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[Off Topic] Berufliche Veränderung?


psycCGN

777 Aufrufe

07.10.2021

 

In meinem Blog zum Psychologie-Studium habe ich schon einmal leicht angedeutet, dass ich Augen und Ohren offen halten werde, mich in eine Richtung zu entwickeln, die es mir ermöglicht, in meinem Beruf zu bleiben und gleichzeitig einen stärkeren Bezug zur Psychologie zu haben. Ich hatte damals schon eine Möglichkeit im Kopf, war mir aber noch sehr unsicher, ob ich diesen Weg auch wirklich einschlagen möchte.

 

Bei mir im Bundesland wurde vor einigen Jahren eine Maßnahme geschaffen, um kurzfristig gegen den großen Mangel an Sonderpädagogen anzugehen. Regelschullehrer können sich laut dieser Maßnahme zum Sonderpädagogen ausbilden lassen. Dies bedeutet allerdings, ein zweites Referendariat machen zu müssen: also ständiger Leistungsdruck, eine Menge Arbeit, Unterrichtsbesuche und eine abschließende Prüfung, damit das 2. Staatsexamen für das Lehramt für sonderpädagogische Förderung verliehen werden kann.

 

Nach langem hin und her habe ich mich nun dazu entschieden, diesen Weg einzuschlagen. Nachdem ich meiner Schulleitung von meinem Vorhaben erzählte, setzte sie alles in Bewegung, um so eine Ausbildungsstelle ausschreiben zu können. Ich habe mich sowohl auf diese Stelle beworben als auch auf eine weitere Stelle an einer anderen Schule. Das erste Bewerbungsgespräch findet morgen statt. Ich hatte bisher kaum Bewerbungsgespräche. Daher weis ich nicht wirklich, was morgen auf mich zukommt.

 

Zum Februar würde das Referendariat beginnen und dauert dann 18 Monate. Einnmal pro Woche  müsste ich dann ins Studienseminar, wo wir mit Theorie vollgedröhnt werden. Der Anspruch des Landes ist es, uns auf das gleiche Niveau zu bringen, wie die studierten Sonderpädagogen. Bezüglich der Förderschwerpunkte kann ich wählen zwischen Lernentwicklung (LE) und Emotional-soziale Entwicklung (ESE). Mein Psychologie-Studium werde ich für diese Zeit pausieren. Ich habe die Möglichkeit, bei der SRH zwei Wartesemester einzulegen. Diese Auszeit von Psychologie werde ich brauchen, möchte ich aber auch haben. In Psychologie gibt es ersteinmal nicht mehr so viel, was mich inhaltlich reizt. Aufgeben möchte ich das Studium aber nicht, da ich schon viel Geld und Arbeit investiert habe. Da ich weiter in der Schule arbeiten werde, zieht es mich allerdings zu schulnahen Inhalten hin. Deshalb habe ich mich für das Zertifikatsstudium der Uni Koblenz entschieden und zusätzlich noch die neue Ausbildung. Bei dem Zertifikatsstudium geht es hauptsächlich um die Gestaltung inklusiven Unterrichts. Der Kurs wird außerdem beendet sein, wenn meine Ausbildung im Seminar und damit auch die Unterrichtsbesuche beginnen. In der Ausbildung erfahre ich dann wichtige Inhalte zum gewählten Förderschwerpunkt (Störungsformen, Diagnostik, Intervention, Prävention, Umgang mit Krisen, etc.). Dafür habe ich angefangen ein Buch mit dem Titel „Emotionale Kompetenz bei Kindern“ zu lesen. Ich finde es wahnsinnig aufschlussreich. Es beinhaltet genau das Wissen, was ich mir für meine Arbeit wünsche. Ich habe mir an der Seite meines Bücherregals auch schon prompt eine Liste mit Büchern zusammengestellt (siehe unten), die sich rund um das Thema Sonderpädagogik drehen. Dabei habe ich mir viele Bücher notiert, die die emotionale und soziale Entwicklung thematisieren, also vom Emotionswissen über Emotionsregulationsstrategien, die Entwicklung des Selbstkonzepts, sowie exekutive Funktionen und Selbstregulation im Kindesalter.

