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Staatliche geprüfte Informatikerin beim DAA Technikum - ein Fazit


kawoosh

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Nachdem nun Anfang Dezember mein Abschlusszeugnis angekommen ist, wird es wohl Zeit für ein Fazit.

Die Weiterbildung war eigentlich nur eine Notlösung. Ich wurde nach meiner Ausbildung zur Fachinformatikerin Anwendungsentwicklung in das Begabtenförderungsprogramm (schrecklicher Name..) der IHK aufgenommen und wurde insgesamt drei Jahre für berufliche Weiterbildungen gefördert. Leider waren zu dem Zeitpunkt die Bedingungen für das Programm ziemlich blöd. Man durfte kein akademisches Studium aufnehmen und es wurden auch keinerlei Prüfungsgebühren übernommen. Ursprünglich wollte ich mehrere Zertifikate der Microsoft-Welt erreichen, allerdings hätte ich hier "nur" die Kosten für einen vorbereitenden Kurs erstattet bekommen und nicht die Prüfung an sich. Ich hatte dann angefragt, ob es nicht möglich wäre, Software und Bücher von dem Stipendium zu kaufen, aber auch das wurde nicht genehmigt. Also habe ich mich nach etwas anderem umgesehen. Letztendlich fiel die Wahl auf den Fortbildungslehrgang zur staatlich geprüften Informatikerin beim DAA Technikum. Beim DAA deshalb, weil mein Bruder dort zur Zeit den E-Technik-Techniker machte und er es mir empfohlen hat. ;)

Zum April 2008 habe ich mich angemeldet und bin direkt in das zweite Semester gesprungen. Theoretisch hätte ich auch gleich im dritten Semester starten können, aber das habe ich mir leider nicht zugetraut. Letztendlich wäre aber auch das kein Problem gewesen.

Die Fortbildung war folgendermaßen organisiert: In den ersten drei Semestern gab es alle paar Samstage freiwilligen Präsenzunterricht für das sogenannte Grundstudium. Das umfasste ganz klassischen Frontalunterricht in Mathe, Physik, Deutsch und Englisch. Es gab frühzeitig Präsenzpläne mit sämtlichen Terminen und Infos per Post. Am ersten Samstag bin ich da mal hingegangen. Auf dem Plan stand nur Physik. Ursprünglich hatte ich vor nur hinzugehen, wenn Mathe oder Physik anstehen, da ich mir Schulunterricht in Deutsch und Englisch echt nicht antun muss. Letztendlich bin ich nach diesem einen Samstag gar nicht mehr hingegangen. Warum? Keine Liust :D Ich hab der Entscheidung auch nicht nachgetrauert, da ich die Fächer auch im Alleingang bewältigt und erfolgreich bestanden habe.

Ab dem dritten Semester konnte man Prüfungen schreiben. Jedes Fach wurde ca. vier Mal im Jahr angeboten. Die Anmeldung konnte schriftlich, oder im Internet erfolgen. In Berlin gibt es leider keinen Prüfungsstandort, ich musste also jedes Mal nach Hamburg oder Jena fahren. Ärgerlich, aber man hat sich daran gewöhnt.

Insgesamt mussten 14 sogenannte Vorprüfungen bestanden werden, bevor man zur Projektarbeit und zur Abschlussprüfung zugelassen wird. Das waren dann Fächer wie die schon genannten und z.B. Datenbanken, Betriebssysteme, E-Technik, Untrnehmensführung, BWL usw. Wann man die Prüfungen schreiben wollte war einem selbst überlassen. Da man allerdings die Unterlagen immer im Semesterrhythmus bekommen hat und es manchmal mehrere Semester dauerte, bis man ein Fach komplett hatte, hat sich eine Reihenfolge der Prüfungen von selbst ergeben. Ich war relativ fix dabei und konnte im August 2010 meine letzte Vorprüfung ablegen. Damit hatte ich über ein Jahr Zeit bis zur Abschlussprüfung und hätte diese Zeit intensiv für die vier Abschlussfächer nutzen können.

Der Lernaufwand war insgesamt absolut gering. Man hat sich zu den Prüfungen angemeldet und dann zwei Wochen vorher mal die Unterlagen durchgesehen. Es gab nur wenige Fächer in denen ich richtig viel gelernt hatte. Mathe und Physik haben auf jeden Fall dazugehört. Im Vergleich zum Studium an der WBH habe ich aber nicht jeden Tag gelernt oder einen Zeitplan gehabt.

Ebenfalls ab dem dritten Semester gab es vier Mal im Jahr Präsenzseminare. Diese gingen immer von Mittwoch bis Samstag und fanden in Jena statt. Es gibt auch noch Würzburg oder Osnabrück. Am Anfang der Weiterbildung wird man an die drei Orte verteilt. Zu den Präsenzen gab es eigentlich auch nur Frontalunterricht des Stoffes des aktuellen Semesters. Das war vor allem dann praktisch, wenn kurz nach der Präsenz auch eine Prüfung stattfand, da man hier ordentlich auf die Prüfung vorbereitet wurde. Die Präsenzen sind insgesamt alle freiwillig gewesen, wobei aus meinem Jahrgang eigentlich immer alle gekommen sind. Wir waren allerdings auch nur etwa zehn Leute, also eine überschaubare Gruppe.

Etwas schade finde ich hier den Unterschied zwischen den Informatikern und allen anderen Techniker-Fachrichtungen. Bei uns gab es nur Unterricht in den Präsenzen, die anderen Fachrichtungen haben aber immer kleine Miniprojekte bearbeitet. Das häte ich auch gerne gemacht.

