Fernstudium vs. Duales Studium
Hallo liebe Community,
in meinem ersten Blogbeitrag wurde der Wunsch geäußert, mein duales Studium (Bachelorstudium) an einer Berufsakademie mit meinem Fernstudium (Master) an einer privaten Hochschule zu vergleichen.
Dem möchte ich nachkommen und beide Studienarten hinsichtlich Belastung, Organisation, Flexibilität, Betreuung, Material/Prüfungen und Kontakte nachkommen.
Ein Hinweis: Bei meinem Fernstudium habe ich 20h/Woche nebenbei gearbeitet, wenn man Vollzeit arbeitet, könnte das ganze anders aussehen. Auch habe ich die Arbeitszeit so gelegt, dass ich zwei Tage die Woche 8h arbeiten gegangen bin und an einem Tag nur 4h.
Belastung:
Die Belastung ist insgesamt ähnlich. Es gab bei beiden Studienformen Zeiten, in denen weniger zu tun war, und sehr stressige Zeiten.
Beim dualen Studium fand ich die Praxisphasen (in jedem Semester 3 Monate) deutlich weniger belastend. Man hat zwar 40h/Woche gearbeitet, aber danach wirklich Feierabend gehabt. Während der Praxisphase waren wissenschaftliche Hausarbeiten (um die 20 Seiten) anzufertigen, die ich aber während der Arbeitszeit schreiben konnte. Das Thema hatte auch Praxisbezug und war dem Arbeitgeber von Nutzen. Die Theoriephase war es schon anstrengender. Hier hat man Montag bis Freitag von 08:00 bis 15:30 Uhr Unterricht gehabt und musste danach noch Hausaufgaben machen, Protokolle vorbereiten und auswerten etc. Als es auf die Prüfungsphase ging, in denen meist innerhalb von zwei Wochen fünf Klausuren zu schreiben waren, war es noch deutlich stressiger. Zum Glück gab es in jedem Semester ein Mix aus Prüfungen, in denen viel Theorie abgefragt wurde, und solche, in denen man eher praktisch gerechnet hat.
Beim Fernstudium konnte ich mir die Zeit frei einteilen, hatte jedoch stets den Anspruch, es in den angedachten 24 Monaten zu absolvieren. So habe ich an Tagen, in denen ich Vollzeit gearbeitet habe, mich am Abend eher selten hingesetzt, nur wenn eine Prüfung bevorstand. An arbeitsfreien Tagen habe ich mich dafür auch mal 10h mit dem Studium beschäftigt, gerade, wenn eine B-Prüfung oder Hausarbeit zu absolvieren war. Auch habe ich mich gerne an freien Wochenenden mit dem Fernstudium beschäftigt. Am höchsten war die Arbeitsbelastung vor Klausuren, von denen ich jedoch nur vier nach meiner Prüfungsordnung zu absolvieren hatte. Bei den B-Prüfungen empfand ich weniger Belastung, da ich recht schnell mit diesen durchgekommen bin und deutlich vor Abgabefrist abgeben konnte. Hier hatte ich jedes Modul einzeln bearbeitet, keine zwei gleichzeitig. Etwas sportlicher war es im dritten Semester. Nach Prüfungsordnung hatte ich zwei Vertiefungsarbeiten mit je 20 Seiten und eine Projektarbeit zu absolvieren. Die Projektarbeit hat einiges an Zeit abverlangt, weil einige komplexere Dokumente zu erstellen waren. Daneben habe ich noch die Vertiefungsarbeiten in jeweils drei Monaten geschrieben, da ich sie nicht gleichzeitig, sondern nacheinander schreiben wollte.
Organisation:
Beim Fernstudium ist das meiste selbst zu organisieren, während beim dualen Studium die Berufsakademie das meiste an Organisation übernommen hat.
Beim dualen Studium wurde zu Beginn des Studium der gesamte Verlaufsplan (wann ist Praxisphase, wann ist Theoriephase) festgelegt und ausgegeben. Auch Stundenpläne während der Theoriephase waren vorgegeben sowie Termine zur Prüfung, für die man sich allerdings auch anmelden musste. Lediglich das Lernen für Klausuren/ Anfertigen der Protokolle/ Erledigen der Hausaufgaben mussten von den Studierenden organisiert werden.
