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Schlechte Seminare


Vica

743 Aufrufe

Es ist zum Glück selten, aber es gibt so diese Art Seminar, welches ich unerträglich finde. Das Phänomen betrifft ausschließlich Online-Varianten. Da gibt es wirklich Dozenten, die...

  • zum Zeitpunkt des Seminars nicht wissen, dass sie heute Seminar haben und die aufwendig über den Weg Teilnehmer -> Institut -> Dozent rangeklingelt werden müssen. 
  • lediglich Vorträge halten. Vorträge brauche ich nicht über 2 Tage. Da kann ich besser Lehrbücher in meinem eigenen Tempo lesen und habe sogar nachhaltig etwas davon. Es handelt sich dabei nicht mal um neueste Erkenntnisse oder Fälle, sondern lediglich umübernommenes Grundlagenzeug aus Bachelor-Literatur. 
  • zu spät kommen, aus 10 Minuten Pause 40 Minuten Pause machen und dann kein Wort darüber verlieren.
  • nicht die geringste Ahnung haben, mit welchem Kurs sie es zu tun haben 
  • darüber meckern, dass sie das Seminar online halten müssen und bekräftigen, wie toll alles wäre, wenn man vor Ort in der Klinik wäre. 
  • nicht das geringste technische Verständnis haben von der Kommunikationssoftware und das auch immer wieder bekräftigen. Folglich funktioniert auch nichts. (Für Online-Seminare muss man sich gesondert bewerben, es gibt eine Einleitung, demnach wird auch keiner gezwungen). 
  • entweder gar keine Gruppenarbeiten oder zu viele machen 
  • Zeug vorlesen, das in Büchern steht. 
  • zeitgleich Hintergrunddienst sind  und permanent vom Vordergrund angerufen werden und dann für unbestimmte Zeit auf Station verschwinden. 


Nach so einem Seminar hat man nur nicht nichts mitgenommen, sondern hat das ungute Gefühl, veräppelt worden zu sein und dass die wertvolle Zeit verplempert wurde, die man nach 3-5 Kliniktagen und eventuell Ambulanztagen besser hätte anlegen können. Insbesondere mit Kids! Im Fall der KJP-Weiterbildung zahlt man sogar fast 300€ pro Seminar und kann das kaum hinnehmen. 

Zum Glück ist das nur 3x vorgekommen und immer bei oberärztlichen Kollegen, die tatsächlich Hintergrund zeitgleich hatten. Es ist menschlich und verständlich, wenn man es dann nicht schafft, beiden Terminen gerecht zu werden. Jedoch gibt's auch keinen Zwang, Seminar-Dozent zu werden. Und diese rein aus Leistungs- und Perfektionsbestreben dann doch frontalunterrichtsmäßig duchzuziehen, a obwohl man 0 vorbereitet ist und dann wirklich etwas Unterirdisches hinlegt, damit ist auch keinem geholfen. 

 

Ich persönlich bin zwar kein Empörer und finde, dass man die Welt auch nicht besser gemeckert bekommt. Ich finde aber trotzdem, dass man da aktiv werden muss. Bisher habe ich an irgendeinem Zeitpunkt dann immer (und vor allem: freundlich) zurückgemeldet, dass das Seminar nicht gut war und was ich vermisst habe. Bisher hat sich da noch kein Dozent gekränkt gefühlt. Dem Institut habe ich das dann ebenfalls zurückgemeldet. Ich mache das lieber per Mail, damit man im Zweifelsfalls den schriftlichen Nachweis hat. Auch hier bleibe ich freundlich, aber auch bestimmt und liste die im Seminar festgestellten Probleme auf. 

 

Meine Erfahrung mit Beschwerden war durchweg positiv. Im KJP-Fall wurde der Preis gestrichen und dafür ein Ersatzseminar bereitgestellt, diesmal mit anderem Dozenten. Das hat natürlich den Nachteil, dass man nochmal (außerplanmäßig) Zeit aufbringen muss.
Aber der Nutzen guter Seminare ist unglaublich hoch, nicht nur im Berufsleben. Solche Interessen muss man dann aber auch durchsetzen. Ich bin immer für die "freundlich-aber-bestimmt" Variante. 


Es gibt aber Leute, die die Seminare so hinnehmen, obwohl ihnen das Messer in der Hose aufgeht. Die nur in ihren WA-Gruppen um die Wette meckern und passiv-aggressiv ausharren in der Hoffnung, dass jemand anderes das Problem für sie löst. 

 

Naja, im Endeffekt muss natürlich auch jeder für sich selbst einen Umgang damit finden. Ich selbst habe ganz schön viel zu verlieren: Zeit mit der Familie, ein gemütliches Wochenende, Erholung von der Arbeitswoche oder schöne Momente mit Familien und Freunden. Und das Geld wächst natürlich auch nicht auf dem Baum. 


Bleibt gesund & haltet zusammen :thumbup:

Feature Foto: Tuur Tisseghem/pexels 

7 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Zitat

 Ich bin immer für die "freundlich-aber-bestimmt" Variante. 