Die Abschlussprüfungen waren zweigeteilt. Es gab die Projektwoche und die schriftlichen Prüfungen. Die Projektwoche war wieder nur von Mittwoch bis Samstag und hier wurde ein Miniprojekt durchgeführt, welches am Ene benotet wurde. Es gab Gruppen- sowie Individualbenotungen und alles ergab am Ende die Note der Projektwoche. Im Anschluss hatte man zwei Wochen Zeit für eine Projektdokumentation, die ebenfalls in die Benotung mit einfloss. Insgesamt war das Projekt lächerlich, da mit uralten Technologien gearbeitet werden musste und die Hauptarbeit aus Copy&Paste bestand.

Die schriftliche Prüfung bestand aus den vier Abschlussfächern und einer freiwilligen Matheprüfung für den Erhalt der FH-Reife. Über die Prüfungen hab ich ja in meinem Blog bereits ausführlich berichtet.

Die Unterlagen waren so lala. In einigen Fächern sehr gut, in anderen wieder nicht. Ich denke, das ist überall so. Immerhin konnte ich mit allen Unterlagen was anfangen und meine Prüfungen bestehen, das hat mir persönlich gereicht.

Die Betreuung war super. Ich habe immer schnelle und freundliche Antworten auf organisatorische Fragen erhalten. Selbst als die IHK plötzlich nach Ablauf meiner Förderung eine Rechnung haben wollte (die es so ja nicht gibt) und ich mehrmals mit dem DAA telefonieren musste, wurde ich immer freundlich beraten. Die kannten sich mit der Problematik bereits aus und haben sämtliche Dokumente vorbereitet, die die IHK auch nur ansatzweise interessieren könnte. War super und hat mir eine Menge Arbeit abgenommen.

Auch die Dozenten bei den Präsenzen waren super. Viele haben selbst ihre Telefonnummern und Mail-Adressen rausgegeben, was eigentlich nicht von ihnen verlangt wurde.

Tja was gibt es sonst noch zu sagen?

Insgesamt ist die Zeit wie im Fluge vergangen, ich hatte ja nie besonders viel mit der Weiterbildung zu tun. Die Jungs aus meinem Jahrgang waren allesamt super und wir hatten in Jena abends beim Bowling oder beim Cocktail schlürfen jede Menge Spaß.

Beruflich wird mir die Weiterbildung nix bringen. Es ist einfach innerhalb der Informatik die falsche Fachrichtung (technische Informatik) und ich bin nun mal mit Leib und Seele Software Developer. Abgesehen davon erkennt mein Arbeitgeber die Weiterbildung nicht an (öffentlicher Dienst). Zurückblickend würde ich die Weiterbildung auch nicht noch einmal machen. Die Zeit hätte man auch gleich in ein Studium investieren können. Trotzdem war es eine Erfahrung, die zu machen sich gelohnt hat und mich auch kritischer auf mein derzeitiges Studium an der WBH blicken lässt.

So, was ich jetzt vergessen habe, war wohl nicht erwähnenswert. Ich hoffe, das hat sich überhaupt jemand bis zum Ende durchgelesen :D

7 Kommentare


Empfohlene Kommentare

1. < bis zum Ende durchgelesen :)

2. super Bericht - hab den staatlichen Techniker Richtung Netzwerktechnik an ner staatlichen Schule hier um die Ecke in Teilzeit gemacht. Meine Erfahrungen was das Thema "Schwierigkeit" und Anerkennung des Technikers in der IT decken sich ziemlich mit deinen. Da ist die WBH schon ne andere Hausnummer :)

Im Gegensatz zu dir hatte ich allerdings leider Anwesenheitspflicht (was Fächer wie PM das man als ITler nun mal schon x mal gehört hat leider nicht schöner macht)

Viel Erfolg weiterhin!

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Ja, die Anerkennung des SGT ist teilweise sogar in Deutschland ein Problem (vom Ausland ganz zu schweigen) - deshalb habe auch ich gesagt, "lieber B.Eng.", obwohl dieser schwerer und teurer ist.

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Hab mir deinen Bericht auch bis zum Ende durchgelesen!:)

Und weist du was, deine Erfahrungen decken sie zu 95% mit meinen, auch wenn ich den Elektrotechniker beim DAA gemacht habe! Aber meiner Meinung nach ist so ein "Vorkurs" zum Bachelor nicht schlecht. So sieht man das ganze gleich mit anderen Augen!

Na dann noch frohes schaffen, und falls wir uns nicht mehr hören gleich mal nen guten Rutsch ins neue Jahr.;)

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Super Bericht! Natürlich bis zum Ende gelesen. Ich bin Deiner Meinung: der SgT könnte gekürzt werden, wobei natürlich persönliche Begabung und Neigungen eine Rollen spielen. Ich hatte leider auf meiner Abendschule Anwesenheitspflicht und musste die vollen 4 Jahre "durchhalten", was aber nicht dem Anspruch gegolten hat sondern den Larifari Fächern, denen Du ja mit Recht wenig Beachtung geschenkt hast. (wie Schuldeutsch und Englisch) Ich bereue den SgT auch nicht, wohl aber kein Abitur gemacht zu haben, das hätte vieles erspart. Ich hatte einen Kollegen, der wie Du beim DAA den SgI gemacht hat, der hat aber völlig anders geklungen als Du...er fand es ziemlich anspruchsvoll. Wie gesagt, alles eine Frage der persönlichen Neigung. Viel Erfolg auch weiterhin an der WBH!

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Da ich auch beim DAA meinen Techniker (E-Technik) gemacht hab (03.2011) habe ich auch durchgehalten mit dem Lesen ;-)

Sehr guter Bericht, und wie Grandmaster deckt sich das auch mit meinen Erfahrungen.

Aber es gab auch viele, die sich dort schwer taten.

Viel Erfolg weiterhin für dein Informatik-Studium!

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