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Fernlehrgang SachbuchautorIn: Das Pech liegt auf der Treppe (Teil 1)


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Die meisten Autoren kennen das Gefühl: Der Briefträger hat geklingelt, man geht zum Briefkasten – und schon auf dem Treppenabsatz merkt man, was die Uhr geschlagen hat: Wieder einmal liegt dort ein großer, brauner Umschlag mit dem Absender „Verlag XY“. Und wieder einmal wird dieser Briefumschlag (wie schon die vorherigen zehn von anderen Verlagen) eine Absage enthalten: Das Pech liegt eben auf der Treppe!

Absagen als Gute-Laune-Killer

Die ersten fünf Absagen nimmt man ja vielleicht noch sportlich, aber spätestens wenn Absage sechs bis zehn daheim eintrudeln, ist irgendwann Schluss mit der guten Laune. Manche Autoren fühlen sich durch solche Absagen wirklich bis ins Herz getroffen und zweifeln an ihren schriftstellerischen Fähigkeiten.

Die meisten Absagen sind vom Ton her freundlich gehalten, aber wenig individuell. Da liest man dann, dass das eigene Buchprojekt zwar „recht interessant“ sei, aber dass es leider nicht ins Programm des Verlages passe. Zum Schluss bekommt man dann noch ein paar gute Wünsche mit auf den Weg gegeben, dass es ja vielleicht bei einem anderen Verlag klappen könnte.

Es gibt inzwischen fast nur noch standardisierte Absagen

Viele Autoren bemängeln, dass solche standardisierten Absagen ihnen nicht wirklich weiter hülfen. Manche von ihnen möchten lieber konkrete Hinweise erhalten, was denn am jeweiligen Buchprojekt verbesserungswürdig wäre:

  • Ist die Zielgruppe vielleicht zu klein?
  • Ist das Thema nicht spannend genug?
  • Stimmt der Sprachgebrauch nicht?
  • Ist der Autor gar kein Fachmann/keine Fachfrau für das Thema?

Wenn das Lektorat in einer Verlagsabsage all diese Fragen beantworten würde, wäre das aus Autorensicht sicherlich ganz spannend – aber kaum ein Lektor hat so viel Zeit, sich derart lange mit einem Buchprojekt zu beschäftigen, das vom Verlag eh nicht angenommen werden wird.

Ein erfahrener Lektor kann einem Autor auf die Sprünge helfen

Selbstverständlich können solche Lektoren-Tipps enorm wertvoll sein: Ein erfahrener Lektor kann einem Autor wirklich auf die Sprünge helfen und ihm Hinweise geben, mit welchen Veränderungen aus dem Buchprojekt doch noch – vielleicht bei einem anderen Verlag – etwas werden könnte.

Allerdings muss man sich klar machen, dass jeder Lektor seinen ganz eigenen Zugang zum Text und seine ganz eigenen Kriterien zu dessen Bewertung hat. Wenn dem einen Lektor der Sprachstil eines Buches vielleicht zu „wissenschaftlich“ ist, kann genau dieser Sprachstil bei einem anderen Verlag und einem anderen Lektor gerade passend sein.

So kann es einem Autor passieren, dass er von verschiedenen Lektoren Tipps und Verbesserungsvorschläge bekommt, die sich ggf. sogar widersprechen. Und dann? Dann ist der Autor im Prinzip genau so schlau wie vorher und muss sich selbst überlegen, was er aus diesen Hinweisen macht.

Im nächsten Blogbeitrag soll es dann um die Frage gehen, wie man am besten mit Verlagsabsagen umgeht.

P.S.: Ihr kennt das "Pech-Treppe-Phänomen" ja vielleicht auch aus Euren Bewerbungszeiten. Wie geht Ihr damit um?

5 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Wer trifft denn normalerweise den Entscheid über eine Absage? Derjenige, der das tut, muss ja seine Gründe haben. Wäre es nicht möglich, diese ganz knapp in die Absage einzufügen? Anstatt "passt nicht in das Programm des Verlages" wären ja sogar einfach andere Textbausteine möglich. Oder haben die Verlage Angst, ihre Gründe preiszugeben?

