Master of Desaster
Ich lese neben so ein ... naja nennen wir es "Handtaschenpsychologie-Buch". Dort ist auch irgendwo der Fachbegriff für den Effekt zu finden, dass man dann besonders viele rote Autos sieht, wenn man selbst eines fährt.
Dieser Effekt könnte auch der Grund sein, warum es mir so vorkommt, dass man hier bei FI.de nur so von Masterstudiengängen erschlagen wird.
Mal davon abgesehen, dass auch Masterstudenten hier nach und nach das bloggen anfangen, immer wieder mal das ganze zur Diskussion steht wird/wurde mir ja auch schon x-mal angedichtet, dass ein Master für mich beinahe unausweichlich wäre.
An dieser Stelle kann ich ja mal alle Diskutanten einladen mir zu erklären, warum denn gerade ich so einen Master machen soll?
Ich gebe zu, mein "das kommt mir niemals in die Tüte" (oder so ähnlich) war ganz klar übertrieben. Denn... sag niemals nie. Bevor mir hier jetzt jemand das ganze Bachelor-Diplom-Drama auf's Brot schmiert... JA genau deswegen kann ich die obige Aussage relativieren. Einen Master kann ich nicht ausschließen. Das hat vor allem einen Grund - ich kann nicht in die Zukunft sehen.
Nun gehen wir mal davon aus, dass ich mein Studium nach 4,5 Jahren und am Ende mit hängen und würgen (was aber an mir und nicht am Studium lag) gut über die Bühne gebracht habe. Die Note wird auch ganz nett sein - in wenigen Wochen/Monaten bin ich Dipl-Kaufmann (FH).
An dieser Stelle darf ich auch mal einschieben warum genau ich schlussendlich ins Diplomkonzept gewechselt bin (wer sich darüber genauer informieren will, kann das ganze hin und her gerne im Blog nachlesen ... ausgewählte Links reiche ich auf Anfrage nach *g*). Es hat sich so einiges geändert von Beginn bis zum Ende - das entschiedenste war mein kleiner Sohn. Mit dem Dipl-FH wollte ich einen Fixpunkt setzen. Auch wenn ich an den Bachelor glaube erschien mir in der Situation ... "fertig machen und fertig sein" das Diplom der sicherer Hafen. Das war übrigens eine reine Bauchentscheidung. Letztlich lockte mich noch aber etwas anderes völlig unsachliches.
Im Gegensatz zu vielen WiWI/BWL-Studenten war das Studienfach für mich kein Notnagel. Als Schüler hab ich mir bereits in der Realschule den Wirtschaftlichen Zweig ausgesucht, weil ich ihn interessant fand. Als Ausbildungsberufe kamen nur welche in Betracht die auf ...kaufmann endeten. Damals habe ich mich auf die Klassiker beworben Bank-, Spedition- und Industriekaufmann. Ich weiß nicht wie es heute ist, aber "damals" waren diese 3 die Premiumausbildungen im kaufmännischen Sektor.
Die Zusage kam für den IKM und das nicht nur bei einer kleinen Firma, sondern bei einem Unternehmen dass damals zu einem der besten Ausbildungsbetriebe der Gegen zählte. Jedes Jahr ca. 20 Azubis in allen Bereichen, eine verantwortliche für die Ausbildung, feste Pläne mit Ausbildungszeiten in allen Bereichen und keine stupiden Hilfstätigkeiten. Mir hat das sofort Spaß gemacht und am Ende war ich ehrlich gesagt etwas enttäuscht, dass auf dem Schrieb der IHK Kaufmannsgehilfe stand. Das hatte mir vorher keiner gesagt ... springen wir etwas in die Zukunft ... meine Weiterbildung zum Fachwirt sattelte hier wieder auf. Fachwirt fand ich schon interessanter. Klang wie Betriebswirt ... naja nicht ganz aber fast. Ich fühlte mich aber nicht mehr wie der Kaufmannsgehilfe (das ist jetzt arg überspitzt ... aber das "Gehilfe" hat mich doch lange gestört. Nachdem ich mich im Studium eingelebt hatte und dann die Entscheidung treffen musste/wollte/sollte ist mir an der HFH etwas aufgefallen. Im Gegensatz zum typischen Dipl-Betriebswirt (FH) vergab die HFH den Dipl-Kaufmann (FH) ... das wusste ich als Bachelorstudent natürlich nicht, aber unterbewusst war das neben den sachlichen Punkten so ein kleiner unsachlicher Teufel auf meiner Schulter.
Ich lerne das Zeug gerne, ich bin gerne BWLer, ich bin gerne Kaufmann. Ich versuche tagtäglich das zu leben, was ich in Schule und Ausbildung über den Kaufmann gelernt habe. So ein kleines Ideal, dass nicht mit "Management" in der Neuzeit zu übersetzen ist, sondern eher in Richtung Intra-/Enterpreneurship geht. Und mit dem Diplom bin ich nun tatsächlich Diplomkaufmann (FH).
Was hat diese mittellange Ausschweifung also jetzt mit dem Master-Desaster zu tun? Ganz einfach, sie ist ein Teil der Wahrheit rund um meinen aktuellen Karrierestand. Mein Ego ist mit dem was auf dem Schriebs steht unterbewusst zufrieden, bewusst bin ich auch sehr zufrieden mit dem erreichten. Denn unter den 5 Kollegen, die Deutschlandweit "meinen" Job ausüben, bin ich der erste der tatsächlich das erfüllt was in der Jobbeschreibung steht (also den akademischen Abschluss).