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Wenn mich das Zertifikatsstudium begeistert und ich es neben Arbeit und Ausbildung gut schaffen kann, würde ich mit der nächsten Kurseinheit weiter machen. Da die Uni Koblenz-Landau eine staatliche Uni ist, sind die Kosten moderat. Und wenn ich es am Ende zum Master schaffe, wäre es super. Sobald ich mein zweites 2. Staatsexamen in der Tasche habe, würde ich den Bachelor in Psychologie gerne beenden. 

 

Ich habe mir überlegt, in Off Topic - Beiträgen von der Ausbildung zu berichten. Es passt thematisch gut zu diesem Blog. So lasse ich euch -im schlimmsten Fall an meinem Scheitern- teilhaben :-D Ich hoffe natürlich, dass es am Ende erfolgreich sein wird. Ich weiß allerdings, wie hart so ein Referendariat ist und wie sehr die meisten Leute für das zweite Staatsexamen kämpfen müssen. Umso schlimmer ist es, wenn man dann noch eine Stelle mit voller Unterrichtsverpflichtung hat, denn im normalen Referendariat gibt man nur die Hälfte der Unterrichtsstunden im Vergleich zu einer vollen Stelle. Aber ich werde versuchen, mit möglichst wenig Stress an die Sache heran zu gehen und mit einer eher erwartungsoffenen Haltung. Wenn ich falle, dann sehr weich und sowohl in der Klassenlehrerrolle als auch in der Rolle des Sonderpädagogen gibt es Vor- und Nachteile. Außerdem habe ich eh meine anderen laufenden Fortbildungen 🤗

 

Es sind ziemlich große Pläne, die ich gerade habe. Mal schauen, wie die Motivation mitspielt und wie sich alles entwickelt. Als ich meinen Bachelor in Psychologie begonnen habe, hätte ich mir niemals denken können, dass es diese Kehrtwendung nehmen würde.

 

Liebe Grüße

Bearbeitet von psycCGN

11 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Zitat

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Oh, eine Affenblatt-Monstera 😍 Ist sie pflegeleicht oder sehr durstig?

 

Zitat

So lasse ich euch -im schlimmsten Fall an meinem Scheitern- teilhaben :-D


Ich freue mich auf den schlimmsten Fall 😁

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vor 11 Minuten schrieb Vica:

Ist sie pflegeleicht oder sehr durstig?

 

Ich habe sie erst seit 5 Tagen. Ich kann noch nicht so viel dazu sagen. Aber bisher einmal gegossen und die Erde ist auf jeden Fall immer noch feucht genug 🙈

 

vor 13 Minuten schrieb Vica:

Ich freue mich auf den schlimmsten Fall

 

Irgendwie hatte ich gedacht, dass niemand den schlimmsten Fall erhofft 😅

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An welcher Schulart bist du als Lehrer tätig? Und wie genau würde sich dein Bachelor Psychologie dort einbringen lassen? 

 

Und Respekt, dass du das alles neben einem Vollzeitjob machst. Interessant wäre wie du dich organisierst.

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vor 1 Stunde schrieb Psychologiestudent1998:

An welcher Schulart bist du als Lehrer tätig? Und wie genau würde sich dein Bachelor Psychologie dort einbringen lassen? 

 

Ich bin an einer Grundschule. Und einbringen ließe sich der Bachelor nur am Rande. Bei Elterngesprächen konnte ich ab und an mal etwas einfließen oder einfach für mich persönlich ein besseres Verständnis, warum sich jemand so verhält, wie diese Person es gerade tut. 

Ansonsten war das Studium ja eigentlich angedacht, irgendwann den Beruf zu wechseln aber meine Sichtweise hat sich mittlerweile etwas geändert.

 

vor 1 Stunde schrieb Psychologiestudent1998:

Interessant wäre wie du dich organisierst.

