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Soll ich den Arbeitgeber über das Fernstudium informieren?


Markus Jung

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Meistens wird das Fernstudium ja zusätzlich zu einem Beruf durchgeführt, oft sogar neben einem Vollzeit-Job, und soll unter anderem den Arbeitsplatz sichern und auch die Karriere voran bringen. Dabei stellt sich auch die Frage, ob es sinnvoll ist, den Arbeitgeber über sein Fernstudium zu informieren.

 

Eine pauschale Antwort gibt es nicht und es kommt immer auf die individuelle Situation an, wie viele Diskussionen zu diesem Thema bei Fernstudium-Infos.de zeigen. Allerdings gibt es verschiedene Konstellationen, in denen es unterschiedlich sinnvoll sein kann, den Arbeitgeber zu informieren. Für die Entscheidungsfindung können folgenden Fragen helfen.

 

 

Was hat der Arbeitgeber davon, dass ich das Fernstudium mache?

 

Diese Frage ist vielleicht sogar die wichtigste. Warum mache ich das Fernstudium?

 

Werde ich dadurch dafür qualifiziert, meinen jetzigen Job besser zu machen oder innerhalb der Firma neue Aufgaben übernehmen zu können (unabhängig davon, ob ich diese Möglichkeit dann nach Abschluss des Studiums auch wirklich wahr nehmen möchte)? Dann kann es durchaus sinnvoll sein, den Arbeitgeber zu informieren, da er das Vorhaben vielleicht sogar aktiv unterstützen wird und möglicherweise sogar überlegt werden kann, wie bereits während des Studiums neue Aufgaben übertragen und die weitere Karriere geplant werden kann etc.

 

Ist aber deutlich, dass ich mich mit dem Fernstudium in eine ganz andere Richtung weiterentwickele oder hinterher für die Tätigkeit und auch allgemein die im Unternehmen angebotenen Tätigkeiten überqualifiziert bin, bietet es sich eher nicht an, über das Fernstudium zu informieren. Dann ist den Vorgesetzten klar, dass man wohl nach dem Fernstudium weg sein wird und die Arbeitsleistung wird vielleicht auch kritischer bewertet, da die Aufmerksamkeit nicht mehr ganz auf dem Job liegt.

 

Berücksichtigt werden sollte auch, dass der Vorgesetzte Bedenken haben könnten, dass man an seinem Stuhl sägt, gerade wenn er formal vielleicht schlechter qualifiziert ist, als man es selbst nach Abschluss des Studiums sein wird und diese Qualifikation für vergleichbare Tätigkeiten im Unternehmen erwartet wird etc.

 

Gibt es feste Präsenztermine, die innerhalb der Arbeitszeit liegen?

 

Wenn Anwesenheiten für Präsenzveranstaltungen erforderlich sind, die während der üblichen Arbeitszeiten liegen kann es hilfreich sein, wenn der Arbeitgeber und die Kollegen informiert sind, um auf Verständnis zu hoffen und für diese Veranstaltungen Urlaub nehmen zu können. Manchmal wird sogar eine Freistellung durch den Arbeitgeber gewährt.

 

Benötige ich die Unterstützung des Arbeitgebers?

 

Gerade bei privaten Anbietern kommen für ein Fernstudium mitunter erhebliche Kosten zusammen. Wer diese nicht aus eigenen Mitteln oder auf anderem Wege finanzieren kann (Ersparnisse, Konsumverzicht, Stipendien, Kredite etc.) kann den Arbeitgeber um Unterstützung bitten.

 

Hier lohnt es sich, sich vorher diskret zu informieren, wie allgemein mit diesem Thema im Unternehmen umgegangen wird und an welche Bedingungen wie zum Beispiel Bindefristen eine solche Unterstützung geknüpft ist. Vorteil ist, dass mitunter in einem solchen Unterstützungsvertrag auch Sonderurlaub gewährt wird oder sonstige Vorteile.

 

Vor Verhandlungen in dieser Richtung ist es auch wieder wichtig, die eingangs genannte Frage zu beantworten, was der Arbeitgeber von der Weiterbildung hat.

