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Fazit B. Sc. Wirtschaftsinformatik (180 ECTS) an der IU


monika83

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Mit knapp einer Woche Abstand zum Kolloquium fasse ich nochmal die für mich wichtigsten Aspekte meines Fernstudiums zusammen.

 

Dauer und wie alles anfing

Los gings am 27. September 2017. Eigentlich als Lückenfüller wenige Wochen vor der Geburt meiner zweiten Tochter. Es war eher ein Experiment und da mich die Themen rund um den Studiengang sowieso interessierten, war ein Studium ein spannendes Hobby. Auch vor dem Studium habe ich regelmäßig Kurse auf Plattformen wie edx.org belegt. Neues zu lernen gehörte also schon immer irgendwie zu meinem Lebenskonzept dazu. 
Die Stipendiumszusage der sbb, die im Oktober 2017 einging, bestärkte mich zudem in der Entscheidung. Das Schicksal meinte es gut mit mir.
Mein Kolloquium, und damit meine letzte Prüfungsleistung, war am 19. Mai 2022. Gut 4 1/2 Jahre später. 
In dieser Zeit habe ich Prüfungsleistungen im Umfang von 141 ECTS absolviert, 39 ECTS konnte ich aufgrund Vorleistungen anerkennen lassen. Parallel zum Studium habe ich einige andere Kurse noch belegt, die in meiner Bloginfo zu finden sind.

Wahrscheinlich hätte mein Studium ein paar Monate kürzer gedauert, wenn ich einfach mal fünf grade sein gelassen hätte und Klausuren mit ein paar Prozent weniger Vorbereitung abgelegt hätte. Zum Ende hin habe ich auch nicht mehr ganz so akribisch auf die Klausuren gelernt. Das hat sich in den Noten widergespiegelt die tendenziell zum Ende hin leicht nach unten gingen und auch mal eine 2,x dabei war. 

 

Flexibilität (Ablauf und Prüfungsformen)

Wenn die IUBH bzw. jetzt IU für ihre Flexibilität gelobt wird oder sie sich selbst damit beweihräuchert, dann hat das schon seine Berechtigung. Ich habe hier besonders diese Aspekte geschätzt:

  • Zeitliche Flexibilität
    Das empfand ich wirklich Top. Egal ob ich mir für ein Modul einen oder drei Monate Zeit nehmen wollte: Null Problemo. Keine Abhängigkeit von einem festen Stundenplan oder vorgegebenen Prüfungszeiträumen. Einfach Top!
    Am Anfang habe ich noch versucht, bei den Online-Vorlesungen, die einmal in der Woche waren, dabei zu sein. Aber das habe ich eigentlich recht früh dann aufgegeben, da mir das Studienmaterial aus der Konserve (Skript, Videos, Podcasts) gereicht hat, um mich auf die Prüfungen vorzubereiten. Und wenn doch mal etwas unklar war, dann konnte man die Modulbetreuer auch per E-Mail oder später via Teams meistens gut erreichen. 
  • Eigene Wahl der Modulreihenfolge
    Auch das ist bei der IU genial. In der Reihenfolge der Modulbelegung ist mal völlig frei. Zumindest bei einem Studiengang, der schon etwas länger existiert und für den das Material aller Module vorliegt. Bei neueren Studiengängen hört man immer wieder, dass noch nicht alle Module vollständig ausgearbeitet sind. Davon war ich nicht betroffen. Beim Vergleich Fernhochschulen stößt mir bei diesen die fehlende Flexibilität immer wieder negativ auf. Man ist an einen festen Ablauf gefunden bzw. muss erst die Kurse für das 1. Semester belegen bevor es dann zum zweiten Semester geht. Bei der IU konnte ich die Inhalte in der Reihenfolge abarbeiten, wie sie gerade spannend für mich war und wo ich evtl. auch gerade beruflich Überschneidungen hatte. 
    Klar, es gibt auch Module, die inhaltlich aufeinander aufbauen. Da macht es dann schon Sinn, sie nacheinander abzuarbeiten. Aber da gab es wirklich kaum Abhängigkeiten. 
  • Prüfungsformen
    Da hat die IU in den letzten Jahren nachgebessert. Ich musste noch ziemlich viele (Online-)Klausuren schreiben.
    Hier absolute Flexibilität und das Proctoring hat in der Regel gut funktioniert. 
    In letzter Zeit kamen immer mehr Module mit Prüfungsformflexibilität. Das bedeutet, dass das Angebot einer klassischen Klausur ergänzt wurde durch die Möglichkeit einer Hausarbeit oder eines Workbooks.
     

Lerninhalt (Theorie vs. Einfluss auf praktische Anwendung, Aufwand, Nutzen)
Es gab Module, die haben mir beruflich wirklich viel gebracht. Beispielsweise ein besseres Verständnis für die Arbeit von Softwareentwickler:innen oder auch Impulse für strategische Themen. Es gab Bücher, die hätte ich wohl freiwillig nie gelesen, waren am Ende dann aber doch ganz lehrreich.  
Das Auswendiglernen von theoretischen Inhalten für die Online-Klausuren hat ziemlich genervt. So endeten vermeintlich spannende Inhalte am Ende doch in einem stupiden Auswendiglernen und von den Inhalten der ersten Klausuren ist bei mir inzwischen nicht mehr viel vorhanden. Auch wenn gerade beruflich oder privat viele andere Themen anstanden war es schwer, konsequent auf eine Klausur hinzuarbeiten. Es ist doch nicht wenig Stoff, den man auf Abruf bereit haben muss. Hat die Lernphase zu lange gedauert, war es ein ständiger Kampf gegen das Vergessen und damit gegen die Uhr.

