Zum Inhalt springen

Was bringen Fernschulen wirklich? Vorteile?


Jovelino

Empfohlene Beiträge

schrieb Woglinde:

Vielleicht wollen die IHKs ja mit ihrer Darstellung deutlich machen, dass sie glauben, Berufstätigkeit wäre das Gleiche wie akademische Bildung.

Das würde bedeuten, dass man zwar nur nur 700 Stunden Untericht als Fachwirt hat, aber wegen der Berufstätigkeit die gleichen Kenntnisse hat wie ein Bachelor nach 5400 Stunden.

So etwas machen ja auch Titelmühlen, die aufgrund von Berufserfahrung "akademische Grade" verleihen. Berufstätigkeit kann bei denen sogar ein komplettes Hochschulstudium ersetzen, so daß man direkt "promovieren" kann, 

So weit sind die IHKn offensichtlich noch nicht. ;)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Anzeige: (wird für registrierte Benutzer ausgeblendet)

  • Antworten 26
  • Erstellt
  • Letzte Antwort

Hallo ceggert,

Auch eine pauschale Anrechnung von Credit Points aus Fortbildungen wäre denkbar, z.B. maximal 30 von 180 Punkten (Bachelor) für einen Fachwirt. 30 Credit Points entsprechen ca. 900 Stunden, wobei hier allerdings das geringere Gesamtniveau der IHK-Fortbildungen im Verhältnis zu Hochschulstudien außer acht gelassen würde.

Auch ich halte 30 Credit Points für einen Fachwirt, Fachkaufmann usw. für durchaus angemessen. 30 Credit Points entsprechen ja 900 Stunden Studium. Dies bedeutet ein Semester Vollzeit-Studium an einer Hochschule. Da die IHK-Fortbildungen 2-3 Semester berufsbegleitend erfolgen, sind 30 Credit Points ein guter Wert.

Aber ich habe den Eindruck, dass die IHKs gar nicht an einer Anrechnung interessiert sind, sondern Konfrontationskurs fahren, nämlich mit dem Wunschdenken:

Fachwirt = Bachelor (wenn auch mit einem CCI dahinter)

Nothung

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Sei gegrüßt yoda,

Was ist denn mit den Betriebswirten und technikern? Die sind immer schlechter dran, weil der Staat die Abschlüsse abwertet.

welcher Staat wertet welche Abschlüsse ab ?

Ich denke, die "staatlich geprüften" Abschlüsse (ca. 2400 Stunden Aufwand) entsprechen den US-amerikanischen Associate Degrees der Community Colleges. Einen Bachelor draufzusetzen sollte innerhalb von 3 Semestern möglich sein.

Hiervon zu trennen sind die IHK-Abschlüsse, die einen deutlich geringeren Umfang aufweisen, wie von ceggert ja schon beschrieben wurde.

Nothung

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

schrieb ceggert:

So etwas machen ja auch Titelmühlen, die aufgrund von Berufserfahrung "akademische Grade" verleihen. Berufstätigkeit kann bei denen sogar ein komplettes Hochschulstudium ersetzen, so daß man direkt "promovieren" kann, 

So weit sind die IHKn offensichtlich noch nicht. ;)

Also ceggert, da ich ja weiß, dass Du hier schon wirklich sehr gute Beiträge geschrieben hast, weiß ich zum Glück auch, dass Du das nicht wirklich ernst meinst (nur so als Info für die Neuen).:cool:

Das Beispiel ist natürlich sehr extrem, weil seit mehr als 20 Jahren bloß ein Briefkasten wirklich existiert. Studienprogramme gibt es dort nicht, dort werden nur Zusammenfassungen geschrieben - reine geklaute Plagiate aus dem Internet reichen natürlich aus. Aber gerade diese Titelmühlen sorgen ja dafür, dass eine mögliche Anrechnung von Berufspraxis belächelt wird.

Aber man muss das anders definieren als die Titelmühlen. Es geht ja nicht um 'Berufs- und Lebenserfahrung', sondern um eine Anrechnung nachweislich erbrachter staatlicher bzw. staatlich anerkannter und überwachter Fortbildungsprüfungen.

