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science Unterrichtseinheiten


Rumpelstilz

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Heute habe ich einen Artikel gelesen, in dem es um einen Vorschlag ging, wie man 'effektive' (also so, dass die Schüler wirklich etwas lernen) Unterrichtseinheiten für naturwissenschaftliche Fächer planen kann.

Das war erst sehr vielversprechend - am Schluss dann aber doch enttäuschend.

Hier die Zusammenfassung:

Das Konzept des Lernens basiert hier auf der Idee der 'learning demands' (Lernbedarf?) innerhalb der soziol-konstruktivischen Sichtweise.

Es beginnt mit der für mich naheliegende Beschreibung, dass man für effektives Lernen nicht nur input-output anschauen darf, sondern dass das Verhalten des Lehrers und seine Herangehensweise eine zentrale Rolle spielen. Hier fragte ich mich: hat hier jemals jemand etwas anderes behauptet? Wäre sehr praxisfern, finde ich.

Dann eine kurze Vygotsky-Rekapitulation: Ihm gemäss ist lernen im Sozialleben begründed, Wissen entsteht 'zwischen den Menschen' und wird dann internalisiert. Das Mittel dazu ist die Sprache, die kann auch abstrakt sein, wie Mathe oder Gesten.

Vygotsky - und das war neu für mich! - unterscheidet zwischen spontanten, alltäglichen und wissenschaftlichen Konzepten. Erstere sind die Folgerungen, die wir, ohne grosses Nachdenken, spontan machen (der Ball rollt? Ah, der Boden ist schräg oder jemand hat ihn angeschubst). Die wissenschaftlichen Konzepte sind die, die man nicht ohne Instruktion versteht.

Wissenschaftliches Wissen wird als eine eigene Sprache beschriebe, die dafür geschaffen wurde, die Vorgänge in der Natur zu beschreiben. Jegliche 'Sparte' des menschliche Lebens hat ihre Sprache, die ohne Instruktion nicht selbstverständlich ist.

Ok, soweit war das interessant und enthielt viel Bedenkeswertes.

Dann ging es ans Praktische. Für den Science Unterricht wurden jeweils drei Schritte vorgeschlagen:

1. Präsentation der 'Science Story': Ein Thema wird vom Lehrer präsentiert, mittels Sprache, Medien, Vorführungen etc. Es wird erklärt und beschrieben. Die Schüler sollen einen Überblick erhalten und grundsätzlich verstehen

2. Unterstützung der Verinnerlichung: Die Schüler sollen sich mit Hilfe des Lehrers das Wissen aneignen, mit Hilfe von verschiedensten Mitteln. Diese Phase überschneidet sich mit 1 und 3.

3. Übergeben der Verantwortung an Schüler Das Wissen soll gefestigt werden, indem die Schüler die Ideen anwenden und übertragen.

Für die eigentliche Unterrichtsplanung wird ein 3-Stufen-Konzept vorgeschlagen:

1. Das Wissen, das vermittelt werden soll, identifizieren.

2. Wie ist dieses Wissen in der Alltagssprache verankert?

3. Unterschiede zwischen 1 und 2 identifizieren.

4. die Unterrichtseinheit entwickeln (gemäss den oben erwähnten Punkten)

Das Ganze wurde dann noch anhand des Beispiels des Stromkreislaufes beschrieben.

Das war's.

Das finde ich ziemlich unbefriedigend. Warum?

- Hier wird nicht, wie früher im Kurs, auf die Unterschiede zwischen Konzepten/Inhalten, Prozessen und Prozedere unterschieden. M.E. ist das für guten Unterricht wichtig - zumindest hat mich der Kurs davon überzeugt.

- In etwa so wie beschrieben (science story, internalisieren, anwenden) war mein Unterricht in Naturwissenschaften im Gymnasium. An sich nicht verkehrt. Allerdings haben meiner Erfahrung nach die meisten Schüler die grössten Probleme, wenn es von der "Story" um rechnen geht. Es wird hier nicht im geringsten darauf eingegangen, wie die "Story" und das Konzeptuelle in Berechnungen übersetzt werden soll - und dort sitzen m.E. die grössen Schwierigkeiten des Science-Unterrichtes.

Das kritisiere ich übrigens am kompletten bisherigen Kurs: Das Problem, warum Science als "schwierig" angesehen wird, ist doch nicht das Verstehen an sich, sondern das 'übersetzen' von Sprache in Berechnungen. Oder geht das nur mir und meinem Umfeld so?

- Das 3-Stufenkonzept geht von einer homogenen Schülermasse aus. Die alltäglichen Vorstellungen der Schüler unterscheiden sich jedoch stark. Wisschenschaftliches Folgern nach Piaget (die alltäglichen Vorstellugen der Schüler werden abgerufen und herausgefordert: geht das Schiff unter,wenn es aus schwererem Material ist? Würde die Flasche im Weltraum auch kollabieren?) würde ich in diesem Konzept für relevant halten, um die wissenschaftliche Sichtweise zu etablieren. Hier geht der Lehrer von einer gleichartigen Vorstellung aller Schüler aus - ein grandioser Fehler: die einen werden nicht verstehen, die anderen sich langweilen.

Ich hoffe, dass ich heute den 2.Block noch fertig lesen kann. An sich wäre es dann gut, die 2.Hausarbeit anzulegen, dann ein paar Wochen liegen zu lassen und dann zu formulieren. Aber am Samstag geht's nochmal zum skifahren, bis dann schaffe ich das nicht. Und dort liegt diese Arbeit wohl nicht drin.

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In etwa so wie beschrieben (science story, internalisieren, anwenden) war mein Unterricht in Naturwissenschaften im Gymnasium. An sich nicht verkehrt. Allerdings haben meiner Erfahrung nach die meisten Schüler die grössten Probleme, wenn es von der "Story" um rechnen geht. Es wird hier nicht im geringsten darauf eingegangen, wie die "Story" und das Konzeptuelle in Berechnungen übersetzt werden soll - und dort sitzen m.E. die grössen Schwierigkeiten des Science-Unterrichtes.

Das kritisiere ich übrigens am kompletten bisherigen Kurs: Das Problem, warum Science als "schwierig" angesehen wird, ist doch nicht das Verstehen an sich, sondern das 'übersetzen' von Sprache in Berechnungen. Oder geht das nur mir und meinem Umfeld so?

sehr interessant, mal die eigenen Erfahrungen , das Thema gibts auch schon and der Grundschule, wissenschaftlich fundiert zu lesen. Immer wieder interessant deine Zusammenfassungen, die bringen mich aber dazu meinen Plan B( Psychologie in Hagen )

trotz vorhandenem Interesse am Thema zu überdenken. Abgesehen davon will ich den Plan B eh nicht nutzen......

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