Die neuen Prüfungsformen einer schriftlichen Ausarbeitung empfand ich als sehr angenehm und gefühlt konnte ich dadurch auch mehr mitnehmen, da es eine andere Art war, sich mit den Inhalten auseinander zu setzen.

In Summe denke ich, dass ein berufsbegleitendes Studium mehr Impact auf die Umsetzung im Job hat, als ein Studium "vor" dem Arbeiten. Der Weg zur echten Umsetzung ist einfach kürzer und es gibt mehr Anknüpfungspunkte. Darum würde ich das auch wieder so machen.

 

Vergleicht man den Aufwand von viereinhalb Jahren und den Anteil der Inhalte, die ich nun tatsächlich Nutze, ist das schon etwas erschreckend. Also das Studium "nur" zu machen, um sich fachlich weiterzubilden, würde ich nicht tun. Hier reicht es einfach nicht, nur das Curriculum abzuarbeiten. Dafür gibt es einfach zu viele verschiedene Themen, die rechts und links noch daher kommen. Das kann ein Studium nicht abdecken. 

 

Learnings für das Leben
1) Ein Bachelor-Studium gibt es nicht geschenkt
2) Wissenschaftliches schreiben ist eine Kunst für sich
3) Akademische Weiterbildung ist anders als berufsnahe Weiterbildung (Bezieht sich auf meinen Vergleich von Betriebswirt(in) IHK gegenüber dem Bachelor-Studium.)
4) Ein Thema kann gar nicht klein genug sein, um es auf 40 Seiten einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit quetschen zu können. Ich konnte mir im Leben nicht vorstellen, wie groß der (akademische) Elefant werden kann, den man aus einer noch so einer kleinen Mücke machen kann. 
5) Eine 4,0 bringt mich nicht um - sie frustriert zwar aber man lernt auch was dabei (Stichwort: wachse an deinen Niederlagen)
 

Vereinbarkeit mit Familie und Beruf?

Grundsätzlich kann ich sagen: Ja das geht. Aber es hat seine Grenzen.
Die ersten Jahre, in denen ich überwiegend in Elternzeit und beruflich nur in Teilzeit gearbeitet habe, ging es gut. 
Anstrengend wurde es, als ich wieder Vollzeit in einer Führungsposition eingestiegen bin. Mein Mann arbeitet auch Vollzeit und die Betreuung unserer beiden Kinder inklusive Haushalt und allem was dazu gehört teilen wir uns zu relativ gleichen Teilen auf.
Es gab Momente, in denen am Ende des Tages der Akku und der Kopf zu leer waren, um noch zu lernen. Genauso gibt es Job-Themen, die einfach mal dringender sind und das Lernen deshalb liegen bleibt. Dann fängt man nach zwei Wochen Pause das begonnene Module halt nochmal von vorne an.
Am Wochenende ist es ein Spagat zwischen Zeit mit Familie und Zeit zum lernen. Ja, das ging schon irgendwie. Aber ich genieße jetzt schon sehr die Zeit, ohne schlechtes Gewissen an einem Samstag- oder Sonntagnachmittag mit den Kindern einfach mal einen längeren Ausflug zu planen ohne ständig das Gefühl zu haben, eigentlich lernen zu müssen. 
Gestresst haben mich am meisten die beiden Termine für die Abgabe der Bachelor-Arbeit und das Kolloquium. Das sind die einzigen beiden Termine im Studium, die nicht einfach mal geschoben werden können und das hat mich ehrlich gesagt ziemlich unter Druck gesetzt.  

Und jetzt noch den Master?
Um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht. Momentan habe ich erst mal Lust, mir selbst wieder aussuchen zu können, was ich lernen und ob ich am Ende eine Prüfungsleistung ablege oder nicht. Momentan gibt es noch das eine oder andere private Projekt, das ich erst mal durchziehen möchte. Kommendes Wochenende widme ich mich einem meiner Herzensthemen und gebe einen Programmierkurs für (Vorschul)Kinder und ein Verein, in dem ich ehrenamtlich engagiert bin, veranstaltet im Juni ein großes Event. Da gibt es auch  was zu tun. Dann warten eigentlich noch ein paar Vereins-Websites, die ich betreue, auf einen Relaunch und meine Kinder freuen sich mega, dass ich wieder mehr Zeit für sie habe.
Also wenn Master dann müsste es wirklich inhaltlich spannend sein und es wäre ein Langzeit-Projekt auf die nächsten vier bis fünf Jahre. Quasi im Schneckentempo und maximal familienverträglich. Ihr hört von mir 👍

 

2 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Danke für deine Zusammenfassung. 👍

 

Ja, einen akademischen Abschluss bekommt man nicht geschenkt, auch wenn ich manchmal den Eindruck habe, dass bestimmte Leute im Eiltempo durchrutschen und das Niveau vielleicht für zu niedrig halten. Für mich ist es - ähnlich wie für dich - eine Herausforderung, und ich denke, dass du richtig stolz auf dich sein solltest, es geschafft zu haben. 🥳

 

Ansonsten bin ich gespannt, ob das Projekt Master irgendwann stattfinden wird. 😉

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Schön, so einen umfassenden Überblick und Rückblick zu lesen. Kann ich gut nachvollziehen, was Du da berichtest. 

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