Zum Inhalt springen

  • Beiträge
    424
  • Kommentare
    2.431
  • Aufrufe
    26.916

B.Sc. Angewandte Informatik: ein Fazit


Engel912

686 Aufrufe

1. Teil: die Voraussetzungen

Nach dem Abitur an einem mathematisch-naturwissenschaftlichen bayrischen Gymnasium (LK Mathe/Franz) schloss ich eine kaufmännische Ausbildung mit dem IHK-Abschluß ab.

Nach einigen Jahren praktischer Tätigkeit folgte der Quereinstieg in den IT-Bereich. Während im freiberuflichen Bereich hier keine "Grundausbildung" benötigt wird, sind die Voraussetzungen für Festanstellungen häufig bestimmte Ausbildungen/Studiengänge.

Durch Veränderungen im Privatleben entstand der Wunsch, noch einmal etwas zu "leisten", eine Beschäftigung für die Freizeit zu finden und zusätzlich etwas für den eigenen Beruf zu tun.

Trotz jahrelanger Tätigkeit im IT-Bereich hatte ich keinerlei Grundlagen für den Informatik-Anteil des Studiums. Meine kaufmännische Ausbildung half mir bei den "weichen" Fächern weiter - mein Mathe-LK unterstützte beim Verständnis der Mathematik-Module

In der Einführungsveranstaltung wurde mir prophezeit, dass ich es entweder sehr schwer haben - oder das Studium ggf. abbrechen würde. Dies stellte für mich einen großen Ansporn dar! Ich gehöre zu den Menschen, die sich nur SELBST sagen dürfen, dass sie etwas nicht schaffen ;) Von anderen will ich das nicht hören.

2. Teil: für die Freunde der Statistik

Mein Studium der Angewandten Informatik an der WBH begann am 15.12.2007 mit dem Immatrikulationsbescheid und endete am 20.12.2011 mit dem Bestehen des Kolloquiums. In diesen 4 Jahren waren obligatorisch:

  • 16 B-Aufgaben
  • 15 Klausuren
  • 1 Einführungsveranstaltung (3 Tage)
  • 1 Projektstart
  • 1 Projektpräsentation + 1 mündliche Prüfung
  • 1 Kolloquium

  • 16 Reps
  • 2 Crashkurse

rundeten das Programm für mich ab.

Die von mir erzielten Leistungen in B-Aufgaben und Klausuren waren fast ausschließlich auf absolutem Top-Niveau (ich hoffe, ich habe mich beim Zusammenfassen der Noten nicht verzählt ;))

  • 15 x 1,0
  • 8 x 1,3
  • 1 x 1,7
  • 2 x 2,0
  • 3 x 2,3
  • 2 x 3,0

Weitere Leistungen:

  • 4 x 1,0

Der höchste Zeitliche Vorbereitungsaufwand für Klausur/B-Aufgabe war für

  • GPI mit ca. 250 Lernstunden

Die geringste (da keine) Vorbereitungszeit für Klausur/B-Aufgabe benötigte ich für

  • RLI (Recht)
  • Englisch (2x)

Die Anzahl der Blogeinträge zum Bachelorstudium belief sich auf

  • 319 (+1 Fazit)

Gewonnene Freunde

  • 4 außerhalb des Studiums
  • 10 (ehem.) Kommilitonen inkl. Anhang

Verlorene Freunde

  • 1 beste Freundin
  • 5 Bekannte

3. Teil: Gefühlslage

Bereits kurz nach der Anmeldung mit Eintreffen der ersten Heftlieferung kann man meinem Blog die ersten Motivationsprobleme entnehmen. Schon zu Beginn kam in mir immer wieder die Frage auf, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe.

Durch externe Zusatzeinflüsse wie Privatleben und Job wurde das Studium sehr häufig "angegriffen". Mehr Streß in einem anderen Bereich meines Lebens bedeutete meist weniger Zeit für das Studium. Häufig fanden sich daher Blogeinträge mit dem allgemeinen Motivationsproblem.

Bei einzelnen Modulen fühlte ich mich teilweise bis komplett überfordert - bereits nach 9 Monaten kam die Frage (in mir!) häufiger auf, ob ich überhaupt geeignet für dieses technische Studium sei.

Nach einer langen "Einstellungsphase" (weit über 1 Jahr) lief ab 2009 das Studium wie geschmiert - der Durchsatz an Klausur- und B-Aufgaben-Leistungen erhöhte sich rapide. Indirekt proportional dazu verhielt sich die Leistung in anderen Teilen des Lebens (hauptsächlich das Privatleben musste hier leiden).