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@rumpelstilz

In den meisten Fällen ist es der Lektor, der darüber entscheidet, ob das Exposé überhaupt an die anderen Abteilungen des Verlags weiter gereicht wird. Er ist also die "erste Hürde", die es zu nehmen gilt. Manchmal scheitert ein Buchprojekt aber auch erst in der zweiten Runde, wenn die Programmkonferenz (mit allen Verlagsabteilungen) zusammentritt und über das kommende Programm entscheidet.

Zu den Absagen: Da lässt sich kaum ein Verlag allzu gerne in die Karten gucken. Textbausteine gibt es schon, z.B. dass man die avisierte Zielgruppe für zu klein hält.

Mit jeder individuelleren Antwort gibt ein Lektor dem Autor allerdings eine Steilvorlage für weitere Diskussionen - und dafür hat er meist keine Zeit.

Außerdem will ein Verlag ja auch keinen potenziellen Kunden (= den Autor) verlieren, weil man ihm mit einer individuellen Absage auf die Füße getreten ist. Solche Geschichten machen dann auch gerne (z.B. m Internet) die Runde, so dass im schlimmsten Falle das Image des Verlages Schaden nehmen könnte.

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Ich sehe das ein bisschen wie bei Absagen auf eine Bewerbung - und schließe mich damit den Argumenten von Anne an.

"Passt nicht ins Programm" ist einen Absage, die alle möglichen Gründe enthält, mit der man nichts falsch machen kann und die endgültig ist.

"Sprachlich für die Füße - das kann kein Mensch mehr als fünf Seiten lang ertragen" öffnet die Tür für Diskussionen und Beschimpfungen aller Art, obwohl es vermutlich ziemlich oft einfach so ist.

"Inhaltlich zu flach" als Begründung führt zu einem Hickhack, wer nun wirklich der Fachmann ist zum Thema.

Standardabsagen bekommt man klassischerweise immer dann, wenn sich der Absender nicht wirklich mit einem auseinandersetzen will. Die Gründe kann man manchmal ganz einfach herausbekommen, wenn man sein "Werk" auch kritischen Lesern mit der Bitte um Ehrlichkeit gibt. Aber schimpfen auf die Unfähigkeit der Welt, den künftigen Bestsellerautor in einem zu erkennen, ist halt egoschonender.

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Das habe ich mir beinahe gedacht: Dass man weitere Diskussionen (wohl zu Recht) fürchtet und dass alle Informationen schnell die Runde machen. Danke für die Anwort!

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Ich glaube die Standardabsagen bei Bewerbungen aller Art (also sowohl mit Büchern als auch um Stellen) haben neben den schon genannten Gründen Effizienz bzw. Vermeidung von Diskussionen auch immer noch einen rechtlichen Grund, dass man sich nicht angreifbar machen möchte. Dies vermutlich insbesondere bei Bewerbungen um Jobs. Wenn da in den Bewerbungen stehen würde "zu ungepflegt", "schlechte Umgangsformen", "mangelnde Beherrschung der deutschen Sprache" etc., würde sich mancher vermutlich diskriminiert fühlen und einige vielleicht sogar versuchen, rechtlich dagegen vorzugehen. Dann lieber ein Standard-Schreiben, das vom Hausjuristen "abgesegnet" wurde.

Aus meiner Bewerbungszeit um einen Ausbildungsplatz (ich habe mich auch nach meiner Zusage fleißig weiter beworben, weil das jedes Mal einen Tag schulfrei gab und ich die Tests und Gespräche ganz spannend fand) kann ich mich nur an einen einzigen Fall erinnern, wo mir in einer Absage nach einem Test angeboten wurde, telefonisch weitere Details zu erfragen. Das habe ich dann auch gemacht und mir wurde sehr freundlich erläutert, in welchen Bereichen ich Stärken gezeigt hatte und wo die Schwächen lagen.

Nach Gesprächen habe ich ein- bis zwei Mal ein direktes Feedback bekommen, wenn die Entscheidung direkt nach dem Gespräch erfolgt ist.

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