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Organisationsentwicklung TUK - Die mündliche Prüfungsaufgabe


HeinerTown

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Nach dem ich den schriftlichen Teil gepackt hatte, war ich natürlich total high. Es hatte richtig Spaß gemacht, ich war mir zu 100% sicher, das OE die richtige Fernstudium war und mündliche Prüfungen haben mir seit der Grundschule gelegen. Wenn ich etwas kann, dann ist es babbeln. Warum ich dann aber 2 Wochen psychisch wirklich völlig im Eimer war, dass will ich Euch in diesem letzten Teil des Blogs für OE an der TUK schreiben.

 

Die mündliche Prüfungsaufgabe ist in 2 Teilen gegliedert. 

  • 1. Prüfungsaufgabe: Ein vorher ausgegebener Fachtext sollte in einer Präsentation vorgetragen werden. Hierzu hatten wir grob 10 Minuten Zeit. Dazu kamen noch 5 Minuten Fragen der Prüferinnen.
  • 2. Prüfungsaufgabe: Ein Fallbeispiel sollte präsentiert werden, wieder ungefähr 10 Minuten, allerdings hatten die Prüferinnen jetzt 15 Minuten für Fragen. Die Wahl sollte auf einen Fall aus der beruflichen Praxis fallen, damit der Interessent nachweisen kann, das eigene berufliche Handeln zu reflektieren.

Dazu sollte noch ein Konzeptpapier bereitgestellt werden, dieses musste auch ein paar Tage vor der Prüfung abgegeben werden, damit die Prüfer*innen genug Zeit hatten, sich mit der Arbeit auseinanderzusetzten.  In der Wahl der Struktur waren wir komplett frei. Da es eine mündliche Prüfung war, entschied ich mich für eine klassische Präsentation, wie ich es im Betrieb seit Jahren mache. Wichtige Fakten kurz und bündig in der Präsentation listen, um dann babbelnd zu glänzen. Für das Konzeptpapier wählte ich ebenfalls eine kurze Struktur, damit die Prüfer*innen einen groben Fahrplan über beide Präsentationen haben.

 

Nach einer Einweisung in den Ablauf der Prüfung, mit einer Probesession inklusive, wurde man zumindest technisch bestmöglich vorbereitet. 

 

1. Prüfungsaufgabe:

 

Im ersten Teil galt es innerhalb der Präsentation einige Fragen zu klären:

  • Welche Begriffe werden verwendet und was bedeuten sie?
  • Welche Theorien und Positionen werden aufgeführt?
  • Was sind die Leitfragen?
  • Was hab ich in der täglichen Praxis vom Inhalt des Textes?

Zu meinem Entsetzten waren beide Prüferinnen nicht so sicher, ob ich den Text "wirklich" verstanden hatte. Aber es ging jetzt erstmal weiter mit dem zweiten Teil. Ich war jetzt jedenfalls mega nervös und ehrlich gesagt, ist auch meine Selbstsicherheit etwas flöten gegangen.

 

2. Prüfungsaufgabe:

 

Hier habe ich ein Beispiel aus unserem Betrieb genommen. Wir versuchen mit anderen europäischen Staaten gemeinsam Strukturen in Afrika, Südamerika und Asien zu schaffen. Quasi systematische Organisationsentwicklung, dass wir gemeinsam mit unseren Partner über mehrere Jahre planen und in langfristigen Veränderungspozessen in den jeweiligen Ländern mit deren staatlicher Organisation oder Unternehmen mit größtmöglicher Beteiligung aller Projektbeteiligter. Da kommen verschiedene Kulturen, verschiedene Religionen und verschiedene Fach- und Sozialkompetenzen aufeinander. Interkulturelle Kompetenz ist hier zwingend gefragt und meine Rolle. Durch die Organisationsentwicklung an der TUK sollten diese Prozesse effizienter und erfolgreicher werden. Das die Idee!

 

Ich bin aber krachend gescheitert, weil beide Prüferinnen nicht verstanden hatten, was mein Projekt mit Organisationentwicklung zu tun hat. Was mich aber wirklich enttäuscht hat, waren dann die (für mich) völlig unnötigen abfälligen Bemerkungen:

  • Mein Deutsch ist nicht ausreichend, ich sollte mehr lesen. Insbesondere wissenschaftliche Texte würden mir helfen.
  • Ich sollte besser erstmal eine Weiterbildung bei der IHK machen, das wäre für mich der bessere Schritt. Akademiker sein ist nicht für jeden bestimmt! Aus meinen Bewerbungsunterlagen geht übrigens hervor, dass ich Dozent in der Weiterbildung in eben dieser Art von Erwachsenenbildung bin. Daher war dies für mich einfach nicht schön und ich war wie gesagt einige Tage sehr sehr traurig.

Mein Fazit:

 

Das saß und davon habe ich mich 2 Wochen nicht erholt. Das hat mich tief getroffen. Es wäre ok gewesen, wenn ich gesagt bekommen hätte, das X und Y in der Präsentation gefehlt haben. Ich habe mich auch mit meinen Mitstreitern ausgetauscht und kann es bisher heute nicht verstehen.

 

Dennoch: Im Nachhinein habe ich auch Fehler gemacht. Welche waren dies und wie würde ich es heute machen?

