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Wann hat man das Studium verstanden? Wann kommt der Absprung aus meinem bisherigen Job?


Nadja_studiert_Informatik

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Angesichts der Nachrichten heute Morgen (Krieg in Europa) bin ich sehr unkonzentriert beim Lernen. Daher dachte ich mir, nutze ich den Zeitpunkt, um nochmal einen Blog-Eintrag zu verfassen.

Zeit aufzuholen hat nicht geklappt bisher. Ich glaube, daraus wird auch so schnell nichts. Anfang Januar haben wir meinen Hund eingeschläfert. Erst danach haben mein Freund und ich richtig gemerkt wie anstrengend das letzte halbe Jahr war, insbesondere die letzten drei Monate, ohne Tiefschlafphasen, kein Schlaf am Stück länger als zwei Stunden, die permanente Versorgung mit Medikamenten, das Baden und Tragen des Hundes und all diese Dinge, die Sorgen, die wir uns gemacht haben und immer die Überlegungen, ob der Hund Lebensqualität hat und wie lange es gerechtfertigt ist weiterzumachen (Fragen, die bei Menschen in Deutschland verboten sind). Wir merken die Erschöpfung immer noch, aber es wird langsam besser. Und ich trauere sehr immer noch, vermutlich noch eine ganze Weile. Ich bin nach wie vor zwei Monate (zwei Module) in Verzug und vermutlich werde ich es so schnell nicht ändern können.

Mein viertes Semester beginnt im März und so langsam, langsam meine ich verstanden zu haben, wie das Studium funktioniert. Vermutlich habe ich den optimalen Weg für mich zu studieren herausgefunden, wenn ich den Bachelor habe. Die Klausuren (nach wie vor super ätzende Prüfungsform für mich) scheinen tatsächlich mit der letzten Aufgabe eine Transferaufgabe zu beinhalten, denke ich mir jetzt nach drei Semestern. In den letzten drei Klausuren (meine besten bisher) habe ich in der letzten Aufgabe angewandt, was ich selbst über Sekundärliteratur und eigenes Nachdenken und Anwenden herausgefunden habe und mich gar nicht auf das Skript konzentriert. Das war anscheinend die richtige Strategie. Das heißt aber auch, dass meine Lernweise so falsch nicht ist. Ich nutze die Skripte als Leitfaden für die Themen und suche mir dann selbst alles zusammen, was ich für sinnvoll halte, um damit zu lernen. Tja nun, ein Modul pro Monat zu absolvieren klappt dann aber nicht richtig, nur dann, wenn ich zufällig mal gerade Urlaub habe. Ich brauche mehr Zeit für die ganze Sekundärliteratur und die praktische Anwendung. Ich habe noch keine Lösung dafür gefunden. Gut wäre es vielleicht, wenn mal ein Modul dabei wäre, das uninteressant für mich ist und das ich schneller machen kann. Aber das ist noch nicht vorgekommen. Wie gesagt, vermutlich bin ich perfekt aufgestellt, sobald das Studium vorüber ist, wer weiß, vielleicht für einen Master dann.

Ich bin froh, dass die IU so langsam mehr alternative Prüfungsformen zu den Klausuren anbietet. Für dieses Semester sind drei Klausuren geplant („Spezifikation“, „Betriebssysteme, Rechnernetze und verteilte Systeme“ und „IT-Projektmanagement“), ein Workbook („Datenmodellierung und Datenbanksysteme“) und zwei Fallstudien (das Web-Anwendungsoberflächen-Modul). Außerdem möchte ich mich gerne intensiver als bisher mit LaTeX beschäftigen, weil mir die schriftlichen Arbeiten mit Word ein Greul sind. Ich habe ein paar Sachen herausgesucht, die ich in Vorbereitung für die Module selbst bearbeiten möchte (Maven, TomCat, Linux installieren und verwenden). Ich habe mir also Einiges für ein Semester vorgenommen, ein Modul mehr müsste ich eigentlich noch  machen nach meinem Zeitplan, aber das bekomme ich irgendwie nicht mehr unter. Ich habe definitiv nach wie vor ein Zeitproblem.

