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Fernlehrgang SachbuchautorIn: Wie heilt man "Angeberitis"?


Fernstudienakademie

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Im nächsten Schreibworkshop wird’s – wenigstens andeutungsweise – psychologisch. Keine Sorge: Es muss jetzt keiner auf die Couch und einen Seelenstriptease hinlegen. ;)

Mir ist es allerdings in Gesprächen mit vielen Autoren aufgefallen, dass fast allen irgendwann während des Schreibprozesses mal die „Pferde durchgingen“: Da strotzt der Text plötzlich nur so vor Fremdwörtern, die Sätze werden immer verschachtelter und die Inhalte immer hochgestochener.

Dies sind die typischen Anzeichen einer ernsthaften „Angeberitis“. ;)

Und woher kommt diese „Krankheit“?

Viele Autoren ertappen sich irgendwann mal dabei, dass sie gar nicht mehr ausschließlich für ihre Zielgruppe schreiben, sondern im Grunde jemand aus ihrem privaten, beruflichen oder verwandtschaftlichen Umfeld mit ihren – ach so ausgefeilten! – Texten beeindrucken wollen.

Das ist zwar absolut menschlich – aber es tut dem fertigen Text nicht gut: Er wirkt dann sehr schnell unverständlich, überkandidelt und überzogen.

Und bevor jemand fragt: Ja, ich habe auch schon akute Angeberitis-Schübe hinter mir, bei denen ich im Grunde meinen früheren Uniprof beeindrucken wollte – auch wenn der nach meinem Examen wohl nie auf die Idee käme, Nach-Studiumstexte von mir zu lesen. ;)

Und ja: Die Krankheit ist heilbar! ;)

Anne Oppermann

P.S: Kennt Ihr das eigentlich auch bei Euren (Examens-) Arbeiten, dass Ihr nicht nur Euren Prüfer beeindrucken wollt, sondern auch Euren Vater, Eure Mutter, Euren Bruder, Eure Schwester, Euren Frisör...?

16 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Ich finde ja, der Schreibstil - und damit die Verwendung von Fremdwörten und anspruchsvollen Satzkonstruktionen - hängt von der Zielgruppe ab, die man bedient. Da kann ich es noch so mit kurzen, deutschen Sätzen haben. Wenn ich alle promierten und habilitierten Soziologen erreichen will, dann werde ich die für ein Fachbuch mit diesem Stil eher nicht erreichen.

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Ich denke auch, dass die Zielgruppenorientierung ein ganz wichtiges Kriterium ist, ob ein Sachbuch "gut" und überzeugend ist.

Und bei der ein oder anderen sehr gut ausgebildeten Zielgruppe und bei dem ein oder anderen wissenschaftlichen Thema muss sicherlich so ein "Fremdwort-Budenzauber" sein.

Wobei ich aber da das Gefühl habe, dass die Fremdwörter-Nutzung eher abnimmt, je "arrivierter" der Autor in seiner Branche/seiner wiss. Umgebung ist. ;)

Und manches Mal passiert es dann - gerade bei Autoren-Neulingen - doch, dass da die sprachlichen Ebenen durcheinander geraten: Das abgedrehte Fachvokabular, das in der eigenen Examensarbeit abolut berechtigt und notwendig war, hat dann aber in Ratgebern, die sich an "ganz normale Menschen" wenden wollen, nicht mehr wirklich den passenden Platz.

Mir geht es vor allem darum, dass sich Autoren ab und an mal einen Schritt zur Seite stellen und genau überprüfen, ob sie noch wirklich zielgruppengerecht schreiben, oder ob sie im Grunde nur Vater/Mutter/Onkel/Tante/Frisör beeindrucken wollen.

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Also ganz ehrlich, ich will wenn überhaupt meinen Prüfer beeindrucken , aber mein privates Umfeld ganz bestimmt nicht.

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Also, ich wurde von meinem Tutor, nach meinem ersten Essay sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, als dieser mir erklärte, dass verschachtelte Sätze im Englischen ein Zeichen dafür seien, dass man sich nicht klar und deutlich ausdrücken kann.

Außerdem würde Ihn mein Schreibstil an den dieser fürchterlichen deutschen Fachaufsätze erinnern.

Oh je und ich war doch so stolz auf mein erstes Essay gewesen - insbesondere auf meine Satzgebilde, die ich einzeln auf richtige Satzstellung überprüft hatte. :blushing:

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Ich glaube, es ist wirklich schwierig, den angemessen "einfachen" Stil zu finden, der nicht gleichzeitig platt ist, Sachverhalte verkürzt und eigentlich nur schlechtes Deutsch ist. Kennt jemand hier Wolf Schneider?

http://de.wikipedia.org/wiki/Wolf_Schneider

und hier zum Zuhören...

http://www.sueddeutsche.de/kultur/videokolumne-speak-schneider-in-teufelins-kueche-1.456064

Von ihm stammt, so glaube ich, der folgende Ausspruch zu verständlicher Sprache: "Einer muss sich quälen, entweder der Leser oder der Schreiber."

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@krypt0lady

Ist doch gut, dass man sich so ein Feedback bereits im Studium abholt und nicht erst dann, wenn man wirklich im Beruf steht. ;)

Machst Du denn jetzt Deine Arbeiten "knackiger"?

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@Sabine

Danke für die Linktipps. Habe mir gerade das "Erpresser"-Video angeguckt. Recht hatta ja, der Herr Schneider, auch wenn er selbst auch nicht so 100 % "ungeschwätzig" daher kommt... ;) ;) ;)

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Kennt jemand hier Wolf Schneider?

Ist ja witzig. Ich lese den Kommentar und denke mir "Der Name kommt mir aber bekannt vor ...". Dann schaue ich in mein Regal und da steht es "Deutsch für Profis". Dieses Buch hat mich zum schmunzeln, lachen und auch nachdenklich gestimmt.

Das Buch hab ich auf einem Bücherflohmarkt erstanden. "Man macht aus einem Zwischensatz einen Nebensatz" ist eine Regel, die ich häufig anzuwenden versuche. :rolleyes:

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Machst Du denn jetzt Deine Arbeiten "knackiger"?

Ich meine ja. Zumindest hat sich bisher kein Tutor mehr "beschwert". :rolleyes:

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