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Praktikum Teil I


psycCGN

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Eigentlich wollte ich erst zum Ende meines Praktikums einen Eintrag schreiben aber da es in meinem Blog und generell um meine Aktivität hier im Forum eher etwas ruhiger geworden ist, schreibe ich jetzt mal etwas ☺️

 

Vor nun schon zwei Wochen endete der erste Teil meines Praktikums. Ich war in einer neurologischen Rehaklinik, die auch eine neuropsychologische Abteilung beinhaltet, in der ich hauptsächlich tätig war. Ich habe das Praktikum direkt mit dem ersten Tag der Sommerferien für vier Wochen begonnen und werde den zweiten Teil beginnend mit dem ersten Tag der Herbstferien fortführen und dann zwei Wochen später komplett abschließen. So ein Praktikum neben der Arbeit einzubauen ist schon eine ordentliche Hausnummer. Es war teilweise recht anstrengend aber nicht immer, weil ich so sehr aktiv gefordert war 😅

 

Der erste Tag hat mich ehrlich gesagt erst einmal etwas abgeschreckt. In der Neuropsychologie war nur eine Fachkraft anwesend und den Tag über wurde ein kognitives Funktionstraining mit Kleingruppen durchgeführt. Stündlich sind neue Patienten in maximal 5er-Gruppen in den Raum gekommen und wurden an die PCs gesetzt, wo sie mit Trainingsprogrammen für verschiedenste kognitive Funktionen trainiert haben, also beispielsweise zu verschiedenen Aspekten der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses, der visuellen Wahrnehmung, des logischen Denkens, etc. Ich habe den Tag damit verbracht, die Programme am PC auszuprobieren, Übungsmaterial in Form von Arbeitsblättern zu sichten und die Patienten beim Arbeiten am PC zu beobachten 🙈

Am zweiten Tag war dann mehr los. Zunächst begann der Tag mit einer Teamsitzung bestehend aus Vertretern aller dort arbeitenden Professionen, um die Neuaufnahmen zu besprechen. Alle Neuropsychologen waren da, wodurch ich bei Gesprächen mit Patienten dabei sein konnte und ich erhielt eine kleine Einweisung zu Brandschutz etc. 

 

Die ersten zwei Wochen waren relativ unspektakulär. Ich habe viel in Einzelgesprächen zwischen Therapeut und Patient hospitiert. Die Patienten waren glücklicherweise immer einverstanden damit, dass ein stiller Beobachter dabei war. Nach den Patientengesprächen konnte ich mit den Therapeuten Fragen klären und erhielt auch immer wieder interessanten Input zu einigen Störungsbildern. Ich war in einer Stressbewältigungsgruppe anwesend und habe dort selbst nocheinmal mein Wissen zu Stress und dessen Folgen auffrischen dürfen und konnte auch konstruktive Kommentare im Gespräch mit den Patienten äußern. In der anschließenden Entspannungsgruppe lernte ich dann noch die Progressive Muskelrelaxation kennen. Außerdem wurde ich noch in eine computerbasierte Aufmerksamkeitsdiagnostik eingearbeitet und konnte mich selbst etwas damit durchtesten. Meine Aufmerksamkeitsleistungen liegen zum Glück im oberen Bereich und die Reaktionsgeschwindigkeit stets bei knapp unter 100% 😅 Also wenn ich mal irgendwo nicht folgen kann, dann ist es doch nur das pure Desinteresse meinerseits 😂

 

Die dritte Woche empfand ich als ziemlich anstrengend, da ich privat an einer harten Sache zu knabbern hatte. Am Montag war ich ersteinmal durch einen unbeabsichtigten Fehler in der Kommunikation den Tag über allein in der Neuropsychologie anwesend und habe  das kognitive Funktionstraining organisiert und durchgeführt. Das war gar kein Problem. Ich wusste, wo die Akten stehen, konnte die passenden Programme zuweisen, habe alles fein dokumentiert, Patienten freundlich in Empfang genommen und wieder verabschiedet, habe fleißig desinfiziert und am Ende des Tages ordnungsgemäß alle PCs wieder heruntergefahren. Mittwoch war mein Horrortag, da ich nachts kaum schlafen konnte. Ich hatte am Vormittag überlegt, mich für die letzten Stunden "krank" zu melden aber ich habe mich durchgeboxt. Die Rückengymnastik nach der Mittagspause hat mir gut getan. Ich habe mir Sportklamotten angezogen und die Bewegungen mit geschlossenen Augen durchgeführt. Das hat mir geholfen, wieder etwas Kraft für die letzten Stunden zu tanken. An zwei Tagen habe ich in der Ergotherapie hospitiert. Diese Tage waren die Höhepunkte, an denen ich gemerkt habe, wie unglaublich anstrengend es sein kann, 8 Stunden lang die Aufmerksamkeit zu halten um zuzuschauen, wie sich andere Leute bewegen/bewegt werden/massiert werden. Zwischendurch gab es Phasen, in denen ich Trainingsmaterial ausprobieren konnte, also beispielsweise Muttern auf Schrauben drehen für die Feinmotorik der Hände oder mit den Patienten ein Spiel spielen, um die Konzentration zu trainieren. Ein spannendes Highlight war, dass ich in dieser Woche die Aufmerksamkeitsdiagnostik allein durchführen durfte und auch so manches Einzelgespräch zwischen Patient und Therapeut war sehr interessant.

