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Ferienjob auf Intensivstation


Silberpfeil

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Da mich das Gejammere über die Studiengebühren leider kein Stück weiter bringt, habe ich beschlossen, das einzig Richtige gegen eine finanzielle Misere zu tun: Geld verdienen. 😀 Und das geht nun mal am allerbesten auf meiner ehemaligen Intensivstation, auf der ich auch in der ersten Corona-Welle war. Selbst auf geringfügiger Basis bietet das Klinikum unschlagbare Konditionen: ich habe ein Stundensoll von 16 Stunden pro Monat = ca. 2 Dienste. Für die Monate, in denen keine Schulferien sind, kann ich während der Ferien vorarbeiten und dann Überstunden abbauen. Das bedeutet, für Juli, August und September arbeite ich 7 Tage, und im Oktober in den Herbstferien komme ich wieder arbeiten. Und natürlich sind Aushilfskräfte, besonders während der Ferien, gern gesehen.

 

Auch wenn ich die Ferientage sehr genieße, habe ich mich trotzdem auf Station gefreut. Ich hatte gleich Glück am ersten Tag, da ich mit tollen Kollegen im Dienst eingeteilt war, und die Begrüßung war sehr herzlich. Meine Sozialisation ist auf Intensivstation immer noch viel klarer als unter Pädagogen.😁

Interessant ist die Kombination der Pflegearbeit mit meinen derzeitigen Studieninhalten aus der Pflegewissenschaft: es geht ja um die Abgrenzung der Pflege von anderen Berufsgruppen und was eigentlich der Gegenstandsbereich der Pflege ist. Gerade auf einer Intensivstation sind die Übergänge tatsächlich fließend. Das Team besteht u.a. aus Anästhesisten, Physiotherapeuten und Pflegefachkräften (zum großen Teil mit Fachweiterbildung Anästhesie/Intensivpflege oder auch mit B.A. Pflege oder speziellen Fortbildungen wie Wundexperten), und es passiert mir sehr oft, dass ich etwas dokumentiere und mich dann frage, ob ich das bei den Ärzten oder der Physio auch dokumentieren muss.

Außerdem kommt im Modul Pflege im Prozess auch Pflegebedürftigkeit und Pflegediagnostik dran, und auch das ist sehr spannend aus der theoretischen und der praktischen Perspektive.

 

Und für meinen Unterricht ist die praktische Tätigkeit sowieso eine Bereicherung, denn Pflege unterrichten, ohne den Gegenstand in der Praxis erprobt zu haben, ist wenig authentisch und für Auszubildende oft zu abstrakt und nicht nachvollziehbar.

Natürlich betreue ich nicht die instabilsten Patienten. Es macht einfach Sinn, wenn das routinierte Stammpersonal diese Patienten übernimmt, und wenn man nur ein paar Tage da ist, darf man sich da selbst nicht überschätzen. Es ist auch so genug Arbeit für alle da, und die Corona-Zeit hat an den Kollegen sehr gezehrt. Es tut mir weh zu sehen, wie sich wirklich gute Pflegekräfte und Ärzte aufgerieben haben und bis über ihre Grenzen gegangen sind, dafür dass sie sich dann Weisheiten von Impfgegnern anhören müssen.🙄 Denn das sind die derzeitigen Covid-Patienten.

 

Der Kontakt zu Patienten ist auch mal wieder schön. Abgesehen von den üblichen Tätigkeiten auf Intensivstation habe ich so schöne Sachen gemacht wie einer Patientin nach einer großen Operation die Haare zu frisieren, und einer anderen habe ich den ersten Kaffee nach einer ebenfalls schweren OP am Kopf serviert und ihr ein Frühstücksbrot geschmiert. Es sind so kleine Dinge, die Menschen das Gefühl von Normalität zurückgeben. 

 

Apropos Kaffee... was ich wirklich nicht vermisst habe, ist der Schichtdienst. Ohne Kaffee kann ich den nicht überstehen. Der Ferienjob, so schön er ist, macht mir auch deutlich, wie privilegiert die Arbeit in der Schule ist. Dafür nehme ich dann die Studiengebühren gern in Kauf. 🙂

 

Euch einen schönen Sonntag!

Silberpfeil

 

 

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