Fernlehrgang SachbuchautorIn: Richtig geniale Bücher...
Vor einiger Zeit habe ich mir mal ein Kochbuch zum Thema Nahrungsunverträglichkeiten besorgt: In meinem näheren Umfeld gibt es dieses „Krankheitsbild“. Ist nicht sooo lustig, aber man kann damit sehr gut leben, wenn man ein paar Lebensmittel vom Speiseplan streicht.
Ein „geniales“ Kochbuch
Um nun möglichst nicht allzu viel in Sachen Essenszubereitung falsch zu machen, hat mir meine wunderbare Buchhändlerschwester ein Kochbuch zum Thema besorgt.
- Aufmachung des Buches: So lala! Keinerlei Fotos und auf grauem Recycling-Papier gedruckt – wohl im Selbstverlag.
- Informationsgehalt: Die Basis-Infos zum entsprechenden Krankheitsbild habe ich anderswo (z.B. im Internet) erheblich besser und leserfreundlicher zusammengefasst gefunden.
- Geschmack der Rezepte: Habe ich ehrlich gesagt noch nicht ausprobiert – mir fehlen einfach die Bilder, um ein Gericht auszuwählen.
Der absolute Bringer war dieses Buch für mich eher nicht; es hätte in Schulnoten so in etwa eine vier bekommen: nicht berauschend, aber es geht noch gerade so. Um so verblüffter war ich dann, als ich auf dem Backcover folgenden Werbespruch las: „Einfach und genial – das ist der Anspruch, dem dieses Buch gerecht wird.“
„Genial“ soll das Buch also sein. A-Ha! Da hat aber jemand ein ordentlich ausgeprägtes Selbstbewusstsein! Vielleicht habe ich ja einen etwas absonderlichen und altmodischen Genialitätsbegriff, aber „genial“ war das Buch meiner Meinung nach nun wirklich nicht.
Großsprecherei als Programm
Diese Form der Großsprecherei ist offenbar zumindest im Ratgebergenre recht weit verbreitet; dazu ein paar Buchtitel:
„Genial einfach investieren: Mehr müssen Sie nicht wissen – das aber unbedingt!"
„Die Eichhörnchen-Strategie: Glücklich und erfolgreich mit den genialsten Tricks der Tiere“
Diese Liste könnte man sicherlich noch lange, lang fortsetzen.
Geniale Autoren weisen den genialen Weg aus der Not?
Es stellt sich dabei die Frage, welches Bild von ihrer Zielgruppe diese Autoren (bzw. deren Verlage) eigentlich haben: Sie scheinen zu vermuten, dass ihre Leser im Grunde strohdumm sind und noch nicht einmal die geringste Ahnung vom Thema haben. Zum Glück für diese strohdummen Leser gibt es ja die wunderbaren (genialen!) Autoren (und Verlage), die uns grenzdebilen Menschen aus ihrer Notlage helfen und ihnen in wenigen Tagen oder Wochen mit ihren genialen Tipps den Weg aus der Krise weisen. (Gerade im Bereich der Gesundheitsratgeber ist eine solche Großsprecherei dann nicht nur nervend, sondern u.U. auch richtig gefährlich.)
Aber – es scheint zu klappen
Zu meiner großen Verwunderung scheint solche Angeberei und Besserwisserei aber durchaus bei den Lesern anzukommen, denn diese „genialen“ Buchtitel sind nicht unbedingt diejenigen, die sich besonders schlecht verkaufen.
Anne Oppermann
P.S: Wie reagiert Ihr auf solche "genialen" Bücher?
7 Kommentare
Empfohlene Kommentare
Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren
Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können
Benutzerkonto erstellen
Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!
Neues Benutzerkonto erstellenAnmelden
Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.
Jetzt anmelden