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Fernlehrgang SachbuchautorIn: Wie tanzt man auf verschiedenen Hochzeiten? (Teil 2)


Fernstudienakademie

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Im letzten Blogbeitrag gab es ja den ersten Teil des Interviews mit der Autorin Dr. Birgit Ebbert, in dem sie schilderte, welche verschiedene Schreibprojekte sie bis jetzt schon unter den Händen hatte. In diesem zweiten Teil berichtet sie u.a., wie sie bei der Verlagssuche vorgeht und wie ein Autor für seine Werke im Internet Werbung machen könnte.

A.O.: Sie „tanzen auf vielen verschiedenen Hochzeiten“: Sie sind in der Belletristik ebenso zuhause wie im Bereich der wissenschaftlichen Literatur und auch in der Sachbuchszene haben Sie einen sehr guten Namen. Worin unterscheidet sich die alltägliche Arbeit einer Sachbuchautorin von der einer Romanschriftstellerin oder Bloggerin?

B.E.: Der Unterschied liegt in der Tiefe der Recherche. Als Sachbuchautorin recherchiere ich sehr genau und versuche alle Literatur zu einem Thema zu sichten, soweit das überhaupt möglich ist, durch das Internet ist es ja viel leichter für jeden geworden, seine Gedanken zu veröffentlichen. Auch für Romane und manche Blogbeiträge recherchiere ich, aber da habe ich eine Idee im Kopf und überprüfe mehr oder weniger nur, ob sie richtig ist oder ob ich völligen Unsinn schreiben würde.

A.O.: Wie reagieren eigentlich Verlage auf Sie, da Sie ja im Prinzip beinahe jede Textsorte aus dem Eff-Eff beherrschen?

B.E.: Mir scheint, jeder Verlag hat seinen eigenen Schwerpunkt und schaut darauf, ob ich diesen Schwerpunkt, diese Herangehensweise und auch den Stil treffe.

A.O.: Müssen Sie eigentlich noch selbst auf die Verlagssuche gehen oder werden Sie von Lektoren direkt angesprochen?

B.E.: Oh ja, es ergeben sich zwar durchaus auch Projekte, bei denen ich angesprochen werde, aber wenn ich eine Idee habe, muss ich schauen, dass ich einen Verlag dafür begeistere. Das ist gerade bei ganz neuen Ideen gar nicht so leicht.

A.O.: Wie motivieren Sie sich immer wieder für ein neues Buchprojekt, das sich thematisch ja u.U. sehr von seinen Vorgängern unterscheidet?

B.E.: Ich entscheide ja schon, wenn ich ein Buchprojekt übernehme, ob es mir Spaß machen würde, ob es eine interessante Herausforderung ist und ob ich dafür motiviert bin. Daher brauche ich keine zusätzliche Motivation. Motivieren muss ich mich eher dann, wenn ich lieber etwas anderes machen würde. Da erlaube ich mir durchaus auch, etwas anderes zu machen, weil ich weiß, dass mir danach die Arbeit an dem Projekt wieder leicht von der Hand geht.

A.O.: Wie viel „Einarbeitungszeit“ brauchen Sie für ein neues Thema üblicherweise?

B.E.: Das ist abhängig vom Thema, das kann ich gar nicht in Tagen, Wochen oder Monaten beziffern.

A.O. Sie verfügen ja über eine langjährige Erfahrung als Autorin und Texterin. Lassen Sie uns vielleicht einmal einen kurzen Blick zurück werfen: Mit welchen Besonderheiten des Autorenalltags haben Sie zu Beginn Ihrer Karriere vielleicht nicht gerechnet? Was hat Sie am meisten überrascht? Oder gefordert? Oder vielleicht sogar gelangweilt?

B.E.: Was mich sehr verwundert hat, wie stark z. T. Lektoren in einen Text eingreifen.

A.O.: Was macht Ihnen als „alter Häsin“ denn auch heute noch besonders viel Spaß beim Schreiben?

B.E.: Was mich immer wieder entzückt, anders kann ich es nicht sagen, ist, wenn ich beim Schreiben alles um mich herum vergesse. Dann sind auf einmal zwei Stunden vergangen und ich habe das nicht gemerkt.

A.O.: Sie sind ja sehr viel im Internet unterwegs. Was unternehmen Sie selbst für das Marketing Ihrer Bücher in den Weiten des WWW? Kann man mit solchen Online-Aktivitäten tatsächlich neue Leser (und Käufer!) für die eigenen Bücher finden? Wie macht man das am besten?

