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Fernlehrgang SachbuchautorIn: Tipps und Tricks für allzu perfektionistische Autoren


Fernstudienakademie

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Autoren wollen bei ihrer Schreib-Arbeit eigentlich immer ihr Bestes geben. Das ist ganz normal und auch im Grunde wünschenswert, weil sonst keine wirklich guten Bücher dabei herum kämen.

Manche Autoren haben perfektionistische Züge

Problematisch wird das Ganze aber dann, wenn ein Autor perfektionistische Züge an sich entdeckt, die ihn daran hindern, überhaupt „zu Potte zu kommen“:

  • Schon die Grob-Gliederung des späteren Buches bedeutet für solche perfektionistischen Autoren eine enorme Herausforderung.

  • Wenn die Gliederung dann doch irgendwie abgeschlossen wurde, geht es richtig los mit dem Stress: Das Buch will ja erst einmal geschrieben werden – und am besten jeden Tag und in kleinen Häppchen. Und jeden Tag hat ein perfektionistischer Autor dann das Gefühl, dass sein Text an allen Ecken und Enden fehlerhaft ist und nicht die nötige Qualität aufweist.

  • In solch einer Lage schmeißt mancher „perfekte“ Autor ganz einfach hin: Wer sich mit einem Buchprojekt erst gar nicht in die Öffentlichkeit begibt, kann auch keine Fehler machen. Und Fehler wären ja das Schlimmste, was einem Perfektionisten passieren könnte!

Was kann ein „perfekter“ Autor tun?

  • Der erste Schritt zur Besserung besteht wohl darin, dass ein „perfekter“ Autor bemerkt, dass er sich in der Perfektionismus-Falle befindet: Er will unbedingt fehlerlos sein – und macht dann aus lauter Angst vor Fehlern am liebsten gar nichts mehr. Wer an sich solche perfektionistischen Züge erkannt hat, ist meist schon auf einem ganz guten Weg zur Veränderung der Lage!

  • Danach hilft oft ein Gedankenspiel: Was würde denn passieren, wenn das eigene Buch nicht fehlerlos wäre? Dabei sollte man möglichst tief in die gedankliche Trickkiste greifen und sich verschiedene „Worst-Case-Szenarien“ ausmalen. Und zwar so richtig „worst“! Meist kommt bei solchen Gedankenexperimenten nämlich heraus, dass in Wirklichkeit gar nicht so viel Schlimmes passiert: Der Autor fällt selbst bei einem „schlechten“ Buch nicht tot um, seinen Job verliert er auch nicht und die mit ihm konkurrierenden Autorenkollegen werden vielleicht schmunzeln – den „Fall“ dann aber doch schnell wieder zu den Akten legen.

  • Viele Perfektionisten „therapieren“ sich selbst dadurch, dass sie ganz bewusst anfangen, schlampiger zu arbeiten, um so dem Perfektionismus-Teufelskreis zu entkommen. Das Interessante dabei ist, dass selbst solche „schlampigen“ Arbeiten in den meisten Fällen immer noch „überdurchschnittlich gut“ sind.

  • Ein „fehlerhaftes“ Buch bietet übrigens einige Vorteile: Leser schätzen nämlich im Normalfall diejenigen Autoren, die nicht immer alles richtig machen, sondern zu ihren Fehlern stehen. Das Buch (und damit auch der Autor) wirkt dadurch meist auch authentischer und überzeugender.

  • Manches nicht perfekte Buch besitzt zudem das Potenzial, interessante Diskussionen mit und über den Autor zu initialisieren. So hat der Autor die Gelegenheit, sich in verstärktem Maße der Öffentlichkeit zu präsentieren: Eben als kompletter Mensch mit Ecken und Kanten – und Fehlern!

Anne Oppermann

P.S.: Kennt Ihr selbst bei Eurer Arbeit das „Perfektionismus-Gen“? Wie geht Ihr damit um?

11 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Das finde ich jetzt richtig, richtig gemein von Dir, Anne, dass Du mich hier derart und auch noch öffentlich an den Pranger stellst. Vor allem, dass Du hier alles ausplauderst, was ich Dir zum Thema "Gliederung" so geschrieben habe ....

;)

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Ich erkenne mich ja sowas von! :blushing: Ein Grund warum ein geisteswissenschaftliches Studium mir nicht mehr in die Tüte kommt. Hausarbeiten sind ein Graus.

Wie ich damit umgehe: in letzter Minute irgendetwas abliefern und mich :angry:. Und wie du so schön sagst, schlechter als eine 2 wurde es dennoch nie.

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Och Mönsch, Ihr Armen

Wie sagte mein Opa selig, wenn es um Schnaps ging: "Nich lang schnacken, Kopp in'n Nacken".

Und viellicht in Abwandlung dazu an die DichterInnen unter uns: Nich lang sichten - einfach dichten! ;)

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Also vor Weihnachten nehm ich erst mal den Tipp vom Oppa seelig ins Repertoire auf. Da wird nur noch absolut Notwendiges gedichtet. Weihnachtspost zum Beispiel.

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Das Perfektionismus-Gen habe ich auch, aber auch das 'Motivationsproblem-bis-man-ein-Zeitproblem-hat'-Gen. Dabei ist zweiteres das dominierendere Gen und hält das erste in Schach ;)

Inzwischen weiß ich, dass meine Ansprüche extrem hoch, und meine Selbsteinschätzung immer deutlich schlechter als die eigentliche Bewertung sind und versuche deshalb da gerade zu üben meine Leistungen realistischer einzuschätzen.

Ob der Weg der richtige aus dieser Falle ist, bezweifle ich aber ;)

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Ich kenne das nicht. Ich fange frühzeitig an, gebe frühzeitig ab, meine Sachen sind normalerweise gut, aber nie perfekt. Und das betrifft nicht nur das Studieren, sondern ist eher eine Charaktereigenschaft von mir.

Positiv formuliert nennt man das effizient arbeiten.

Negativ formuliert nennt man das sich rasch zufrieden geben.

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Danke für Euren Input!

Als AutorIn kann man natürlich auch nur begrenzt raus aus der eigenen Haut. Wer perfektionistisch ist, der bleibt das sicherlich auch weiterhin.

Aber es gibt meist schon die Möglichkeit, sich bewusst gegen solche Perfektionismusgeschichten zu entscheiden - und dann trotzdem einen Text rauszuhauen, wohlwissend, dass er nicht 150-prozentig gelungen ist, sondern vielleicht nur 90-prozentig. Ein solcher veröffentlichter 90 Prozent-Text ist allemal besser als ein 150 Prozent-Text, der nie das Licht der Öffentlichkeit erblicken wird. ;)

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P.S.: Kennt Ihr selbst bei Eurer Arbeit das „Perfektionismus-Gen“? Wie geht Ihr damit um?

Ich kenne das Gen, arbeite aber beständig und mit gewissen Erfolgen an einer Gen-Manipulation ;-)

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Bei solchen Gen-Manipulationen muss man aufpassen; dann mutiert das Perfektionismus-Gen gerne zu einem "immer-nur-putzen-und-aufräum-Gen". Auch nicht wirklich besser, oder? ;)

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