Die Algorithmen-Klausur war leicht. Und ich bin sogar enttäuscht, dass gar keine Algorithmen gefragt wurden und auch kein Code. Ich habe wirklich sehr viel gelernt und programmiert und irgendwie wäre es schön gewesen etwas davon in der Klausur zeigen zu können. Die Themen haben auf jeden Fall unglaublich viel Spaß gemacht. Es war thematisch das spannendste Modul bisher. Das Skript war eine Katastrophe, aber es wird ja jetzt bald ein neues geben. Und das Skript war auch nicht notwendig zum Lernen. Es war eh alles aus einem anderen Buch abgeschrieben, das ich dann als Leitfaden zum Lernen verwendet habe. Der Tutor war super in dem Modul. Und ich hatte eine Lernpartnerin. Ich habe ja an anderer Stelle schon dazu geschrieben.

Zurzeit bearbeite ich das Datenbanken-Modul und habe ebenfalls sehr viel Spaß daran. Ich benutze MySQL und Microsoft SQL gleichzeitig zum Vergleichen und bin tief drinnen in der Thematik. Super gut ist es, dass man den LinkedIn-Lernpfad machen kann, um dann ein Workbook anstatt eine Klausur zu schreiben. Das kommt mir sehr entgegen. Der Lernpfad ist sehr unterschiedlich. Die Hälfte habe ich bisher gemacht. Ein Kurs war dabei, der war eher schlecht wegen falscher Inhalte (beispielsweise falsche Erklärung was die zweite Normalform ist) und es geht dort irgendwie mehr um Tabellenkalkulation als um Datenbanken. Dafür sind andere Kurse absolut super und eine sehr gelungene Mischung aus Theorie und Praxis. Ich lerne sehr viel auf diese Weise. Zudem habe ich meinen Vater, der ein Spezialist für relationale Datenbanken ist, das Fach seit vielen Jahren unterrichtet und mich begeistert mit Aufgaben, Fragen und Antworten auf meine Fragen versorgt. Am Wochenende kommt er mich besuchen und ich weiß schon über was wir viel sprechen werden. Mein Freund hingegen ist durch seine Arbeit ein Spezialist für NoSQL-Datenbanken. Sobald ich das Modul mit den relationalen Datenbanken beendet habe, werde ich mir von ihm da noch einige Informationen zukommen lassen. Ein bisschen kenne ich ja schon aus seinen Erzählungen von seiner Arbeit.

Gerade erst hat er mir eine Stellenausschreibung für seine Abteilung gezeigt, in der er Projektleiter ist. Rein nach den Formulierungen der Ausschreibung könnte ich mich schon bewerben und seine Kollegen haben auch schon gefragt, da sie sehr dringend Jemanden suchen. Allerdings bin ich (und mein Freund auch) der Meinung, dass ich noch ein bis zwei Semester studieren müsste, damit ich das wirklich gut hinbekommen könnte. Natürlich ist es auch nicht gesagt, dass ich es wollen würde oder dass ich es gut fände, wenn mein Freund mein Chef ist. Weiß ich gerade nicht. Vielleicht schon. Aber es ist gut zu wissen, dass die Möglichkeit zum Absprung aus meinem jetzigen Job nicht mehr weit entfernt ist.