Dadurch, dass mein Praxisbetrieb schon Erfahrung mit dualen Studenten hatte, lief auch diese Phase organisiert ab.
Beim Fernstudium bietet die WBH eine Modulübersicht an. Hier steht, welches Studienheft (ein Modul hat meist drei bis vier Studienhefte) in welchem Monat zu absolvieren ist. Da ich allerdings die Module nacheinander und nicht gleichzeitig absolviert hatte, habe ich mich eher daran orientiert, welches Modul in welchem Semester bearbeitet werden sollte, was man sich auch in der Modulübersicht anzeigen lassen kann. Der Rest war selber zu organisieren, wobei ich einen Planer genutzt habe, um dort die Bearbeitungszeiten zu planen.
Flexibilität
Das Fernstudium war deutlich flexibler als das duale Studium.
Durch die Vorgaben der Unterrichtszeiten und Praxis-und Theoriephasen ist alles zeit- und ortsgebunden. Auch war der Besuch von Vorlesungen Pflicht, es gab jeweils eine Liste, in der wir unsere Anwesenheit unterschreiben mussten. Im Falle von Krankheit konnte man sich bei Abgabe eines Krankenscheins entschuldigt abmelden.
Das Fernstudium hingegen bietet die Möglichkeit, zeit- und ortsunabhängig zu lernen. Lediglich für Prüfungen gab es feste Klausurtermine, die jedoch schon am Ende des Jahres für das nächste Jahr feststehen. Ansonsten hatte ich auch keine Seminare zu besuchen, Repetitorien vor Klausuren wurden angeboten, waren aber stets freiwillig. Der Prüfungstermin für die mündliche Prüfung der Projektarbeit konnten wir uns zu Beginn aus möglichen Terminen auswählen. Auch für die Verteidigung der Masterarbeit war der Termin zur Anmeldung nach Abstimmung mit dem Betreuer anzugeben. Beide Prüfungen fanden über Zoom online statt. Hinsichtlich der örtlichen Flexibilität hat die WBH einige Prüfungszentren in Deutschland, in denen man schriftliche Klausuren ablegen kann, einige kann man auch online ablegen. Da ich noch online Open-Book-Klausuren absolvieren konnte, brauchte ich davon keinen Gebrauch machen.
Betreuung
Die Betreuung, insofern man sie in Anspruch genommen hat, war bei beiden Studienformen sehr gut und individuell.
Beim dualen Studium waren wir nur etwa 25 Studenten in dem Studiengang. Wir hatten eine Verwaltungsangestellte, die wir bei organisatorischen Fragen ansprechen konnten, und einen Studiengangsleiter, der ebenfalls für uns erreichbar war. Die Dozenten der einzelnen Module gaben uns häufig Kontaktdaten, sodass wir sie bei Fragen kontaktieren konnten. Auch vor oder nach Vorlesungen hatten sie sich Zeit genommen, Fragen zu beantworten. In der Praxisphase hatte ich einen festen Mentor, den ich bei Fragen jederzeit ansprechen konnte und der mit einiges vermittelt hat.
Im Fernstudium konnte man zu jedem Studienheft einen Tutor kontaktieren. So oft kam es nicht vor, dass ich dies genutzt hatte, aber wenn doch, wurde schnell mit hilfreichen Feedback geantwortet. Mehr Gebrauch davon hatte ich bei meinen Vertiefungsarbeiten und der Masterarbeit gemacht, da ich die ein oder andere Frage zur Methodik etc. hatte. Auch hier hatten die jeweiligen Betreuer, die im Vorfeld für die Betreuung auszuwählen und anzufragen waren, schnell und fundiert geantwortet.
Material/ Prüfungen
Das Studienmaterial und die Prüfungsformen unterscheiden sich zwischen den Studienformen.
Beim dualen Studium hatten wir hauptsächlich Vorlesungen. Einige Dozenten stellten das Vorlesungsmaterial digital zur Verfügung mit der Möglichkeit, Ergänzungen zu tätigen, bei anderen war mitzuschreiben. Auch gab es welche, die Vorlesungsmaterial mit Lücken zur Verfügung stellten und man diese während der Vorlesung ausgefüllt hat.
