Neue Erkenntnisse und Weiterentwicklung
Davon wie es für mich ist, mit Autismus ein Fernstudium zu machen, habe ich in meinem Blog schon geschrieben.
Seitdem ist Zeit vergangen und ich hatte noch viele Arztbesuche. Unter anderem weil ich während der Autismus-Diagnostik von meinen Eltern erfahren habe, dass ich als Kind eine ADHS-Diagnose erhalten hatte. Dreißig Jahre später habe ich das also erfahren und überprüfen lassen. Und auch heute bestätigt es sich in der Diagnostik.
ADHS und Autismus treten sehr häufig zusammen auf. Nach der aktuellen Studienlage haben 50 bis 70 Prozent autistischer Menschen auch ADHS. Die Symptome haben auch starke Überschneidungen. Häufig sehen sie auch unterschiedlich aus, gehören aber in denselben Bereich.
Im Moment verändert sich stark das Verständnis dieser beiden Formen im Zusammenspiel und man kann viel nachvollziehbare, interessante und auch verwirrende neue Erkenntnisse in der Forschung darüber lesen, vor allen Dingen im Bereich der Genetik. Es macht den Anschein, dass diese beiden Störungen in der nächsten Zeit neu gedacht werden.
Für mich macht diese Diagnose einen ganz gewaltigen Unterschied. Die Schwierigkeiten, die ich mit Arbeit, Schule, Lernen und Studieren bisher im Leben hatte, ergeben auf einmal sehr viel Sinn. Aber auch meine ungewöhnlichen Stärken sehe ich viel klarer. Mein Lebenslauf scheint ein sehr typischer unter ADHSlern zu sein. Und es tut gut zu wissen, dass ich mit den Hürden nicht alleine bin.
An dem, was ich über die Vor- und Nachteile mit dieser Beeinträchtigung im Fernstudium geschrieben habe, verändert sich natürlich gar nichts. Ich habe aber auch weitere Dinge über mich gelernt in den letzten Monaten und baue Coping-Strategien um.
Ich brauche zusätzlich zur schon genannten Struktur, Erholung und zu reduziertem sensorischen Input vor allen Dingen viel mehr Orientierung, Feedback und Erkenntnisse in meinen Selbstwert. Das ist für mich ein ganz schön harter Brocken und ehrlicherweise ist die IU da auch nicht sehr ideal strukturiert. Es dauert immer viele Wochen, bis man Ergebnisse von Prüfungen erhält, was natürlich ein sehr verzögertes Feedback ist. Und dann ist es auch kein umfangreiches Feedback, das dabei helfen könnte, zu überprüfen, ob man auf dem richtigen Weg ist. Wenn man Orientierung braucht und Sorge hat sich zu verirren, kann ich stark empfehlen, mit den Tutoren in Kontakt zu treten. In der Regel mache ich sehr gute Erfahrungen mit engagierten Tutoren, die einen gerne unterstützen.
Ich nehme auch Medikamente mittlerweile gegen die ADHS-Symptomatik und bin regelrecht geschockt, wie angenehm unaufdringlich die Welt und wie ruhig es im Kopf sein kann. Nach der anfänglichen Verarbeitung dieser neuen Erkenntnisse erhoffe ich mir natürlich auch langfristig Verbesserung beim Lernen und Arbeiten. Dafür liegt aber noch ein gutes Stück Arbeit an mir selbst vor mir. Ich bin vielleicht mit all diesen Dingen spät dran im Leben. Aber ungewöhnlich ist es nicht und es hält mich auch nicht auf.
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