Meine jetzige Arbeit ist unglaublich anstrengend. Sie wird immer anstrengender für mich, weil sie immer unpassender ist. Ich bin die ganze Zeit die Abläufe am analysieren und habe das dringende Bedürfnis zu organisieren und zu sortieren. Dass ich immer gezwungen bin, mich dem Chaos auszusetzen und mich dort entgegen meiner Art durchzuschlagen, ist extrem schwierig für mich geworden und bedeutet sehr viel Stress. Nachdem ich nun auch noch mehr oder weniger allein verantwortlich für die Einarbeitung einer Quereinsteigerin war, die ganze Belastung durch meinen Hund hochkam und ich eine Phase hatte, in der ich überhaupt nicht mit der Arbeitsweise zurechtkam, war ich zwei Wochen krank. Das ärgert mich maßlos, denn ich bin eigentlich gut darin, Lösungen zu finden. Aber hier sind mir die Dinge tatsächlich gewaltig über den Kopf gewachsen. Ich bin immer noch nicht ganz auf der Höhe und arbeite daher im Moment fünf Stunden weniger in der Woche. Ich hoffe, dass ich bald wieder auch auf der Arbeit komplett meine Leistung erbringen kann. Aber es wird wirklich immer schwieriger für mich, das zu stemmen. Es ist ja gottseidank ein Wechsel in Sicht, auch wenn es meiner Chefin das Herz brechen wird, die mir so absolut vertraut, und ich keine Ahnung habe wie ich ihr das jemals beibringen soll. Sie ist ein wirklich toller Mensch und ich wünsche ihr nur Gutes. Das wird nicht leicht. Ich beginne so langsam ernsthaft an diese Dinge zu denken.

4 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Am 24.2.2022 um 11:11 schrieb KanzlerCoaching:

Den eigenen Partner als Chef zu haben, das ist gar nicht gut. Ich kenne keinen Fall, in dem das auf Dauer geklappt hat.

Ich kenne durchaus einige Beispiele aus der Industrie wo das längerfristig geklappt hat. In zwei Fällen hat sich das Chef-Untergebener Verhältnis auch im Lauf der Zeit umgekehrt und es hat doch weiter funktioniert.

 

Und wenn ich dann noch an einen Bereich wie Landwirtschaft denke, fallen mir noch viel mehr Beispiele ein wo das langfristig gut geht.

 

Das mit der Einbindung kann tatsächlich zum Problem werden, es kommt wohl eher auf die Persönlichkeit der Beteiligten an. Dazu muss man Arbeits-Leben und den Privaten Bereich trennen können. Aber auch ohne engere Beziehung können manche Chefs ja ihre "Liebchen" haben, was zu gleichen Problemen führt.

 

Übrigens: Die meisten Beziehungen funktionieren auch ohne einen gemeinsamen Bezug zur Arbeit ohnehin nicht dauerhaft. Daher wäre es ein Fehlschluss es nur auf der gegebenen Zusammenarbeit festzumachen.

 

In diesem Sinne kann ich Nadja nur raten, sich viele Gedanken zu machen und Vor- und Nachteile abzuwiegen (Aber das machst Du ja offensichtlich schon).

Bearbeitet von Nadja_studiert_Informatik
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Oje liebe Nadja, Du hast mein herzlichstes Mitgefühl. So eine Entscheidung über die Lebensqualität eines Haustiers zu treffen ist wirklich nicht leicht. Ich selbst habe das auch kürzlich durchgemacht.

 

Mach Dir wegen Deiner Chefin weniger Gedanken. Sie wird es sicherlich (früher oder später) einsehen, wenn Du Deinen eigenen Weg gehen willst. Ich hatte auch irgendwie ein schlechtes Gewissen als ich gekündigt habe.

 

Letztendlich haben wir beide in einem zünftigen Pub meine Kündigung gefeiert und uns weiter unterhalten. Ein halbes Jahr nach mir hat er selbst gekündigt. Wir haben inzwischen ein sehr freundschaftliches Verhältnis.

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Vielen Dank für eure Einschätzungen und Meinungen. Ich lese mir gerne durch was Andere empfehlen, schließlich habe ich meine Gedanken öffentlich geteilt. Damit gehe ich davon aus, dass es unterschiedliche Meinungen und Diskussionen geben wird und auch mal gestritten wird. Aber bitte, wenn ihr persönliche Probleme miteinander habt, die nichts mit dem Thema zu tun haben, tragt das bitte nicht bei meinen Blogeinträgen aus. Ich habe daher ein paar Kommentare hier gelöscht und einen bearbeitet. Woanders wäre mir das wie gesagt egal, hier aber nicht.

 

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