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Fernlehrgang SachbuchautorIn: Dieses Buch wird gesponsored von...


Fernstudienakademie

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Neulich las ich eine wunderbare Glosse von David Hugenick in der Zeit:

http://www.zeit.de/kultur/literatur/2010-09/werbung-in-buechern

„Kontextsensitive Anzeigen“

Der Grundtenor: In den Zeiten von E-Book und Co. wird es immer wahrscheinlicher, dass Bücher bezahlte Anzeigen enthalten, die zum jeweiligen Buchthema passen. Solche „kontextsensitiven Anzeigen“ könnten dieser Glosse zufolge z.B. so aussehen, dass „Moby Dick“ mit Anzeigen des WWF ausgestattet würde und in „Effi Briest“ für Pommersche Landleberwurst geworben wird.

Das hört sich jetzt erst einmal völlig undenkbar und absolut daneben an. Aber: In Wirklichkeit ist es schon längst so weit, dass die Marketingchefs von Verlagen auf solches finanzielles Zubrot ein sehr interessiertes Auge geworfen haben!

Vielleicht noch nicht so sehr im Bereich der belletristischen Literatur, aber im Sachbuchbereich sind die Verlage anscheinend schon erheblich mutiger!

Werbung im Buch „Fit für den Fernunterricht“?

Ich erinnere mich da an mein erstes Buchprojekt, den Ratgeber „Fit für den Fernunterricht“, der ja bereits 2003 erschienen ist. Hier kamen die Marketing-Verantwortlichen auf die tolle Idee, dass es doch wun-der-bar wäre, wenn auf den Innenseiten des Buch-Umschlags verschiedene Fernschulanbieter werben würden.

Aus Verlagssicht und aus Sicht der werbenden Fernlehrgangsanbieter eine wirklich wun-der-bare Idee: Die großen Fernschulen haben ja eh im Normalfall ein recht sattes Marketing-Budget, so dass sie hier sicherlich auch ein paar Euro hätten springen lassen. Und durch dieses Buch, das eben keine „Werbebroschüre“ ist, kommt man als Lehrgangsanbieter sehr nah und ohne Streuverluste an die avisierte Zielgruppe.

Autoren sagen: Nein“!

Als man uns Autoren (also meinem Mann und mir) diese wun-der-bare Idee unterbreitete, fiel uns die Kinnlade herunter! Wir verfielen zunächst einmal in eine Art „Schockstarre“: Unser schönes Buch, das wir ja geschrieben hatten, auch um (Selbst-) Marketing für unsere gerade im Entstehen begriffene Firma, die Fernstudienakademie, zu machen, sollte jetzt als Plakatwand für die anderen Anbieter dienen?!

Zum Glück dauerte die Schockstarre nicht allzu lange an: Wir hängten uns ans Telefon und haben dem Verlag sehr schnell klar gemacht, dass wir für eine solche Anzeigen-Geschichte nicht zur Verfügung stünden.

Irgendwie rechnete der Verlag wohl nicht mit einem solchen erbitterten Widerstand gegen seine wun-der-bare Idee – und hat dann ziemlich schnell klein beigegeben, so dass das Buch am Ende doch ohne Werbung auf den Markt kam.

Werbung in Sachbüchern wird wohl immer normaler werden

Ich vermute allerdings, dass Werbung in Sachbüchern im Laufe der Zeit immer normaler werden wird. Das muss noch nicht einmal auf jeden Fall schlecht sein, wenn sich dadurch z.B. auch solche Buchprojekte umsetzen lassen, bei denen sonst die Finanzierung nicht gewährleistet wäre.

Allerdings sollte man als Autor schon darauf achten, dass man sich bei solchen Anzeigen nicht die direkte Konkurrenz mit ins Buch holt. Um bei unserem Buchprojekt „Fit für den Fernunterricht“ zu bleiben: Über Anzeigen, die nicht von unseren direkten Mitbewerbern gekommen wären, hätte man sicherlich noch reden können. Ich denke da z.B. an Anzeigen von Lehrmittelherstellen oder Bewerbungscoaches. Solche Anzeigen wären für die Zielgruppe interessant gewesen, hätten aber für uns als Lehrgangsanbieter und Autoren keine direkte Konkurrenz dargestellt.