 

Ich bin nicht zwingend ein Paradebeispiel. Ich habe zu Beginn einen ziemlich großen Teil meiner Freizeit investiert, was für Unzufriedenheit gesorgt hat. Andererseits bin ich aber auch resistenter geworden, wenn ein riesiger Berg Arbeit ansteht 😅 Vor einiger Zeit habe ich den Druck jedoch heraus genommen und achte auch wieder mehr auf mich. Mit dem Psychologiestudium stresse ich mich jetzt gar nicht mehr. Dieses Jahr werden zwei Module beendet und nächstes Jahr schaue ich mal, was ich geschafft bekomme. Ich bin ja auf keinen weiteren Abschluss mehr angewiesen. Von daher nimmt es langsam eher Hobbycharakter an ^^ Wenn ich mich an die Bücher und Studienhefte setze, dann, weil es mich interessiert. Und dann will ich die Literatur auch fix gelesen bekommen. Jedes Modul hatte bisher interessante Inhalte. Und wenn mich ein Modul weniger interessiert, dauert es auch länger. Das merke ich gerade bei dem Modul Neurorehabilitation. Das liegt gerade brach, will ich aber dieses Jahr noch fertig bekommen. Da ich mittlerweile aber mehr nach Lust und Laune gehe, wird das Studium auch länger dauern. 

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Viel Erfolg bei deinem neuen Vorhaben! 

 

Mich würde gerne deine Bücherliste interessieren, wenn du magst kannst du sie gerne mit uns teilen. 

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Funfact: Dein Blogtitel hat mich kurz vollkommen verwirrt. Ich habe schon an meimen Verstand gezweifelt, warum unter "meinem Titel" ein anderes Bild ist und wieso du "meinen Beitrag" bearbeiten konnst. Bis ich dann nach 5 Minuten festgestellt habe, dass ist ja gar nicht mein Blog, du hast nur zufällig (oder weniger zufällig) den gleichen Titel gewählt 😉.

 

Jetzt ist der Puls auch wieder normal.

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Am 8.10.2021 um 04:49 schrieb Wüstenblume:

Mich würde gerne deine Bücherliste interessieren

 

Unten habe ich die Bücher mal aufgelistet, die ich interessant und sinnvoll für die Arbeit mit herausfordernden Kindern finde. Ich habe nicht das festgesetzte Ziel, alles schnell durchlesen zu müssen. Aber wenn mich ein Themengebiet gerade genauer beschäftig, hätte ich passende Literatur dazu. Zur Zeit lese ich das Buch von Julius (2020), da ich gerade auch mit einem traumatisierten Kind arbeite und die Bindungstheorie nach Bowlby hilft, das Verhalten zu verstehen. 

 

Literatur zur emotional-sozialen Entwicklung:

Petermann, F., & Wiedebusch, S. (2016): Emotionale Kompetenz bei Kindern. Hogrefe Verlag.

Kubesch, S. (2016): Exekutive Funktionen und Selbstregulation: Neurowissenschaftliche Grundlagen und Transfer in die pädagogische Praxis. Hogrefe Verlag.

Butzemann, E. (2020): Sozial-kognitive Entwicklung und Erziehung: Impulse für Psychologie, Erziehungswissenschaft und Sozialpädagogik. Psychosozial-Verlag.

Gasteiger-Klicpera, B., Julius, H., & Klicpera, C. (2008): Sonderpädagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung. Hogrefe Verlag.

Kullik, A., & Petermann, F. (2012): Emotionsregulation im Kindesalter. Hogrefe Verlag.

Mietzel, G. (2002): Wege in die Entwicklungspsychologie. Kinder und Jugendliche. Beltz.

Hellmich, F. (2011): Selbstkonzepte im Grundschulalter: Modelle, empirische Ergebnisse, pädagogische Konsequenzen. Kohlhammer.

 

Literatur zur Förderplanung und -konzeption:

Flott-Tönjes, U., Albers, S., Ludwig, M., Schumacher, H., Storcks-Kemming, B., Thamm, J., & Witt, H. (2018): Fördern planen: Ein sonderpädagogischen Planungs- und Beratungskonzept für Förderschulen und Schulen des gemeinsamen Lernens. Athena.