 

Die vierte Woche war dann die beste Woche überhaupt. Es war ein guter Mix aus selbständigem Durchführen des kognitiven Funktionstrainings, Anwesend sein bei Patientengesprächen, eigenständiges Durchführen mehrerer Diagnostiken (Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Handlungsplanung), Teilnahme an einem Gedächtnistraining, selbstständiges Anleiten zweier Entspannungsgruppen mit eigenen zusammengestellten Achtsamkeitsübungen, ein Anamnesegespräch, das ich unter Supervision auch selbst durchführen konnte und ich habe diejenige Patientin, mit der ich das Gespräch führte, in der Teamsitzung den anderen Kollegen im Teamgespräch vorstellen können. Außerdem hatte ich mir angewöhnt, während der Mittagspausen ein ruhiges Fleckchen im Grünen aufzusuchen, mich auf die Bank zu legen und die Augen zu schließen. Diese Auszeit von anderen Menschen und dem Gewusel war sehr wohltuend ☺️ Zu den Therapeuten kann ich sagen, dass diese wahnsinnig nett, offen und freundlich sind. Der Umgang untereinander ist sehr entspannt. 

 

Nach dem Praktikum konnte ich noch zwei teilweise freie Wochen genießen und morgen geht es dann wieder richtig los 🙈 Ich bin gespannt auf die letzten beiden Wochen des Praktikums. Die Zeit bis dahin wollte ich nutzen um meine 25 Seiten Praktikumsbericht zu schreiben oder zumindest größtenteils zu schreiben. Ich freue mich, am Ende des Praktikums 12 ECTS mehr auf meinen Studienkonto verbuchen zu können 🤗

 

Feature Foto: pixabay.com

Bearbeitet von psycCGN

7 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Hallo @psycCGN das hört sich ja mega interessant an! Machst du das Praktikum bei dir in der Nähe und kannst pendeln oder bist du umgezogen? Darf ich dich auch fragen unter welches Modul das Praktikum verbucht wird? 
 

LG Kaja :-)

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Hi @Kaja. Das Praktikum wird als Praxisprojekt verbucht ☺️ Die Klinik befindet sich in meiner Nähe. Mit dem Auto bin ich nur ein paar Minuten entfernt.

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Mega cool! Danke @psycCGNfür die Info. Das hat mich nun umso mehr motiviert. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und werde deinem Blog fleißig weiter verfolgen :-)

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Klingt nicht nur richtig spannend, sondern auch so, als würdest du das sehr gerne machen.

Willst du eh später in dieser Richtung tätig werden oder nimmst du das Praktikum einfach mal zur Orientierung was es so alles gibt?

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vor 19 Stunden schrieb Student3185:

Willst du eh später in dieser Richtung tätig werden oder nimmst du das Praktikum einfach mal zur Orientierung was es so alles gibt?

 

Ich hatte zu Beginn des Studiums mal überlegt, beruflich in den klinischen Bereich zu gehen aber das ganze Gedöns um die neue Psychotherapeutenausbildung hat mich insgesamt einfach wahnsinnig gestresst. Mit der zunehmenden Erfahrung freunde ich mich auch besser mit einigen Unzufriedenheiten an bzw. kann besser damit umgehen 🙈

 

Von daher nehme ich das Praktikum als weitere Erfahrung mit, lasse es mit Psychologie entspannter angehen und schaue mal hier und da, was sich für den pädagogischen Bereich sonst noch mitnehmen lässt :)

Bearbeitet von psycCGN
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Das klingt echt spannend! Welche Krankheitsbilder hatten die Patienten denn so? Klingt ein sehr nach Reha nach Schlaganfall?

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