  • Es war definitiv keine gute Idee, dies mit dem Betriebswirt zeitgleich zu machen. Das war Stress ohne Ende und am Ende hat eben die Qualität der Texte darunter gelitten. Vielleicht war ich auch sichtbar gestresst, was meine Prüferinnen ein "überfordert" interpretieren lies.
  • Das Konzeptpapier würde ich heute komplett ausformulieren und deutlich an die Grenzen des erlaubten gehen. Der Unterschied ist nicht viel, ob 2 Seiten ausformuliert oder 2 Seiten gegliedert, aber ich denke es hätte zu einem besseren Verständnis beigetragen.
  • In meiner Präsentation habe ich gleich das ganze Projekt geschildert und da gibt es viele Teilbereiche zum Studienfach. Heute würde ich eher einen Part rauspicken, z. B. die der Interkulturellen Kompetenz und würde es direkt mit dem Projekt verbinden. Was waren die Probleme und welche Ursachen hatten sie? Wie könnte oder konnte ich die Probleme lösen, welche Maßnahmen waren/wären dafür erforderlich.

Würde ich es heute wieder probieren? Zu 100% ja, es war hochinteressant und ich bin froh das ich mich beworben haben. Selbst für die Eignungsprüfung habe ich etwas gelernt, das ich bereits im Projekt umsetze.

Will ich es 2022 wieder probieren? Nein, dazu sitzt der Stachel viel zu tief. Eventuell an einer anderen Uni, aber jetzt gilt es erstmal den Betriebswirt an der IWW erfolgreich zu Ende zu bringen. Ist ja fast so gut wie eine Weiterbildung bei der IHK 😁😎👍

 

An dieser Stelle möchte ich mich bei meiner Frau bedanken 🥰,

a) hat sich den ganzen Stress mitgemacht und macht es immer noch mit.

b) hat sich mich wahnsinnig toll aufgebaut.

 

In diesem Sinne:
Macht es besser als ich und viel Glück und Erfolg 👍 

Bearbeitet von Markus Jung
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3 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Wir sehen hier ja nur Dein schriftliches Deutsch. Und von dem her würde ich Dich als Muttersprachler einstufen. 

 

Gibt es vielleicht auch Bachelorstudiengänge zu diesem Thema, in die Du direkt ohne Aufnahmeprüfung einsteigen könntest? Ich stelle mir den Druck schon sehr groß vor, zunächst eine komplexe Prüfung zu durchlaufen, bevor ich studieren darf. - Wobei ich es andererseits für den Direkteinstieg in den Master ohne Bachelor auch sinnvoll finde, dass abgeprüft wird, ob das Bachelorniveau quasi schon vorhanden ist (ob das mit dem hier durchgeführen Verfahren erreicht werden kann, möchte ich offenlassen und kann ich auch nicht wirklich bewerten, gerade wo Du ja schriftlich bestanden hast, so dass es mich dann schon erstaunt hat, dass die mündliche Prüfung dann noch dazu geführt hast, dass Du abgelehnt wurdest).

 

Schön, dass Du in Deiner Frau so eine gute Unterstützung hattest. 🙂

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Die deutsche Sprache war in der Schule nie mein Steckenpferd, bin immer mit 3 oder 4 durchgekommen. Das ist mir durchaus bewusst. Sie werden vermutlich meine Art zu reden gemeint haben, die ist einfach und nicht mit "Fachwörtern" voll gepackt. Anders kann ich mir das auch nicht vorstellen. Das ist/war mir aber auch Wurscht.

Auch eine Eignungsprüfung ist völlig in Ordnung. Ob dies zielführend für eine Bewertung ist, da mag ich mich nicht einmischen. Sie werden in den letzten Jahren genug Erfahrungen gemacht haben. Die Art der Prüfung, wie auch die Teilnehmer begleitet und unterstützt wurden, da kann man wirklich nicht meckern. Ich hoffe, dass kam in dem Blog auch so durch. Das ist wirklich sehr gut vorbereitet und durchgeführt worden.

Aber einem Dozenten zu sagen, dass er mal lieber einen Lehrgang bei der IHK machen soll, dass fand ich schon eine Frechheit. Wie auch die völlig überflüssige und unsachliche Bemerkung, dass nicht jeder Akademiker werden kann.

Einfach sehr schade und für mich viel zu früh zu Ende gegangen 🤐!

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vor 4 Stunden schrieb HeinerTown:

Die deutsche Sprache war in der Schule nie mein Steckenpferd, bin immer mit 3 oder 4 durchgekommen. Das ist mir durchaus bewusst. Sie werden vermutlich meine Art zu reden gemeint haben, die ist einfach und nicht mit "Fachwörtern" voll gepackt.

Geht mir genauso. 🙂

Manche haben halt so Standesdünkel, dass man sich als Akademiker eher kompliziert ausdrücken sollte. Ist halt peinlich, wenn dann die wirkliche Fachwortbedeutung nicht richtig sitzt.

 

vor 4 Stunden schrieb HeinerTown:

Anders kann ich mir das auch nicht vorstellen. Das ist/war mir aber auch Wurscht.

Ich würde mich da auch nicht verbiegen lassen. Ich persönlich habe öfter die Erfahrung gemacht, dass viele Nicht-Muttersprachler oft besser dozieren können. Nach meinem Eindruck liegt es daran, dass man lieber klare kurze Sätze verwendet. Andere halten es halt für eloquent ewige Schachtelsätze herunterleiern zu können, wo man schon beim Lesen Probleme hätte.

 

Vermutlich darfst Du froh sein, nicht in so einem Umfeld zu studieren. Also Kopf hoch! 🙂

 

Ich finde Deine detaillierte Beschreibung hier super. So etwas ist sehr selten, vor allem wenn man gescheitert ist. Vielen Dank!

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