Matthes, G. (2019): Förderkonzepte einfühlsam und gelingend. Psychologische Grundlagen und Methoden der Entwicklung individueller Förderpläne. Verlag modernes Lernen.

 

Literatur zu Interventionen

Erich, R. (2018): Kinder mit Verhaltensschwierigkeiten gezielt fördern: Das Programm der Entwicklungstherapie/Entwicklungspädagogik. Raabe.

Stuber-Bartmann, S. (2018): Besser lernen: Ein Praxisbuch zur Förderung von Selbstregulation und exekutiven Funktionen in der Grundschule. Ernst Reinhardt Verlag.

Walk, L.M., & Evers, W.F. (2013): Förderung exekutiver Funktionen: Wissenschaft Praxis Förderspiele. Wehrfritz GmbH.

Julius, H., Uvnäs-Moberg, K., & Ragnarrson, S. (2020): Am Du zum Ich: Bindungsgeleitete Pädagogik: Das Care-Programm. Independently published.

Heinrichs, N., Lohaus, A., et al. (2017): Emotionsregulation (ERT) für Kinder im Grundschulalter. Hogrefe Verlag.

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Vielen Dank für die Auflistung, es sind einige Bücher dabei, die ich auch für meine Arbeit mit Kindern in einer Erschwerniskita lehrreich finde. 

 

Die Bindungstheorie von John Bowlby hilft tatsächlich sehr viele Verhaltensweisen von Kindern zu verstehen. 

 

Momentan taste ich mich an das Thema Traumata ran, ich bin durch die Traumatherapeutin Verena König darauf aufmerksam geworden. Finde es toll wie sie das Thema an den Laien heranbringt. ( bei Interesse einfach auf Youtube nach Verena König suchen) 

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Am 7.10.2021 um 16:05 schrieb Vica:


Oh, eine Affenblatt-Monstera 😍 Ist sie pflegeleicht oder sehr durstig?
 

Pflegeleicht :)

 

Dass die auf dem Bild frisch gekauft sein muss, sieht man schon daran, dass sie noch so kompakt ist. Ohne Schnitt ist sie in einem halben Jahr schon ein Monster, das kaum noch vom Schrank aus genug Platz nach unten hat 😁

 

@psycCGN Das ist auf jeden Fall ein ordentliches Pensum. Warum möchtest vom Grundschullehrer eher hin zum Sonderpädagogen?

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vor 45 Minuten schrieb unrockbar:

Das ist auf jeden Fall ein ordentliches Pensum. Warum möchtest vom Grundschullehrer eher hin zum Sonderpädagogen?

 

Es gibt Aufgabengebiete, mit denen man als Regelschullehrer eher nichts zu tun hat, wie beispielsweise Diagnostik, AO-SF - Gutachtenerstellung und Förderplanung. Außerdem fallen Kinder mit Förderbedarf auch gerne schonmal hinten über, da man als Regelschullehrer eher die Klasse als Ganzes im Blick hat. Als alleinige Lehrkraft in einer Klasse kann man nicht allen gerecht werden. Und da ich mich gerne mehr den Kindern mit Förderbedarf zuwenden möchte, passt der Wechsel zum Sonderpädagogen. Der Bachelor in Psychologie schafft eine gute Basis, um sich inhaltlich weiter zu vertiefen. Ich finde auch, dass die Arbeit als Sonderpädagoge mehr Überschneidungen zur Arbeit als (Psycho)Therapeut zulässt, als dies beim Regelschullehrer der Fall ist. Wobei mir hier ganz klar ist, dass ein Sonderpädagoge keinen Heilauftrag besitzt und dies im pädagogischen Setting auch nicht sein soll :)

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Ich habe mal einen Tag an einer Förderschule mit SE-Schwerpunkt hospitiert. War ein prägendes Erlebnis. Respekt, dass Du Dir vorstellen kannst, freiwillig in diesen Bereich zu wechseln.

 

Was Deine Überlegungen angeht, finde ich die sehr stimmig und auch Deine Herangehensweise. Viel Erfolg und auch Freude dabei.

 

Und die Blume: Die hat ja lauter Löcher und ist schon kaputt - würde ich umtauschen. 😉

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