B.E. Ich finde es wichtig, sich auch als Autor selbst dafür einzusetzen, dass die Bücher bekannt werden, vor allem im Sachbuchbereich – vielleicht deswegen, weil ich lange Zeit PR- und Marketingleiterin war und mich schon während des Studiums mit Medienwirkungen beschäftigt habe. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich aus dem Münsterland komme, wo man einen Handwerker nicht im Telefonbuch sucht, sondern den Nachbarn fragt, der seine Verwandten fragt … - letztlich funktioniert Web 2.0 genauso. Ich blogge und twittere, bin bei Facebook und Xing und wenn ich neue Veröffentlichungen habe, informiere ich dort darüber – bei Xing auch in Gruppen, die mir passend erscheinen.

Ihnen ganz herzlichen Dank für Ihre interessanten Antworten!

Anne Oppermann

6 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Ich habe mir lange überlegt, ob ich auf diesen Eintrag antworten soll - habe mich aber dann doch entschlossen.

Diese beschriebene Strategie, mit verschiedenen Themen unterwegs zu sein, klingt ja ganz verlockend. Aber trägt sie wirklich? Vor allem dann, wenn man als Autor verschieden Genres bedienen will? Kennt denn jemand wirklich prominente Beispiele, bei denen das klappt? Ich meine, über den Weg des Schreibens, nicht über den, dass man schon prominent ist und einfach alles, was man so von sich gibt, vom Markt dankbar aufgesogen wird.

Mir fällt da nur Ulrich Wickertmit seinen erzählenden Sachbüchern und dann anschließende mit seinen Krimis ein, aber der gilt ja nicht, der war durch seine Tagesthemen-Zeit ja schon bekannt.

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Hmm, habe jetzt auch länger überlegt, aber ein absoluter Topseller-Autor ist mir auch nicht eingefallen, der verschiedene Genres bedient.

Wenn man aber nicht auf der höchsten Ober-Top-Seller-Ebene guckt, gibt es das sicherlich schon häufiger.

Ach doch: der Schätzing hat das, glaube ich, gemacht: Er hat mal ein Sachuch geschrieben, in dem er die wiss. Grundlagen des "Schwarms" aufgedröselt hat: http://www.amazon.de/Nachrichten-aus-einem-unbekannten-Universum/dp/3596176743/ref=sr_1_8?ie=UTF8&qid=1307600255&sr=8-8

Das war aber dann wohl eher "das Buch zum Buch", also ein Marketingprodukt, das den Hype um den "Schwarm" genutzt hat.

Außerdem schreibt Schätzing nicht nur "Wissenschaftsthriller", sondern auch historische und zeitgenössische Kriminalromane. Und "nebenbei" hat er, glaube ich, auch noch ne Werbeagentur (gehabt?) und wird da wohl auch als Werbetexter unterwegs sein.

Wie sieht das denn bei Dir aus, Sabine: Juckt es Dich denn nicht auch mal in den Fingern, ein Kochbuch, einen Thriller oder ein Gedichtbändchen zu veröffentlichen. Ich würde das Buch auch echt kaufen, denn in mir hast Du eine Stamm-Leserin. ;)

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Na, mit einer Stammleserin verkauf ich dann mich ja auch dumm und dämlich schon bei der ersten Auflage! Das bringt ja dann richtig Geld in die Kasse!

Die beschriebene Strategie mag ja im Einzelfall hinhauen, aber ich denke schon, dass sie ein Risiko in sich birgt, nämlich das, auf keinem Gebiet so richtig ernst genommen zu werden. Was ich mir eher vorstellen könnte: das eigene Kernthema in verschiedenen Genres zu bedienen. In Deinem Falle also Weiterbildung / Fernstudium als Lehrbrief, journalistisch als Artikel in Zeitungen, als Kinderbuch "Wie Mama ihr Geld verdient - aus dem Leben des kleinen P." oder als Entwicklungsroman "Aus dem Leben einer Taugenichtsin - von prekariatsverdächtigen Germanistikstudentin zur berühmten Inhaberin einer Fernstudienakademie". Das Gleiche noch mal mit etwas verändertem Titel als Autobiographie.

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Hab ich schon verstanden... ;)

Meine Mutter war Deutschlehrerin und hat, wenn ich mich richtig erinnere, ihre Examensarbeit über den Herrn verfasst.

Handschriftlich, kurz nach dem Krieg und auf möglichst wenig Papier... ;)

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