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Abitur mal anders (Homeschooling - Schulpflicht)


jedi

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Zusätzlich fand ich die letztlich auf Twitter aufgekommene Debatte interessant, dass man zu wenig über das alltägliche Leben lernt, also Steuern, Rechnungen, Miete & Co. Das sind Themen, mit denen man auf meinem ach so tollen Gymnasium überhaupt nicht in Berührung gekommen ist.

Ich hatte z.B. nie irgendwelche großen Probleme mich mit diesen Dingen zurechtzufinden. Klar weiß man erstmal nicht bescheid, aber da quatscht man mal ein paar Minuten mit den Eltern, älteren Freunden oder googled sich durch und dann sollte das Wichtigste klar sein.

Selbständig zu werden bedeutet für mich gerade, sich nicht alles in der Schule vorkauen zu lassen, sondern selbst Informationen einzuholen, wenn man sie braucht. Deshalb fand ich die Twitter-Debatte so absurd: Es wurde angekrittelt, dass man Dinge für ein eigenständiges Leben nicht lernt. Die Forderungen, die da tw. aufgestellt wurden, würden aber nichts verbessern, sondern diese Uneigenständigkeit weiter fördern, da man wieder nur ans Patschehändchen genommen wird und nichts allein schaffen muss.

Ein Unterrichtsfach, was Dinge wie Miete und Steuern erklärt, wäre totlangweilig für mich gewesen. Und alles abdecken kann es auch nicht, man hätte gleichzeitig auch wieder nur Dinge mitlernen müssen, die für einen nie relevant werden.

Zum Homeschooling: Ich finde das schon ganz interessant.

Die meisten Argumente hier sind aber auf beide Seiten anwendbar. Weltanschauliche Beeinflussung betreiben z.B. auch Lehrer ganz gerne. Reife und Erfahrung habe ich nicht in der Schule gesammelt, ebenso wenig soziale Kompetenz. Das kam alles später. Also eigentlich finde ich die Pro-Schulpflicht-Argumente zu dünn, weil ich sie anders erlebt habe. Trotzdem denke ich das Homeschooling nur in wenigen Familien praktisch umsetzbar wäre. Deshalb würde ich die Schulpflicht als weit weg von "optimal" bezeichnen, aber momentan noch die bessere und v.a. massenkompatibelste Lösung.

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Heute bereitet die Schule nicht auf das spätere Leben vor. Das bedeutet, für Ausbildung oder Studium ist nur sehr wenig nutzbar. Wir hatten es aber früher mit der Schule besser. Es gab polytechnischen Unterricht, der wirklich sinnvoll war. Da wurde einiges über Maschinenbau gelernt. Auch Praxis kam genug vor.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45741401.html

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Zusätzlich fand ich die letztlich auf Twitter aufgekommene Debatte interessant, dass man zu wenig über das alltägliche Leben lernt, also Steuern, Rechnungen, Miete & Co.

Ich denke auch, dass gerade solche Themen nicht die typischen Fragestellungen eines Kindes sind. Ich weiß gar nicht wie Schüler die Forderung stellen können, dass sie in der Schule das Erstellen einer Steuererklärung lernen möchten. Mal angenommen die Schulen würden das lehren, dann wäre das Geschrei doch genauso groß (Warum muss ein Kind sich mit Problemen aus dem Erwachsenenleben herumschlagen, wenn es doch andere, für Kinder viel wichtigere, Probleme gibt.)

Selbst während meiner Berufsausbildung war mir das Thema Steuererklärung ziemlich egal. Warum hätte es mich auch interessieren sollen bei monatlich 2€ Lohnsteuer im dritten Ausbildungsjahr?!

Heute bereitet die Schule nicht auf das spätere Leben vor. Das bedeutet, für Ausbildung oder Studium ist nur sehr wenig nutzbar.

Ach ist das so? Natürlich brauche ich manche Fächer nicht mehr, die ich während der Schulzeit hatte, da mich diese Themengebiete nicht interessieren. Aber so hat mich die Schule geprägt und dafür gesorgt, dass ich ein gewisses Interesse für mache Themen entwickeln und von anderen wiederum weiß, dass diese mich weniger interessieren. Oder wo wäre ich heute, wenn ich kein mathematisches Verständnis hätte? Ich rede jetzt nicht von komplexen Problemen der Mathematik, sondern von der Alltagsmathematik, die weit über Plus und Minus hinausgeht.

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Ich wollte nur noch mal sagen, dass ich keineswegs verlange, dass in der Schule vermittelt wird, wie man eine Steuererklärung erstellt. Es soll auch kein eigenes Schulfach sein, dass man über mehrere Jahre genießen darf. Meiner Meinung nach reicht es vollkommen aus, wenn man z.B. im Rahmen von Sozialkunde innerhalb der Sekundarstufe 1 einen groben Überblick bekommt.