 

Wie ist die Stimmung im Unternehmen?

 

Auch das kann ein wichtiges Kriterium sein. Wird allgemein sehr wertschätzend mit den Mitarbeitern umgegangen und werden diese auch in persönlichen Anliegen unterstützt? Oder herrscht eher ein Klima der Skepsis und Kontrolle oder wird vielleicht sogar versucht Mitarbeiter abzubauen? In so einem kritischen Umfeld kann ein Fernstudium schnell zu Anlass genommen werden um nach Fehlern zu suchen oder dem Mitarbeiter zu unterstellen, dass er sich durch die Weiterbildung nicht mehr voll auf seine betriebliche Tätigkeit konzentrieren kann etc.

 

Wann möchte ich den Arbeitgeber informieren?

 

Auch über den Zeitpunkt der Information sollte man sich im Vorfeld ausführlich Gedanken machen. Insbesondere dann, wenn man sich noch unsicher ist, ob ein Fernstudiengang wirklich das richtige für einen ist oder ob man es auch wirklich in seinem Leben unterbringen und bis zum Ende durchziehen kann sollte gut überlegt werden, ob man es nicht erstmal für sich behält, solange es keine zwingenden Gründe gibt, die es erforderlich machen den Arbeitgeber einzubeziehen.

 

Allgemein empfiehlt es sich, in der Planungsphase die Weiterbildung für sich zu behalten, bis auch wirklich feststeht, was man machen möchte und auch wirklich einen Platz sicher hat.

 

Während des Fernstudiums kann es dann sinnvoll sein den Arbeitgeber einzubeziehen, wenn sich dadurch wie zuvor ausgeführt Vorteile und Unterstützung ergeben können.

 

Ansonsten kann es aber durchaus auch eine Überlegung sein, damit zu warten, bis absehbar ist, dass der Abschluss auch wirklich erreicht wird oder sogar bestanden wurde. Allerdings sollte dabei berücksichtigt werden, dass Vorgesetzte es auch als mangelndes Vertrauen in ihn und das Unternehmen empfinden können, wenn es bis dahin verschwiegen wurde.

 

Und gerade wenn nach dem Abschluss die Bewerbung in anderen Unternehmen ansteht kann es auch eine Option sein, über das Fernstudium gar nichts zu erwähnen. Allerdings sollte sich jeder darüber im klaren sein, dass es recht schwierig sein kann, über Jahre hinweg über so ein Projekt, welches viel der Freizeit bindet und eine große Rolle im Leben spielt, komplett auch in Gesprächen mit Kollegen etc. zu schweigen.

 

Aus diesen Fragen und Ausführungen dürfte nochmal deutlich werden, wie sehr es stets ein Abwägen ist. Eine Verpflichtung den Arbeitgeber zu informieren gibt es indes nicht, da eine solche Weiterbildung in der Freizeit statt findet.

 

Wenn ihr unsicher seid, was eure individuelle Situation angeht, könnt ihr diese gerne auch im Forum schildern und dazu Meinungen anderer Benutzer einholen. Es gibt regelmäßig Diskussionen darüber, ob der Arbeitgeber über das Fernstudium informiert werden sollte, welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt und ob es auch einen Anspruch für eine Unterstützung gibt.

Bearbeitet von Markus Jung
Position Video verändert, Text leicht überarbeitet
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  • 1 Jahr später...
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Ich informieren meinen Betrieb nur, wenn es für den Betrieb und auch für mich vorteilhaft sein könnte. Ist das Studium fachfremd, weil ich es interessant finde, oder evtl. darin später arbeiten möchte, dann nicht. Will keine schlafenden Hunde wecken...  so etwas erzähle ich maximal einzelnen vertrauenswürdigen Kollegen.

Bearbeitet von der_alex
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  • 2 Jahre später...

