Was von 2024 bleiben darf
2024 war so ein Jahr, welches aus vielen mutigen Schritten bestand. Was davon darf bleiben?
Ich kann nicht oft genug betonen, wie wichtig ein Study Buddy ist - in meinem Fall ist eine richtig wertvolle Freundschaft daraus erwachsen. Mit der Kollegin hatte ich mich schon direkt zum Start der Ausbildung, im Dezember 2020, angefreundet. Die Weichen sind ähnlich wie bei mir (gleiches Alter, verheiratet mit Kids im selben Alter, gleicher Bildungsweg und ganz wichtig: Gleicher Ehrgeiz). Genauso wie ich hat sie ihre Klinikzeit auch auf der Sucht-Station gemacht - jedoch ist das Zufall. Wir kommen aus demselben Bundesand, aber leider nicht aus derselben Ecke. Bisher haben wir es geschafft, immer gleichauf zu sein. Und haben bisher auch alles zur selben Zeit gemacht ausbildungstechnisch. Es ist so hilfreich, sich gegenseitig hochzuziehen, auszutauschen, den Weg zusammen zu gehen. Keinem sonst ist in meinem Ausbildungsjahrgang eine ähnliche Verbindung gelungen (außer man war schon vorher befreundet). Manchmal werden wir auch ein bissel darum beneidet. Es motiviert und empowert ungemein! Natürlich haben wir es so getimed, dass wir auch die Staatsprüfung zusammen machen. Ich hoffe, dass wir es hinkriegen - ich bin im Moment eine Nasenlänge im Verzug und bete, dass ich wieder aufhole :-).
Eine große Erleichterung im letzten Jahr war es, die KJP zu kündigen. Darüber habe ich lange gegrübelt, denn verlässt ja nicht nur einen Betrieb, wenn man mit der Führung nicht einverstanden ist. Man verlässt auch ein Team und Patienten. Daher war es gut, den Weggang lange vorzubereiten und alle Patienten weiterzuvermitteln. Der Job dort war im Endeffekt eine wichtige menschliche Erfahrung - hat mich aber im Bezug auf die Ausbildung eher ins Hintertreffen katapultiert. Und sie klaute extrem viel eigene Familienzeit.
Meine Kündigung hat übrigens einige Leute inspiriert, sie ebenfalls durchzuziehen.
Die Vollzeit-Arbeit in der Ambulanz ab Juli war noch so ein Schritt, vor dem ich schon großen Respekt hatte. Man arbeitet also komplett wie ein Psychotherapeut. Natürlich bedeutete das, das man mehr Patienten aufnehmen und mit der Ausbildung vorankommen würde. Aber das bedeutete auch, dass man für die Dauer der Ausbildung als Selbstständig gilt. Damit einher gehen dann die freiwillige Versicherung (Aua), babylonische Kommunikationsverwirrung mit dem Finanzamt (Doppel-Aua) und unfassbarer Papierkram. Da ich ja in dem Sinne keinen Mitarbeiter habe, muss ich alles selbst machen. Etwas unterschätzt habe ich, wie viele Anträge ich schreiben und einreichen muss, und die Dokumentation nimmt fast so viel Zeit ein wie das Therapieren selbst. Darum brauche die zweite Tageshälfte für Schreibarbeit. Das hat mich im Herbst ziemlich gequält, doch zum Glück sind alle Anträge durchgegangen und ich bin da über den Berg.
Etwas Abhilfe hat bei Finanzangelegenheiten das Hinzuziehen eines Steuerberaters. Ich habe Respekt vor jedem, der so eine Arbeit gerne macht und bei sowas den Durchblick hat. Ehrlich.
Und natürlich gibt es da nicht nur Schwierigkeiten: Ich habe ein tolles Zimmer, tolle Kolleginnen und die weltbesten Chefinnen. Es wäre schön, nach der Approbation in dieser Praxis zu bleiben. Aber das hat neulich schon jemand versucht, der bald approbiert und ist gegen die Wand gelaufen. Da ist nämlich gar keine Stelle vakant und die Rückkehrer aus der Elternzeit stehen Schlange (ist aber auch kein Wunder bei so tollen Bedingungen natürlich...)
Die Meldung zur Approbationsprüfung bedeutete, noch mehr Gas in allem zu geben. Mindestens 15 Patienten pro Woche müssen es dann schon sein, und auch ansonsten muss ich noch private Fortbildungspunkte zuammen sammeln (Freie Spitze), was sehr schwer ist, denn das muss neben der Arbeit laufen. Trotzdem habe ich mich dazu entschlossen, weil ich diese "Zwischenzustand" endlich beenden will. Tja, und hier sitze ich nun...mit noch mehr Arbeit und am Abfassen meiner zwei Prüfungsfälle. Einer davon wird als Masterarbeit an die Uni Bern geschickt.
Approbiert ist bei uns im Kurs bisher nur 1. Vier weitere werden es demnächst in der März-Prüfung versuchen und ich wäre dann regulär im August dran. Sollte alles zusammenkommen natürlich. 😬
Mir ist ansonsten in diesem Jahr wie in keinem anderen bewusst geworden, wie wichtig Ausgleiche sind - kleine Genüsse, die man beeinflussen kann: Leckeres Essen, Fokus auf Ernährung und Bewegung, Yoga, Krafttraining, Kreatives. Musik hören und machen.
Das bedeutet aber vor allem: Raus aus der Psychologie-Bubble. Privat lese ich keine Therapeuten-Bücher und gucke auch nichts über Psychologie etc. Privat denken die Leute in meinem Umfeld oft, ich sei Künstlerin, was ich witzig finde 😁 Ein großes Highlight und Riesenspaß war es daher auch, dass ich an der Grundschule meines Kindes zwei Stunden Kunstunterricht in der Klasse machen durfte.
Privat hat sich ebenfalls so viel getan in diesem Jahr. Mein ältestes Kind hatte Schulwechsel und kam ans Gymnasium. Eine ganz faszinierende, manchmal auch verwirrende Welt, in die man sich da einbringt und definitiv ein neues Kapitel, das man da aufschlägt. Auch ansonsten bin ich gut beschäftigt mit der Schul- und Vereinswelt der Kids, wo mein Mann und ich immer in irgendeiner Form helfend auftreten. Dieser Ausgleich ist mitunter etwas anstrengender, aber sehr schön. 😀 Und er ermöglicht es, aus dem Berufs- und Weiterbildungsleben auszusteigen und ganz andere Perspektven einzunehmen.
Mein Ziel ist aktuell, dass der Ausgleich nicht geschmälert wird, was durch die Prüfungsvorbereitungen etwas erschwert wird. Bis März müssen noch 2 Facharbeiten (à 29 Seiten), bis 1.Mai noch 4 weitere davon! 😮💨 Wenn das klappt, ist ein neuer Prüfungsschritt unlocked: Man kann die schriftliche Staatsprüfung UND die mündliche vorbereiten. Muss dann aber "nur noch lernen" 😬
Meine Ziele für mich selbst sind daher, irgendwie nervenstark in den Mai zu kommen, bis dahin wird es etwas schwieriger. Danach wird es leichter 🙃
Und sich in diesen unruhigen Zeiten auf Dinge besinnen, die man beeinflussen kann - das Zusammensein mit den Lieben. Unbezahlbar. ☺️
Ich wünsche euch die Zuversicht und den Support, die ihr braucht, die Gesundheit, die euch erhält und die Liebe, die euch die Kraft für alles Kommende gibt (ob von euch selbst oder anderen).
Ein frohes neues Jahr!
Teitelbild: Abby Kihano/pexels.com
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