Fernlehrgang SachbuchautorIn: Was macht eigentlich ein... Verlagsvertreter?
Im letzten Blogbeitrag hatte ich es ja schon einmal angekündigt: Ich werde ab jetzt in loser Folge verschiedene Berufe aus der Verlags- und Buchbranche vorstellen, mit denen ein Sachbuchautor (manchmal auch nur indirekt) in Kontakt kommt.
Dieses Mal soll es um das Berufsbild des Verlagsvertreters gehen. Wie immer habe ich für dieses Blog keinerlei Kosten und Mühen gescheut: Ich habe deshalb heute mit meiner Buchhändlerschwester ein langes Telefonat über dieses Thema geführt - und dies sind nun die Ergebnisse meiner Recherchen:
Wie arbeiten eigentlich Verlagsvertreter?
Es gibt zwei verschiedene Typen von Verlagsvertretern, nämlich zum einen die fest angestellten, die eher für größere Verlagshäuser unterwegs sind, und zum anderen die freiberuflich tätigen Vertreter, die mehrere, meist kleinere Verlage gleichzeitig präsentieren.
Da es sich bei Sachbuchverlagen meist um kleinere Häuser handelt, sind hier auch vornehmlich freiberufliche Vertreter tätig.
Sind Vertreterbesuche aus Sicht des Buchhandels nicht nur nervige Zeitfresser?
Vertreterbesuche werden im Allgemeinen von den Buchläden recht gerne gesehen, denn so erfährt der Buchhandel eine ganze Menge über die aktuellen Neuerscheinungen und kann zusammen mit den (meist absolut fachkundigen!) Verlagsleuten entscheiden, welche Bücher wirklich zum jeweiligen Buchladen passen – und welche eben auch nicht. Diese „Ehrlichkeit“ bildet die Grundlage der weiteren gemeinsamen Arbeit.
Wie oft kommt ein Vertreter?
Vertreter besuchen „ihre“ Buchhandlungen meist über viele Jahre hinweg – in der Regel zwei mal jährlich im Januar/Februar und dann noch mal (als Vorbereitung des Weihnachtsgeschäftes) im Juli/August. Die Gespräche mit den Buchhändlern dauern in etwa eine halbe bis eine ganze Stunde.
Was machen Vertreter denn in den „besuchsfreien“ Monaten?
In den „besuchsfreien“ Monaten haben die Vertreter noch einige weitere Aufgaben: Sie übernehmen eine Art „Dauerbetreuung“ für „ihre“ Buchläden und kümmern sich manchmal auch im Namen der jeweiligen Buchhandlung um die Bestellung von weiteren Buchexemplaren beim Verlag. Außerdem müssen sie in diesen ruhigeren Zeiten natürlich die vielen neuen Titel lesen, die in der nächsten Saison angeboten und beworben werden sollen.
Für die Verlage haben die Vertreter außerdem ein „Ohr am Kunden“, sprich an den Buchhandlungen. Sie bekommen die Sorgen und Nöte gerade der kleineren Buchhandlungen, die sich gegenüber den „Großen der Branche“ behaupten müssen, hautnah mit.
Die großen Buchhandelsketten bekommen übrigens fast keine Besuche von Verlagsvertretern mehr: Bei den größeren Verlagen gibt es angestellte Key-Account-Manger, die die Zusammenarbeit mit den „Buchhandelsriesen“ organisieren.
Wie sieht (aus Sicht einer Buchhändlerin) der „ideale“ Buchvertreter aus?
Ein Traum-Vertreter kennt nicht nur die aktuellen Buchtitel seines eigenen Hauses, sondern auch die Produkte der konkurrierenden Verlage; er ist also im wahrsten Sinne des Wortes „belesen“. Er sollte außerdem die Profile „seiner“ Buchhandlungen genau kennen und wissen, welche Kundengruppen hier ihre Leseheimat haben.
Kommt ein Autor denn überhaupt in Kontakt mit den Verlagsvertretern?
Auf den ersten Blick sieht es nun ja so aus, als ob die Autoren selbst eigentlich gar nichts mit den Verlagsvertretern zu tun hätten, da ja ein Großteil der (Verkaufs-) Arbeit nur zwischen dem Vertreter und dem Buchhändler passiert.
Das stimmt aber nicht ganz: Viele Verlage haben sog. Vertreterkonferenzen, in denen sich die Verlagsautoren diesen Verkaufsprofis mit ihren Werken vorstellen. Im Rahmen einer solchen Veranstaltung ist es üblich, dass der jeweilige Autor eine Lesung seines aktuellen Buches hält und die Fragen der Vertreter beantwortet. Wer sich hier als Autor gut präsentiert, hat u.U. schon eine ganze Menge dafür getan, dass die Vertreter sein Buch in besonderem Maße wertschätzen und es deshalb auch noch überzeugender in den Gesprächen mit den Buchhändlern bewerben.
Anne Oppermann
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