Diese Umstellung verursachte in meiner Umwelt auch Probleme. So gab es durchaus Verstimmungen im Freundeskreis: "du hast ja nie Zeit", "mit Dir kann man nicht mal mehr telefonieren", "du hast nur noch das Studium als Thema", "warum muss man damit nur so angeben" - teilweise kann ich diese Vorwürfe nachvollziehen, absichtlich angegeben habe ich aber nie. Ich wollte lediglich meinen Stolz über erbrachte Leistungen teilen ...

Mit Ausnahme der Bachelorthesis waren die letzten Monate eine einzige Qual, die Unlust riesengroß und somit die doch erfolgte Eigenmotivation eine wahre Glanzleistung.

4. Teil: Fazit zur Hochschule

Zu Beginn des Studiums bis hin zum Ende des Grundstudiums fühlte man sich manchmal ein bisschen wie das Versuchskaninchen. Der relativ neue Studiengang schien noch nicht wirklich ausgereift. Die möglichen Klausurtermine ließen leider nicht die Kombinationen zu, die man gerne genutzt hätte. Noch konnten nicht alle Studienhefte bestellt werden.

Mit der nötigen Kreativität und der Kommunikation zur Hochschule konnten aber fast alle Ungereimtheiten geklärt werden. Hier wurde durch die WBH vorbildlich der Dialog mit den Studierenden gesucht. Gemeinsam konnten Probleme auch aus dem Weg geräumt werden - bis hin zur Verbannung eines ungeeigneten Studienheftes.

Bereits während der letzten Studienmonate war hier aber gefühlt ein absoluter Aufwärtstrend spürbar - dies lag mit Sicherheit zum einen am guten Willen der Hochschule, zum anderen an der eigenen Professionalität. Nach jahrelangen Bemühungen wusste man ab einem bestimmten Zeitpunkt mit Problemen umzugehen ("meine Note ist noch nicht da - es sind 4 Wochen um -> ich rufe mal das Prüfungsamt an").

Ich würde das Studium wieder an der WBH durchführen - der Komfort des Studierens ist extrem hoch, obwohl die (alten) Studienhefte zum Teil wirklich überarbeitungswürdig waren/sind.

Teil 5: Persönliches Fazit

Bis heute kann ich nicht mit 100%iger Sicherheit behaupten, dass das Fernstudium für mich die optimale Lernmethode darstellt. Am wohlsten habe ich mich gefühlt, wenn ich mit anderen den Stoff besprechen und mir im Internet Vorlesungen von anderen Hochschulen ansehen konnte. Als extrem audio-visueller Lerntyp war die reine Lehre durch Papier für mich eher ungünstig. Während andere sich die Hefte häufig nur durchlasen, musste ich zum Verständnis viele externe Quellen anzapfen - bis hin zur praktischen Umsetzung in weiterführender Literatur.

Immer wieder kam innerlich die Frage auf, warum ich mir das Studium überhaupt antue. Der zusätzliche Druck, das hohe Stressvolumen und die viele Arbeit standen für mich in keiner Relation zum Ergebnis. Es gab manchmal nur zwei Gründe, nicht einfach hinzuschmeissen: der hohe Kostenfaktor und die Tatsache, dass ich so vielen Leuten davon erzählt hatte.

Im Nachhinein bin ich extrem Stolz auf meine Leistung! Ich habe mir und natürlich der Umwelt gezeigt, dass ich in der Lage bin, etwas angefangenes auch zu beenden (abgebrochene Klavierstunden, Gitarrenlehre oder Handball-Karrieren zeigten bisher in eine andere Richtung :blushing:) - obwohl die Umstände teilweise widrig waren. Weiterhin habe ich bewiesen, dass ich mich voll auf ein Thema konzentrieren, mir dieses aneignen und es beherrschen lernen kann, ohne eine explizite Schulung zu benötigen.

Ohne die große Unterstützung von Freunden, Familie und Kollegen wäre ich wohl nicht komplett durch das Studium gekommen. Trotz der Bereitschaft meiner Umwelt waren allerdings die Kommilitonen und die FI.de-Leser am wichtigsten. Einem Außenstehenden zu erklären, wie man sich während der Erstellung einer Bachelorarbeit, der Vorbereitung auf eine Klausur, dem lernfreien Wochenende etc. fühlt, ist fast nicht möglich.