Die Modulprüfungen waren hauptsächlich Klausuren, bei manchen war es erlaubt, Vorlesungsmaterial mit reinzunehmen oder eine eigene Formelsammlung zu erstellen. Daneben gab es noch die wissenschaftlichen Arbeiten während der Praxisphase, das Halten von Vorträgen und im Modul Englisch eine mündliche Prüfung. Bei einigen Modulen bestand zudem die Modulnote nicht nur aus der Klausur, sondern setzte sich auch durch Experimente und zugehörige Protokolle oder erstellte Programme in Matlab sowie C+ zusammen.
Zur Vorbereitung auf Prüfungen wurden in einigen Modulen Hausaufgaben aufgegeben und es gab die Möglichkeit, Übungsklausuren zu absolvieren, die wir in der Vorlesung durchgesprochen haben.
Beim Fernstudium hatte ich hauptsächlich die Studienhefte in gedruckter Form genutzt, alternativ stehen sie auch online als PDF/ E-Pub/ HTML sowie MP3 zur Verfügung.
Die Prüfungen waren deutlich unterschiedlicher. Es gab neben Klausuren und wissenschaftlichen Arbeiten (hier Vertiefungsarbeit) auch B-Prüfungen. Die Projektarbeit setzte sich aus der mündlichen Prüfung, dem Abschlussbericht und den in der Projektarbeit erstellten Dokumenten zusammen. Zur Vorbereitung konnte man A-Einsendeaufgaben einsenden und bei Prüfungen mit einer Klausur als Abschluss Übungsklausuren absolvieren, die im Online Campus zur Verfügung stehen.
Kontakte
Das Networking unterscheidet sich stark zwischen beiden Studienformen.
Beim dualen Studium waren wir eine Seminargruppe und hatten viel Kontakt, da wir uns durch die Präsenzpflicht während der Theoriephase jeden Tag gesehen haben. Vor Klausuren haben wir oft zusammen gelernt, es entstanden aber auch abseits des Studiums Freundschaften. Mit einigen habe ich auch immer noch festen Kontakt.
Im Fernstudium dagegen hatte ich am meisten Kontakt mit den Projektmitgliedern der Projektarbeit gehabt. Ansonsten war ich in einer WhatsApp-Gruppe und habe mit einigen Kommilitonen, die zusammen mit mir angefangen haben, etwas mehr geschrieben zu manchen Modulen etc. Im Online-Campus kann man über Foren Hilfe erhalten, auch gibt es an manchen Städten aktive Stammtische der WBH, allerdings nicht bei mir.
Zusammenfassend gibt es sehr viele Unterschiede zwischen einem dualen Studium mit Präsenzpflicht und einem Fernstudium.
Fazit
Gefallen haben mir beide, da sie sich gut mit meinem Leben vereinbart haben.
Während des dualen Studiums war ich nur am Wochenende bei meinen Eltern/ meiner Familie, ansonsten an dem Arbeitsort bzw. Hochschulort. Während des Studiums habe ich jedoch meinen Freund kennengelernt und eine Art Fernbeziehung geführt, da wir uns nur am Wochenende sehen konnten. Nach dem dualen Studium wollte ich u.a. dadurch sesshaft werden, mit meinem Freund zusammenziehen und eine Arbeit in der Nähe finden, durch die ich mein Studium finanzieren kann. Unser Wohnort ist auch nur 30km von meiner Familie entfernt, mein Bruder wohnt sogar in der Nachbarstadt.
In beiden Studienformen konnte ich mir viel theoretisches Wissen aneignen. Im Fernstudium ist teilweise mehr Theorie hängen geblieben, insbesondere bei Themen, die in B-Prüfungen oder Vertiefungsarbeiten eine Rolle gespielt haben, da ich mich mehr damit auseinandergesetzt habe.
Beim praktischen Wissen ist das duale Studium vorn, da man durch die Praxisphasen viele Erfahrungen gemacht hat, auch einiges an Theorie konnte praktisch angewendet werden. Im Fernstudium hatten wir nur das Praxisprojekt und die ein oder andere B-Aufgabe, wo das Wissen auch praktisch angewendet werden sollte. Durch meinen Job neben dem Fernstudium konnte ich jedoch auch einige Aspekte verinnerlichen.
Beide Abschlüsse haben mich in meinem Leben weitergebracht.
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