Also ich habe meinen Betrieb beziehungsweise sowohl meinem direkt Vorgesetzten als auch der Personalabteilungsleitung von meinen Plänen erzählt. Dies wurde überraschend positiv aufgenommen, obwohl mein Wunsch tatsächlich fachfremd ist. Ich habe darüber gesprochen, dass ich daran eben sehr großes Interesse habe und mich mit der aktuellen Lage nicht 100% ausgeglichen fühle. IT Support und IT Projektmanagement sind sehr interessante Themenfelder, jedoch sehe ich mich nicht dauerhaft in diesem Vollzeitjob. Auch dies habe ich angebracht und dafür gabs Akzeptanz und Verständnis. 

 

Bei Fragen und Hilfestellungen steht mein Arbeitgeber auch zur Verfügung. 

 

 

Ich bin echt froh, dass in meinem Betrieb so eine Offenheit herrscht und nicht gleich alles verteufelt wird. 
Auch bin ich der Meinung, dass dieses Verhalten dazu beigetragen hat, dass ich gerne bei der Unternehmung bleibe. 

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vor 17 Minuten hat Markus Jung geschrieben:

Gab es da keine Bedenken, zum Beispiel künftig weniger in Deine Weiterentwicklung zu investieren, wenn absehbar ist, dass du das Unternehmen mittelfristig verlassen wirst?

Warum das Unternehmen verlassen? Das ist schlicht weg eine falsche Annahme. Ich habe die Möglichkeit meine Arbeitszeit zu verringern wenn ich dies möchte. 
Ich werde weiterhin gefördert und weitergebildet. Zum Beispiel werde ich bald meine Ausbilder-Ausbildung anfangen.
Ich finde mein Arbeitgeber hat eine sehr moderne Einstellung dahingehend. Warum sollte es für mein Arbeitgeber nachteilig sein, wenn ich mich selbst erfüllen kann ohne Existenzängste, dass bindet einen AN mehr als der Druck? Solang ich meine Arbeit in vollem Umfang und noch mehr erledige ist alles i.O. 

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vor 1 Stunde hat Kristin_Z geschrieben:

Ich finde mein Arbeitgeber hat eine sehr moderne Einstellung dahingehend. Warum sollte es für mein Arbeitgeber nachteilig sein, wenn ich mich selbst erfüllen kann ohne Existenzängste, dass bindet einen AN mehr als der Druck? Solang ich meine Arbeit in vollem Umfang und noch mehr erledige ist alles i.O. 

 

Das klingt ganz wunderbar, wie Dein Arbeitgeber hier vorgeht!

 

Ich denke der Trend geht nach und nach dazu, dass Menschen eben nicht mehr Leben um zu arbeiten, sondern arbeiten um zu Leben. Das macht sich in meinem Bereich (Soziale Arbeit) beispielsweise durch viele kleine Stellen bemerkbar. Bewusst entscheiden sich Fachkräfte für Teilzeitstellen, um ihren Hobbys, Ehrenamtsstellen nachzugehen oder einfach nur Zeit für sich zu haben und nicht gefühlt mit der Arbeitsstelle "verheiratet zu sein".

 

Eine Fachkraft meines Teams hat im Vorstellungsgespräch bereits benannt, dass sie einen Yoga-Ausbildungsschein in Italien anstrebt, bei dem sie ein Wochenende im Monat und zwei Blockwochen im Jahr Präsenzpflicht hat. Mit dem Team in dem sie eingesetzt wurde und ihr wurde gemeinsam geschaut, was hier an Freistellung wie gehen könnte, jedoch auch was sie dafür an anderer Stelle geben kann und ein guter Weg gefunden, sie über die zwei Jahre der Ausbildung bei uns zu beschäftigen. Jetzt nach fünf Jahren ist sie weiterhin Teil unseres Teams, mit ihren Stunden von 28 auf 20 Wochenstunden heruntergegangen, um 2 x in der Woche Yogastunden zu geben. Dafür ist sie in der übrigen Zeit sehr flexibel, bereit sich selbständig über alles was sie an ihren freien Tagen verpasst hat zu informieren und eine super ausgeglichene Bereicherung für das Team und die Gesamteinrichtung.

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