Ein wirklicher Nutzen in monetärer oder hierarchischer Form ist aktuell noch nicht in Sicht - dies war auch kurzfristig nicht geplant. Meine Persönlichkeit ist - meiner Meinung nach - mit dem Fernstudium allerdings gewachsen. Ich habe mich verändert, in vieler Hinsicht zum besseren (bei manchen Dingen aber auch zum nervtötenderen ;)).

Ob ich das Studium noch einmal angehen würde, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, weiss ich nicht. Diese 4 Jahre waren die härteste Zeit meines Lebens bisher. Ich kann nur jedem, der hier eine Entscheidung treffen möchte, ans Herz legen, sich das vorher wirklich gut zu überlegen!

Daher steht hinter einer Fortsetzung des Studiums mit dem Ziel eines Masters auch aktuell noch ein riesengroßes Fragezeichen. Zu lieb ist mir in den letzten Tagen die Freizeit geworden. Das neugewonnene Freiheitsgefühl, die unbegrenzten Möglichkeiten dessen, was man tun kann ...

Damit komme ich zum Schluß meines Blogs für das Bachelor-Studium.

Ich bedanke mich bei meinen Wegbegleitern, die im richtigen Moment getröstet, unterstützt und geholfen haben - aber auch nicht mit dem virtuellen Tritt in den Hintern gespart haben, wenn dieser einmal nötig war.

In diesem Sinne .... allen ein fröhliches und erfolgreiches Jahr 2012!

29 Kommentare


Empfohlene Kommentare



das würde eher eine virtuelle Steinigung provozieren

Deswegen lasse ich das ja auch... Ich hätte durchaus über die Erholung berichten können, die ich seit dem Kolloquium genossen habe ;)

wieviel kostet ein Master an der WBH überhaupt?

Mit allen Rabatten käme ich (inkl. Anerkennung des ersten Semesters) auf knapp 10.000 €

Link zu diesem Kommentar

Ich habe dein Blog von Anfang bis hier gelesen. Wow! Ich kann schon mitfühlen wie die Stimmung bei dir gewesen war: Tiefpunkt und Hochpunkt. Und dass du jetzt Status "Ingenieur" in deine Tasche hast, meinen allerherzlichsten Glückwunsch!

Ich würde wahrscheinlich ab Mai 2012 Studium bei dieser Anbieter wie du anmelden. Welche Richtung der Studium ich wähle, zweifele ich immer noch. Aber ich müsste einer wählen, wenn ich mich entschlossen fühle und dieser Studium auch genau richtig für mich ist.

Und wie du ja geschrieben: 4 Jahre war die Härteste! Ich könnte oft gelesen, dass während Studium nichts verschenkt wird.

[thumps]

PS: Könntest du vielleicht später mich dein Tipp weitergeben, sollte ich an einer Thema feststeckt, zum Beispiel: Mathematik oder so.?

Gruß

David

Link zu diesem Kommentar
Und dass du jetzt Status "Ingenieur" in deine Tasche hast
ne, habe ich nicht ;) ich habe einen Bachelor of Science, nicht Bachelor of Engineering ;) Ich bin also zwar Akademikerin, aber keine Ingenieurin ;)

PS: Könntest du vielleicht später mich dein Tipp weitergeben, sollte ich an einer Thema feststeckt, zum Beispiel: Mathematik oder so.?

wenn du Fragen zu einzelnen Bereichen hast, würde ich später als erstes das Forum der WBH im StudyOnline besuchen - dort sind wesentlich mehr Studenten erreichbar als bei FI.de. Ansonsten hier im WBH-Forum nachsehen oder selbst posten. Viele Fragen wurden in einem der Foren schon beantwortet und man spart sich die Wartezeiten.
Link zu diesem Kommentar

Herzlichen Glückwunsch! Ich fand das Fazit auch sehr schön zu lesen, hat irgendwie Mut gemacht, man kann ja selber sicher auch mal eines schreiben:) Außerdem kann man bei Dir auch mal spicken, wie man einen schönen Blog schreibt:rolleyes:

Ich bin ja mal gespannt, ob nach dem Freizeithoch nicht die Langeweile ausbricht: Schließlich hast Du Dich über 4 Jahre an das Fernstudentenleben gewöhnt- so ganz ohne, in ein paar Monaten, geht das überhaupt?

Link zu diesem Kommentar

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden


×
  • Neu erstellen...