Eigentlich könnte es ewig so weiterlaufen mit der psychotherapeutischen Ambulanz wie aktuell. Trotzdem stapeln sich seit Kurzen auf meinem Schreibtisch ein verdächtiges Kontigent an Formularen, Prüfungsratgebern, Zitationsregeln, Formulierungshilfen, Schreibwaren und Kaffeetassen der Größe "Aquarium".
Was ist da los?!

Tatsächlich habe ich es getan und mich zur Approbationsprüfung für nächstes Jahr 2025 angemeldet.
An deren Ende steht dann der Psychologische Psychotherapeut. (Bestehen vorausgesetzt)
Der Gedanke macht mich ganz glücklich. Denn irgendwann will man ja auch fertig werden und nicht ewig diesem Zwischenstatus ausgesetzt sein mit begrenzten Patienten, Zahlungen und Entscheidungsfreiheiten.

Eigentlich geht die offizielle Anmeldung gar nicht vor dem 1.3.25. Aber: Beim Ausbildungsinstitut muss man sich schon jetzt dafür melden, und das bedeutet, dass man in regelmäßigen Abständen auf die Pfoten gehauen bekommt, dass man alle Nachweise (Behandlungs-, Supervisions- und Fortbildungsstunden) schnellstmöglich zusammenkriegt.

Der erste Teil der großen Staatsprüfung wäre dann im August 2025. Er besteht aus einer Multiple Choice Prüfung + einigen wenigen Freitexten im Sinne von "Wort selbst eintragen" (sagt das Hörensagen zumindest). Ist der erste Teil bestanden, kommt dann nochmal der mündliche Teil.
Obwohl August 2025 ewig weit weg klingt, ist das in unserem Ausbildungs-Paralleluniversum insgesamt kurz vor 12.

Es wird nämlich unterschiedliche Deadlines geben, bis wann man Zeit hat, Dinge einzuschicken. Das wiederum bedeutet, dass man seine Stunden zusammenhaben muss. Das hat man bei allem guten Willen nicht immer so ganz in der Hand - wenn man einen Monat hat, in welchem Patienten oft absagen, wie z.B. Juli + August (das sind die Urlaubs-Sommerloch-Monate), der Supervisor ebenfalls im Urlaub ist und ich insgesamt mehr Patientenakten habe, als das Institut durchchecken kann, kommen schonmal gewissermaßen "Minusstunden" zustande, die ich nicht beeinflussen kann.

Aber ich will es auch nicht zu kompliziert machen:
Wenn ich diese Zwischenziele erreiche, wird ab Mai final entschieden, ob die Zulassung erfolgt. Die Einladung zur Prüfung kommt dann erst relativ zeitnah.

Level 1 im Prüfungsland ist, dass ich meine 30 Fälle aus den Klinikjahren einreiche. Das ist eine Berichtauswahl an Patienten, die sich besonders intensiv betreut hatte - für jeden muss ein gewisses Fallkonzept ersichtlich sein. Ein paar knauserige Regeln dafür gibt es auch, die meines Erachtens die Fehleranfälligkeit unnötig erhöhen: Jeder dieser Fälle (pro Fall 3 Seiten) muss auf dem Klinikpapier gedruckt sein und jede muss vom Chefarzt  unterschrieben sein. Digital einreichen geht nicht, nur per Post.
Bisher hatte ich Bammel, sie wegzuschicken.
Ich will gar nicht dran denken, was passiert, wenn die per Post wegkämen.
Ich bekäme heute keinen Zugang mehr zu diesen Patientendaten, der Chefarzt von damals arbeitet dort überhaupt nicht mehr und natürlich hat die niemand irgendwo gespeichert.
Trostpflaster: Bei allen meinen Mitstreitern sind sie bisher angekommen. Bei der Post beruhigte man mich auch: In 10 Jahren wäre es nie passiert, dass ein Einschreiben mit Rückantwort nicht ankam.
Tjaaa. Wären es nicht 400 km und wäre dort nicht eh immer zu, würde ich es fast mit dem Auto beim Institut vorbeifahren.
Aber ich schätze, ich komme nicht drumherum, sie zu digitalisieren und abzuschicken.

Und danach? Wäre der nächste Task, bis 01.03. vier Hausarbeiten einzuschicken. Diese werden im guten alten (Fern)Studienzeit-Format erfolgen.

Ob ich es schaffe, alles zusammenzukriegen?
Kann ich tatsächlich noch nicht abschätzen. Im Augenblick ist es eher knapp, offen gesagt. Aber einen Versuch ist es wert. Die Aussicht, nächsten Herbst fertig zu sein, wäre einfach superb.

Doch erstmal denk ich klein und gebe zunächst meine 30 Fälle in die Post.
Vielleicht spreche ich nach Jahren mal wieder ein kleines Gebet, dass sie auch ankommen. Oder mache Regentänze. 🤪

Bleibt gesund & haltet zusammen,

LG

Titelbild: erdinç ersoy/pexel.com