, im gesamten Haus, nur noch 4 Psychologen. Ich bin offenbar einer der 4, der bleibt - aber nur gerüchteweise. Und auch nur abgezählt, aber ich verzähle mich leicht. Mir erscheint das auch generell wackelig, zumal ich in der Probezeit bin. Eine Kündigung ist hier besonders leicht.
Natürlich hoffe ich, dass ich bleiben kann. Auf eine PT1-Stelle kommen aktuell 300 Bewerbungen, munkelt man. Klarheit darüber kommt wohl erst nächste Woche. Ich stelle mir das so vor, dass die Stimmung da wohl krass im Eimer sein wird.
Irgendwie auch eine krumme Sache, dass die Kündigungen nach Corona kommen. Tja, man kann definitiv besser ins Wochenende starten. Aber was soll man tun, außer abzuwarten und das Beste zu hoffen. Für meine 6 Kollegen tut das mir das dennoch wahnsinnig leid.
Passend dazu habe ich gleich Wochenendseminar über Panikattacken (Ironie off!).
Bleibt gesund & haltet zusammen
LG
Feature Foto: Anna_Tarazevich/pexels.com
Bearbeitet von Vica
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