Fernlehrgang SachbuchautorIn: Wie heilt man "Angeberitis"?
Im nächsten Schreibworkshop wird’s – wenigstens andeutungsweise – psychologisch. Keine Sorge: Es muss jetzt keiner auf die Couch und einen Seelenstriptease hinlegen.
Mir ist es allerdings in Gesprächen mit vielen Autoren aufgefallen, dass fast allen irgendwann während des Schreibprozesses mal die „Pferde durchgingen“: Da strotzt der Text plötzlich nur so vor Fremdwörtern, die Sätze werden immer verschachtelter und die Inhalte immer hochgestochener.
Dies sind die typischen Anzeichen einer ernsthaften „Angeberitis“.
Und woher kommt diese „Krankheit“?
Viele Autoren ertappen sich irgendwann mal dabei, dass sie gar nicht mehr ausschließlich für ihre Zielgruppe schreiben, sondern im Grunde jemand aus ihrem privaten, beruflichen oder verwandtschaftlichen Umfeld mit ihren – ach so ausgefeilten! – Texten beeindrucken wollen.
Das ist zwar absolut menschlich – aber es tut dem fertigen Text nicht gut: Er wirkt dann sehr schnell unverständlich, überkandidelt und überzogen.
Und bevor jemand fragt: Ja, ich habe auch schon akute Angeberitis-Schübe hinter mir, bei denen ich im Grunde meinen früheren Uniprof beeindrucken wollte – auch wenn der nach meinem Examen wohl nie auf die Idee käme, Nach-Studiumstexte von mir zu lesen.
Und ja: Die Krankheit ist heilbar!
Anne Oppermann
P.S: Kennt Ihr das eigentlich auch bei Euren (Examens-) Arbeiten, dass Ihr nicht nur Euren Prüfer beeindrucken wollt, sondern auch Euren Vater, Eure Mutter, Euren Bruder, Eure Schwester, Euren Frisör...?
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