Die sogenannten 'life-experience-degrees' sind natürlich völliger Humbug und eine fiktive Erfindung illegal operierender Organisationen. So etwas gibt es im anerkannten Hochschulbereich nicht. Dann müsste ja jeder irgendwann automatisch seinen Dr. bekommen, spätestens zur Rente.:D Eine Lebenserfahrung hat nichts direkt mit wissenschaftlicher Arbeit auf hohem Niveau zu tun.

Entwicklungen

Es werden neue Programme auf uns zukommen, auch wenn es noch dauert.

Solche Dinge wie Anrechnung von Berufspraxis sind im Ausland schon seit Jahrzehnten völlig normal.

Nur muss das bildungspolitisch völlig anders gehandhabt werden, als es bislang in Deutschland zumeist der Fall ist.

Nur so als fiktive Theorie: Was würde dagegen sprechen, jemandem, der wirklich sämtliche Klausuren usw. besteht, ihm seinem Wissen entsprechend einen akademischen Grad zu verleihen. Akademisches Wissen muss er ja haben, sonst würde der oder diejenige die Prüfungen nicht schaffen.

Andererseits ist natürlich ebenso klar, dass ohne jegliches Hochschulstudium keine Qualifikationen wie wissenschaftliches Arbeiten in jeglicher Form erworben werden können. Daher wäre eine Vergabe eines akademischen Grades ohne Hochschulstudium absurd (in Frankreich gibt es übrigens diese Möglichkeit - für Deutsche leider ohne akademischen Wert).

Nachdem ich mich näher mit der University of Southern Queensland befasst habe, ist sie zu meiner Lieblings-Auslandshochschule geworden. Es sind Anrechnungen bis zu 50 % möglich; wenn die zugrunde liegenden abgeschlossenen beruflichen Weiterbildungen denn wirklich fachlich auf hohem Niveau sind und staatliche Fortbildungsprüfungen absolviert wurden. Warum auch nicht?

Sehe ich mir beispielsweise die Programme der Euro-FH und der Hamburger Fernhochschule an, stelle ich fest, dass diese im Grunde mehr oder weniger ebenso eine solche Verkürzung bzw. indirekte Anrechnung haben, nur wird das eben nicht so ausgedrückt. Die beiden Genannten bieten praxiserfahrenen Berufstätigen Studiengänge in Teilzeit an, die ebenso schnell abgeschlossen werden können wie Vollzeitstudiengänge.

Im Hamburger Hochschulgesetz sehe ich deutliche positive Entwicklungen.

Und auf diesem Gedanken bauen die IHKen offensichtlich derzeit auf. Daher gehe ich, wie bereits gesagt, schwer davon aus, dass in Deutschland von den Kammern zunehmend Berufsakademien gegründet werden. Und das ist gut so. Für Berufspraktiker mit echtem Wissen - ich spreche hier ja nicht von einem Kopfschlächter, der 20 Jahre am Fließband gestanden hat und sich ggf. nie weiterentwickelt hat (nicht falsch verstehen, ist ein wichtiger Job) - sondern von nachweislichem kompetenten Fachwissen auf hohem Niveau, das tatsächlich vorhanden ist.

Die IHKen haben unter Berufspraktikern für positive Entwicklungen gesorgt, allerdings in letzter Zeit teilweise auch für etwas Verwirrung. Eine Übersetzung eines IHK-Abschlusses zum Bachelor (CCI) ist natürlich absolut nicht zulässig und auch völlig falsch. In der Tat liegt hier beim Titelträger eindeutig eine Strafbarkeit wegen Missbrauchs von inländischen bzw. ausländischen akademischen Graden vor.

Exkurs:

Viele denken leider, dass man einen akademischen Grad führen darf, nur weil man irgendetwas dahinter, davor, darunter oder sonstwohin schreibt.

Das ist genau der Unfug, wie sie in Titelhändler so falsch verbreiten, weil sie oft selbst nicht besonders gebildet sind und ihren Profit steigern wollen, bevor es in die wohl verdiente geschlossene Einrichtung - ähnlich einer Jugendherberge organisiert - geht.

Darüber sollte sich auch jeder Bildungsanbieter im Klaren sein. Es gibt immernoch einige Bildungsanbieter in Deutschland, die unbefugt Diplom-Bezeichnungen vergeben und natürlich noch mehr Menschen, die die Bezeichnung dann unerlaubt in Deutschland führen.

