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Fernlehrgang SachbuchautorIn: Wie man mit schlechten E-Books seinen Ruf verhunzt...


Fernstudienakademie

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Neulich bin ich in einem anderen Forum auf einen Ratgeber (E-Book) aufmerksam gemacht worden, der für eine kurze Zeit verschenkt werden sollte. Ich hab mir das mal angesehen – und war ganz schön platt!

Der Autor tanzt nicht nur auf zwei Hochzeiten

Ich habe mir dann nämlich mal angeschaut, welche Texte der Autor denn sonst noch so verfasst hat; sein Gesamtwerk ist beeindruckend. Und vor allem war beeindruckend, dass er sich wohl so fit im Schreiben fühlte, dass er praktisch jedes erdenklich Genre ein- oder sogar mehrmals „bedichtete“:

  • 4 Liebesromane (teilweise auf Englisch)
  • 2 Diätratgeber
  • 1 Ratgeber zum Thema Bewerbung
  • 1 Finanzratgeber
  • 2 Ratgeber zum Thema Existenzgründung
  • 1 Gedichtsammlung

Ein Universalgenie?

Bei diesem beeindruckenden Gesamtwerk, das sich durch eine solche Vielzahl von Genres und Themen auszeichnet, kommt man dann doch irgendwann zu der Vermutung, dass der Autor ein Universalgenie sein muss. Goethe hat ja schließlich auch nicht nur Dramen, Romane und Gedichte veröffentlicht, sondern sich auch in naturwissenschaftliche Diskussionen seiner Zeit eingebracht.

Ist der Autor also der „neue Goethe“? Nein, ehrlich gesagt nicht. Wenn man sich nämlich die Rezensionen bei amazon ansieht, merkt man gleich, wo der Hase im Pfeffer liegt:

  • Die Bücher bekommen von der Usern im Höchstfall (!) zwei Sterne, meist nur einen Stern.
  • Die Qualität des Layouts muss grottig sein (Das sieht man auch bei einer Vorschau auf die Texte).
  • Die Texte strotzen nur so vor Tipp- und Grammatikfehlern.
  • Die literarische Qualität der Texte ist, vorsichtig ausgedrückt, wohl noch durchaus ausbaufähig.

Der gute Ruf ist hin!

Durch diese Veröffentlichungspraxis hat der Autor wohl sein Image für lange Zeit verhunzt. Was bei Leuten, die nach seinem Namen bei Google und amazon recherchieren, hängen bleibt, ist wohl folgendes:

  • Der Autor hat kein wirklich geschärftes Profil: Von Diätratgebern über Liebesromane bis hin zu Gedichten meint er, alle Genres überzeugend betexten zu können.
  • Dabei scheint er eigentlich in keinem der Sachthemen über Expertenwissen zu verfügen.
  • Mit Rechtschreibung und Grammatik des Deutschen steht er wohl er auf dem Kriegsfuß.
  • Er weiß nicht, wie man einen Text leserfreundlich layoutet.

Wenn es dem Autor darum ging, seine Bücher dafür zu nutzen, um sich einen Expertenstatus (zu welchem Thema auch immer) aufzubauen, kann man wohl sagen, dass dieses Projekt ganz und gar in die Hose ging.

Wer also unbedingt meint, die Welt mit Texten „überschaubarer“ Qualität in Form von E-Books überschwemmen zu müssen, sollte ernsthaft darüber machdenken, sich ein Pseudonym zuzulegen: Dann merkt es wenigstens niemand!

Anne Oppermann

2 Kommentare


Empfohlene Kommentare

An sowas kann man zumindest eindeutig feststellen, dass die Arbeit von Verlagen, Lektoren und Herausgebern u.a. als "Filter" nicht umsonst ist.

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Ich denke, der Autor hätte sich auch vielleicht sehr, sehr viele Arbeit erspart, wenn ihm zum Anfang seiner Schreibkarrierriere einmal ein Lektor ein paar passende Worte vor den Bug geknallt hätte.

So wird das Werk dieses Autors wohl weiter wachsen, vielleicht mit einem Reiseführer für Mallorca, einem Ratgeber zum Thema Biogas, mit einem Backbuch für Muffins, einer Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Fahrradreparatur, einer Firmenhistorie des Optikermeister Hannemann aus Bochum und einem Fachbuch zum Thema Haar-Extensions. ;)

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