Nun wäre ich vielleicht mehr Pro-Master, wenn ich unzufriedener wäre. Ich habe oft genug den Plan gepostet das Unternehmen zu wechseln. Ich hätte es vllt. gemacht wenn ich früher die Einstellung hätte, die ich inzwischen entwickelt habe UND noch den alten Job machen würde. Am Standort selbst ist das Karrierende erreicht, nur wenn meine Chefin kündigt/wechselt wäre ein interessanter Posten frei. Im Konzern gibt es nicht die Welt an Jobs die mich wirklich reizen, bzw. die mir mehr bieten als ich aktuell habe. Extern suche ich nicht direkt, ich lasse mich regelmässig mit Jobs aus der Region berieseln. Nun bin ich kein Controller oder Personaler - sondern habe einen Job, der so nicht in vielen Unternehmen existiert. Andere Bereiche gibt es, aber ob ich das möchte ... muss ich mir überlegen. Andere Jobs gibt es, aber ob ich da hin kommme... dazu brauche ich Führungserfahrung, bzw. mehr davon.
Und schon sind wir mittendrin im Desaster. Der Druck zu wechseln ist nicht da, seit fast 2 Jahren entwickele ich mich persönlich und finanziell in meinem Job weiter, ich habe höchste Anerkennung bei meiner Vorgesetzten und Zwischenzeitlich auch vom Ressortleiter. Was ich am Markt sehe ist uninteressant oder erscheint mir nicht zielführend.
Wozu also einen Master studieren? Ich würde mit einem Master in meinem Unternehmen erst mal keinen Cent mehr verdienen, in unserem Mutterkonzern gibt es Masterpositionen, aber die spielen in der Welt der Controller, Buchhalter und Konsorten... also nicht mein Ding. Braucht man einen Master im Bestandskundenmanagement... oder im Key-Account-Management? Das sind Fragen die sich mir entweder nicht stellen, oder die ich nicht valide beantworten kann.
Wenn also Geld und Aufstiegsmöglichkeiten als Ziel wegfallen so einen Irrsinn noch mal anzugehen, mein Ego mit dem erreichten zufrieden ist ... bleibt nur noch ein ideelles Ziel.
Das ist ja am einfachsten festzuhalten. Die üblichen Argumente fallen hier auf der Seite oft. "Jetzt, wo ich mich daran gewöhnt habe zu lernen...", "Später habe ich vllt. keine Lust mehr...", "Es sind ja nur noch 2 Jahre.." usw.
OK, also hier das Gedankenexperiment ... aus Langeweile, um wieder bloggen zu können, um mir selbst was zu beweisen oder warum auch immer suche ich mir einen Master. Dieser Master muss natürlich wieder im Fernstudium stattfinden, denn meine Zeit ist kostbar. Natürlich ändert sich nichts daran, dass ich eher der FH-Typ bin. Mathematische Beweise ... könnte ich sicher, wenn ich wollte... aber wozu?? Ich würde angewandt studieren wollen, dass hat mir die letzten Jahre gut gefallen und ich habe davon profitiert.
Damit würde aber natürlich der Sparfuchstipp (Fernuni) wegfallen - bleiben noch unzählige Angebote in der Preisklasse rund um die 10-15tsd EUR.
Nun habe ich in meine eigene Ausbildung bereits ca. 15tsd EUR investiert. Das allermeiste allerdings als meine Frau und ich DINKS waren. Neben dem Gehalts- gab es eben auch Familienzuwachs und vorerst auch keine zwei vollen Einkommen mehr. Neben der Tatsache, dass also nochmal so ein Betrag oben drauf kommen könnte darf man nicht vergessen, dass eine beinahe doppelt so hohe monatliche Belastung dahinter steht. 400 oder 500 EUR im Monat - dass muss man sich mal vor Augen halten, von welchen Summen wir hier sprechen.
Wie soll man das als Familienvater schultern ... guten Gewissens? Mit welchen Zielen sollte ich meine Familie zum Verzicht motivieren, bzw. wo müsste ich überhaupt verzichten um so einen Haufen Kohle einzusparen?
Egal welches der ganzen Argumente GEGEN einen Master aktuell wirklich greifbar ist bzw. auch langfristig valide. Das Geld ist DAS Gegenargument zur Aufnahme egal welchen Fern-Masterstudiengangs.
Ich wüsste nicht wo ich es hernehmen soll, ich habe keine Aussicht die Gebühren zu verdienen, ich habe Pläne in die ich 4-500 EUR im Monat lieber investiere als in die nächste Ausbildung. Das ist der Dreh- und Angelpunkt. 230 EUR erschienen mir am Anfang auch sehr viel Geld - das war es aber nicht. Damals hatte ich einen Schmerz, der größer war als der finanzielle ... jetzt bin zufrieden ... und der €-Schmerz wiegt maximal.
Auch wenn es sie gibt, die Masterstudiengänge die reizvoll sind... sei es vllt. ein Aufbaumaster im Bereich Wirtschaftsrecht oder vllt. auch ein normaler BWL-Master in dem es sogar einen Schwerpunkt Servicemanagement gibt... die Angebote die mich interessieren könnten existieren... es bleibt das warum.
Und frei nach Nietzsche ist nur dem, der ein Warum hat kein Wie zu schwer.
Wieso ... weshalb ...warum ... so lange sich die Finanzen nicht selbst regeln oder eine Karotte vor meiner Nase auftaucht die meinen Schmerz lindert bleibe ich (sobald ich es übrigens erst mal bin) Diplomkaufmann FH ... und bin darauf auch noch sehr stolz.
So viel zu der Geschichte chillie und der Master...
... to be continued
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