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Welche Aufgabe hat denn eine Schule?

Geht es um eine breite Allgemeinbildung und auf dem Gymnasium das erlernen der Studierfähigkeit: wo finde ich welche Information und wie wende ich sie richtig an. Oder doch um das erlernen einer allgemeinen 'Lebensfähigkeit'?

Welche Aufgabe haben denn die Eltern für die Erziehung und Bildung der Kinder?

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Ich denke, dass Schule nicht darum herum kommt, immer mehr Aufgaben zu übernehmen, die "eigentlich" die Eltern haben, welche aber dafür keine Zeit oder keine Kompetenzen haben (nicht alle natürlich).

Meiner Meinung nach hat Schule viele Aufgaben:

- Erziehung (gerade in der Grundschule)

- Vorbereitung auf das zusammen leben in unserer Gesellschaft

- Kulturtechniken

- Allgemeinbildung (wobei ich denke, dass diese aktuell zu großen Raum einnimmt)

- Fähigkeit zum eigenen, auch kritsichen, Denken - aber auch zu Kompromissen und belehrbar bleiben

- Kommunikations- und Verhandlungsfähigkeit, Konfliktfähigkeit

- Hinweise für ein gesundes Leben (Ernährung, Bewegung, Suchtprävention etc.)

- Grundlagen unseres Rechts- und Gesellschaftssystems (praktisch orientiert)

- Fähigkeit, sich selbst Wissen anzueignen (nicht nur auf dem Gymnasium)

- deutlich machen, dass nicht nur Schüler mit guten Noten gute Menschen sind

- erkennen, wo Handlungsbedarf zum Beispiel für Therapien oder Erziehungsberatung (der Eltern) besteht - und aktiv werden

- auf die individuelle Persönlichkeit einzugehen statt Gleichmacherei zu betreiben

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Ich denke, dies ist eins der Hauptprobleme, die die Schule momentan hat:

Lehrer werden immer mehr zu Erziehern und Sozialarbeitern, dafür haben sie aber weder die Ausbildung, noch die Zeit.

Es gibt Rahmenrichtlinien, die eingehalten werden müssen, es gibt 30 Kinder in einer Klasse mit den verschiedensten Voraussetzungen und Problemen.

Deswegen finde ich den Ruf nach Homeschooling nachvollziehbar. Ob das aber die richtige Lösung ist, wage ich zu bezweifeln.

Ich habe zwar Abitur und stamme aus einer Lehrerfamilie, ich bilde mir aber nicht ein, dass ich meiner Tochter alles, was notwendig ist, bis zum Abitur beibringen kann. Eben weil ich ihre Mutter bin, und damit per Definition ab einem bestimmten Alter nicht mehr die Hauptbezugsperson, noch kann ich zu hause einen sozialen Kontext zum Lernen bieten. Da reichen auch regelmäßige Spieltreffen, so denke ich, nicht aus. Spielen kann man gemeinsam oder getrennt, Konflikte können durch ausweichen gelöst werden. Aber eine fachliche Diskussion, ein erlernen von Kommunikations- und Diskussionsregeln etc findet einfach nicht statt.

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Ich denke an die Schulzeit zurück. Da gab es in einigen Fächern (Physik, Chemie, Bio) Experimente. Manchmal wurde in Biologie einiges präpariert z.b. Pflanzenteile, Schweineherz, Fische, Kuhaugen usw. Sowas kennen die heute nicht mehr. Da wird kein anschaulicher Unterricht angeboten. Zusätzlich waren nachmittags Arbeitsgemeinschaften. Die AG Chemie war wirklich toll.

paulaken hat schon Recht. Viele sind mit Abitur nicht studierfähig. Aber das liegt auch am Schulsystem.

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@jedi

die Rinderaugen wurden aus dem System genommen, weil es zu viele Beschwerden von Eltern gab, weil das zu Grausam für die armen Kinderseelen ist.

Irgendwie gibt es nur noch zwei Extreme bei den Eltern: Helikopter, die auch die Abiturienten am liebsten bis ins Klassenzimmer bringen würden, damit der arme 18-jährige die schweren Bücher nicht selbst tragen muss. Oder aber die komplette Vernachlässigung.

Das gesunde Mittelmaß scheint es kaum noch zu geben.

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(etwas off topic)

@kawoosh,

ich meinte das auch eher als Ergänzung, dein Beitrag hat mich darauf gebracht.

Es sollte nicht so klingen, als würde ich dir unterstellen das so gemeint zu haben oder als hätte ich dir widersprechen wollen.

Sorry, wenn das so klang :blushing:

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