 

Ich auch. Und erlebe sowohl bei mir selbst, als auch von dem, was ich hier im Forum mitbekomme, dass dies der beste Weg ist, um etwas zu erreichen. Natürlich auch keine Garantie dafür und natürlich beinhaltet dies auch, dann konsequent zu sein und notfalls zum Beispiel eine andere Hierarchieebene oder Institution einzuschalten.

 

Was für mich noch vor dem kommt, ist zu überlegen, wofür es sich lohnt, ein Fass aufzumachen. 

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"Ein Fass aufmachen" hat ja was von "sich auf eine erhöhte (hohe?) Kurve der Erregung und des Ärgers einlassen", nicht?

 

Wenn ich für eine bezahlte Leistung - sei es ein Seminar für 300 Euronen oder eine gekaufte Bratwurst für 2,50 Euronen - nicht die versprochene Leistung bekomme, dann will ich die Leistung nachgebessert bekommen. Denn auch der kleine Betrag von 2,50 Euro ist zu viel, wenn die Wurst verbrannt ist.

 

Eine Mischung aus sachlicher Beschreibung und freundlich-bestimmtem Verhalten, vielleicht noch mit einem Verweis auf die Leistungsbeschreibung ist da sicher der beste Weg. Verbunden mit dem Hinweis, dass man sich nicht abspeisen lässt mit schönen Worten, wenn sich das Gegenüber nicht gesprächsbereit zeigt.

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Am 25.9.2022 um 10:30 schrieb KanzlerCoaching:

"Ein Fass aufmachen" hat ja was von "sich auf eine erhöhte (hohe?) Kurve der Erregung und des Ärgers einlassen", nicht?

 

Ja, genau. Plus Lebenszeit investieren. Und da wäge ich schon ab.

 

 

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Also, in der Kategorie "das habe ich bezahlt, das will ich genauestens so haben" denke ich nur, wenn ich mich absolut verschaukelt fühle. Ansonsten ist mir meine Lebenszeit deutlich mehr Wert als Ansprüche, die ich rein rechtlich haben könnte. Insofern wäge ich immer ab, ob ich mir mit einer Beschwerde hinsichtlich investierter Lebenszeit und Energie eher schade oder was Gutes tue. Feedback gebe ich dann, wenn ich den Eindruck habe, es bringt was, das Gegenüber will das hören und dann auch zu Herzen nehmen oder ich möchte - aus rein egoistischen Gründen - einen weiteren Raub meiner Lebenszeit verhindern (was z.B. bei mehreren Seminaren, oder wie hier beschrieben, Pflichtseminaren der Fall ist).

 

Wenn ich den Eindruck habe, meine Erwartungen sind nicht ganz erfüllt worden, hängt das selten daran, dass Zugesagtes nicht erfüllt wurde. Zumindest ist das meine Erfahrung. 

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Urgh... Die Punkte die du angesprochen hast kann ich 100% nachvollziehen. Ich hatte leider auch mal so ein Seminar bei dem ich echt dachte ich bin im falschen Film. Das traurige war das Online-Live-Seminar hat ca 650€ gekostet und ging 10 Tage, die zwei Online-Kurse auf Udemy haben mich insgesamt 25€ gekostet und haben mir um einiges mehr gebracht. 
 

Ich weiß das viele mit diesem Online-Training ein Problem haben, aber dann darf ich es nicht anbieten wenn ich es nicht durchführen kann/will. 

 

Es gibt jetzt auch von der IHK (Karlsruhe) einen Kurs Online-Dozent. Ich habe mich mal angemeldet, mal schauen ob der Kurs zustande kommt. Ich fand den Train-The-Trainer-Kurs wirklich klasse!

 

Ich habe mittlerweile verstanden, dass ich auch einfach das Seminar abbreche und meine Zeit anders investiere, denn wie du sagst man kann ganz andere tolle Sachen erleben oder erledigen und muss sich mit sowas nicht rumärgern. 

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Hört sich fast so an, wie das MM2 Seminar zum Thema Gutachtenerstellung. Aufgenommene Videos wie jemand eine Powerpoint vorliest, dafür nehme ich mir dann 2 Tage Zeit + Urlaub von der Arbeit.

Eine Rückmeldung hab ich in der Evaluation gegeben, wie sehr man sich da veräppelt fühlt. Wirds helfen? Ahahahaha ... ne. Aber träumen kann man ja noch 😄

Bearbeitet von unrockbar
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Am 30.9.2022 um 09:55 schrieb unrockbar:

Aufgenommene Videos wie jemand eine Powerpoint vorliest


Oh mein Gott - ich bin fassungslos, was es alles gibt. Was für ein Frust!

Ich hatte dieses Seminar noch in Präsenz, als echte Vorlesung! Mit Kleingruppen, Mensa undundund. Und ein wenig Hagen + Kommilitonen kennengelernt. So war es damals:

 

Bearbeitet von Vica
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