Anne Oppermann

P.S.: Wie findet Ihr Werbung in Büchern? Fühlt Ihr Euch dadurch genervt oder ist das eigentlich ganz ok so?

9 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Oft findet man ja am Ende von Büchern Anzeigen für andere Bücher des Verlags. Das finde ich okay. Dort fände ich auch sonstige Anzeigen okay. Was mich aber stört, sind Anzeigen in den Inhalten selbst.

Das Konzept gibt es übrigens bereits und darauf baut zum Beispiel bookboon auf:

http://bookboon.com/de/studium

Die Bücher werden kostenlos (!) als ebook zur Verfügung gestellt und finanzieren sich durch die integrierte Werbung. Störend finde ich das insbesondere dadurch, dass die Sachbücher oft textlastig formuliert sind, und die Anzeigen dann (oft bunte/grelle) Grafiken in den Mittelpunkt stellen, die sehr vom eigentlichen Inhalt ablenken.

Ich werde in Kürze mal solch ein Buch in einer Rezension vorstellen.

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Danke für den Hinweis!

Bin schon gespannt auf Deine Rezension...

Wie viel erhält denn dabei der Autor pro Dwonload? Wie findest Du so ein Verfahren hinsichtlich des Images, das ein Autor damit von sich aussendet? Wie ist überhaupt die Qualität der Bücher? Nur "kalter Kafffee" - zum 100. Mal aufgemischt oder doch wirklich gut, neu und nützlich?

Bin gespannt, was Du zu berichten hast!

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Gute Fragen, über die ich noch nachdenken bzw. recherchieren muss - lasse ich dann in meine Rezension mit einfließen oder antworte später an dieser Stelle darauf.

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Bei einem Sachbuch, mit dem ich mich über ein Thema informieren möchte, das für mich ev. mit Kosten verbunden ist, hätte ich Bedenke wegen "Befangenheit". Es ist ja bei Zeitschriften schon so, das ganz zufälligerweise Produkte, für die auch geworben wird, auffallend freundlich besprochen werden. Man hört ja auch immer wieder mal "Firma xy zieht Anzeigen aus dem Magazin qp zurück" - weil die Inhalte nicht genehm waren.

Mit der Leberwurst in Effi Briest oder meinetwegen Werbung für Bildungsreisen an die Handlungsorte der Romane Fontanes, damit hätte ich weniger Mühe. Auch wenn in einem Buch über Wikinger Inserate für ein entsprechendes Museum stehen oder im Trainerbuch des Turnverbandes ein Anbieter für Turnanzüge wirbt, finde ich das ok.

Wenn jedoch in einem Heimwerkerbuch Werkzeuge beworben werden, dann wäre ich mir unsicher, ob im Buch neutral darüber informiert, welche Werkzeuge man tatsächlich benötigt.

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Bin schon gespannt auf Deine Rezension...

Die Rezension ist nun online (und eher bescheiden ausgefallen):

http://www.fernstudium-infos.de/lernen-technik-methoden/31389-rezension-schreibberatung-fuer-studierende-pia-helfferich.html

Zur Höhe der Vergütung habe ich auf der Homepage von bookboon nur diesen Hinweis gefunden:

Unsere Autoren erhalten einen prozentualen Anteil am Erlös der Bücher. Die Höhe des Einkommens hängt von der Wahl des Themas und der Sprache ab.

(Quelle)

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Danke für Deine Recherchen!

Ich finde ja Werbung in Büchern nun nicht gerade toll, aber manchmal noch hinnehmbar. Bei diesen Bookboon-Projekten habe ich aber das Gefühl, dass der Autor (bzw. sein Text) nur noch als Plakatwand für RWE und sonstige Werbepartner genutzt wird.

Langfristig wird das sicherlich auch einen Einfluss auf das Image eines Sachbuchautors haben: Wer hier sehr viel veröffentlicht, gilt dann irgendwann nur noch als wandelnde Litfass-Säule. ;)

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Bookboon hat ja wirklich anspruchsvolle Ziele. Zitat:

"Unser Ziel ist es, zu einem der marktführenden Anbieter von akademischen Studienbüchern aufzusteigen."

Ob das wirklich gelingt...? Ich persönlich glaube das eher nicht.

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