 

In diesen Fällen machen sich die Bildungsanbieter ggf. mitschuldig (§§ 26, 27; 132a StGB).

Natürlich hat die IHK mit solchen dubiosen Machenschaften nicht das Geringste am Hut. Die IHK arbeitet seriös, sonst wären die Prüfungen auch nicht staatlich anerkannt. Durch solche irreführende Werbung kann das aber schonmal negative Eindrücke erwecken.

In etwa 10 Jahren sieht die Sache schon ganz anders aus. Die IHK scheint ernsthaft auf Hochschulkurs zu gehen; dagegen ist nichts einzuwenden - im Gegenteil: Viele echte Fachkräfte bekommen so die Chance, doch noch in angemessener Zeit zum Hochschulabschluss zu kommen.

MfG Joe

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Das kommt mir bekannt vor. Von der USQ habe ich auch schon mal gehört.

:D, irgendwie sagt mir das auch was.

Du hast mich schließlich auf die Idee gebracht.:rolleyes:

Das könnte doch mal veröffentlicht werden, was da anerkannt wird zur Anrechnung.

Ist in Arbeit. Anfang bis Mitte nächsten Jahres werde ich ein entsprechendes Buch mit aktuellen Angeboten und Möglichkeiten veröffentlichen.

MfG Joe

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

In etwa 10 Jahren sieht die Sache schon ganz anders aus. Die IHK scheint ernsthaft auf Hochschulkurs zu gehen; dagegen ist nichts einzuwenden - im Gegenteil: Viele echte Fachkräfte bekommen so die Chance, doch noch in angemessener Zeit zum Hochschulabschluss zu kommen.

MfG Joe

Wenn eine IHK heute einen Fachwirt mit einem Bachelor gleichsetzt, ist das etwas anderes als wenn morgen vielleicht eine IHK-eigene Hochschule einen Bachelor verleiht. Denn heute gibt es so etwas nicht !

Und wenn die IHKn durch ihre unseriöse Vorgehensweise den Dialog mit dem Hochschulbereich in Bezug auf Anrechenbarkeit ihrer heutigen Fortbildungsabschlüsse verhindern, so schadet das in erster Linie ihren Absolventen, die dann bei einem nachfolgenden Hochschulstudium alles noch einmal machen müssen !

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Das Problem ist m.E. vielschichtiger.

Die Inhalte der nicht-Hochschul-Bildungsanbieter haben lange nicht den theoretischen Tiefgang, den Hochschulen vermitteln. Einfach auch deshalb, weil diese Grundlagen für viele Belange schlichtweg nicht gebraucht werden.

Daß Hochschulen im Allgemeinen nur an Hochschulen erworbene Qualifikationen anerkennen, ist zwar richtig - aber wie das mit dem Allgemeinen so ist, gibt es Spezialfälle. Bei uns an der Uni Koblenz werden meines Wissens nach auch Vorleistungen anerkannt, die nicht an einer Hochschule erworben wurde, wenn die Gleichwertigkeit anhand einer detailhaften Betrachtung des Curriculums gegeben ist.

Einer Freundin von mir hat, zum Beispiel, die Uni Koblenz im Studiengang Informationsmanagement das Wirtschaftsenglisch aus der Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin 100%-ig anerkannt.

Die Hochschulen wehren sich meiner Erfahrung nach garnicht wirklich gegen das Anerkennen von Vorleistungen, sondern gegen die Pauschalisierung dieser Anrechnungen, frei nach dem Motto: Machen sie eine IHK-Ausbildung und sparen sie sich das erste Jahr der Uni.

Ich denke daß der Trend in Richtung Portfolio geht, nach kanadischem Vorbild. Die Open University of Canada, Athabasca University, erkennt auch informal erworbene Vorleistungen an, wenn diese Anhand von Arbeitsproben, Zeugnissen und ähnlichem, glaubhaft gemacht werden können. Das Konzept heißt "PLAR" - Prior Learning Assessment and Recognition. Das wäre meines Erachtens ein wirklich großer Schritt vorwärts für Deutschland.

Alex

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Archiviert

Dieses Thema ist jetzt archiviert und für weitere Antworten gesperrt.




×
  • Neu erstellen...